«Wir begünstigen Innovation durch flache Hierarchie und eine Du-Kultur.»
Im Interview mit Jan Pfenninger von Planzer, wollen wir wissen, wie das Unternehmen zu Startups steht und was es unter Innovation versteht.
Was bedeutet für Planzer Innovation?
Wir verstehen unter Innovation eine Vereinfachung von bestehenden Strukturen und Abläufen aufgrund neuer Ansätze oder Hilfsmittel. Diese Neuerungen müssen nicht immer bahnbrechend sein. Und auch nicht immer digital. Im autofreien Zermatt zum Beispiel liefern wir mit unserer Tochtergesellschaft Alpin Cargo Waren seit wenigen Monaten mit der Pferdekutsche aus.
Was muss ein Unternehmen machen, um erfolgreich zu bleiben? Und wie wichtig ist Innovation dabei?
Im Mittelpunkt unseres Familienunternehmens steht der Mensch. Er treibt unsere Firma an. Darum arbeiten bei uns Menschen, die gerne anpacken, sich für unsere Kunden stark machen, im Team funktionieren und mitdenken. Damit sie das tun können, brauchen sie starke Werte. Diese stehen nicht nur in unserem Leitbild, sondern werden bei uns Tag für Tag vorgelebt – von den Inhabern, Familienmitgliedern und Geschäftsleitungsmitgliedern genauso wie von den Vorgesetzten. Dieses Verständnis sehen wir als einen Erfolgsfaktor. Dabei spielt Innovation, das heisst, bestehende Strukturen und Abläufe zu vereinfachen, eine wichtige Rolle, um sich stetig weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Was sind eure bevorzugten Innovationsbereiche?
Zum einen innovieren wir überall dort, wo es um den Kunden geht, also bei der Dienstleistungsqualität und -vielfalt, Prozessen, einzelnen Produkten. Zum Beispiel bieten wir seit 2018 einen Lieferservice für Pakete bis 30 kg an. Doch auch an der Effizienz unserer Ablaufstruktur arbeiten wir ständig weiter. So haben wir 2006 den digitalen Planzer-Dispo-Monitor eingeführt. Auf diesem sehen unsere Disponenten, wo sich welches Fahrzeug in Echtzeit befindet. Das erspart ständiges Rückfragen und ermöglicht eine zeit- und streckenoptimierte Disposition.
Wie proaktiv fördert Planzer Innovation im Unternehmen?
Am stärksten begünstigen wir Innovation mit unseren flachen Hierarchien und einer respektvollen Du-Kultur. Das baut die Hemmung ab, neue Ideen oder Verbesserungen anzubringen. Anders als in Grosskonzernen kann man bei uns mit den Inhabern und jedem Vorgesetzten ein informelles Schwätzchen halten.
Gibt es bei Planzer physische und virtuelle Orte, an denen Innovieren nicht nur ausdrücklich erwünscht, sondern Leitmotiv ist?
Dieser Austausch findet bilateral und in den einzelnen Abteilungen statt. Der Treiber unserer Innovationskultur sind der Kunde und dessen Bedürfnisse, also nicht unbedingt neue Technologien. Wenn wir Bedürfnisse mit Technologien lösen können: prima. Wenn wir mit Änderungen in den Prozessen oder mit neuen Produkten vorankommen, ist das genauso gut.
Welche Innovationen werden in der Organisation erinnert und warum? Wie weit liegen sie zurück?
In den 1980er-Jahren kaufte Planzer einen Sourcecode, welcher noch heute die Basis für unser eigens entwickeltes Logistiksystem bildet. Das System wird stetig weiterentwickelt und aktuellen Kundenbedürfnissen angepasst. Ein weiteres Innovationshighlight erfolgte 1997 mit dem Kauf von Cargo Domizil – ein Tochterunternehmen von den SBB – durch Planzer und zwei weitere Partner. Seither transportieren wir Güter auf dem Hauptlauf mit der emissionsarmen Bahn. Für privatwirtschaftliche Transportunternehmen war das sehr innovativ. Zu unseren jüngeren Innovationen gehört das automatische Kleinteilelager in Härkingen. In diesem wickeln wir die Lagerlogistik von Kleinteilen wie Schrauben etc. automatisiert ab.
Was raten sie als etabliertes Unternehmen einem jungen, wilden Startup in den ersten Lebensjahren für die Zukunft?
Ein Startup braucht Menschen, die mit Begeisterung und Herzblut bei der Sache sind. Denn nur solche überführen den Schwung der Startphase in einen erfolgreichen laufenden Betrieb. Ausserdem sollte ein Startup nicht alles selber machen, sondern sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Wenn es aus Kostenüberlegungen versucht, alle Wertschöpfungsprozesse selber zu erledigen, riskiert es, sich zu verzetteln und den Fokus zu verlieren. Ausserdem fehlt in einem jungen Unternehmen oft Know-how für Spezialaufgaben wie Finanzen, Marketing oder Logistik. Hier spiel das persönliche Netzwerk jedes einzelnen eine relevante Rolle.
Wie arbeitet Planzer mit Startups zusammen?
Das jüngste Beispiel ist die 2014 gegründete deutsche Firma ProGlove. Diese stellt Arbeitshandschuhe mit integriertem Scanner her. Dank der neuen Technologie erhöhen wir die Scanintervalle und -reichweite und somit die Scanqualität von Warenetiketten und gewinnen an Bewegungsfreiheit. Für uns war das Produkt und auch das Unternehmen überzeugend und eine Zusammenarbeit kam zustande. Ein weiteres Beispiel ist Helveticor, unser Experte für internationale Sicherheitslogistik. Das Jungunternehmen wurde von wenigen Jahren von einem dynamischen Team gegründet, das uns seine Idee präsentierte und nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit suchte. Wir fanden das Konzept so gut, dass wir Helveticor in unsere Gruppe integrierten.
Was kann ein Startup von einem Grossunternehmen lernen?
Startups finden bei gestandenen Unternehmen Wissen und Können. Wer genau hinschaut, kann Neulingsfehler vermeiden. Und schliesslich empfehlen wir Startup-Unternehmen, mit Kontakten in die bestehenden Branchen ihr berufliches Netzwerk zu pflegen und auszubauen. Manchmal ist es besser, jemanen zu kennen als etwas zu können.
Was kann ein Grossunternehmen von einem Startup lernen?
Grossunternehmen können sich von den Startups ein Stück Agilität abschneiden. Gründer und Jungunternehmer sind schnell im Entscheiden und Umsetzen. Das ist manchmal marktentscheidend. Ausserdem bewundern wir den unternehmerischen Mut von Jungunternehmern. Der kann im Alltagsgeschäft nach ein paar Jahrzehnten schon mal verlorengehen.
Vielen Dank für das Interview!
Planzer gehört zu den grössten Transport- und Lagerlogistikunternehmen der Schweiz. An über 60 Standorten in der Schweiz und Niederlassungen im angrenzenden Ausland beschäftigt das Familienunternehmen rund 5300 Mitarbeitende, davon 330 Lernende. Fast zwei Drittel der Sendungen werden mit der emissionsarmen Bahn transportiert. |
«Wir begünstigen Innovation durch flache Hierarchie und eine Du-Kultur.»
Im Interview mit Jan Pfenninger von Planzer, wollen wir wissen, wie das Unternehmen zu Startups steht und was es unter Innovation versteht.
Was bedeutet für Planzer Innovation?
Wir verstehen unter Innovation eine Vereinfachung von bestehenden Strukturen und Abläufen aufgrund neuer Ansätze oder Hilfsmittel. Diese Neuerungen müssen nicht immer bahnbrechend sein. Und auch nicht immer digital. Im autofreien Zermatt zum Beispiel liefern wir mit unserer Tochtergesellschaft Alpin Cargo Waren seit wenigen Monaten mit der Pferdekutsche aus.
Was muss ein Unternehmen machen, um erfolgreich zu bleiben? Und wie wichtig ist Innovation dabei?
Im Mittelpunkt unseres Familienunternehmens steht der Mensch. Er treibt unsere Firma an. Darum arbeiten bei uns Menschen, die gerne anpacken, sich für unsere Kunden stark machen, im Team funktionieren und mitdenken. Damit sie das tun können, brauchen sie starke Werte. Diese stehen nicht nur in unserem Leitbild, sondern werden bei uns Tag für Tag vorgelebt – von den Inhabern, Familienmitgliedern und Geschäftsleitungsmitgliedern genauso wie von den Vorgesetzten. Dieses Verständnis sehen wir als einen Erfolgsfaktor. Dabei spielt Innovation, das heisst, bestehende Strukturen und Abläufe zu vereinfachen, eine wichtige Rolle, um sich stetig weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Was sind eure bevorzugten Innovationsbereiche?
Zum einen innovieren wir überall dort, wo es um den Kunden geht, also bei der Dienstleistungsqualität und -vielfalt, Prozessen, einzelnen Produkten. Zum Beispiel bieten wir seit 2018 einen Lieferservice für Pakete bis 30 kg an. Doch auch an der Effizienz unserer Ablaufstruktur arbeiten wir ständig weiter. So haben wir 2006 den digitalen Planzer-Dispo-Monitor eingeführt. Auf diesem sehen unsere Disponenten, wo sich welches Fahrzeug in Echtzeit befindet. Das erspart ständiges Rückfragen und ermöglicht eine zeit- und streckenoptimierte Disposition.
Wie proaktiv fördert Planzer Innovation im Unternehmen?
Am stärksten begünstigen wir Innovation mit unseren flachen Hierarchien und einer respektvollen Du-Kultur. Das baut die Hemmung ab, neue Ideen oder Verbesserungen anzubringen. Anders als in Grosskonzernen kann man bei uns mit den Inhabern und jedem Vorgesetzten ein informelles Schwätzchen halten.
Gibt es bei Planzer physische und virtuelle Orte, an denen Innovieren nicht nur ausdrücklich erwünscht, sondern Leitmotiv ist?
Dieser Austausch findet bilateral und in den einzelnen Abteilungen statt. Der Treiber unserer Innovationskultur sind der Kunde und dessen Bedürfnisse, also nicht unbedingt neue Technologien. Wenn wir Bedürfnisse mit Technologien lösen können: prima. Wenn wir mit Änderungen in den Prozessen oder mit neuen Produkten vorankommen, ist das genauso gut.
Welche Innovationen werden in der Organisation erinnert und warum? Wie weit liegen sie zurück?
In den 1980er-Jahren kaufte Planzer einen Sourcecode, welcher noch heute die Basis für unser eigens entwickeltes Logistiksystem bildet. Das System wird stetig weiterentwickelt und aktuellen Kundenbedürfnissen angepasst. Ein weiteres Innovationshighlight erfolgte 1997 mit dem Kauf von Cargo Domizil – ein Tochterunternehmen von den SBB – durch Planzer und zwei weitere Partner. Seither transportieren wir Güter auf dem Hauptlauf mit der emissionsarmen Bahn. Für privatwirtschaftliche Transportunternehmen war das sehr innovativ. Zu unseren jüngeren Innovationen gehört das automatische Kleinteilelager in Härkingen. In diesem wickeln wir die Lagerlogistik von Kleinteilen wie Schrauben etc. automatisiert ab.
Was raten sie als etabliertes Unternehmen einem jungen, wilden Startup in den ersten Lebensjahren für die Zukunft?
Ein Startup braucht Menschen, die mit Begeisterung und Herzblut bei der Sache sind. Denn nur solche überführen den Schwung der Startphase in einen erfolgreichen laufenden Betrieb. Ausserdem sollte ein Startup nicht alles selber machen, sondern sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Wenn es aus Kostenüberlegungen versucht, alle Wertschöpfungsprozesse selber zu erledigen, riskiert es, sich zu verzetteln und den Fokus zu verlieren. Ausserdem fehlt in einem jungen Unternehmen oft Know-how für Spezialaufgaben wie Finanzen, Marketing oder Logistik. Hier spiel das persönliche Netzwerk jedes einzelnen eine relevante Rolle.
Wie arbeitet Planzer mit Startups zusammen?
Das jüngste Beispiel ist die 2014 gegründete deutsche Firma ProGlove. Diese stellt Arbeitshandschuhe mit integriertem Scanner her. Dank der neuen Technologie erhöhen wir die Scanintervalle und -reichweite und somit die Scanqualität von Warenetiketten und gewinnen an Bewegungsfreiheit. Für uns war das Produkt und auch das Unternehmen überzeugend und eine Zusammenarbeit kam zustande. Ein weiteres Beispiel ist Helveticor, unser Experte für internationale Sicherheitslogistik. Das Jungunternehmen wurde von wenigen Jahren von einem dynamischen Team gegründet, das uns seine Idee präsentierte und nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit suchte. Wir fanden das Konzept so gut, dass wir Helveticor in unsere Gruppe integrierten.
Was kann ein Startup von einem Grossunternehmen lernen?
Startups finden bei gestandenen Unternehmen Wissen und Können. Wer genau hinschaut, kann Neulingsfehler vermeiden. Und schliesslich empfehlen wir Startup-Unternehmen, mit Kontakten in die bestehenden Branchen ihr berufliches Netzwerk zu pflegen und auszubauen. Manchmal ist es besser, jemanen zu kennen als etwas zu können.
Was kann ein Grossunternehmen von einem Startup lernen?
Grossunternehmen können sich von den Startups ein Stück Agilität abschneiden. Gründer und Jungunternehmer sind schnell im Entscheiden und Umsetzen. Das ist manchmal marktentscheidend. Ausserdem bewundern wir den unternehmerischen Mut von Jungunternehmern. Der kann im Alltagsgeschäft nach ein paar Jahrzehnten schon mal verlorengehen.
Vielen Dank für das Interview!
Planzer gehört zu den grössten Transport- und Lagerlogistikunternehmen der Schweiz. An über 60 Standorten in der Schweiz und Niederlassungen im angrenzenden Ausland beschäftigt das Familienunternehmen rund 5300 Mitarbeitende, davon 330 Lernende. Fast zwei Drittel der Sendungen werden mit der emissionsarmen Bahn transportiert. |