«Innovieren in Zusammenarbeit mit dem Business ist essentiell für den Erfolg.»
Im Interview mit Pascal Vock von der SBB, wollen wir wissen, wie das Unternehmen zu Startups steht und wie es Innovation lebt.
Was bedeutet für die SBB Innovation?
Die Mobilität ist im Wandel: Neue Kundenbedürfnisse, Digitalisierung, neue Mobilitätsanbieter und regulatorische Entwicklungen verändern die Ansprüche an Märkte, deren Mechanismen und Geschäftsmodelle. Andere Verkehrsträger holen gegenüber der Eisenbahn auf – sei es beim Preis und oder bei der Ökobilanz. Gefragt sind zunehmend individualisierte, intermodale, vernetzte und einfache Mobilitäts- und Logistiklösungen. Ohne Innovation kann die SBB in diesem Umfeld nicht mehr mithalten.
Was muss ein Unternehmen machen, um erfolgreich zu bleiben? Und wie wichtig ist Innovation dabei?
Damit ein Unternehmen erfolgreich bleibt, muss sich dieses aus meiner Sicht immer wieder selbst hinterfragen und offen für Neues sein. Auch wenn dies die Kanibalisierung eigener Dienstleistungen mit sich bringen kann. Innovation ist bei der SBB denn auch so definiert: Eine Innovation ist nicht nur relevant für den Kunden, respektive den Anwender, sondern ist zudem neu für uns als Unternehmen und verspricht in erster Linie zukünftigen Erfolg.
Was sind eure bevorzugten Innovationsbereiche?
Innovation wird bei der SBB im ganzen Unternehmen gefördert. Dedizierte Teams schaffen die Rahmenbedingungen und Freiräume, damit Fachexperten trotz ihres wichtigen Tagesgeschäfts auch Platz für Innovation haben. Die Fokusfelder definieren wir primäre entlang von Themen, welche wir gezielt vorantreiben möchten und weniger gestützt auf einzelne Technologien. Unsere technischen Experten innerhalb von Kompetenzzentern wie beispielsweise Energiespeicher, IoT oder Blockchain sind Wegbereiter für Themen wie zum Beispiel „Neue Mobilitätsdienstleistungen“, „Smart Cities“ oder „Automation“. Aber auch bei sehr bahnspezifische Themen wie „Pünktlichkeit“ oder „Smarte Instandhaltung“, bei welchen neue Technologien und Ideen viel Gutes bewirken können, spielt Innovation eine mindestens so grosse Rolle.
Wie proaktiv fördert die SBB Innovation im Unternehmen?
Innovation ist bei der SBB in der Unternehmensstrategie und mittlerweile tief in der DNA verankert. Dementsprechend werden Innovationen bei der SBB sehr gezielt gefördert. Dies zum einen mit entsprechenden Strukturen und Prozessen (dedizierte Budgets, vereinfachte Governance etc.), zum anderen mittels Innovationscoaches, die den Fachexperten unter die Arme greifen und Innovationsprojekte begleiten.
Gibt es physische und virtuelle Orte, an denen Innovieren nicht nur ausdrücklich erwünscht, sondern Leitmotiv ist bei der SBB?
Klar gibt es auch bei der SBB Orte, an denen die Innovatoren zu Hause sind oder auch einzelne Labs, in denen konzentriert an Zukunftsthemen gearbeitet wird. Innovation ist aber bei der SBB nicht an bestimmte Orte oder Abteilungen geknüpft. Vielmehr versuchen wir mit den richtigen Strukturen und Tools die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, damit Mitarbeitende überall innovativ sein können und dürfen. Dies mit dem Ziel, Innovationen von Beginn weg in Zusammenarbeit mit den Business Einheiten zu entwickeln. Damit wird sichergestellt, dass keine unter Laborbedingungen getesteten Innovationen sterben, sobald diese an das Business herangetragen werden. Diese Verankerung der Innovations-DNA zeigt sich u.a. beim 2019 eingeführten Intrapreneurprogramm SBB Kickbox, welches es jedem Mitarbeitenden ermöglicht, dessen (Geschäfts-)Idee mit der Hilfe von Experten zu realisieren.
Welche Innovationen werden in der Organisation erinnert und warum? Wie weit liegen sie zurück?
Neben vielen kleineren und inkrementellen Innovationen, die heute erfolgreich im Tagesgeschäft unterwegs sind, wird vielen sicher SBB Green Class in Erinnerung bleiben. Dies vor allem aufgrund der vielen „ersten Male“, die dieses Projekt mit sich brachte. So gab es mit Green Class zum ersten Mal intermodal kombinierte Mobilität aus einer Hand bei der SBB, zum ersten Mal ein „Corporate Startup“ innerhalb unserer Strukturen und viele weitere Learnings, die uns auch in anderen Bereichen vorangebracht haben. Die Idee für SBB Green Class ist 2016 entstanden und das Produkt wird bis heute angeboten und laufend weiterentwickelt.
Was raten sie als etabliertes Unternehmen einem jungen, wilden Startup in den ersten Lebensjahren für die Zukunft?
Mein Rat für ein junges, wildes Startup ist immer an die eigene Vision zu glauben und sich mit den Leuten zu umgeben, die diese teilen. Ohne eine starke Vision läuft ein Startup schnell Gefahr, den Fokus zu verlieren und eines von vielen zu werden. Auf der anderen Seite wird ein Gründer mit einem klaren Ziel automatisch die richtigen Mitarbeitenden und Investoren anziehen.
Wie arbeitet die SBB mit Startups zusammen?
Die SBB ist offen für die Zusammenarbeit mit Startups und kann dabei auf langjährige Erfahrung bauen. Bei einer typischen Zusammenarbeit sprechen wir die Startups auf Basis unserer Suchkriterien an oder werden als Open Innovation Team von ihnen angegangen. Nach einer ersten Evaluation unsererseits beziehen wir schon sehr früh die technischen und Business Experten mitein. Ist der Fit zwischen den Unternehmen gegeben, so führen wir in der Regel ein Pilotprojekt durch, in welchem erste Hypothesen am Markt getestet werden. Im besten Fall führt ein solcher Markttest zu einer langfristigen Zusammenarbeit.
Was kann ein Startup von einem Grossunternehmen lernen?
Ein Startup kann von einem Grossunternehmen sicher lernen, wie man richtig skaliert aber auch wie man mit den damit verbundenen wachsenden Herausforderungen wie Innovation vs. Tagesgeschäft umgeht oder eben wie genau nicht. Zudem stellen wir immer wieder fest, dass viele Startups die Grundregeln der Kommunikation und partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Unternehmen nicht kennen oder zumindest nicht danach handeln.
Was kann ein Grossunternehmen von einem Startup lernen?
Grossunternehmen können von Startups aus meiner Sicht vieles bezüglich Mindset lernen. Speziell vom Pragmatismus, der bei vielen Startups ganz normal ist, könnten sich zahlreiche Grossunternehmen eine Scheibe abschneiden.
Vielen Dank für das Interview!
Die SBB bringt täglich 1.25 Millionen Menschen und gegen 200 000 Tonnen Güter an ihr Ziel. Aber wir sind mehr als nur eine Eisenbahn: 33 000 leidenschaftliche Mitarbeitende machen uns zum Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Alle gemeinsam arbeiten an der Vision, die Kerndienstleistung Bahnfahren auf einem qualitativ hohen und zuverlässigem Niveau zu gewährleisten und zeitgleich die Mobilität der Zukunft zu gestalten. |
«Innovieren in Zusammenarbeit mit dem Business ist essentiell für den Erfolg.»
Im Interview mit Pascal Vock von der SBB, wollen wir wissen, wie das Unternehmen zu Startups steht und wie es Innovation lebt.
Was bedeutet für die SBB Innovation?
Die Mobilität ist im Wandel: Neue Kundenbedürfnisse, Digitalisierung, neue Mobilitätsanbieter und regulatorische Entwicklungen verändern die Ansprüche an Märkte, deren Mechanismen und Geschäftsmodelle. Andere Verkehrsträger holen gegenüber der Eisenbahn auf – sei es beim Preis und oder bei der Ökobilanz. Gefragt sind zunehmend individualisierte, intermodale, vernetzte und einfache Mobilitäts- und Logistiklösungen. Ohne Innovation kann die SBB in diesem Umfeld nicht mehr mithalten.
Was muss ein Unternehmen machen, um erfolgreich zu bleiben? Und wie wichtig ist Innovation dabei?
Damit ein Unternehmen erfolgreich bleibt, muss sich dieses aus meiner Sicht immer wieder selbst hinterfragen und offen für Neues sein. Auch wenn dies die Kanibalisierung eigener Dienstleistungen mit sich bringen kann. Innovation ist bei der SBB denn auch so definiert: Eine Innovation ist nicht nur relevant für den Kunden, respektive den Anwender, sondern ist zudem neu für uns als Unternehmen und verspricht in erster Linie zukünftigen Erfolg.
Was sind eure bevorzugten Innovationsbereiche?
Innovation wird bei der SBB im ganzen Unternehmen gefördert. Dedizierte Teams schaffen die Rahmenbedingungen und Freiräume, damit Fachexperten trotz ihres wichtigen Tagesgeschäfts auch Platz für Innovation haben. Die Fokusfelder definieren wir primäre entlang von Themen, welche wir gezielt vorantreiben möchten und weniger gestützt auf einzelne Technologien. Unsere technischen Experten innerhalb von Kompetenzzentern wie beispielsweise Energiespeicher, IoT oder Blockchain sind Wegbereiter für Themen wie zum Beispiel „Neue Mobilitätsdienstleistungen“, „Smart Cities“ oder „Automation“. Aber auch bei sehr bahnspezifische Themen wie „Pünktlichkeit“ oder „Smarte Instandhaltung“, bei welchen neue Technologien und Ideen viel Gutes bewirken können, spielt Innovation eine mindestens so grosse Rolle.
Wie proaktiv fördert die SBB Innovation im Unternehmen?
Innovation ist bei der SBB in der Unternehmensstrategie und mittlerweile tief in der DNA verankert. Dementsprechend werden Innovationen bei der SBB sehr gezielt gefördert. Dies zum einen mit entsprechenden Strukturen und Prozessen (dedizierte Budgets, vereinfachte Governance etc.), zum anderen mittels Innovationscoaches, die den Fachexperten unter die Arme greifen und Innovationsprojekte begleiten.
Gibt es physische und virtuelle Orte, an denen Innovieren nicht nur ausdrücklich erwünscht, sondern Leitmotiv ist bei der SBB?
Klar gibt es auch bei der SBB Orte, an denen die Innovatoren zu Hause sind oder auch einzelne Labs, in denen konzentriert an Zukunftsthemen gearbeitet wird. Innovation ist aber bei der SBB nicht an bestimmte Orte oder Abteilungen geknüpft. Vielmehr versuchen wir mit den richtigen Strukturen und Tools die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, damit Mitarbeitende überall innovativ sein können und dürfen. Dies mit dem Ziel, Innovationen von Beginn weg in Zusammenarbeit mit den Business Einheiten zu entwickeln. Damit wird sichergestellt, dass keine unter Laborbedingungen getesteten Innovationen sterben, sobald diese an das Business herangetragen werden. Diese Verankerung der Innovations-DNA zeigt sich u.a. beim 2019 eingeführten Intrapreneurprogramm SBB Kickbox, welches es jedem Mitarbeitenden ermöglicht, dessen (Geschäfts-)Idee mit der Hilfe von Experten zu realisieren.
Welche Innovationen werden in der Organisation erinnert und warum? Wie weit liegen sie zurück?
Neben vielen kleineren und inkrementellen Innovationen, die heute erfolgreich im Tagesgeschäft unterwegs sind, wird vielen sicher SBB Green Class in Erinnerung bleiben. Dies vor allem aufgrund der vielen „ersten Male“, die dieses Projekt mit sich brachte. So gab es mit Green Class zum ersten Mal intermodal kombinierte Mobilität aus einer Hand bei der SBB, zum ersten Mal ein „Corporate Startup“ innerhalb unserer Strukturen und viele weitere Learnings, die uns auch in anderen Bereichen vorangebracht haben. Die Idee für SBB Green Class ist 2016 entstanden und das Produkt wird bis heute angeboten und laufend weiterentwickelt.
Was raten sie als etabliertes Unternehmen einem jungen, wilden Startup in den ersten Lebensjahren für die Zukunft?
Mein Rat für ein junges, wildes Startup ist immer an die eigene Vision zu glauben und sich mit den Leuten zu umgeben, die diese teilen. Ohne eine starke Vision läuft ein Startup schnell Gefahr, den Fokus zu verlieren und eines von vielen zu werden. Auf der anderen Seite wird ein Gründer mit einem klaren Ziel automatisch die richtigen Mitarbeitenden und Investoren anziehen.
Wie arbeitet die SBB mit Startups zusammen?
Die SBB ist offen für die Zusammenarbeit mit Startups und kann dabei auf langjährige Erfahrung bauen. Bei einer typischen Zusammenarbeit sprechen wir die Startups auf Basis unserer Suchkriterien an oder werden als Open Innovation Team von ihnen angegangen. Nach einer ersten Evaluation unsererseits beziehen wir schon sehr früh die technischen und Business Experten mitein. Ist der Fit zwischen den Unternehmen gegeben, so führen wir in der Regel ein Pilotprojekt durch, in welchem erste Hypothesen am Markt getestet werden. Im besten Fall führt ein solcher Markttest zu einer langfristigen Zusammenarbeit.
Was kann ein Startup von einem Grossunternehmen lernen?
Ein Startup kann von einem Grossunternehmen sicher lernen, wie man richtig skaliert aber auch wie man mit den damit verbundenen wachsenden Herausforderungen wie Innovation vs. Tagesgeschäft umgeht oder eben wie genau nicht. Zudem stellen wir immer wieder fest, dass viele Startups die Grundregeln der Kommunikation und partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Unternehmen nicht kennen oder zumindest nicht danach handeln.
Was kann ein Grossunternehmen von einem Startup lernen?
Grossunternehmen können von Startups aus meiner Sicht vieles bezüglich Mindset lernen. Speziell vom Pragmatismus, der bei vielen Startups ganz normal ist, könnten sich zahlreiche Grossunternehmen eine Scheibe abschneiden.
Vielen Dank für das Interview!
Die SBB bringt täglich 1.25 Millionen Menschen und gegen 200 000 Tonnen Güter an ihr Ziel. Aber wir sind mehr als nur eine Eisenbahn: 33 000 leidenschaftliche Mitarbeitende machen uns zum Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Alle gemeinsam arbeiten an der Vision, die Kerndienstleistung Bahnfahren auf einem qualitativ hohen und zuverlässigem Niveau zu gewährleisten und zeitgleich die Mobilität der Zukunft zu gestalten. |