«Ein erfolgreiches Unternehmen richtet sich permanent an Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden aus.»

 

Im Interview mit dem Leiter Vertrieb und Beschaffung von Stadtwerk Winterthur, Thomas Winter, wollen wir wissen, wie das Unternehmen zu Startups steht und was er unter Innovation versteht.

 


 

Thomas Winter hat über 19 Jahre Erfahrung in der Energiebranche, davon sechs Jahre bei Stadtwerk Winterthur. (Foto: Andreas Gemperle, photoworkers.ch)

 

Was bedeutet für Stadtwerk Winterthur Innovation?

 

Innovation heisst Weiterentwicklung: Auch für ein grösseres Unternehmen wie Stadtwerk Winterthur ist es wichtig, dass wir unsere Prozesse und Dienstleistungen an den aktuellen und künftigen Bedürfnissen der Kunden anpassen.

 

Je nach dem an welchem Punkt man steht, muss man sich auf neue Gebiete begeben, damit man mit den wandelnden Bedürfnissen Schritt halten kann.

 

Für Stadtwerk Winterthur gibt es folgende drei Trends, die zurzeit besonders viel Aufmerksamkeit und Innovation brauchen: Dekarbonisierung (Vermeidung von CO2-Ausstoss), Dezentralisierung (dezentrale Produktion und Nutzung von Energie), Digitalisierung (Automatisierung von Prozessen, Überwachung und Steuerung von Energieproduktionsmenge und -verbrauch).

 

Was muss ein Unternehmen machen, um erfolgreich zu bleiben? Und wie wichtig ist Innovation dabei?

 

Ein erfolgreiches Unternehmen richtet sich permanent an Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden aus. Es fragt immer, was es noch besser machen kann: Braucht es neue Technologien, andere Prozesse oder eine andere Art und Weise mit den Kundinnen und Kunden zu interagieren?

 

Was sind eure bevorzugten Innovationsbereiche?

 

Besonders spannend ist für uns die Verwendung von Energie. Das passiert direkt beim Konsumenten und wird immer individueller. Zum Beispiel wenn Kundinnen und Kunden die Wärmepumpe mit Photovoltaik kombinieren wollen.

 

Es geht allgemein darum, den Verbrauch von Energie zu optimieren. Dazu haben wir vor Kurzem ein Netzsimulationstool integriert, um neue Belastungen im Netz, wie zum Beispiel die verstärkte Elektromobilität oder den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen aufzufangen. Damit können wir besser einschätzen, welche Investitionen sich lohnen und welche Massnahmen nötig sind, damit das Stromnetz stabil bleibt.

 

Auch machen wir gerade einen Feldtest mit einem deutschen Start-up, das sich selbst regulierende Heizungsventile entwickelt hat. Diese Ventile erkennen, ob ein Raum benutzt wird oder nicht und sind lernfähig. Somit können sie mit der Zeit auch voraussagen, wie der Raum benutzt wird und geheizt werden muss.

 

Wie proaktiv fördert Stadtwerk Winterthur Innovation im Unternehmen? 

 

Stadtwerk Winterthur entwickelt keine eigenen technischen Produktinnovationen. Wir schauen uns aber immer um, ob irgendwelche Tools oder Anwendungen entwickelt werden, die wir im Unternehmen anwenden oder auf deren Basis wir neue Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln können. Diese Innovationen kommen oft auch aus anderen Branchen, können bei uns aber adaptiert werden. Prozessinnovation findet aber selbstverständlich im Unternehmen statt.

 

Gibt es bei Stadtwerk Winterthur physische und virtuelle Orte, an denen Innovieren nicht nur ausdrücklich erwünscht, sondern Leitmotiv ist?

 

Unser Ziel ist es, dass wir unabhängig von einem konstruierten Raum innovativ sein können. Denn Innovation entsteht dort, wo jemand neugierig ist. Wichtig ist also nicht ein Innovationsraum, sondern dass Neugierde gefördert wird. Bei uns ist jedoch wichtig zu wissen, dass wir nicht überall neugierig sein dürfen. Es gibt Arbeitsgebiete, zum Beispiel Unterhaltsarbeiten in einem Elektrizitäts-Unterwerk, wo zu viel Neugierde respektive Ausprobieren lebensgefährlich werden kann.

 

Welche Innovationen werden in der Organisation erinnert und warum? Wie weit liegen sie zurück? 

 

Stadtwerk Winterthur ist Anwender von Innovationen. Unser primäres Ziel ist es, die Versorgungssicherheit jederzeit zu gewährleisten und der Kundschaft Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die ihren Bedürfnissen gerecht werden. Dabei kommen innovative Technologien und Tools zur Anwendung, wenn sie zielführend sind. Wir sind aber keine Early Adapters. Denn viele Investitionen von Stadtwerk Winterthur und seiner Kundschaft sind langfristig ausgelegt (z.B. Leitungsbau, Smart Home Installationen etc.). Deshalb können wir gewisse Technologien und Tools erst ab einem bestimmten Reifegrad anwenden. Ansonsten wären die damit verbundenen Risiken zu gross.

 

Der Hauptsitz von Stadtwerk Winterthur. (Foto: Stefan Kubli)

 

Was raten sie als etabliertes Unternehmen einem jungen, wilden Startup in den ersten Lebensjahren für die Zukunft? 

 

Startups und grosse Unternehmen sind kaum vergleichbar.

 

Was wir aber allgemein als wichtig betrachten, ist Verlässlichkeit. Diese fehlt manchmal bei Startups, weil sie am Anfang noch nicht gefestigt sind. Es ist dann zum Beispiel unsicher, ob ein Startup sein Leistungsversprechen einhalten kann. Dieses Manko kann aber auch bei etablierten Unternehmen der Fall sein.
Entscheidend ist, dass das Geschäftsmodell des Start-Ups, respektive seines Produkts oder seiner Dienstleistung eine Win-Win-Situation für seine Kundschaft, Partner und sich kreiert und das Geschäftsmodell seiner Partner nicht konkurrenziert.

 

Wie arbeitet Stadtwerk Winterthur mit Startups zusammen? 

 

Stadtwerk Winterthur arbeitet sehr kooperativ mit Start-ups. Das Ziel für uns ist immer, eine Win-Win Situation für die Kundschaft und uns zu generieren.

 

Was kann ein Startup von einem Grossunternehmen lernen?

 

Dass es wichtig ist, Strukturen im richtigen Moment anzupassen. Dazu muss man rechtzeitig erkennen, wann man in eine neue Phase geht, die neue Strukturen verlangt.

 

Was kann ein Grossunternehmen von einem Startup lernen?

 

Den Mut etwas auszuprobieren. Konkret: Den Mut, mit einem nicht völlig ausgearbeiteten Produkt auf den Markt zu gehen, um es zu testen.

 

Vielen Dank für das Interview, Thomas Winter!

 

Seit über 150 Jahren sorgt Stadtwerk Winterthur für den Komfort seiner Kundschaft. Heute ist es ein erfolgreiches Versorgungs- und Entsorgungsunternehmen. Es liefert Elektrizität, Gas, Wasser und Fernwärme in Winterthur. Ausserdem reinigt es das Abwasser, baut das Winterthurer Glasfasernetz und verbrennt und verwertet Abfall energetisch. Das Unternehmen bietet Service- und Installationsleistungen für Energielösungen, Energieberatungen sowie mit dem Energie-Contracting massgeschneiderte Lösungen zum Heizen und Kühlen an.

 

 

[/fusion_text][/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]
Redaktion

Author: Redaktion

Innovation
Startups
Tipps
Geistiges Eigentum
Startup Ökosystem
Female Entrepreneur
Investoren & Fundraising
Interview

«Ein erfolgreiches Unternehmen richtet sich permanent an Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden aus.»

 

Im Interview mit dem Leiter Vertrieb und Beschaffung von Stadtwerk Winterthur, Thomas Winter, wollen wir wissen, wie das Unternehmen zu Startups steht und was er unter Innovation versteht.

 


 

Thomas Winter hat über 19 Jahre Erfahrung in der Energiebranche, davon sechs Jahre bei Stadtwerk Winterthur. (Foto: Andreas Gemperle, photoworkers.ch)

 

Was bedeutet für Stadtwerk Winterthur Innovation?

 

Innovation heisst Weiterentwicklung: Auch für ein grösseres Unternehmen wie Stadtwerk Winterthur ist es wichtig, dass wir unsere Prozesse und Dienstleistungen an den aktuellen und künftigen Bedürfnissen der Kunden anpassen.

 

Je nach dem an welchem Punkt man steht, muss man sich auf neue Gebiete begeben, damit man mit den wandelnden Bedürfnissen Schritt halten kann.

 

Für Stadtwerk Winterthur gibt es folgende drei Trends, die zurzeit besonders viel Aufmerksamkeit und Innovation brauchen: Dekarbonisierung (Vermeidung von CO2-Ausstoss), Dezentralisierung (dezentrale Produktion und Nutzung von Energie), Digitalisierung (Automatisierung von Prozessen, Überwachung und Steuerung von Energieproduktionsmenge und -verbrauch).

 

Was muss ein Unternehmen machen, um erfolgreich zu bleiben? Und wie wichtig ist Innovation dabei?

 

Ein erfolgreiches Unternehmen richtet sich permanent an Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden aus. Es fragt immer, was es noch besser machen kann: Braucht es neue Technologien, andere Prozesse oder eine andere Art und Weise mit den Kundinnen und Kunden zu interagieren?

 

Was sind eure bevorzugten Innovationsbereiche?

 

Besonders spannend ist für uns die Verwendung von Energie. Das passiert direkt beim Konsumenten und wird immer individueller. Zum Beispiel wenn Kundinnen und Kunden die Wärmepumpe mit Photovoltaik kombinieren wollen.

 

Es geht allgemein darum, den Verbrauch von Energie zu optimieren. Dazu haben wir vor Kurzem ein Netzsimulationstool integriert, um neue Belastungen im Netz, wie zum Beispiel die verstärkte Elektromobilität oder den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen aufzufangen. Damit können wir besser einschätzen, welche Investitionen sich lohnen und welche Massnahmen nötig sind, damit das Stromnetz stabil bleibt.

 

Auch machen wir gerade einen Feldtest mit einem deutschen Start-up, das sich selbst regulierende Heizungsventile entwickelt hat. Diese Ventile erkennen, ob ein Raum benutzt wird oder nicht und sind lernfähig. Somit können sie mit der Zeit auch voraussagen, wie der Raum benutzt wird und geheizt werden muss.

 

Wie proaktiv fördert Stadtwerk Winterthur Innovation im Unternehmen? 

 

Stadtwerk Winterthur entwickelt keine eigenen technischen Produktinnovationen. Wir schauen uns aber immer um, ob irgendwelche Tools oder Anwendungen entwickelt werden, die wir im Unternehmen anwenden oder auf deren Basis wir neue Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln können. Diese Innovationen kommen oft auch aus anderen Branchen, können bei uns aber adaptiert werden. Prozessinnovation findet aber selbstverständlich im Unternehmen statt.

 

Gibt es bei Stadtwerk Winterthur physische und virtuelle Orte, an denen Innovieren nicht nur ausdrücklich erwünscht, sondern Leitmotiv ist?

 

Unser Ziel ist es, dass wir unabhängig von einem konstruierten Raum innovativ sein können. Denn Innovation entsteht dort, wo jemand neugierig ist. Wichtig ist also nicht ein Innovationsraum, sondern dass Neugierde gefördert wird. Bei uns ist jedoch wichtig zu wissen, dass wir nicht überall neugierig sein dürfen. Es gibt Arbeitsgebiete, zum Beispiel Unterhaltsarbeiten in einem Elektrizitäts-Unterwerk, wo zu viel Neugierde respektive Ausprobieren lebensgefährlich werden kann.

 

Welche Innovationen werden in der Organisation erinnert und warum? Wie weit liegen sie zurück? 

 

Stadtwerk Winterthur ist Anwender von Innovationen. Unser primäres Ziel ist es, die Versorgungssicherheit jederzeit zu gewährleisten und der Kundschaft Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die ihren Bedürfnissen gerecht werden. Dabei kommen innovative Technologien und Tools zur Anwendung, wenn sie zielführend sind. Wir sind aber keine Early Adapters. Denn viele Investitionen von Stadtwerk Winterthur und seiner Kundschaft sind langfristig ausgelegt (z.B. Leitungsbau, Smart Home Installationen etc.). Deshalb können wir gewisse Technologien und Tools erst ab einem bestimmten Reifegrad anwenden. Ansonsten wären die damit verbundenen Risiken zu gross.

 

Der Hauptsitz von Stadtwerk Winterthur. (Foto: Stefan Kubli)

 

Was raten sie als etabliertes Unternehmen einem jungen, wilden Startup in den ersten Lebensjahren für die Zukunft? 

 

Startups und grosse Unternehmen sind kaum vergleichbar.

 

Was wir aber allgemein als wichtig betrachten, ist Verlässlichkeit. Diese fehlt manchmal bei Startups, weil sie am Anfang noch nicht gefestigt sind. Es ist dann zum Beispiel unsicher, ob ein Startup sein Leistungsversprechen einhalten kann. Dieses Manko kann aber auch bei etablierten Unternehmen der Fall sein.
Entscheidend ist, dass das Geschäftsmodell des Start-Ups, respektive seines Produkts oder seiner Dienstleistung eine Win-Win-Situation für seine Kundschaft, Partner und sich kreiert und das Geschäftsmodell seiner Partner nicht konkurrenziert.

 

Wie arbeitet Stadtwerk Winterthur mit Startups zusammen? 

 

Stadtwerk Winterthur arbeitet sehr kooperativ mit Start-ups. Das Ziel für uns ist immer, eine Win-Win Situation für die Kundschaft und uns zu generieren.

 

Was kann ein Startup von einem Grossunternehmen lernen?

 

Dass es wichtig ist, Strukturen im richtigen Moment anzupassen. Dazu muss man rechtzeitig erkennen, wann man in eine neue Phase geht, die neue Strukturen verlangt.

 

Was kann ein Grossunternehmen von einem Startup lernen?

 

Den Mut etwas auszuprobieren. Konkret: Den Mut, mit einem nicht völlig ausgearbeiteten Produkt auf den Markt zu gehen, um es zu testen.

 

Vielen Dank für das Interview, Thomas Winter!

 

Seit über 150 Jahren sorgt Stadtwerk Winterthur für den Komfort seiner Kundschaft. Heute ist es ein erfolgreiches Versorgungs- und Entsorgungsunternehmen. Es liefert Elektrizität, Gas, Wasser und Fernwärme in Winterthur. Ausserdem reinigt es das Abwasser, baut das Winterthurer Glasfasernetz und verbrennt und verwertet Abfall energetisch. Das Unternehmen bietet Service- und Installationsleistungen für Energielösungen, Energieberatungen sowie mit dem Energie-Contracting massgeschneiderte Lösungen zum Heizen und Kühlen an.

 

 

[/fusion_text][/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]
Redaktion

Redaktion