Mut und Selbstvertrauen sind die zwei Schlagworte, die in der «Female Round» an der Startup Night Winterthur immer wieder fallen. Denn die drei Podiumsteilnehmerinnen sind sich einig, dass diese beiden Zutaten entscheidend für erfolgreiches Unternehmertum sind – vor allem bei Frauen.

Autorin: Alyssia Kugler

Am 25. September fand trotz Corona die vierte Startup Night Winterthur statt. Oder vielleicht auch gerade wegen Corona, denn in diesen herausfordernden Zeiten ist Innovation und Unternehmertum erst recht wichtig. Dies demonstriert Mona Dawood, eine der Podiumsteilnehmerinnen, perfekt: Sie hat sich mitten im Lockdown selbständig gemacht, um mit ihrem Beratungsangebot anderen Menschen in diesen schwierigen Zeiten helfen zu können. «Ich habe schon so lange davon geredet, mich selbständig zu machen, dass meine Familie mich nicht mehr ernst nahm. Doch das Handelsregister zeigte es dann schwarz auf weiss. Da war meine Familie zuerst einmal ein bisschen geschockt», erzählt Mona – selbst etwas belustigt – von ihrer Gründung. Mit Mona Dawood Consulting gibt die Psychologie-Studentin Workshops und führt Beratungsgespräche mit Gruppen und Personen, die etwa mit mentalen Blockaden oder psychischem Stress zu kämpfen haben.

Den sicheren Job an den Nagel hängen?

Auch bei Sophia Borowka hatte die Familie mehr Angst vor dem Verlust von Sophias «sicherem» Job als Sophia selbst. Bevor sie ihr Startup gründete, war sie in der Forschung tätig. Vor ihr lag eine gute Karriere, aber Sophia wollte lieber ein eigenes Unternehmen haben. Seit zwei Jahren leitet sie nun ihr medizintechnisches Unternehmen Caressoma AG, das sie gemeinsam mit zwei Co-Gründern aufgebaut hat. Sie stieg von null auf hundert in ihr Startup ein, beziehungsweise verliess von hundert auf null ihren sicheren Job in der Forschung. Dass sie von Anfang an über hundert Prozent für Caressoma arbeiten konnte, hatte zum Vorteil, dass sie mit dem Aufbau der Firma schneller vorankam. Denn ein eigenes Unternehmen braucht am Anfang besonders viel Zeit und Arbeit, vor allem auch, weil man mit wenig Geld vorankommen muss und deshalb vieles selber macht, statt es outzusourcen. Ja, man macht auch Dinge, in denen man nicht Expertin ist, wie Verträge aufsetzen oder Buchhaltung. Das braucht dann viel Zeit, bis man sich in ein Thema vertieft hat.

Feste Strukturen anstelle grüner Spielwiese

Ganz anders war es bei Seraina Mastai, die als erste Frau den hundertjährigen Familienbetrieb, Mastai AG, übernommen hatte. Es gab im Unternehmen feste Strukturen, genügend Personal mit entsprechendem Fachwissen, einen Kundenstamm und die benötigten finanziellen Ressourcen. Besonders anfangs wollte sie mit Ideen für Veränderungen und Optimierungen frischen Wind in das Familienunternehmen bringen. Damit prallte sie aber meist an den festen Strukturen ab. «Ich habe mich manchmal nach einer grünen Spielwiese gesehnt, wie sie Startups haben», erzählt sie. Sie ist sich aber auch den Vorteilen eines bestehenden Unternehmens bewusst, findet ihre Funktion als Geschäftsführerin sehr spannend und führt das Familienunternehmen gerne weiter.

In der Unternehmerwelt und Gründerszene sind Frauen wie Mona, Sophia und Seraina nach wie vor selten. Aber wieso? Und was können wir Frauen tun, um dies zu ändern? Wir haben einige Gründe und Tipps zusammengetragen, die in der Podiumsdiskussion genannt wurden. 

Gründe für wenig Frauen in Führungspositionen und der Gründerszene:

  • Frauen haben zu wenig Mut
  • Es gibt wenig weibliche Vorbilder
  • Frauen lassen sich eher reinreden, etwas ausreden oder lassen sich verunsichern
  • Frauen wirken nicht stark genug, um die Verantwortung eines Unternehmens zu tragen
  • Frauen erhalten statistisch gesehen weniger Investorengelder

Tipps für Frauen, die sich selbständig machen, ein Startup gründen oder eine Führungsposition annehmen wollen:

  • Setze deine Visionen um!
  • Immer einmal mehr aufstehen als umfallen.
  • Solltest du einmal vermeintlich am Ende stehen, so reicht manchmal eine kleine Veränderung, ein leichter Perspektivenwechsel, dann funktioniert alles wieder.
  • Sei geduldig mit dir selbst, du musst nicht alles von Anfang an können.
  • Hab Mut und glaub an dich – egal was andere sagen.
  • Nutze Angebote wie jene von Innosuisse oder vom Institut für Jungunternehmer (IFJ).
  • Betreibe Networking und frag Freunde und Familie nach Kontakten, die dich in einzelnen Themen unterstützen können.
  • Denke so: «Ist doch egal, ob Mann oder Frau. Just do it!

Die drei Unternehmerinnen

Mona Dawood

Mona Dawood
Mona Dawood war Übersetzerin beim Bund, studiert Psychologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz und gründete ihr Unternehmen ausgerechnet während Corona. Mit Mona Dawood Consulting bietet sie Coachings und Workshops an. Sie liebt die neu gewonnene Selbstständigkeit.

Seraina Mastai

Seraina Mastai
Seraina Mastai wurde sozusagen ins Geschäftsleben hineingeboren. Ihrer Familie gehört die Mastai AG, bei der sie nun als erste Frau in der Geschichte ihrer Familientradition in die Geschäftsleitung eingestiegen ist.

Sophia Borowka

Sophia Borowka
Nach sieben Jahren Forschung auf dem Gebiet der Quantenfeldtheorie hat Sophia beschlossen, eine neue Herausforderung anzunehmen: die Schaffung innovativer Medizintechnik. Mit ihrem Startup Caressoma gehen sie an die Grenzen der Ultraschalltechnologie, um die Verfolgung von Weichteilverletzungen und -erkrankungen zu erleichtern.

Redaktion

Author: Redaktion

Innovation
Startups
Tipps
Geistiges Eigentum
Startup Ökosystem
Female Entrepreneur
Investoren & Fundraising
Interview

Mut und Selbstvertrauen sind die zwei Schlagworte, die in der «Female Round» an der Startup Night Winterthur immer wieder fallen. Denn die drei Podiumsteilnehmerinnen sind sich einig, dass diese beiden Zutaten entscheidend für erfolgreiches Unternehmertum sind – vor allem bei Frauen.

Autorin: Alyssia Kugler

Am 25. September fand trotz Corona die vierte Startup Night Winterthur statt. Oder vielleicht auch gerade wegen Corona, denn in diesen herausfordernden Zeiten ist Innovation und Unternehmertum erst recht wichtig. Dies demonstriert Mona Dawood, eine der Podiumsteilnehmerinnen, perfekt: Sie hat sich mitten im Lockdown selbständig gemacht, um mit ihrem Beratungsangebot anderen Menschen in diesen schwierigen Zeiten helfen zu können. «Ich habe schon so lange davon geredet, mich selbständig zu machen, dass meine Familie mich nicht mehr ernst nahm. Doch das Handelsregister zeigte es dann schwarz auf weiss. Da war meine Familie zuerst einmal ein bisschen geschockt», erzählt Mona – selbst etwas belustigt – von ihrer Gründung. Mit Mona Dawood Consulting gibt die Psychologie-Studentin Workshops und führt Beratungsgespräche mit Gruppen und Personen, die etwa mit mentalen Blockaden oder psychischem Stress zu kämpfen haben.

Den sicheren Job an den Nagel hängen?

Auch bei Sophia Borowka hatte die Familie mehr Angst vor dem Verlust von Sophias «sicherem» Job als Sophia selbst. Bevor sie ihr Startup gründete, war sie in der Forschung tätig. Vor ihr lag eine gute Karriere, aber Sophia wollte lieber ein eigenes Unternehmen haben. Seit zwei Jahren leitet sie nun ihr medizintechnisches Unternehmen Caressoma AG, das sie gemeinsam mit zwei Co-Gründern aufgebaut hat. Sie stieg von null auf hundert in ihr Startup ein, beziehungsweise verliess von hundert auf null ihren sicheren Job in der Forschung. Dass sie von Anfang an über hundert Prozent für Caressoma arbeiten konnte, hatte zum Vorteil, dass sie mit dem Aufbau der Firma schneller vorankam. Denn ein eigenes Unternehmen braucht am Anfang besonders viel Zeit und Arbeit, vor allem auch, weil man mit wenig Geld vorankommen muss und deshalb vieles selber macht, statt es outzusourcen. Ja, man macht auch Dinge, in denen man nicht Expertin ist, wie Verträge aufsetzen oder Buchhaltung. Das braucht dann viel Zeit, bis man sich in ein Thema vertieft hat.

Feste Strukturen anstelle grüner Spielwiese

Ganz anders war es bei Seraina Mastai, die als erste Frau den hundertjährigen Familienbetrieb, Mastai AG, übernommen hatte. Es gab im Unternehmen feste Strukturen, genügend Personal mit entsprechendem Fachwissen, einen Kundenstamm und die benötigten finanziellen Ressourcen. Besonders anfangs wollte sie mit Ideen für Veränderungen und Optimierungen frischen Wind in das Familienunternehmen bringen. Damit prallte sie aber meist an den festen Strukturen ab. «Ich habe mich manchmal nach einer grünen Spielwiese gesehnt, wie sie Startups haben», erzählt sie. Sie ist sich aber auch den Vorteilen eines bestehenden Unternehmens bewusst, findet ihre Funktion als Geschäftsführerin sehr spannend und führt das Familienunternehmen gerne weiter.

In der Unternehmerwelt und Gründerszene sind Frauen wie Mona, Sophia und Seraina nach wie vor selten. Aber wieso? Und was können wir Frauen tun, um dies zu ändern? Wir haben einige Gründe und Tipps zusammengetragen, die in der Podiumsdiskussion genannt wurden. 

Gründe für wenig Frauen in Führungspositionen und der Gründerszene:

  • Frauen haben zu wenig Mut
  • Es gibt wenig weibliche Vorbilder
  • Frauen lassen sich eher reinreden, etwas ausreden oder lassen sich verunsichern
  • Frauen wirken nicht stark genug, um die Verantwortung eines Unternehmens zu tragen
  • Frauen erhalten statistisch gesehen weniger Investorengelder

Tipps für Frauen, die sich selbständig machen, ein Startup gründen oder eine Führungsposition annehmen wollen:

  • Setze deine Visionen um!
  • Immer einmal mehr aufstehen als umfallen.
  • Solltest du einmal vermeintlich am Ende stehen, so reicht manchmal eine kleine Veränderung, ein leichter Perspektivenwechsel, dann funktioniert alles wieder.
  • Sei geduldig mit dir selbst, du musst nicht alles von Anfang an können.
  • Hab Mut und glaub an dich – egal was andere sagen.
  • Nutze Angebote wie jene von Innosuisse oder vom Institut für Jungunternehmer (IFJ).
  • Betreibe Networking und frag Freunde und Familie nach Kontakten, die dich in einzelnen Themen unterstützen können.
  • Denke so: «Ist doch egal, ob Mann oder Frau. Just do it!

Die drei Unternehmerinnen

Mona Dawood

Mona Dawood
Mona Dawood war Übersetzerin beim Bund, studiert Psychologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz und gründete ihr Unternehmen ausgerechnet während Corona. Mit Mona Dawood Consulting bietet sie Coachings und Workshops an. Sie liebt die neu gewonnene Selbstständigkeit.

Seraina Mastai

Seraina Mastai
Seraina Mastai wurde sozusagen ins Geschäftsleben hineingeboren. Ihrer Familie gehört die Mastai AG, bei der sie nun als erste Frau in der Geschichte ihrer Familientradition in die Geschäftsleitung eingestiegen ist.

Sophia Borowka

Sophia Borowka
Nach sieben Jahren Forschung auf dem Gebiet der Quantenfeldtheorie hat Sophia beschlossen, eine neue Herausforderung anzunehmen: die Schaffung innovativer Medizintechnik. Mit ihrem Startup Caressoma gehen sie an die Grenzen der Ultraschalltechnologie, um die Verfolgung von Weichteilverletzungen und -erkrankungen zu erleichtern.

Redaktion

Redaktion