Innovative Geschäftsideen wollen gefördert sein. Seit rund 30 Jahren hat sich das W.A. de Vigier Stiftung deshalb zum Ziel gesetzt, Jungunternehmen zu unterstützen. Die älteste Schweizerische Stiftung zur Förderung von Startups verleiht jährlich den höchst dotierten Preis.

Mischen, giessen, trocknen und Zeit vergehen lassen. Traditionellerweise wird im Bauwesen dieses Verfahren gewählt, um massgeschneiderte Betonelemente herzustellen. Eine kostspielige Angelegenheit, der die Mobbot AG mit dem Beton-3D-Druck ein Ende bereiten möchte. Rund 80 Prozent der Produktionskosten von Betonelementen entstehen im Zusammenhang mit der Herstellung von Giessformen. Ein Kostenpunkt, welcher nach der Strategie der Mobbot eingespart und stattdessen besser in die Entwicklung von 3D-Printing-Technologien investiert würde. Die Vision des Startups: Produktionsprozesse soweit wie möglich zu digitalisieren und mithilfe von 3D-Betondruck-Robotern auf Baustellen viel Zeit, rund einen Viertel der Kosten und zudem 30 Prozent Abfall einzusparen.

 

Förderung durch die W.A. de Vigier Stiftung

Beim diesjährigen Wettbewerb der W.A. de Vigier Stiftung konnte die Vision, die bestehenden unternehmerischen Strukturen und die Marktfähigkeit des Fribourger Startups die Jury überzeugen. Neben Agnes Petit, Gründerin und CEO der Mobbot AG, wurden neun weitere Unternehmerpersönlichkeiten ausgezeichnet und mit einer gesamten Preisgeldsumme von 750 000 Franken sowie unternehmerischem Know-how versehrt. Der Wettbewerb gliederte sich in mehrere Etappen.

Als erstes wurde aus über 200 Bewerbungen eine Auswahl von Startups getroffen, die zur ersten Wettbewerbsrunde geladen wurden. Vor einem Publikum – bestehend aus dem Stiftungsrat, Investoren und weiteren Gästen – stellten die Unternehmenden vordergründig ihr Innovationskonzept beziehungsweise ihr Produkt vor. Aus dieser ersten Runde gingen 17 Startups hervor. Infolgedessen prüfte der Stiftungsrat die Nominierten anhand eines detaillierten Produktbeschriebs, des Businessplans, eines persönlichen Motivationsvideos, der Präsentation und eines Leadership-Assessments. Daraus gingen wiederum zehn Finalisten hervor. Die zehn Gewinner wurden bei der Award Ceremony im Sommerhaus entweder mit 100 000 oder 50 000 Franken ausgezeichnet.

 

Agnes Petit pitcht aus einem Guss die Revolutionierung des Bauwesens mittels 3D-Betonprinting. (Foto: W.A. de Vigier Stiftung)

 

Vom Bauvisionär zum Stiftungsgründer

Bereits zum 30. Mal wurden schweizerische Jungunter nehmende durch die W.A. de Vigier Stiftung ausgezeichnet. Im Jahr 1989, zwei Jahre nach der Stiftungsgründung durch den Namensgeber und Pionier William A. de Vigier, fand der initiale Wettbewerb statt. Bill de Vigier, Sohn einer Opern-Sopranistin und eines Advokaten, wurde 1912 in Solothurn geboren. Bereits zu Jugendzeiten, welche er im Internat «La Châtaigneraie» (heute unter dem Namen «École Internationale de Genève» bekannt) verbrachte, wandte er sich von der Idee seines Vaters ab, in dessen Fussstapfen zu treten. Bill absolvierte eine Lehre bei der Von Roll und ging seinem technischen Interesse nach. Trotz weiteren Auseinandersetzungen mit seinem Vater, worauf dieser ihm den Geldhahn konsequent zudrehte, verfolgte Bill seine Idee vom Unternehmertum. Der 23-jährige de Vigier machte sich mit einem Startbudget vom 50 Pfund auf nach England und eröffnete im Londoner
East End eine Werkstatt mit drei Mitarbeitenden. Während Baugerüste auf der ganzen Welt in aller Selbstverständlichkeit aus Unmengen von Holz produziert wurden, tüftelte Bill an flexiblen Baugerüsten aus Metall. Mittels eines Schraubgewindes kann das Gestänge auf die für das Bauvorhaben notwendige Grösse verstellt werden. Was aus heutiger Sicht völlig logisch und beinahe banal klingt, war zu diesen Zeiten revolutionär.

Doch wie bei so vielen Innovationen scherte sich während der ersten Geschäftsjahre niemand um das neugeborene Produkt, den Acrow Prop. Glücklicherweise wurde de Vigier bei der Unternehmensgründung durch einen Anwalt namens A. Crowe unterstützt, der des Weiteren als Namensgeber für das Produkt und der Firma Acrow Engineers Ltd. fungierte. Trotz ersten mageren Jahren konnte die Acrow Ltd. schliesslich weltweit expandieren. Zu Spitzenzeiten zählte der Stahlriese weltweit 10 000 Angestellte und produzierte Metallteile unter anderem für die britische Armee und die Nordsee-Ölindustrie

 

Von Pionier zu Pionier

Selbst mit der Gründung der Stiftung kam der Pioniergeist von Bill de Vigier zum Ausdruck. Da er am eigenen Leib erlebte, zwar mit einer Geschäftsidee, jedoch ohne finanziellen und wissenstechnischen Support dazustehen, entschied er sich dazu, schweizerischen Jungunternehmern die Möglichkeit auf Start- und Ausbauhilfe zu bieten. Künftige Generationen von Jungunternehmern sollen nicht im Schatten etablierter Unternehmen stehen, im Gegenteil – technisch-unternehmerische Visionen sollen ins Licht gerückt und zum Blühen gebracht werden.

Die W.A. de Vigier Stiftung setzt weiterhin auf den Wert der Wissensvermittlung von Experten an Jungunternehmende. Dabei sollen die Preisträgerinnen und Preisträger des de Vigier Awards möglichst bald zu Leuchtturm-Persönlichkeiten werden und ihr Know-how wiederum an andere Jungunternehmern weitervermitteln. Das Schweizer Startup-Ökosystem soll mittels Unterstützung der W.A. de Vigier Stiftung wachsen und florieren, denn Ideen und Visionen sind fluide und weder in Stein gemeisselt noch aus Beton gegossen. Es kann jedoch vorkommen, dass sie 3D-gedruckt werden.

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Innovative Geschäftsideen wollen gefördert sein. Seit rund 30 Jahren hat sich das W.A. de Vigier Stiftung deshalb zum Ziel gesetzt, Jungunternehmen zu unterstützen. Die älteste Schweizerische Stiftung zur Förderung von Startups verleiht jährlich den höchst dotierten Preis.

Mischen, giessen, trocknen und Zeit vergehen lassen. Traditionellerweise wird im Bauwesen dieses Verfahren gewählt, um massgeschneiderte Betonelemente herzustellen. Eine kostspielige Angelegenheit, der die Mobbot AG mit dem Beton-3D-Druck ein Ende bereiten möchte. Rund 80 Prozent der Produktionskosten von Betonelementen entstehen im Zusammenhang mit der Herstellung von Giessformen. Ein Kostenpunkt, welcher nach der Strategie der Mobbot eingespart und stattdessen besser in die Entwicklung von 3D-Printing-Technologien investiert würde. Die Vision des Startups: Produktionsprozesse soweit wie möglich zu digitalisieren und mithilfe von 3D-Betondruck-Robotern auf Baustellen viel Zeit, rund einen Viertel der Kosten und zudem 30 Prozent Abfall einzusparen.

 

Förderung durch die W.A. de Vigier Stiftung

Beim diesjährigen Wettbewerb der W.A. de Vigier Stiftung konnte die Vision, die bestehenden unternehmerischen Strukturen und die Marktfähigkeit des Fribourger Startups die Jury überzeugen. Neben Agnes Petit, Gründerin und CEO der Mobbot AG, wurden neun weitere Unternehmerpersönlichkeiten ausgezeichnet und mit einer gesamten Preisgeldsumme von 750 000 Franken sowie unternehmerischem Know-how versehrt. Der Wettbewerb gliederte sich in mehrere Etappen.

Als erstes wurde aus über 200 Bewerbungen eine Auswahl von Startups getroffen, die zur ersten Wettbewerbsrunde geladen wurden. Vor einem Publikum – bestehend aus dem Stiftungsrat, Investoren und weiteren Gästen – stellten die Unternehmenden vordergründig ihr Innovationskonzept beziehungsweise ihr Produkt vor. Aus dieser ersten Runde gingen 17 Startups hervor. Infolgedessen prüfte der Stiftungsrat die Nominierten anhand eines detaillierten Produktbeschriebs, des Businessplans, eines persönlichen Motivationsvideos, der Präsentation und eines Leadership-Assessments. Daraus gingen wiederum zehn Finalisten hervor. Die zehn Gewinner wurden bei der Award Ceremony im Sommerhaus entweder mit 100 000 oder 50 000 Franken ausgezeichnet.

 

Agnes Petit pitcht aus einem Guss die Revolutionierung des Bauwesens mittels 3D-Betonprinting. (Foto: W.A. de Vigier Stiftung)

 

Vom Bauvisionär zum Stiftungsgründer

Bereits zum 30. Mal wurden schweizerische Jungunter nehmende durch die W.A. de Vigier Stiftung ausgezeichnet. Im Jahr 1989, zwei Jahre nach der Stiftungsgründung durch den Namensgeber und Pionier William A. de Vigier, fand der initiale Wettbewerb statt. Bill de Vigier, Sohn einer Opern-Sopranistin und eines Advokaten, wurde 1912 in Solothurn geboren. Bereits zu Jugendzeiten, welche er im Internat «La Châtaigneraie» (heute unter dem Namen «École Internationale de Genève» bekannt) verbrachte, wandte er sich von der Idee seines Vaters ab, in dessen Fussstapfen zu treten. Bill absolvierte eine Lehre bei der Von Roll und ging seinem technischen Interesse nach. Trotz weiteren Auseinandersetzungen mit seinem Vater, worauf dieser ihm den Geldhahn konsequent zudrehte, verfolgte Bill seine Idee vom Unternehmertum. Der 23-jährige de Vigier machte sich mit einem Startbudget vom 50 Pfund auf nach England und eröffnete im Londoner
East End eine Werkstatt mit drei Mitarbeitenden. Während Baugerüste auf der ganzen Welt in aller Selbstverständlichkeit aus Unmengen von Holz produziert wurden, tüftelte Bill an flexiblen Baugerüsten aus Metall. Mittels eines Schraubgewindes kann das Gestänge auf die für das Bauvorhaben notwendige Grösse verstellt werden. Was aus heutiger Sicht völlig logisch und beinahe banal klingt, war zu diesen Zeiten revolutionär.

Doch wie bei so vielen Innovationen scherte sich während der ersten Geschäftsjahre niemand um das neugeborene Produkt, den Acrow Prop. Glücklicherweise wurde de Vigier bei der Unternehmensgründung durch einen Anwalt namens A. Crowe unterstützt, der des Weiteren als Namensgeber für das Produkt und der Firma Acrow Engineers Ltd. fungierte. Trotz ersten mageren Jahren konnte die Acrow Ltd. schliesslich weltweit expandieren. Zu Spitzenzeiten zählte der Stahlriese weltweit 10 000 Angestellte und produzierte Metallteile unter anderem für die britische Armee und die Nordsee-Ölindustrie

 

Von Pionier zu Pionier

Selbst mit der Gründung der Stiftung kam der Pioniergeist von Bill de Vigier zum Ausdruck. Da er am eigenen Leib erlebte, zwar mit einer Geschäftsidee, jedoch ohne finanziellen und wissenstechnischen Support dazustehen, entschied er sich dazu, schweizerischen Jungunternehmern die Möglichkeit auf Start- und Ausbauhilfe zu bieten. Künftige Generationen von Jungunternehmern sollen nicht im Schatten etablierter Unternehmen stehen, im Gegenteil – technisch-unternehmerische Visionen sollen ins Licht gerückt und zum Blühen gebracht werden.

Die W.A. de Vigier Stiftung setzt weiterhin auf den Wert der Wissensvermittlung von Experten an Jungunternehmende. Dabei sollen die Preisträgerinnen und Preisträger des de Vigier Awards möglichst bald zu Leuchtturm-Persönlichkeiten werden und ihr Know-how wiederum an andere Jungunternehmern weitervermitteln. Das Schweizer Startup-Ökosystem soll mittels Unterstützung der W.A. de Vigier Stiftung wachsen und florieren, denn Ideen und Visionen sind fluide und weder in Stein gemeisselt noch aus Beton gegossen. Es kann jedoch vorkommen, dass sie 3D-gedruckt werden.

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