Ein Produkt entwickeln, testen, verbessern und schliesslich für den Verkauf vorzubereiten ist zeitintensiv. Da will man sich sicher sein, dass es bei der Zielgruppe auch gut ankommt. Damit das garantiert klappt, bezieht das Startup TBô seine Community bei allen Schritten mit ein – von der Ideenfindung über die Produktentwicklung bis hin zum Verkauf. Ein Businessmodell, das den Nerv der Zeit trifft.

 

Beim Zürcher Startup TBô ist die Kundschaft der Kern des Geschäftsmodells. Sie liefert und diskutiert Ideen, bestimmt mit bei der Produktentwicklung, kauft im Vorfeld und bewertet im Nachhinein. Danach findet das neue Produkt einen festen Platz im Sortiment des Zürcher Startups, das Männerbekleidung produziert. Aber woher kommt die Idee, die eigene Kundschaft so stark zu involvieren?


Die TBo Gründer sitzen auf Stuhl und geben sich Handschlag.

Die TBô-Gründer Roy Bernheim und Allan Perrottet folgen ihrer Community: Das sind rund 400’000 Menschen.

“Nachdem wir unser erstes Produkt auf den Markt gebracht haben, waren wir unsicher, wie es mit TBô weiter gehen soll. Schliesslich haben wir eine grössere Umfrage an unsere ersten 5’000 E-Mail-Abonnenten geschickt. Erwartet hatten wir rund 20 Antworten, erhalten haben wir über 2’000 teilweise akribisch ausformulierte Feedbacks. Dies war die Geburtsstunde unseres Geschäftsmodells”, sagt Roy Bernheim, Co-Founder von TBô.

400’000 Personen reden mit

Mittlerweile sind weltweit über 400’000 Menschen Teil der Community und die Produkte von TBô wurden bereits in 120 Länder verkauft, wobei der Hauptmarkt die USA ist. Der zentrale Erfolgsfaktor findet sich in der speziell für das Community-led Geschäftsmodell entwickelte Software. “Unsere Software ist vergleichbar mit Facebook-Gruppen, einfach innerhalb der eigenen Website. Alle können Threads starten, Beiträge up- und downvoten, Bild- und Videomaterial hochladen, neue Produkte vorschlagen oder an bestehenden Projekten mitarbeiten”, erklärt Co-Founder Allan Perrottet. Mitglieder der Community können sich auch über Themen austauschen, die nichts mit TBô zu tun haben.

Kunden sind loyaler und kaufen mehr

Die Möglichkeit zur konsequenten Mitbestimmung erwidern die Kunden auf eindrucksvolle Art und Weise: Recherchen von Mitgliedern des Management and Technology Departments der ETH Zürich haben in einer Untersuchung der anonymisierten TBô-Daten beeindruckende Zahlen ergeben: Die Käufer eines Community-led-Brands weisen im Vergleich eine dreimal höhere Wiederkaufsrate auf. “Normalerweise liegt diese bei rund 12 % über die gesamte Lebensdauer eines Webshops. Bei uns sind es rund 35 % aller Erstbesteller, die sich innerhalb der nächsten 90 Tage wieder für ein TBô-Produkt entscheiden”, erklärt Roy Bernheim.

Der grösste Teil des Sortiments sind Boxershorts – natürlich genau jene Boxershorts, die von der Community gewünscht sind.

Die Community ist das Herzstück des Geschäftsmodells

Auch ein Blick auf die weiteren Daten zeigt eindrücklich, wie zukunftsweisend dieses Businessmodell ist: Im Schnitt verbringt ein Website-Besucher täglich rund 12 Minuten pro Tag auf der Website von TBô – dies entspricht in etwa der Dauer einer kurzen Serie. Dabei wird der durchschnittliche Warenkorb bei diesem Businessmodell doppelt so gross, verglichen mit herkömmlichen Geschäftsmodellen. Nur jeder vierte User verlässt die Website in den ersten drei Sekunden. “Wenn eine Bounce-Rate im E-Commerce von jungen Marken unter 50 % liegt, wird diese als sehr gut bewertet. Unsere liegt dank unserer Community-Software bei unter 25 %”, sagt Roy Bernheim.

Von Community-led zu Community-owned

Seit rund einem halben Jahr kann die Schweizer TBô-Community nicht nur mitbestimmen, sondern selbst am Unternehmen teilhaben. Möglich macht dies die Tokenisierung, also die Digitalisierung von Unternehmensanteilen via Blockchain. Damit gehört TBô weltweit zu den ersten Brands, die den Aktienhandel direkt auf der eigenen Website ermöglichen. “Seit Ende 2018 brainstormen wir kontinuierlich daran, wie wir die Community mehr und mehr Teil der Marke machen können.

Dass wir ihnen nun mittels Blockchain die Möglichkeit geben können, direkt auf unserer Webseite Firmenanteile zu erwerben, war für uns der logische nächste Schritt”, sagt Allan Perrottet, Co-Founder. Ein Schritt, der sich auch aus finanzieller Sicht auszahlte: Innerhalb der ersten vier Monate konnte TBô über eine Million Schweizer Franken an Investitionskapital aufnehmen. Seither dürfen sich Roy Bernheim und Allan Perrottet regelmässig über neue Investoren freuen.

Dominik Bracher

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Ein Produkt entwickeln, testen, verbessern und schliesslich für den Verkauf vorzubereiten ist zeitintensiv. Da will man sich sicher sein, dass es bei der Zielgruppe auch gut ankommt. Damit das garantiert klappt, bezieht das Startup TBô seine Community bei allen Schritten mit ein – von der Ideenfindung über die Produktentwicklung bis hin zum Verkauf. Ein Businessmodell, das den Nerv der Zeit trifft.

 

Beim Zürcher Startup TBô ist die Kundschaft der Kern des Geschäftsmodells. Sie liefert und diskutiert Ideen, bestimmt mit bei der Produktentwicklung, kauft im Vorfeld und bewertet im Nachhinein. Danach findet das neue Produkt einen festen Platz im Sortiment des Zürcher Startups, das Männerbekleidung produziert. Aber woher kommt die Idee, die eigene Kundschaft so stark zu involvieren?


Die TBo Gründer sitzen auf Stuhl und geben sich Handschlag.

Die TBô-Gründer Roy Bernheim und Allan Perrottet folgen ihrer Community: Das sind rund 400’000 Menschen.

“Nachdem wir unser erstes Produkt auf den Markt gebracht haben, waren wir unsicher, wie es mit TBô weiter gehen soll. Schliesslich haben wir eine grössere Umfrage an unsere ersten 5’000 E-Mail-Abonnenten geschickt. Erwartet hatten wir rund 20 Antworten, erhalten haben wir über 2’000 teilweise akribisch ausformulierte Feedbacks. Dies war die Geburtsstunde unseres Geschäftsmodells”, sagt Roy Bernheim, Co-Founder von TBô.

400’000 Personen reden mit

Mittlerweile sind weltweit über 400’000 Menschen Teil der Community und die Produkte von TBô wurden bereits in 120 Länder verkauft, wobei der Hauptmarkt die USA ist. Der zentrale Erfolgsfaktor findet sich in der speziell für das Community-led Geschäftsmodell entwickelte Software. “Unsere Software ist vergleichbar mit Facebook-Gruppen, einfach innerhalb der eigenen Website. Alle können Threads starten, Beiträge up- und downvoten, Bild- und Videomaterial hochladen, neue Produkte vorschlagen oder an bestehenden Projekten mitarbeiten”, erklärt Co-Founder Allan Perrottet. Mitglieder der Community können sich auch über Themen austauschen, die nichts mit TBô zu tun haben.

Kunden sind loyaler und kaufen mehr

Die Möglichkeit zur konsequenten Mitbestimmung erwidern die Kunden auf eindrucksvolle Art und Weise: Recherchen von Mitgliedern des Management and Technology Departments der ETH Zürich haben in einer Untersuchung der anonymisierten TBô-Daten beeindruckende Zahlen ergeben: Die Käufer eines Community-led-Brands weisen im Vergleich eine dreimal höhere Wiederkaufsrate auf. “Normalerweise liegt diese bei rund 12 % über die gesamte Lebensdauer eines Webshops. Bei uns sind es rund 35 % aller Erstbesteller, die sich innerhalb der nächsten 90 Tage wieder für ein TBô-Produkt entscheiden”, erklärt Roy Bernheim.

Der grösste Teil des Sortiments sind Boxershorts – natürlich genau jene Boxershorts, die von der Community gewünscht sind.

Die Community ist das Herzstück des Geschäftsmodells

Auch ein Blick auf die weiteren Daten zeigt eindrücklich, wie zukunftsweisend dieses Businessmodell ist: Im Schnitt verbringt ein Website-Besucher täglich rund 12 Minuten pro Tag auf der Website von TBô – dies entspricht in etwa der Dauer einer kurzen Serie. Dabei wird der durchschnittliche Warenkorb bei diesem Businessmodell doppelt so gross, verglichen mit herkömmlichen Geschäftsmodellen. Nur jeder vierte User verlässt die Website in den ersten drei Sekunden. “Wenn eine Bounce-Rate im E-Commerce von jungen Marken unter 50 % liegt, wird diese als sehr gut bewertet. Unsere liegt dank unserer Community-Software bei unter 25 %”, sagt Roy Bernheim.

Von Community-led zu Community-owned

Seit rund einem halben Jahr kann die Schweizer TBô-Community nicht nur mitbestimmen, sondern selbst am Unternehmen teilhaben. Möglich macht dies die Tokenisierung, also die Digitalisierung von Unternehmensanteilen via Blockchain. Damit gehört TBô weltweit zu den ersten Brands, die den Aktienhandel direkt auf der eigenen Website ermöglichen. “Seit Ende 2018 brainstormen wir kontinuierlich daran, wie wir die Community mehr und mehr Teil der Marke machen können.

Dass wir ihnen nun mittels Blockchain die Möglichkeit geben können, direkt auf unserer Webseite Firmenanteile zu erwerben, war für uns der logische nächste Schritt”, sagt Allan Perrottet, Co-Founder. Ein Schritt, der sich auch aus finanzieller Sicht auszahlte: Innerhalb der ersten vier Monate konnte TBô über eine Million Schweizer Franken an Investitionskapital aufnehmen. Seither dürfen sich Roy Bernheim und Allan Perrottet regelmässig über neue Investoren freuen.

Dominik Bracher

Dominik Bracher