Emanuel Forny hat mehrere Coworking Spaces in der Schweiz begleitet und mitentwickelt. Seine Erfahrungen haben ihn zum visionären Unternehmer gemacht: Er will Menschen zusammenbringen und Innovation durch Coworking und Communities fördern. Im Sommer 2025 steht ein Meilenstein bevor: die Eröffnung des Novu Campus im „Circle“ am Flughafen Zürich. Im Interview gewährt er Einblicke in die Branche und erzählt seine Gründergeschichte.

Wie hast du die Entwicklung von Coworking Spaces in den letzten Jahren wahrgenommen?

Die Szene entwickelte sich stark. 2018 eröffnete ich die Coworking Lounge Tessinerplatz in Zürich zu einer Zeit, in der sehr viele Coworking Spaces entstanden. Durch die Covid-19-Pandemie erfolgte ein Jahr später der wirtschaftliche Einbruch. Nach dem zweiten Lockdown kämpften viele Coworking Spaces mit Liquiditätsschwierigkeiten. Es folgte die Konsolidierung meiner Coworking Lounge. Heute geht die Kurve wieder aufwärts, die Nachfrage nach Arbeitsplätzen mit flexiblen Rahmenbedingungen nimmt zu. 

Welche Vorteile siehst du beim Arbeiten in einem Coworking Space im Vergleich zu einem traditionellen Büro oder im Homeoffice? 

Viele Unternehmen realisieren, dass das Homeoffice auch Nachteile mit sich bringt. Lärm, schlechtes Licht, unprofessionelle Infrastruktur: Für eine produktive Arbeitsumgebung sind solche Faktoren nicht optimal. Coworking Spaces bieten im Vergleich zu traditionellen Büros auch administrativ viel Flexibilität. Oft bieten Immobilieneigentümer nur Verträge mit langen Laufzeiten an, was besonders für kleinere Unternehmen Risiken birgt. 

Welche Rolle spielen Coworking Spaces bei der Förderung von Innovation?

In Coworking Spaces entstehen Communities, die gemeinsam wirken und wachsen. Wenn Menschen mit Andersdenkenden reden, fördert das Innovation. Die Schweizer Kultur ist eher zurückhaltend. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmer ein eigenes Netzwerk aufbauen. Denn: Startups entstehen nicht in der Garage, sie müssen raus, ihre Ideen kritischen Meinungen aussetzen und Feedbacks sammeln.

Was bewegte dich dazu, dich vom Bankenwesen zu verabschieden und in die Welt der Coworking Spaces einzutauchen? 

Die Bankenszene ist eher klassisch und rational. Ich bemerkte schnell, dass mich Innovation, Startups und Kreativität mehr interessieren. Also wanderte ich nach Berlin aus und arbeitete dort zwei Jahre lang in der Startup-Szene. Ich war oft in Coworking Spaces unterwegs und realisierte: Das ist cool! Zufälligerweise wurde ich durch eine Empfehlung aus meinem Umfeld darauf aufmerksam, dass sich am Tessinerplatz in Zürich ein Projekt anbahnt. Ich stiess zur Community dazu und machte einfach mal blauäugig mit. Nie hätte ich gedacht, dass ich daraus später eine eigene Firma gründen und führen werde. 

Was ist mit den Startups passiert, bei denen du in Berlin gearbeitet hast? 

Sie sind gescheitert. Bei einem Startup war ich angestellt und habe von den Blütezeiten bis zum Konkurs alles miterlebt. Dann initiierte ich ein eigenes Startup – und gab dieses wieder auf, nachdem mein Co-Founder ausgestiegen ist. Das war ein Entscheid, den ich rückblickend bereue. Ich hätte das Startup weiterführen und in die Schweiz bringen sollen. 

Was waren deine grössten Lehren aus dem Scheitern? 

Ich strukturiere Entscheidungen besser und gehe überlegter vor. Wenn du einmal unternehmerisch gescheitert bist, weisst du, wie es sich anfühlt. Das ist eine Schule. Mir gab es beispielsweise den Mut, wieder etwas Neues zu starten. Es gab mir diese innerliche Zuversicht, dass ich immer wieder Lösungen finde. Heute bin ich nicht mehr mit angezogener Handbremse unterwegs. 

Du bist aus der Startup-Szene Berlin in die Schweiz zurückgekehrt. Welche Unterschiede hast du zwischen dem Unternehmertum in Deutschland und in der Schweiz bemerkt? 

Die Lebensunterhaltskosten viel tiefer als in der Schweiz. Das macht es einfacher, unternehmerisch etwas auszuprobieren. Was in Berlin dazu kommt, ist das Mindset. Man findet immer unterstützende Menschen in Berlin: Sie sind offen und direkt. Schweizer hingegen reagieren oft verhalten. Beispielsweise, wenn es darum geht, mit einer Idee schnell auf den Markt zu gehen. Auf der anderen Seite ist die Schweiz vorteilhafter, was Infrastruktur und Bürokratie angeht. 

Novu Campus – Arbeitsplatz-der-Zukunft

Was würdest du Gründungsinteressierten raten?

Habt den Mut, einfach mal loszulegen und verstrickt euch nicht in kleinen Entscheidungen und Detailfragen.

Wie hast du deine Balance zwischen Arbeit und Privatleben gefunden? 

Ich lernte, einen Fokus zu setzen. Von Sonnenbrillen über Teppiche, E-Commerce und Restaurants: Ich probierte alle möglichen Geschäftsideen aus und wollte immer mehr. Letztes Jahr stiess ich an meine Belastungsgrenze und merkte: Ich muss fokussieren. Heute konzentriere ich mich nur noch auf das Thema Coworking und Community. 

Dein neuestes Projekt heisst Novu Campus. Was waren die Beweggründe dieser Neugründung?

Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt. Wir fragten uns: Wie und wo können wir den Arbeitsplatz der Zukunft gestalten? Dabei schwebte uns eine inspirierende Arbeitsumgebung an einem spannenden Ort vor, wo Menschen und Startups zusammenkommen, um gemeinsam zu wachsen. In Zusammenarbeit mit Novu Office, Memox und Swisspreneur ist schliesslich das Projekt Novu Campus entstanden.  

Es gibt zahlreiche Coworking Spaces. Was zeichnet den Novu Campus aus?  

Der „Circle“ mit seinem Rundumbetrieb hat seinen Reiz – und der Standort am Flughafen Zürich ist ideal gelegen. Mit der Nähe zu bekannten grossen Unternehmen und weiteren Angeboten vor Ort bietet der Novu Campus ein ganzheitliches Erlebnis. Startups profitieren von der gut ausgebauten Infrastruktur, damit sie sich vollumfänglich auf ihr Kerngeschäft fokussieren können. Wir gewähren zudem Flexibilität, was für Unternehmen im Wachstum vorteilhaft ist. 

Wie stellt ihr sicher, dass das Projekt langfristig rentabel ist? 

Mit einer hohen Auslastung! Dazu ist der Community-Charakter wichtig. Obwohl wir erst im Sommer 2025 offiziell eröffnen, führen wir jetzt schon die ersten Community-Events und Besichtigungen durch. Als Berater begleitete ich schon über 30 Coworking Spaces schweizweit. Diese Erfahrungen zeigten mir, wie wichtig es ist, dass Leute im Zentrum solcher Projekte stehen. 

Wie siehst du die Zukunft von Coworking Spaces?

Ich denke, es wird immer mehr Konsolidierungen geben. Der Trend geht hin zu grösseren Flächen, damit das Geschäft auch wirtschaftlich rentabel bleibt. Um mit kleinen Konzepten zu bestehen, sind Spezialisierungen gefragt. 

Welche Pläne und Visionen hast du? 

Ich will als Experte im Coworking-Umfeld neue Standards setzen. Es geht darum, den Arbeitsort der Zukunft mitzugestalten, indem man unterschiedliche Nutzungskonzepte wie Kitas und Restaurants verbindet. Bei all meinen Projekten steht der Mensch im Fokus. Mein Ziel ist es, Menschen zusammenzubringen und ihnen Orte des Wachstums zu bieten. 



Author: Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."
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Emanuel Forny hat mehrere Coworking Spaces in der Schweiz begleitet und mitentwickelt. Seine Erfahrungen haben ihn zum visionären Unternehmer gemacht: Er will Menschen zusammenbringen und Innovation durch Coworking und Communities fördern. Im Sommer 2025 steht ein Meilenstein bevor: die Eröffnung des Novu Campus im „Circle“ am Flughafen Zürich. Im Interview gewährt er Einblicke in die Branche und erzählt seine Gründergeschichte.

Wie hast du die Entwicklung von Coworking Spaces in den letzten Jahren wahrgenommen?

Die Szene entwickelte sich stark. 2018 eröffnete ich die Coworking Lounge Tessinerplatz in Zürich zu einer Zeit, in der sehr viele Coworking Spaces entstanden. Durch die Covid-19-Pandemie erfolgte ein Jahr später der wirtschaftliche Einbruch. Nach dem zweiten Lockdown kämpften viele Coworking Spaces mit Liquiditätsschwierigkeiten. Es folgte die Konsolidierung meiner Coworking Lounge. Heute geht die Kurve wieder aufwärts, die Nachfrage nach Arbeitsplätzen mit flexiblen Rahmenbedingungen nimmt zu. 

Welche Vorteile siehst du beim Arbeiten in einem Coworking Space im Vergleich zu einem traditionellen Büro oder im Homeoffice? 

Viele Unternehmen realisieren, dass das Homeoffice auch Nachteile mit sich bringt. Lärm, schlechtes Licht, unprofessionelle Infrastruktur: Für eine produktive Arbeitsumgebung sind solche Faktoren nicht optimal. Coworking Spaces bieten im Vergleich zu traditionellen Büros auch administrativ viel Flexibilität. Oft bieten Immobilieneigentümer nur Verträge mit langen Laufzeiten an, was besonders für kleinere Unternehmen Risiken birgt. 

Welche Rolle spielen Coworking Spaces bei der Förderung von Innovation?

In Coworking Spaces entstehen Communities, die gemeinsam wirken und wachsen. Wenn Menschen mit Andersdenkenden reden, fördert das Innovation. Die Schweizer Kultur ist eher zurückhaltend. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmer ein eigenes Netzwerk aufbauen. Denn: Startups entstehen nicht in der Garage, sie müssen raus, ihre Ideen kritischen Meinungen aussetzen und Feedbacks sammeln.

Was bewegte dich dazu, dich vom Bankenwesen zu verabschieden und in die Welt der Coworking Spaces einzutauchen? 

Die Bankenszene ist eher klassisch und rational. Ich bemerkte schnell, dass mich Innovation, Startups und Kreativität mehr interessieren. Also wanderte ich nach Berlin aus und arbeitete dort zwei Jahre lang in der Startup-Szene. Ich war oft in Coworking Spaces unterwegs und realisierte: Das ist cool! Zufälligerweise wurde ich durch eine Empfehlung aus meinem Umfeld darauf aufmerksam, dass sich am Tessinerplatz in Zürich ein Projekt anbahnt. Ich stiess zur Community dazu und machte einfach mal blauäugig mit. Nie hätte ich gedacht, dass ich daraus später eine eigene Firma gründen und führen werde. 

Was ist mit den Startups passiert, bei denen du in Berlin gearbeitet hast? 

Sie sind gescheitert. Bei einem Startup war ich angestellt und habe von den Blütezeiten bis zum Konkurs alles miterlebt. Dann initiierte ich ein eigenes Startup – und gab dieses wieder auf, nachdem mein Co-Founder ausgestiegen ist. Das war ein Entscheid, den ich rückblickend bereue. Ich hätte das Startup weiterführen und in die Schweiz bringen sollen. 

Was waren deine grössten Lehren aus dem Scheitern? 

Ich strukturiere Entscheidungen besser und gehe überlegter vor. Wenn du einmal unternehmerisch gescheitert bist, weisst du, wie es sich anfühlt. Das ist eine Schule. Mir gab es beispielsweise den Mut, wieder etwas Neues zu starten. Es gab mir diese innerliche Zuversicht, dass ich immer wieder Lösungen finde. Heute bin ich nicht mehr mit angezogener Handbremse unterwegs. 

Du bist aus der Startup-Szene Berlin in die Schweiz zurückgekehrt. Welche Unterschiede hast du zwischen dem Unternehmertum in Deutschland und in der Schweiz bemerkt? 

Die Lebensunterhaltskosten viel tiefer als in der Schweiz. Das macht es einfacher, unternehmerisch etwas auszuprobieren. Was in Berlin dazu kommt, ist das Mindset. Man findet immer unterstützende Menschen in Berlin: Sie sind offen und direkt. Schweizer hingegen reagieren oft verhalten. Beispielsweise, wenn es darum geht, mit einer Idee schnell auf den Markt zu gehen. Auf der anderen Seite ist die Schweiz vorteilhafter, was Infrastruktur und Bürokratie angeht. 

Novu Campus – Arbeitsplatz-der-Zukunft

Was würdest du Gründungsinteressierten raten?

Habt den Mut, einfach mal loszulegen und verstrickt euch nicht in kleinen Entscheidungen und Detailfragen.

Wie hast du deine Balance zwischen Arbeit und Privatleben gefunden? 

Ich lernte, einen Fokus zu setzen. Von Sonnenbrillen über Teppiche, E-Commerce und Restaurants: Ich probierte alle möglichen Geschäftsideen aus und wollte immer mehr. Letztes Jahr stiess ich an meine Belastungsgrenze und merkte: Ich muss fokussieren. Heute konzentriere ich mich nur noch auf das Thema Coworking und Community. 

Dein neuestes Projekt heisst Novu Campus. Was waren die Beweggründe dieser Neugründung?

Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt. Wir fragten uns: Wie und wo können wir den Arbeitsplatz der Zukunft gestalten? Dabei schwebte uns eine inspirierende Arbeitsumgebung an einem spannenden Ort vor, wo Menschen und Startups zusammenkommen, um gemeinsam zu wachsen. In Zusammenarbeit mit Novu Office, Memox und Swisspreneur ist schliesslich das Projekt Novu Campus entstanden.  

Es gibt zahlreiche Coworking Spaces. Was zeichnet den Novu Campus aus?  

Der „Circle“ mit seinem Rundumbetrieb hat seinen Reiz – und der Standort am Flughafen Zürich ist ideal gelegen. Mit der Nähe zu bekannten grossen Unternehmen und weiteren Angeboten vor Ort bietet der Novu Campus ein ganzheitliches Erlebnis. Startups profitieren von der gut ausgebauten Infrastruktur, damit sie sich vollumfänglich auf ihr Kerngeschäft fokussieren können. Wir gewähren zudem Flexibilität, was für Unternehmen im Wachstum vorteilhaft ist. 

Wie stellt ihr sicher, dass das Projekt langfristig rentabel ist? 

Mit einer hohen Auslastung! Dazu ist der Community-Charakter wichtig. Obwohl wir erst im Sommer 2025 offiziell eröffnen, führen wir jetzt schon die ersten Community-Events und Besichtigungen durch. Als Berater begleitete ich schon über 30 Coworking Spaces schweizweit. Diese Erfahrungen zeigten mir, wie wichtig es ist, dass Leute im Zentrum solcher Projekte stehen. 

Wie siehst du die Zukunft von Coworking Spaces?

Ich denke, es wird immer mehr Konsolidierungen geben. Der Trend geht hin zu grösseren Flächen, damit das Geschäft auch wirtschaftlich rentabel bleibt. Um mit kleinen Konzepten zu bestehen, sind Spezialisierungen gefragt. 

Welche Pläne und Visionen hast du? 

Ich will als Experte im Coworking-Umfeld neue Standards setzen. Es geht darum, den Arbeitsort der Zukunft mitzugestalten, indem man unterschiedliche Nutzungskonzepte wie Kitas und Restaurants verbindet. Bei all meinen Projekten steht der Mensch im Fokus. Mein Ziel ist es, Menschen zusammenzubringen und ihnen Orte des Wachstums zu bieten.