Walter Salchli hat mit alao eine erfolgreiche Vergleichsplattform für Telekommunikationsangebote aufgebaut. Im Interview erklärt er seine Faszination für die Denkweise eines Entrepreneurs und wieso die Schweiz weniger perfektionistisch sein soll.

Vor der Gründung von alao hast du in unterschiedlichen grossen Unternehmen gearbeitet. Was war der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich habe in meiner Zeit bei grossen Corporates sehr Vieles gelernt. Gerade im Bereich Leadership konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig erkannte ich während dieser Zeit, dass speziell in der Telekom-Branche ein grosses Potential besteht, um das Leben des Endkunden und der Provider zu vereinfachen. Hier lassen sich die Prozesse sehr stark optimieren. Ich bin der Meinung, dass es für einen Kunden möglich sein muss, mit wenigen Klicks ein neues Angebot zu erhalten.
Zudem wollte ich schon immer mein eigenes Unternehmen aufbauen. Es war nie mein Ziel mein ganzes Leben in einem grossen Unternehmen zu verbringen. Diesen Wunsch, mit etwas Kleinem in einen grossen Markt zu gehen und die selbst aufgebauten Strukturen dort zu testen, bestand schon länger. Alao ist auch nicht mein erster Versuch etwas Eigenes zu gründen.

Was waren die Versuche vor Alao?

Ich habe bereits mit zwölf Jahren auf dem Pausenplatz Produkte verkauft. Das Handeln und Denken eines Entrepreneurs begleitet mich somit fast mein ganzes Leben lang. Später habe ich ein Schmuckbusiness aufgebaut. Dieses war eine Zeit lang sehr erfolgreich. Dann musste ich aber schmerzhaft lernen, wie schnell eine Unachtsamkeit das Ende des Erfolgs bedeuten kann.

Was ist passiert?

Ich hatte die Ware eines Zulieferers zu wenig genau auf die notwendige Qualität geprüft und die Produkte an meine Kunden versendet. Dies hat gereicht, um das aufgebaute Vertrauen bei meiner Kundschaft zu zerstören. Qualität und Vertrauen sind sehr fragil und die Basis eines erfolgreichen Unternehmens. Wenn das Vertrauen deiner Kunden weg ist, dann ist es vorbei.

Gibt es weitere Erkenntnisse aus dieser Zeit, die dir rückblickend geholfen haben?

Die Relevanz von Vertrauen und dass dieses über einen langen Prozess erarbeitet werden muss, ist sicher eine der wichtigsten Erkenntnisse. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig die Macht von «word of mouth» zu erkennen und diese für sich zu nutzen. Hier habe ich zudem gelernt nicht zu grosse Schritte auf einmal machen zu wollen. Wenn man sich überlegt, welche potenzielle Kundengruppe man zuerst ansprechen will und sich auf diese fokussiert, ist dies meist erfolgreicher, als wenn man von Anfang an einfach alle ansprechen möchte.
Als Angestellter einer Firma vergisst man ausserdem schnell, dass der Lohn am Ende des Monats nicht als selbstverständlich zu betrachten ist. Erst mit einem eigenen Unternehmen merkt man, wie schwierig es ist tatsächlich Geld zu verdienen. Umso stolzer ist man, wenn es einem dann effektiv gelingt mit der eigenen Idee und der eigenen Arbeit Umsatz zu machen.
Beim Aufbau von alao habe ich zudem realisiert, wie wichtig es ist, als junges Unternehmen auch auf schnelles Wachstum vorbereitet zu sein, also seine Skalierbarkeit sicherzustellen.

Kannst du dies noch etwas genauer erklären?

Bei alao haben wir ein Wachstum von 300 Prozent pro Jahr. Damit uns dieses Wachstum nicht überrollt, müssen die Prozesse und Arbeitsweisen super effizient gestaltet sein. Ich erinnere mich an die Anfangszeiten, in denen ich die Kosten für das Marketing mit meiner eigenen Kreditkarte bezahlt habe und der Kundensupport meine eigene Handynummer war. Auch wenn seitdem noch nicht viel Zeit vergangen ist, sind solche Strukturen heute undenkbar.
Weiter unterschätzte ich den Aufwand für die Administration. Am Anfang hatten wir dies komplett vergessen. Da musste ich schnell mal fünf bis sechs Stunden pro Tag zusätzlich für Admin-Aufgaben investieren. Dies hat mir auch den Fokus für die tatsächliche Arbeit genommen. Es ist völlig normal, dass sich am Anfang viele Aufgaben bei den Gründern zentrieren. Mit der Zeit müssen diese aber auch Aufgaben und Verantwortung abgeben können, um den Fokus nicht zu verlieren.

Du hast nun viel über Fokus gesprochen. Wie kann man diesen in einem oft unruhigen Alltag eines jungen Unternehmens beibehalten?

Es ist wichtig, dass an alle Interessensgruppen die Vision und Mission klar kommuniziert wird. Es muss klar sein, wohin die Reise gehen soll. Nur so besteht bei allen die Motivation den Weg gemeinsam zu gehen. Gleichzeitig sollte man Inputs – sei das von eigenen Mitarbeitenden oder von Kundinnen beziehungsweise Investoren – ernst nehmen und flexibel sein für neue Ideen. Zum Beispiel war das Jahr 2021 für uns enorm erfolgreich. Wir haben uns fast schon unantastbar gefühlt. Dennoch mussten wir feststellen, dass dieses Tempo zu viel Kosten und Arbeit verursacht. Deshalb haben wir unsere grossen Visionen gestoppt und unsere Ziele neu definiert. Man muss sich hüten zu gierig zu sein. Wachstum muss nachhaltig sein, zu viel auf einmal zu wollen ist nicht zielführend. Wichtig ist, immer wieder zu prüfen, ob man noch an die eigenen Ziele glaubt. Sobald man nicht mehr hinter dem eigenen Vorhaben stehen kann, muss dieses korrigiert werden. Dabei lernt man, nicht immer jedem Trend nachrennen zu wollen.

Du hast unter anderem eine gewisse Zeit an der Stanford University in Kalifornien verbracht. Wo siehst du die grössten Unterschiede zwischen der Schweiz und den USA?

Es ist eindrücklich wie viel Innovation in der Schweiz betrieben wird. Die Schweiz besitzt sehr gute Technologie. Es wird jedoch tendenziell zu lange gewartet, bis man auf den Markt geht. Das Potential schnell zu testen und Kunden zu gewinnen oder sogar mit einem Produkt viral zu gehen, wird im Vergleich zur USA zu wenig genutzt. Im Endeffekt darf in der Schweiz der Fokus stärker darauf gelegt werden, dem Endkunden effektiv zu helfen und das Produkt bekannt zu machen.

Setzt du dies auch in deinem Alltag so um?

Absolut, der Fokus auf die Kundschaft und deren Meinung ist mir enorm wichtig. Ich prüfe jeden Morgen die Rückmeldungen der Kundinnen und Kunden. Sind diese glücklich, bin ich es auch. Ziel ist, dass jede Person, die bei uns bestellt, uns weiterempfiehlt. So entsteht über «word of mouth» die angesprochene Viralität.

Gibt es noch weitere Dinge, ausser die Kundenfeedbacks, die dich am Morgen motivieren das Bett zu verlassen?

Das Unternehmen alao ist genau so, wie ich mir dies erträumt habe. Jeden Tag weiter an diesem Traum zu arbeiten, gemeinsam mit den Mitarbeitenden Erfolge zu feiern und Freude am eigenen Erfolg zu haben, dies ist enorm motivierend.
Zudem ist das Leben als Entrepreneur äusserst aufregend, da ist 24 Stunden Action garantiert. Über meine Erfahrungen zu sprechen, macht mir viel Spass. Ich finde es gleichzeitig auch wichtig, dass mehr über Entrepreneurship gesprochen wird. Umso besser ist es, wenn sich Personen durch solche Diskussionen ermutigt fühlen, ein eigenes Unternehmen zu starten. Es ist sehr empfehlenswert, wenn man sich ein aufregendes Leben wünscht.

Cédric Früh

"Viele erfolgreiche Gründergeschichten besitzen eine lange, von Durchhaltewille geprägte Vorgeschichte."

"Viele erfolgreiche Gründergeschichten besitzen eine lange, von Durchhaltewille geprägte Vorgeschichte."
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Walter Salchli hat mit alao eine erfolgreiche Vergleichsplattform für Telekommunikationsangebote aufgebaut. Im Interview erklärt er seine Faszination für die Denkweise eines Entrepreneurs und wieso die Schweiz weniger perfektionistisch sein soll.

Vor der Gründung von alao hast du in unterschiedlichen grossen Unternehmen gearbeitet. Was war der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich habe in meiner Zeit bei grossen Corporates sehr Vieles gelernt. Gerade im Bereich Leadership konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig erkannte ich während dieser Zeit, dass speziell in der Telekom-Branche ein grosses Potential besteht, um das Leben des Endkunden und der Provider zu vereinfachen. Hier lassen sich die Prozesse sehr stark optimieren. Ich bin der Meinung, dass es für einen Kunden möglich sein muss, mit wenigen Klicks ein neues Angebot zu erhalten.
Zudem wollte ich schon immer mein eigenes Unternehmen aufbauen. Es war nie mein Ziel mein ganzes Leben in einem grossen Unternehmen zu verbringen. Diesen Wunsch, mit etwas Kleinem in einen grossen Markt zu gehen und die selbst aufgebauten Strukturen dort zu testen, bestand schon länger. Alao ist auch nicht mein erster Versuch etwas Eigenes zu gründen.

Was waren die Versuche vor Alao?

Ich habe bereits mit zwölf Jahren auf dem Pausenplatz Produkte verkauft. Das Handeln und Denken eines Entrepreneurs begleitet mich somit fast mein ganzes Leben lang. Später habe ich ein Schmuckbusiness aufgebaut. Dieses war eine Zeit lang sehr erfolgreich. Dann musste ich aber schmerzhaft lernen, wie schnell eine Unachtsamkeit das Ende des Erfolgs bedeuten kann.

Was ist passiert?

Ich hatte die Ware eines Zulieferers zu wenig genau auf die notwendige Qualität geprüft und die Produkte an meine Kunden versendet. Dies hat gereicht, um das aufgebaute Vertrauen bei meiner Kundschaft zu zerstören. Qualität und Vertrauen sind sehr fragil und die Basis eines erfolgreichen Unternehmens. Wenn das Vertrauen deiner Kunden weg ist, dann ist es vorbei.

Gibt es weitere Erkenntnisse aus dieser Zeit, die dir rückblickend geholfen haben?

Die Relevanz von Vertrauen und dass dieses über einen langen Prozess erarbeitet werden muss, ist sicher eine der wichtigsten Erkenntnisse. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig die Macht von «word of mouth» zu erkennen und diese für sich zu nutzen. Hier habe ich zudem gelernt nicht zu grosse Schritte auf einmal machen zu wollen. Wenn man sich überlegt, welche potenzielle Kundengruppe man zuerst ansprechen will und sich auf diese fokussiert, ist dies meist erfolgreicher, als wenn man von Anfang an einfach alle ansprechen möchte.
Als Angestellter einer Firma vergisst man ausserdem schnell, dass der Lohn am Ende des Monats nicht als selbstverständlich zu betrachten ist. Erst mit einem eigenen Unternehmen merkt man, wie schwierig es ist tatsächlich Geld zu verdienen. Umso stolzer ist man, wenn es einem dann effektiv gelingt mit der eigenen Idee und der eigenen Arbeit Umsatz zu machen.
Beim Aufbau von alao habe ich zudem realisiert, wie wichtig es ist, als junges Unternehmen auch auf schnelles Wachstum vorbereitet zu sein, also seine Skalierbarkeit sicherzustellen.

Kannst du dies noch etwas genauer erklären?

Bei alao haben wir ein Wachstum von 300 Prozent pro Jahr. Damit uns dieses Wachstum nicht überrollt, müssen die Prozesse und Arbeitsweisen super effizient gestaltet sein. Ich erinnere mich an die Anfangszeiten, in denen ich die Kosten für das Marketing mit meiner eigenen Kreditkarte bezahlt habe und der Kundensupport meine eigene Handynummer war. Auch wenn seitdem noch nicht viel Zeit vergangen ist, sind solche Strukturen heute undenkbar.
Weiter unterschätzte ich den Aufwand für die Administration. Am Anfang hatten wir dies komplett vergessen. Da musste ich schnell mal fünf bis sechs Stunden pro Tag zusätzlich für Admin-Aufgaben investieren. Dies hat mir auch den Fokus für die tatsächliche Arbeit genommen. Es ist völlig normal, dass sich am Anfang viele Aufgaben bei den Gründern zentrieren. Mit der Zeit müssen diese aber auch Aufgaben und Verantwortung abgeben können, um den Fokus nicht zu verlieren.

Du hast nun viel über Fokus gesprochen. Wie kann man diesen in einem oft unruhigen Alltag eines jungen Unternehmens beibehalten?

Es ist wichtig, dass an alle Interessensgruppen die Vision und Mission klar kommuniziert wird. Es muss klar sein, wohin die Reise gehen soll. Nur so besteht bei allen die Motivation den Weg gemeinsam zu gehen. Gleichzeitig sollte man Inputs – sei das von eigenen Mitarbeitenden oder von Kundinnen beziehungsweise Investoren – ernst nehmen und flexibel sein für neue Ideen. Zum Beispiel war das Jahr 2021 für uns enorm erfolgreich. Wir haben uns fast schon unantastbar gefühlt. Dennoch mussten wir feststellen, dass dieses Tempo zu viel Kosten und Arbeit verursacht. Deshalb haben wir unsere grossen Visionen gestoppt und unsere Ziele neu definiert. Man muss sich hüten zu gierig zu sein. Wachstum muss nachhaltig sein, zu viel auf einmal zu wollen ist nicht zielführend. Wichtig ist, immer wieder zu prüfen, ob man noch an die eigenen Ziele glaubt. Sobald man nicht mehr hinter dem eigenen Vorhaben stehen kann, muss dieses korrigiert werden. Dabei lernt man, nicht immer jedem Trend nachrennen zu wollen.

Du hast unter anderem eine gewisse Zeit an der Stanford University in Kalifornien verbracht. Wo siehst du die grössten Unterschiede zwischen der Schweiz und den USA?

Es ist eindrücklich wie viel Innovation in der Schweiz betrieben wird. Die Schweiz besitzt sehr gute Technologie. Es wird jedoch tendenziell zu lange gewartet, bis man auf den Markt geht. Das Potential schnell zu testen und Kunden zu gewinnen oder sogar mit einem Produkt viral zu gehen, wird im Vergleich zur USA zu wenig genutzt. Im Endeffekt darf in der Schweiz der Fokus stärker darauf gelegt werden, dem Endkunden effektiv zu helfen und das Produkt bekannt zu machen.

Setzt du dies auch in deinem Alltag so um?

Absolut, der Fokus auf die Kundschaft und deren Meinung ist mir enorm wichtig. Ich prüfe jeden Morgen die Rückmeldungen der Kundinnen und Kunden. Sind diese glücklich, bin ich es auch. Ziel ist, dass jede Person, die bei uns bestellt, uns weiterempfiehlt. So entsteht über «word of mouth» die angesprochene Viralität.

Gibt es noch weitere Dinge, ausser die Kundenfeedbacks, die dich am Morgen motivieren das Bett zu verlassen?

Das Unternehmen alao ist genau so, wie ich mir dies erträumt habe. Jeden Tag weiter an diesem Traum zu arbeiten, gemeinsam mit den Mitarbeitenden Erfolge zu feiern und Freude am eigenen Erfolg zu haben, dies ist enorm motivierend.
Zudem ist das Leben als Entrepreneur äusserst aufregend, da ist 24 Stunden Action garantiert. Über meine Erfahrungen zu sprechen, macht mir viel Spass. Ich finde es gleichzeitig auch wichtig, dass mehr über Entrepreneurship gesprochen wird. Umso besser ist es, wenn sich Personen durch solche Diskussionen ermutigt fühlen, ein eigenes Unternehmen zu starten. Es ist sehr empfehlenswert, wenn man sich ein aufregendes Leben wünscht.

Cédric Früh

"Viele erfolgreiche Gründergeschichten besitzen eine lange, von Durchhaltewille geprägte Vorgeschichte."

Cédric Früh

"Viele erfolgreiche Gründergeschichten besitzen eine lange, von Durchhaltewille geprägte Vorgeschichte."