Leinenhemden für Herren gehören bei vielen Modebrands zum Sortiment, gute Qualität und gleichzeitig ein angemessener Preis sind dabei jedoch selten. Hier hat das Gründerteam eine Marktlücke entdeckt. 

Drei junge Männer stecken hinter der Marke di lino. Verbunden fühlen sich die drei Gründer durch ihre Leidenschaft. «Unsere Leidenschaft ist unser grösstes Gut, um di lino gross zu machen. Wir wollen einen Teil der Detailhandelsgeschichte neu schreiben», so Patrick im Interview.

Ihr Konzept ist relativ simpel: Zeitlose, handgefertigte Hemden aus hochwertigen Materialien, von Knopf bis Etikette hergestellt von Hand in Italien. Qualität zu fairen Preisen ist dabei eines der Hauptanliegen der Firma.

Wie alles begann

Es stand schon lange fest, dass die Freunde einmal zusammen eine Firma gründen wollten. Als Christian Mangione, sein Bruder Patrick Mangione und der Studienkollege Robin Huber an einem Sommerabend im Zürich Seefeld beim Abendessen sassen, kam bei den modebewussten Herren wie so oft das Thema Fashion und bald auch sommerliche Leinenhemden auf den Tisch. Einen auf diesen Stoff spezialisierten Laden gab es in Zürich nicht. Die Gründer sahen hier die grosse Schere in der Gesellschaft: Einerseits gab es bereits günstige Hemden mit schlechter Qualität, andererseits die sehr teuren Leinenhemden, bei welchen oft zusätzlich der Markenname bezahlt werden musste. Deren Stoff war zwar gute Qualität, jedoch nicht optimal verarbeitet. Gespart wurde zudem beispielsweise bei den Knöpfen – diese sind häufig aus billigem Plastik –, was die Unternehmer nicht verstanden. Sie wollten es besser machen. «Schon am Folgetag setzten wir uns gemeinsam an den Tisch. Wir haben nicht probiert, das Rad neu zu erfinden, sondern vielmehr, diese in punkto Preis-Leistungsverhältnis zu verbessern», so Christian im Interview.

In der Coronazeit in 2020 starteten sie damit, Prototypen zu schaffen und ihr Projekt zu konzipieren. Das Startup entwickelte sich rasch. Dennoch meinen die Gründer mit einem Grinsen: «Bis man bei einem Startup Erfolg sieht braucht man viel Zeit, wenig Schlaf und viel Geduld. Nur zu gut können wir uns an unseren 72 Stunden-Trip nach Italien mit allen möglichen Terminen, Fotoshooting und Meetings erinnern.» 

Noch im gleichen Jahr ging “di lino” online. Im Pop-up-Store im Kaufleuten in Zürich konnten sie ihre ersten Hemden unter die Kunden bringen. Masshemden wurden immer gefragter. Für ausreichende Beratung hätte im regen Treiben des Kaufleutens die Zeit gefehlt, so öffnete Ende 2021 ihr erstes Atelier in Wallisellen. Der Kundenkontakt liegt ihnen sehr am Herzen. Di lino will weg vom Ungewissen, dem massiven Konsum und unüberlegtem Kauf. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, zu fairen Preisen Qualitätsware zu verkaufen – die Knöpfe werden beispielsweise aus Perlmutt gefertigt.

Nachhaltigkeit statt Wegwerfgesellschaft

Di lino möchte einen Gegenpol zur heutigen Fast-Fashion-Industrie schaffen – sogenannte Slow-Fashion. Hierbei wird bei Design, der Herstellung und der Auswahl des passenden Stoffes auf bestmögliche Qualität und Langlebigkeit geachtet. Produziert wird mit Geschäftspartnern in Süditalien, genauer in Lecce. Die Gründer kennen alle Produzenten persönlich. Die Manufakturen in Italien führen einen Familienbetrieb in vierter Generation und sind seit jeher spezialisiert auf die Hemdenproduktion.

Mit dem Nachhaltigkeitsgedanken im Hinterkopf, will das Team die Transportwege möglichst kurz zu halten. Meist werden Rohmaterialien direkt in Italien verarbeitet und dann über möglichst kurze Transportwege in die Schweiz gebracht. Bewusst hält di lino die Lagerbestände tief, fördert so langsame Produktionsabläufe, faire Arbeitsbedingungen und Löhne.

Ausserdem nimmt sich di lino für Kunden sehr viel Zeit. In ihrer Tailor Made-Kollektion kann es schon einmal 1-3 Stunden dauern, bis der Kunde das perfekt auf ihn abgestimmte Hemd in Auftrag gibt. „Da di lino in enger Zusammenarbeit mit dem Produzenten agiert und die Produktion kontrolliert, warten Kunden meist nur circa drei Wochen auf ihr massgeschneidertes Produkt. Da die ganzen Prozesse in Italien ablaufen, ist dies doch relativ schnell, da unsere Entscheidungswege möglichst kurzgehalten werden“, erklärt Robin Huber. 

Die Kompromisslosigkeit ist ein weiteres Anliegen von di lino. Es solle in Zukunft nicht ein „halb-passendes“ Produkt gekauft werden. Das Feedback eines Kunden, welcher meinte, dass er sein Auto schneller bestellt hätte, als sein Hemd zu erstellen, nahm di lino mit einem Lächeln als Kompliment auf. 

Nicht nur durch tiefe Lagerbestände, sondern auch durch ihr Projekt „Save the olives“ möchte di lino der Natur etwas zurückgeben. Dieses ist vor allem auf persönlichen Hintergedanken der beiden Mangione-Brüder in Lecce entstanden. Seit Jahren treibt das sogenannte Feuerbakterium in Apulien sein Unwesen, welches Olivenbäume befällt und lässt sie austrocknen und absterben. Oft ist bei den dort ansässigen Bauern grosses Know-how vorhanden, finanzielle Mittel für neue Olivenbäume fehlen jedoch meist. Durch persönliche Kontakte zum ansässigen Bürgermeister ist klar, wo das Geld am dringendsten benötigt wird. Di lino pflanzt pro Hemd einen Olivenbaum in Lecce (Apulien) an. 

Italienische Hemden sollen den Zürcher Markt erobern

Auf die Frage nach Zukunftsplänen ist das Team einer Meinung: «Züri!» Ein Laden im Herzen von Zürich ist für die drei Zürcher der nächste wichtige Schritt. Bereits dieses Jahr werden laufend neue Produkte auf den Markt kommen, sodass eine Gesamtausstattung für den Herr bei di lino zu erhalten sein wird. Sie wollen sich selbst, ihren Kunden und der Philosophie ihres Brands treu bleiben und ihre Leidenschaft später auch mit Mitarbeitern teilen.

Dea Sikiric

"Startup-Gründer zu interviewen und damit die neuesten Ideen und Entwicklungen von anderen Pionieren kennen zu lernen, macht mir grossen Spass."

Author: Dea Sikiric

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Leinenhemden für Herren gehören bei vielen Modebrands zum Sortiment, gute Qualität und gleichzeitig ein angemessener Preis sind dabei jedoch selten. Hier hat das Gründerteam eine Marktlücke entdeckt. 

Drei junge Männer stecken hinter der Marke di lino. Verbunden fühlen sich die drei Gründer durch ihre Leidenschaft. «Unsere Leidenschaft ist unser grösstes Gut, um di lino gross zu machen. Wir wollen einen Teil der Detailhandelsgeschichte neu schreiben», so Patrick im Interview.

Ihr Konzept ist relativ simpel: Zeitlose, handgefertigte Hemden aus hochwertigen Materialien, von Knopf bis Etikette hergestellt von Hand in Italien. Qualität zu fairen Preisen ist dabei eines der Hauptanliegen der Firma.

Wie alles begann

Es stand schon lange fest, dass die Freunde einmal zusammen eine Firma gründen wollten. Als Christian Mangione, sein Bruder Patrick Mangione und der Studienkollege Robin Huber an einem Sommerabend im Zürich Seefeld beim Abendessen sassen, kam bei den modebewussten Herren wie so oft das Thema Fashion und bald auch sommerliche Leinenhemden auf den Tisch. Einen auf diesen Stoff spezialisierten Laden gab es in Zürich nicht. Die Gründer sahen hier die grosse Schere in der Gesellschaft: Einerseits gab es bereits günstige Hemden mit schlechter Qualität, andererseits die sehr teuren Leinenhemden, bei welchen oft zusätzlich der Markenname bezahlt werden musste. Deren Stoff war zwar gute Qualität, jedoch nicht optimal verarbeitet. Gespart wurde zudem beispielsweise bei den Knöpfen – diese sind häufig aus billigem Plastik –, was die Unternehmer nicht verstanden. Sie wollten es besser machen. «Schon am Folgetag setzten wir uns gemeinsam an den Tisch. Wir haben nicht probiert, das Rad neu zu erfinden, sondern vielmehr, diese in punkto Preis-Leistungsverhältnis zu verbessern», so Christian im Interview.

In der Coronazeit in 2020 starteten sie damit, Prototypen zu schaffen und ihr Projekt zu konzipieren. Das Startup entwickelte sich rasch. Dennoch meinen die Gründer mit einem Grinsen: «Bis man bei einem Startup Erfolg sieht braucht man viel Zeit, wenig Schlaf und viel Geduld. Nur zu gut können wir uns an unseren 72 Stunden-Trip nach Italien mit allen möglichen Terminen, Fotoshooting und Meetings erinnern.» 

Noch im gleichen Jahr ging “di lino” online. Im Pop-up-Store im Kaufleuten in Zürich konnten sie ihre ersten Hemden unter die Kunden bringen. Masshemden wurden immer gefragter. Für ausreichende Beratung hätte im regen Treiben des Kaufleutens die Zeit gefehlt, so öffnete Ende 2021 ihr erstes Atelier in Wallisellen. Der Kundenkontakt liegt ihnen sehr am Herzen. Di lino will weg vom Ungewissen, dem massiven Konsum und unüberlegtem Kauf. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, zu fairen Preisen Qualitätsware zu verkaufen – die Knöpfe werden beispielsweise aus Perlmutt gefertigt.

Nachhaltigkeit statt Wegwerfgesellschaft

Di lino möchte einen Gegenpol zur heutigen Fast-Fashion-Industrie schaffen – sogenannte Slow-Fashion. Hierbei wird bei Design, der Herstellung und der Auswahl des passenden Stoffes auf bestmögliche Qualität und Langlebigkeit geachtet. Produziert wird mit Geschäftspartnern in Süditalien, genauer in Lecce. Die Gründer kennen alle Produzenten persönlich. Die Manufakturen in Italien führen einen Familienbetrieb in vierter Generation und sind seit jeher spezialisiert auf die Hemdenproduktion.

Mit dem Nachhaltigkeitsgedanken im Hinterkopf, will das Team die Transportwege möglichst kurz zu halten. Meist werden Rohmaterialien direkt in Italien verarbeitet und dann über möglichst kurze Transportwege in die Schweiz gebracht. Bewusst hält di lino die Lagerbestände tief, fördert so langsame Produktionsabläufe, faire Arbeitsbedingungen und Löhne.

Ausserdem nimmt sich di lino für Kunden sehr viel Zeit. In ihrer Tailor Made-Kollektion kann es schon einmal 1-3 Stunden dauern, bis der Kunde das perfekt auf ihn abgestimmte Hemd in Auftrag gibt. „Da di lino in enger Zusammenarbeit mit dem Produzenten agiert und die Produktion kontrolliert, warten Kunden meist nur circa drei Wochen auf ihr massgeschneidertes Produkt. Da die ganzen Prozesse in Italien ablaufen, ist dies doch relativ schnell, da unsere Entscheidungswege möglichst kurzgehalten werden“, erklärt Robin Huber. 

Die Kompromisslosigkeit ist ein weiteres Anliegen von di lino. Es solle in Zukunft nicht ein „halb-passendes“ Produkt gekauft werden. Das Feedback eines Kunden, welcher meinte, dass er sein Auto schneller bestellt hätte, als sein Hemd zu erstellen, nahm di lino mit einem Lächeln als Kompliment auf. 

Nicht nur durch tiefe Lagerbestände, sondern auch durch ihr Projekt „Save the olives“ möchte di lino der Natur etwas zurückgeben. Dieses ist vor allem auf persönlichen Hintergedanken der beiden Mangione-Brüder in Lecce entstanden. Seit Jahren treibt das sogenannte Feuerbakterium in Apulien sein Unwesen, welches Olivenbäume befällt und lässt sie austrocknen und absterben. Oft ist bei den dort ansässigen Bauern grosses Know-how vorhanden, finanzielle Mittel für neue Olivenbäume fehlen jedoch meist. Durch persönliche Kontakte zum ansässigen Bürgermeister ist klar, wo das Geld am dringendsten benötigt wird. Di lino pflanzt pro Hemd einen Olivenbaum in Lecce (Apulien) an. 

Italienische Hemden sollen den Zürcher Markt erobern

Auf die Frage nach Zukunftsplänen ist das Team einer Meinung: «Züri!» Ein Laden im Herzen von Zürich ist für die drei Zürcher der nächste wichtige Schritt. Bereits dieses Jahr werden laufend neue Produkte auf den Markt kommen, sodass eine Gesamtausstattung für den Herr bei di lino zu erhalten sein wird. Sie wollen sich selbst, ihren Kunden und der Philosophie ihres Brands treu bleiben und ihre Leidenschaft später auch mit Mitarbeitern teilen.

Dea Sikiric

"Startup-Gründer zu interviewen und damit die neuesten Ideen und Entwicklungen von anderen Pionieren kennen zu lernen, macht mir grossen Spass."

Dea Sikiric

"Startup-Gründer zu interviewen und damit die neuesten Ideen und Entwicklungen von anderen Pionieren kennen zu lernen, macht mir grossen Spass."