Das ETH-Spin-off, Mithras Technology, will nicht länger mitansehen, wie Körperwärme einfach verpufft. Mitgründer und CEO, Franco Membrini, über die Idee, unsere Körperabwärme als Energiequelle für Wearables zu nutzen.
Keine Sorge, es ist kein schweisstreibendes Workout nötig, um über die Körpertemperatur Energie für deine Smart Watch zu erzeugen. Wie physikalische Berechnungen zeigen, gibt ein Mensch bereits im Ruhezustand in Form von Körperabwärme pro Tag 2,9 Kilowattstunden thermischer Energie ab. All diese Energie geht tagtäglich verloren, während sie eigentlich an Ort und Stelle gleich genutzt werden könnte. Genau das macht Mithras Technology. So wird der Körper mittels Umwandlung der Wärme in Strom sozusagen zur Steckdose für Smart Watch & Co. Aber nun zu Franco:
Ist eure Technologie einzigartig?
Thermoelektrik gibt es schon seit einiger Zeit. Bisher wurde die Technologie allerdings vor allem in industriellen Applikationen oder in der Raumfahrt eingesetzt, das sind natürlich völlig andere Szenarien als unsere Anwendung am Körper. Unser Approach ist insofern einzigartig, als dass wir die Anwendung am menschlichen Körper und die damit verbundenen technischen Herausforderungen ins Zentrum stellen. Darüber hinaus verfolgen wir einen holistischen Ansatz der Produktoptimierung, es geht also nicht nur um unsere Komponente, sondern um das System als Ganzes.
Wie lange denkst du, wird es dauern, bis es normal ist beispielsweise die Smart Watch mit der Körpertemperatur am Laufen zu halten?
Ich kann mir vorstellen, dass das in zehn bis fünfzehn Jahren der Status Quo ist. Es macht einfach Sinn, dort Energie zu produzieren, wo man sie braucht. Wenn man dann das Gerät nie mehr abzuziehen muss, um es aufladen zu können, umso besser. Um völlige Energieautonomie für energiehungrige Applikationen wie eine Smartwatch zu gewährleisten, könnten in Zukunft auch hybride Formen von Energy Harvesting eine zentrale Rolle spielen. Das heisst beispielsweise eine Kombination von thermoelektrischen und photovoltaiken Modulen.
Welche Vorteile hat die Energiegewinnung mit Mithras Technology sonst noch?
Man ist beispielsweise nicht von der Verfügbarkeit einer Steckdose oder eines Ladekabels abhängig. Es ist zu hundert Prozent saubere Energie und die ganze Energie, die sonst über andere weniger nachhaltige Stromerzeuger gewonnen würde, wird eingespart. Darüber hinaus kann Energieautonomie vor allem im Medtech-Bereich riesige Vorteile für Patienten bringen, die sich um die Batterielaufzeit ihrer teils lebenswichtigen Geräte keine Gedanken mehr machen müssen.
Wofür kann eure Technologie alles eingesetzt werden?
Theoretisch kann es für jedes elektronische Gerät, das Körperkontakt hat, genutzt werden. Wie gesagt, sehen wir insbesondere in der Medizinaltechnik grosses Potenzial. Beispielsweise die Insulinpumpe von Diabetikern hätte dank unserer Technologie nie eine leere Batterie. Es kam schon vor, dass Diabetiker gestorben sind, weil die Batterie der Insulinpumpe leer war. Auch eine Studie im Journal of Diabetes Investigation zeigt, dass die Risiken von Batterien in Insulinpumpen nicht zu unterschätzen sind. Mit unserer Technologie können wir das ganz einfach verhindern. Denn die Insulinpumpe ist immer am Körper und profitiert damit ohne Unterbruch von der vorhandenen Körperwärme, die konstant in die benötigte Energie umgewandelt wird. Dasselbe gilt für das Cochlea-Implantat, auf das Gehörlose und Schwerhörige angewiesen sind.
Wie sensibel ist die Technologie auf Temperaturunterschiede? Funktioniert es denn auch, wenn man kalt hat?
Es braucht nur ein Grad Celsius Temperaturunterschied, damit unser System beginnt zu arbeiten. Optimal sind aber grössere Unterschiede, um den Energieoutput zu maximieren. Eines der allerbesten Szenarien ist beispielsweise, wenn man Sport macht in einem kalten Umfeld. Dann ist das Wearable kalt von der Umgebungstemperatur sowie der Luft, die aufgrund der Körperbewegung um das Wearable zirkuliert. Gleichzeitig gibt der Körper aber sehr viel Wärme ab.
Wie weit ist eure Technologie im Vergleich zu Forschungsprojekten?
Die Forschung ist der Kommerzialisierung immer zwei-drei Schritte voraus. Schliesslich ist der Transfer vom Labor auf den Markt eine der schwierigsten und zeitaufwändigsten Aufgaben. Was die Forschung herausfindet, muss in einem Proof of Concept für den Markt so optimiert werden, dass es für die Benutzer sinnvoll ist, und darüber hinaus kommerziell vertretbar. Das nimmt viel Zeit in Anspruch.
Gab es noch andere Aspekte, die euch davon abhalten, schneller auf den Markt zu kommen?
Wir sind ein kleines Team mit begrenzten Ressourcen, ein typisches early-stage Projekt. Mit diesen begrenzten Kapazitäten, beim Personal wie auch auf finanzieller Seite, geht es natürlich nicht immer ganz so schnell vorwärts, wie es könnte. Zurzeit arbeiten wir aber an einer neuen Finanzierungsrunde, um diese Kapazitäten auszubauen und unsere Go-to-market Roadmap zu beschleunigen.
Wann und in welchem Wearable wird eure Technologie auf den Markt kommen?
In den nächsten zwölf bis 18 Monaten. Wir arbeiten zurzeit mit Partnern aus der Schweizer Uhrenindustrie zusammen, dazu kann ich aber noch nicht viel verraten. Als Schweizer Startup würde es jedenfalls wunderbar passen, wenn wir in dem doch sehr schweizerischen Uhrenmarkt mit unserer Innovation den Markteintritt schaffen könnten.
Welcher Erfolg von Mithras bedeutet dir am meisten?
Es gibt nicht einen einzigen Erfolg, welcher alles überschattet. Es ist viel mehr die Summe aller Teile, die mir zeigt, wie weit wir gekommen sind. Wir haben das ETH Spin-off Label erhalten, einen Proof of Concept entwickelt, konnten das Team vergrössern, erste Kunden von unserem Produkt überzeugen, und während Corona unsere Seed-Runde erfolgreich abschliessen. Das Erreichen dieser Meilensteine gibt uns den Antrieb weiterhin ambitioniert und zielstrebig am Erfolg unseres Unternehmens zu arbeiten.
Das ETH-Spin-off, Mithras Technology, will nicht länger mitansehen, wie Körperwärme einfach verpufft. Mitgründer und CEO, Franco Membrini, über die Idee, unsere Körperabwärme als Energiequelle für Wearables zu nutzen.
Keine Sorge, es ist kein schweisstreibendes Workout nötig, um über die Körpertemperatur Energie für deine Smart Watch zu erzeugen. Wie physikalische Berechnungen zeigen, gibt ein Mensch bereits im Ruhezustand in Form von Körperabwärme pro Tag 2,9 Kilowattstunden thermischer Energie ab. All diese Energie geht tagtäglich verloren, während sie eigentlich an Ort und Stelle gleich genutzt werden könnte. Genau das macht Mithras Technology. So wird der Körper mittels Umwandlung der Wärme in Strom sozusagen zur Steckdose für Smart Watch & Co. Aber nun zu Franco:
Ist eure Technologie einzigartig?
Thermoelektrik gibt es schon seit einiger Zeit. Bisher wurde die Technologie allerdings vor allem in industriellen Applikationen oder in der Raumfahrt eingesetzt, das sind natürlich völlig andere Szenarien als unsere Anwendung am Körper. Unser Approach ist insofern einzigartig, als dass wir die Anwendung am menschlichen Körper und die damit verbundenen technischen Herausforderungen ins Zentrum stellen. Darüber hinaus verfolgen wir einen holistischen Ansatz der Produktoptimierung, es geht also nicht nur um unsere Komponente, sondern um das System als Ganzes.
Wie lange denkst du, wird es dauern, bis es normal ist beispielsweise die Smart Watch mit der Körpertemperatur am Laufen zu halten?
Ich kann mir vorstellen, dass das in zehn bis fünfzehn Jahren der Status Quo ist. Es macht einfach Sinn, dort Energie zu produzieren, wo man sie braucht. Wenn man dann das Gerät nie mehr abzuziehen muss, um es aufladen zu können, umso besser. Um völlige Energieautonomie für energiehungrige Applikationen wie eine Smartwatch zu gewährleisten, könnten in Zukunft auch hybride Formen von Energy Harvesting eine zentrale Rolle spielen. Das heisst beispielsweise eine Kombination von thermoelektrischen und photovoltaiken Modulen.
Welche Vorteile hat die Energiegewinnung mit Mithras Technology sonst noch?
Man ist beispielsweise nicht von der Verfügbarkeit einer Steckdose oder eines Ladekabels abhängig. Es ist zu hundert Prozent saubere Energie und die ganze Energie, die sonst über andere weniger nachhaltige Stromerzeuger gewonnen würde, wird eingespart. Darüber hinaus kann Energieautonomie vor allem im Medtech-Bereich riesige Vorteile für Patienten bringen, die sich um die Batterielaufzeit ihrer teils lebenswichtigen Geräte keine Gedanken mehr machen müssen.
Wofür kann eure Technologie alles eingesetzt werden?
Theoretisch kann es für jedes elektronische Gerät, das Körperkontakt hat, genutzt werden. Wie gesagt, sehen wir insbesondere in der Medizinaltechnik grosses Potenzial. Beispielsweise die Insulinpumpe von Diabetikern hätte dank unserer Technologie nie eine leere Batterie. Es kam schon vor, dass Diabetiker gestorben sind, weil die Batterie der Insulinpumpe leer war. Auch eine Studie im Journal of Diabetes Investigation zeigt, dass die Risiken von Batterien in Insulinpumpen nicht zu unterschätzen sind. Mit unserer Technologie können wir das ganz einfach verhindern. Denn die Insulinpumpe ist immer am Körper und profitiert damit ohne Unterbruch von der vorhandenen Körperwärme, die konstant in die benötigte Energie umgewandelt wird. Dasselbe gilt für das Cochlea-Implantat, auf das Gehörlose und Schwerhörige angewiesen sind.
Wie sensibel ist die Technologie auf Temperaturunterschiede? Funktioniert es denn auch, wenn man kalt hat?
Es braucht nur ein Grad Celsius Temperaturunterschied, damit unser System beginnt zu arbeiten. Optimal sind aber grössere Unterschiede, um den Energieoutput zu maximieren. Eines der allerbesten Szenarien ist beispielsweise, wenn man Sport macht in einem kalten Umfeld. Dann ist das Wearable kalt von der Umgebungstemperatur sowie der Luft, die aufgrund der Körperbewegung um das Wearable zirkuliert. Gleichzeitig gibt der Körper aber sehr viel Wärme ab.
Wie weit ist eure Technologie im Vergleich zu Forschungsprojekten?
Die Forschung ist der Kommerzialisierung immer zwei-drei Schritte voraus. Schliesslich ist der Transfer vom Labor auf den Markt eine der schwierigsten und zeitaufwändigsten Aufgaben. Was die Forschung herausfindet, muss in einem Proof of Concept für den Markt so optimiert werden, dass es für die Benutzer sinnvoll ist, und darüber hinaus kommerziell vertretbar. Das nimmt viel Zeit in Anspruch.
Gab es noch andere Aspekte, die euch davon abhalten, schneller auf den Markt zu kommen?
Wir sind ein kleines Team mit begrenzten Ressourcen, ein typisches early-stage Projekt. Mit diesen begrenzten Kapazitäten, beim Personal wie auch auf finanzieller Seite, geht es natürlich nicht immer ganz so schnell vorwärts, wie es könnte. Zurzeit arbeiten wir aber an einer neuen Finanzierungsrunde, um diese Kapazitäten auszubauen und unsere Go-to-market Roadmap zu beschleunigen.
Wann und in welchem Wearable wird eure Technologie auf den Markt kommen?
In den nächsten zwölf bis 18 Monaten. Wir arbeiten zurzeit mit Partnern aus der Schweizer Uhrenindustrie zusammen, dazu kann ich aber noch nicht viel verraten. Als Schweizer Startup würde es jedenfalls wunderbar passen, wenn wir in dem doch sehr schweizerischen Uhrenmarkt mit unserer Innovation den Markteintritt schaffen könnten.
Welcher Erfolg von Mithras bedeutet dir am meisten?
Es gibt nicht einen einzigen Erfolg, welcher alles überschattet. Es ist viel mehr die Summe aller Teile, die mir zeigt, wie weit wir gekommen sind. Wir haben das ETH Spin-off Label erhalten, einen Proof of Concept entwickelt, konnten das Team vergrössern, erste Kunden von unserem Produkt überzeugen, und während Corona unsere Seed-Runde erfolgreich abschliessen. Das Erreichen dieser Meilensteine gibt uns den Antrieb weiterhin ambitioniert und zielstrebig am Erfolg unseres Unternehmens zu arbeiten.