Oviva bietet eine app-begleitete Adipositas- und Diabetes Therapie an. Das Startup wuchs in den letzten 10 Jahren zum erfolgreichen Unternehmen heran, ist mittlerweile in vier verschiedenen Ländern vertreten und wurde europaweit an über 500’000 Patienten verschrieben. Mitgründer Kai Eberhardt erzählt, was es bedeutet, im Bereich „Digital Health“ zu gründen, warum er wohl für immer in dieser Branche bleiben wird und was Finanzierungsrunden und Beziehungsdates gemeinsam haben.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Oviva zu gründen?

Ein Mitgründer bot als Arzt Ernährungsberatungen für adipöse Jugendliche mit Diabetes an. Es war schwierig, Patienten für die Ernährungsberatung vor Ort zu motivieren. Das Problem: Ernährung hat viel mit Verhalten zu tun, und um dieses zu ändern, sind langfristige Therapien notwendig. Er überlegte sich, wie sich dieses Problem lösen liesse und kam auf die Idee einer digitalen Plattform. Wir lernten uns durch unser gemeinsames Interesse an “Digital Health” kennen. Ich hatte eine erfolgreiche Krebstherapie hinter mir, wodurch ich mehr Sinn und Erfüllung im Gesundheitswesen fand. Ergänzend zu unserem Gründerteam stiess Manuel Baumann als CTO dazu, den ich bereits aus dem Studium kannte. 

Wie funktioniert Oviva genau?

Oviva ist eine virtuelle Adipositas- und Typ-2-Diabetes-Praxis, die Ernährungsberatung und Psychotherapie anbietet. Sowohl von Patienten als auch seitens Ärzteschaft wird das Angebot positiv aufgenommen. Das zeigt sich daran, dass Patienten länger in der Behandlung bleiben, neue Gewohnheiten im Alltag verankern und bessere Ergebnisse bei niedrigeren Gesundheitskosten aufweisen. Zudem unterstützen wir eine effizientere Praxisführung.

Wie hat sich Oviva seit der Gründung entwickelt – und welche Meilensteine habt ihr durchlebt?

Ein grosser Meilenstein war unser erster Patient. Das war ein Zeichen dafür, dass unsere Technologie funktionierte und wir uns im Markt etabliert hatten. Kurze Zeit später kamen die ersten Arztpraxen dazu. Heute kooperieren wir mit über 15’000 Ärztinnen und Ärzten in Deutschland, England, Frankreich und der Schweiz.

Gibt es eine Erfolgsgeschichte eines Nutzers, die dir besonders geblieben ist?

Wir erhalten täglich viele Rezensionen mit Patientengeschichten. Besonders ist mir Renata in Erinnerung geblieben: als sie zu Oviva kam, war sie adipös, etwas einsam und hatte erhöhte Cholesterinwerte. Sie wandte Oviva täglich an, wodurch es ihr gelang, ihre Ernährung nachhaltig umzustellen. Sie schaffte sich einen Hund an, wodurch sie sich täglich mehr bewegen musste. Sowohl ihr Gewicht als auch ihre Blutwerte verbesserten sich. Solche Beispiele illustrieren, wie wir Patienten helfen können. 

Wie siehst du die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung?

Ich bin sehr optimistisch und werde wohl für den Rest meiner Karriere im digitalen Gesundheitswesen bleiben. In diesem Bereich kann es nur vorangehen, denn die Digitalisierung steckt noch in den Kinderschuhen. Die Vorteile der Digitalisierung sind offensichtlich, aber Regulierungen halten den Prozess zurück. Das ist manchmal etwas frustrierend, aber auch verständlich. Die Rolle von Oviva sehe ich darin, dass wir die Behandlung von Adipositas und Diabetes zugänglicher machen und damit Gesundheitskosten reduzieren.

Wie habt ihr passende Teammitglieder gefunden?

In der „Digital Health“-Branche brauchen wir nicht nur Leute, die sich mit Technologie, Nutzerverhalten und Marketing auskennen – sie sollten auch regulatorisches und medizinisches Fachwissen mitbringen. Das macht die Aufstellung etwas komplexer, als es teils in anderen Bereichen ist. Ich bin jedoch fest überzeugt: die richtigen Teammitglieder sind das A und O eines Unternehmens. 

Ihr habt unterdessen über 700 Angestellte. Wie hat sich deine Tätigkeit dadurch verändert?

Die Rolle als CEO verändert sich ständig. Im kleinen Team gehörte vom Klopapier auffüllen bis hin zur Strategieausrichtung alles zu meinem Aufgabengebiet. Heute muss ich beispielsweise kein Klopapier mehr bestellen – auch wenn ich natürlich immer noch hinschaue, ob es da ist…Jetzt ist meine Rolle immer stärker auf Team, Kultur, Strategie und Kapital fokussiert. 

Wie habt ihr die Anfangsfinanzierung für Oviva sichergestellt?

Ganz am Anfang lief alles über Eigenfinanzierung. Wir haben keine Gehälter bezogen und eigene Mittel investiert. Später kamen zuerst Business Angels und dann Venture Capital dazu.

Welche Herausforderungen habt ihr bei der Beschaffung von Finanzierungsmitteln erlebt?

Wer denkt, dass es einfach ist, träumt. Und wenn es zu einfach ist, hat man es möglicherweise nicht gut genug gemacht. Finanzierungsrunden sind Dating-Prozesse. Sind sie erfolgreich, bedeuten sie eine langfristige Bindung an einen Partner. Die Entscheidung für diese Partnerschaft sollte mit den bestmöglichen Informationen gefällt werden. 

Was ist wichtig, um das Interesse von Investoren zu gewinnen?

Das Allerwichtigste ist, dass das Geschäft gut läuft und wächst. Man muss aufzeigen können, was die Vision ist und plausibel erklären, warum das Geschäftsmodell relevant wird. Für Venture Capital Investoren muss sich ein Investment mindestens verdreifachen, damit es sich lohnt. Aber damit sie investieren, muss die Möglichkeit bestehen, dass es sich verzehnfacht. Aus Unternehmenssicht bedeutet das viel Arbeit. Das Wichtigste zum Schluss: Partnerschaft beruht auf Vertrauen. Das entsteht durch Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, fehlende Interessenkonflikte und Expertise. Eine offene, proaktive Kommunikation ist essenziell. 

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sind deiner Meinung nach entscheidend, um erfolgreich als Gründer zu sein?

Durchhaltevermögen. Das ist wichtiger als das Netzwerk, die Intelligenz, die Idee oder die Ausbildung. 

Wie hat die Gründung dein Leben beeinflusst?

Meine Haare sind grauer! Im ernst: Ich durfte in den letzten Jahren viele Erfahrungen sammeln und weiss wesentlich mehr. Das hat gute und schlechte Seiten. Gewisse Sachen bin ich gewillt zu machen – andere nicht mehr. Viele Erfolge beruhen darauf, dass man auch gewillt ist, Risiken in Kauf zu nehmen.

Welchen Ratschlag würdest du Gründern geben, die eine ähnliche Geschäftsidee verfolgen möchten?
Mach etwas, das dich begeistert, denn Sinn ist wichtig! Du hast eine begrenzte Zeit auf dieser Erde: was könnte dein Beitrag sein? Ein Unternehmensverkauf sollte nicht der Grund sein, ein Startup zu gründen.

Saskia Iten Autorin Founded Startup Magazin
Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."

Author: Saskia Iten

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Oviva bietet eine app-begleitete Adipositas- und Diabetes Therapie an. Das Startup wuchs in den letzten 10 Jahren zum erfolgreichen Unternehmen heran, ist mittlerweile in vier verschiedenen Ländern vertreten und wurde europaweit an über 500’000 Patienten verschrieben. Mitgründer Kai Eberhardt erzählt, was es bedeutet, im Bereich „Digital Health“ zu gründen, warum er wohl für immer in dieser Branche bleiben wird und was Finanzierungsrunden und Beziehungsdates gemeinsam haben.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Oviva zu gründen?

Ein Mitgründer bot als Arzt Ernährungsberatungen für adipöse Jugendliche mit Diabetes an. Es war schwierig, Patienten für die Ernährungsberatung vor Ort zu motivieren. Das Problem: Ernährung hat viel mit Verhalten zu tun, und um dieses zu ändern, sind langfristige Therapien notwendig. Er überlegte sich, wie sich dieses Problem lösen liesse und kam auf die Idee einer digitalen Plattform. Wir lernten uns durch unser gemeinsames Interesse an “Digital Health” kennen. Ich hatte eine erfolgreiche Krebstherapie hinter mir, wodurch ich mehr Sinn und Erfüllung im Gesundheitswesen fand. Ergänzend zu unserem Gründerteam stiess Manuel Baumann als CTO dazu, den ich bereits aus dem Studium kannte. 

Wie funktioniert Oviva genau?

Oviva ist eine virtuelle Adipositas- und Typ-2-Diabetes-Praxis, die Ernährungsberatung und Psychotherapie anbietet. Sowohl von Patienten als auch seitens Ärzteschaft wird das Angebot positiv aufgenommen. Das zeigt sich daran, dass Patienten länger in der Behandlung bleiben, neue Gewohnheiten im Alltag verankern und bessere Ergebnisse bei niedrigeren Gesundheitskosten aufweisen. Zudem unterstützen wir eine effizientere Praxisführung.

Wie hat sich Oviva seit der Gründung entwickelt – und welche Meilensteine habt ihr durchlebt?

Ein grosser Meilenstein war unser erster Patient. Das war ein Zeichen dafür, dass unsere Technologie funktionierte und wir uns im Markt etabliert hatten. Kurze Zeit später kamen die ersten Arztpraxen dazu. Heute kooperieren wir mit über 15’000 Ärztinnen und Ärzten in Deutschland, England, Frankreich und der Schweiz.

Gibt es eine Erfolgsgeschichte eines Nutzers, die dir besonders geblieben ist?

Wir erhalten täglich viele Rezensionen mit Patientengeschichten. Besonders ist mir Renata in Erinnerung geblieben: als sie zu Oviva kam, war sie adipös, etwas einsam und hatte erhöhte Cholesterinwerte. Sie wandte Oviva täglich an, wodurch es ihr gelang, ihre Ernährung nachhaltig umzustellen. Sie schaffte sich einen Hund an, wodurch sie sich täglich mehr bewegen musste. Sowohl ihr Gewicht als auch ihre Blutwerte verbesserten sich. Solche Beispiele illustrieren, wie wir Patienten helfen können. 

Wie siehst du die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung?

Ich bin sehr optimistisch und werde wohl für den Rest meiner Karriere im digitalen Gesundheitswesen bleiben. In diesem Bereich kann es nur vorangehen, denn die Digitalisierung steckt noch in den Kinderschuhen. Die Vorteile der Digitalisierung sind offensichtlich, aber Regulierungen halten den Prozess zurück. Das ist manchmal etwas frustrierend, aber auch verständlich. Die Rolle von Oviva sehe ich darin, dass wir die Behandlung von Adipositas und Diabetes zugänglicher machen und damit Gesundheitskosten reduzieren.

Wie habt ihr passende Teammitglieder gefunden?

In der „Digital Health“-Branche brauchen wir nicht nur Leute, die sich mit Technologie, Nutzerverhalten und Marketing auskennen – sie sollten auch regulatorisches und medizinisches Fachwissen mitbringen. Das macht die Aufstellung etwas komplexer, als es teils in anderen Bereichen ist. Ich bin jedoch fest überzeugt: die richtigen Teammitglieder sind das A und O eines Unternehmens. 

Ihr habt unterdessen über 700 Angestellte. Wie hat sich deine Tätigkeit dadurch verändert?

Die Rolle als CEO verändert sich ständig. Im kleinen Team gehörte vom Klopapier auffüllen bis hin zur Strategieausrichtung alles zu meinem Aufgabengebiet. Heute muss ich beispielsweise kein Klopapier mehr bestellen – auch wenn ich natürlich immer noch hinschaue, ob es da ist…Jetzt ist meine Rolle immer stärker auf Team, Kultur, Strategie und Kapital fokussiert. 

Wie habt ihr die Anfangsfinanzierung für Oviva sichergestellt?

Ganz am Anfang lief alles über Eigenfinanzierung. Wir haben keine Gehälter bezogen und eigene Mittel investiert. Später kamen zuerst Business Angels und dann Venture Capital dazu.

Welche Herausforderungen habt ihr bei der Beschaffung von Finanzierungsmitteln erlebt?

Wer denkt, dass es einfach ist, träumt. Und wenn es zu einfach ist, hat man es möglicherweise nicht gut genug gemacht. Finanzierungsrunden sind Dating-Prozesse. Sind sie erfolgreich, bedeuten sie eine langfristige Bindung an einen Partner. Die Entscheidung für diese Partnerschaft sollte mit den bestmöglichen Informationen gefällt werden. 

Was ist wichtig, um das Interesse von Investoren zu gewinnen?

Das Allerwichtigste ist, dass das Geschäft gut läuft und wächst. Man muss aufzeigen können, was die Vision ist und plausibel erklären, warum das Geschäftsmodell relevant wird. Für Venture Capital Investoren muss sich ein Investment mindestens verdreifachen, damit es sich lohnt. Aber damit sie investieren, muss die Möglichkeit bestehen, dass es sich verzehnfacht. Aus Unternehmenssicht bedeutet das viel Arbeit. Das Wichtigste zum Schluss: Partnerschaft beruht auf Vertrauen. Das entsteht durch Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, fehlende Interessenkonflikte und Expertise. Eine offene, proaktive Kommunikation ist essenziell. 

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sind deiner Meinung nach entscheidend, um erfolgreich als Gründer zu sein?

Durchhaltevermögen. Das ist wichtiger als das Netzwerk, die Intelligenz, die Idee oder die Ausbildung. 

Wie hat die Gründung dein Leben beeinflusst?

Meine Haare sind grauer! Im ernst: Ich durfte in den letzten Jahren viele Erfahrungen sammeln und weiss wesentlich mehr. Das hat gute und schlechte Seiten. Gewisse Sachen bin ich gewillt zu machen – andere nicht mehr. Viele Erfolge beruhen darauf, dass man auch gewillt ist, Risiken in Kauf zu nehmen.

Welchen Ratschlag würdest du Gründern geben, die eine ähnliche Geschäftsidee verfolgen möchten?
Mach etwas, das dich begeistert, denn Sinn ist wichtig! Du hast eine begrenzte Zeit auf dieser Erde: was könnte dein Beitrag sein? Ein Unternehmensverkauf sollte nicht der Grund sein, ein Startup zu gründen.

Saskia Iten Autorin Founded Startup Magazin
Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."

Saskia Iten Autorin Founded Startup Magazin
Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."