Das Startup Impact Acoustic verwertet gebrauchte Plastikflaschen und verarbeitet diese in der Schweiz zu stylischen Akustikprodukten. Wie das schnell wachsende Startup Baumaterial als Fashion-Brand vermarktet und Fachkräfte aus den Philippinen rekrutiert.

Eine Schildkröte liegt auf dem Rücken tot am Strand, neben ihr liegt eine angefressene PET-Flasche. Nur ein kleines Stück Plastik kann tödlich sein für Tier und Natur. Sven Erni und Jeffrey Ibañez hat das weltweite Plastikproblem zur Gründung ihres Startups «Impact Acoustic» bewegt. Das Luzerner Unternehmen stellt seit 2019 akustikabsorbierende Büroausstattung her wie Trennwände, Raumtrenner oder Leuchten. «Ein Quadratmeter Archisonic Felt besteht aus 88 widerverwerteten Plastikflaschen, die unter anderem in China gekauft und zu Platten verarbeitet werden», erklärt Marketingleiter Nando Schoch. «Die Herstellung ähnelt herkömmlichem Filz». 

Marketingleiter Nando Schoch in einer schallgedämpften Telefonkabine: Die Wand dieser Kabine besteht aus recyceltem Material.

Startup startet mit Amazon-Exklusivvertrag durch

Daneben haben die Preisträger des jüngsten Zentralschweizer Neuunternehmerpreises kürzlich ihr neues Produkt Archisonic Cotton lanciert. «Es hat ähnliche akustische Eigenschaften, besteht aber vollständig aus Baumwolle, hergestellt in Italien», so Schoch. Dieses Material sei komplett zirkulär. «Das Baumwollprodukt kann man am Ende des Lebens in einen Mixer geben, mit Wasser vermischen und wieder neu verwenden.» 

Ihre Produkte waren von Anfang an gefragt. Gleich nach der Gründung schlossen sie einen Exklusivvertrag mit Amazon ab. Seither wächst das Startup laut Marketingleiter Schoch stetig. «Letzte Woche zählten wir in unseren zwei Produktionsstandorten auf den Philippinen und der Schweiz 80 Mitarbeitende, mittlerweile schon um die 90.»

Trendforecasting-Studio in London prägte Farbkollektion

Das Erfolgsrezept von Impact Acoustic liegt unter anderem im Branding. «Wir produzieren Baumaterial, vermarkten es aber, als wäre es ein Fashion-Brand», sagt Schoch. «Ein Trendforecasting-Studio in London sagte uns voraus, welche Farben in Zukunft im Trend liegen.» Sie hätten es mit ihrem Branding geschafft, mit dem nachhaltigen Baumaterial eine gute Story zu erzählen. 

Dank Globalisierung und Digitalisierung zum Erfolg

Auch die Vorteile der Digitalisierung habe das Startup so schnell zum Erfolg geführt, sagt Schoch. «Wir konnten uns schnell ein globales Netzwerk aufbauen». So seien in ihrem Team 25 Nationen vertreten. Mit rund 30 Mitarbeitenden auf den Philippinen könnten sie auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. «Die Philippinen haben einen grossen Markt an Uni-Abgängern, die dankbar sind, für ein europäisches Unternehmen arbeiten zu können.» 

An innovativen Ideen mangelt es dem Team nicht. Als nächstes steht die Lancierung ihrer Produkte in den USA an. Auch ihre Produktpalette möchten sie erweitern, so Schoch.

 «Fast Fashion ist ein weiteres Problem, das wir in Zukunft gerne angehen möchten.» In den Trendwänden von Grossraumbüros könnte also in Zukunft nicht nur eine alte Colaflasche stecken, sondern auch eine gebrauchte Jeans.

Nora Züst

Author: Nora Züst

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Das Startup Impact Acoustic verwertet gebrauchte Plastikflaschen und verarbeitet diese in der Schweiz zu stylischen Akustikprodukten. Wie das schnell wachsende Startup Baumaterial als Fashion-Brand vermarktet und Fachkräfte aus den Philippinen rekrutiert.

Eine Schildkröte liegt auf dem Rücken tot am Strand, neben ihr liegt eine angefressene PET-Flasche. Nur ein kleines Stück Plastik kann tödlich sein für Tier und Natur. Sven Erni und Jeffrey Ibañez hat das weltweite Plastikproblem zur Gründung ihres Startups «Impact Acoustic» bewegt. Das Luzerner Unternehmen stellt seit 2019 akustikabsorbierende Büroausstattung her wie Trennwände, Raumtrenner oder Leuchten. «Ein Quadratmeter Archisonic Felt besteht aus 88 widerverwerteten Plastikflaschen, die unter anderem in China gekauft und zu Platten verarbeitet werden», erklärt Marketingleiter Nando Schoch. «Die Herstellung ähnelt herkömmlichem Filz». 

Marketingleiter Nando Schoch in einer schallgedämpften Telefonkabine: Die Wand dieser Kabine besteht aus recyceltem Material.

Startup startet mit Amazon-Exklusivvertrag durch

Daneben haben die Preisträger des jüngsten Zentralschweizer Neuunternehmerpreises kürzlich ihr neues Produkt Archisonic Cotton lanciert. «Es hat ähnliche akustische Eigenschaften, besteht aber vollständig aus Baumwolle, hergestellt in Italien», so Schoch. Dieses Material sei komplett zirkulär. «Das Baumwollprodukt kann man am Ende des Lebens in einen Mixer geben, mit Wasser vermischen und wieder neu verwenden.» 

Ihre Produkte waren von Anfang an gefragt. Gleich nach der Gründung schlossen sie einen Exklusivvertrag mit Amazon ab. Seither wächst das Startup laut Marketingleiter Schoch stetig. «Letzte Woche zählten wir in unseren zwei Produktionsstandorten auf den Philippinen und der Schweiz 80 Mitarbeitende, mittlerweile schon um die 90.»

Trendforecasting-Studio in London prägte Farbkollektion

Das Erfolgsrezept von Impact Acoustic liegt unter anderem im Branding. «Wir produzieren Baumaterial, vermarkten es aber, als wäre es ein Fashion-Brand», sagt Schoch. «Ein Trendforecasting-Studio in London sagte uns voraus, welche Farben in Zukunft im Trend liegen.» Sie hätten es mit ihrem Branding geschafft, mit dem nachhaltigen Baumaterial eine gute Story zu erzählen. 

Dank Globalisierung und Digitalisierung zum Erfolg

Auch die Vorteile der Digitalisierung habe das Startup so schnell zum Erfolg geführt, sagt Schoch. «Wir konnten uns schnell ein globales Netzwerk aufbauen». So seien in ihrem Team 25 Nationen vertreten. Mit rund 30 Mitarbeitenden auf den Philippinen könnten sie auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. «Die Philippinen haben einen grossen Markt an Uni-Abgängern, die dankbar sind, für ein europäisches Unternehmen arbeiten zu können.» 

An innovativen Ideen mangelt es dem Team nicht. Als nächstes steht die Lancierung ihrer Produkte in den USA an. Auch ihre Produktpalette möchten sie erweitern, so Schoch.

 «Fast Fashion ist ein weiteres Problem, das wir in Zukunft gerne angehen möchten.» In den Trendwänden von Grossraumbüros könnte also in Zukunft nicht nur eine alte Colaflasche stecken, sondern auch eine gebrauchte Jeans.

Nora Züst

Nora Züst