Ascento ist ein Zürcher Startup, das seit Anfang 2023 mit autonomen Robotern und Künstlicher Intelligenz dem Fachkräftemangel in der Sicherheitsbranche entgegenwirkt. Im Interview erzählt CEO Alessandro Mora, wie sich ein Studentenprojekt zu einem innovativen Unternehmen entwickelte, warum KI als nächster Schritt der menschlichen Evolution gilt und was es braucht, um sie gewinnbringend für die Gesellschaft einzusetzen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen Roboter für Sicherheitsdienstleistungen zu konstruieren?

Ascento startete als Studentenprojekt an der ETH Zürich. Unsere Vision war es, einen dynamischen Roboter zu bauen. Daran forschten wir fünf Jahre lang, bis wir bemerkten: diesen Roboter könnte man für Sicherheitslösungen einsetzen. Fachkräftemangel ist in dieser Branche ein grosses Thema. Zukünftig brauchen wir mehr Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technik. Ich nenne dies „den nächsten Schritt der Evolution“. 

Wann hat sich euer Studentenprojekt als lukratives  Geschäftsmodell herausgestellt?

Wir haben während den Entwicklungsarbeiten Social Media Videos erstellt, um zu schauen, ob auf dem Markt Interesse an einer autonomen Sicherheitslösung vorhanden ist. Innert kürzester Zeit erreichten uns über 300 Anfragen. Da war unteranderem ein potenzieller Kunde aus der Sicherheitsbranche dabei. Ich erinnere mich daran, wie er mir sagte, dass ihm das Design des Roboters egal sei. Wenn unser „Ascento Guard“ aber wirklich das halte, was wir versprechen, dann habe er wirklich Potential. Das war das erste Mal, dass jemand den Mehrwert unseres Produktes erkannte. Kurze Zeit später entstand der erste einsatzfähige Prototyp. 

Welche Hürden musstet ihr mit Ascento überwinden?

Von der Ideenfindung hin zum ersten Prototypen, über Produktionsaufbau und Skalierung: es gab unterwegs viele Herausforderungen. Das wichtigste ist eine offene, direkte und ehrliche Kultur zu schaffen, in der alle bereit sind, alles zu geben. Nur so können wir Hürden als Opportunität sehen und das Produkt weiter verbessern. 

Mit welchen Funktionen ist euer Roboter ausgestattet – und was macht ihn erfolgreich?

Unser Roboter übernimmt Sicherheitspatrouillen einer Dienstvorschrift, die Kunden erstellen. Anhand von Fotos ist es möglich, dass er die Umgebung überprüft und Sicherheitslücken meldet. Das Ganze ist an eine Webapplikation gekoppelt. Bei der Entwicklung war es uns wichtig, die technologische Schwierigkeit zu abstrahieren. Unsere Kunden wollen eine Lösung, die benutzerfreundlich ist und einwandfrei funktioniert.

Euer Roboter gleicht mit seinen grossen Auge einer Pixar-Figur. Welche Gedanken habt ihr euch betreffend Design gemacht?

Es gibt zwei Arten von Sicherheitsrobotern: die bösen – und die freundlichen. Wir waren von Anfang an überzeugt, dass wir ein ansprechendes System benötigen. Die Zukunft liegt in der Robotik; das System muss mit Menschen funktionieren. Da brauchen wir kein furchteinflössendes Erscheinungsbild. 

Trotz des menschenähnlichen Aussehens bleibt der „Ascento Guard“ ein Roboter. In welchen Bereichen kann er menschliche Fähigkeiten unterstützen oder gar überragen?

Unser System funktioniert mit Künstlicher Intelligenz. Das bedeutet, es hat die Fähigkeit, zu lernen. Wiederholende Tätigkeiten kann ein Roboter genauer ausführen. Wenn ich beispielsweise zehn Mal hintereinander meinen Namen schreibe, bin ich gelangweilt. Meine Schrift sieht irgendwann nicht mehr so hübsch aus. Diese Langeweile kennt ein Roboter nicht. Umgekehrt ist es für ihn beinahe unmöglich, auf aussergewöhnliche Situationen zu reagieren. Geht es um  Erfahrungswerte, die das System nicht kennt, ist der Mensch deutlich voraus. 

Künstlichen Intelligenz. Die einen lieben sie, die anderen verachten sie. Wie stehst du als Experte dazu?

Es gibt darüber noch so viel zu lernen. Wir brauchen mehr Forschung. Klar ist: Künstliche Intelligenz wendet an, was man ihr beibringt. Das ist vergleichbar mit einem Kind: gibt man ihm schlechtes Lernmaterial, wirkt sich das negativ auf seine Entwicklung aus. Wir haben die Möglichkeit, nur das wirklich gute Material in dieses System einzupflegen. Wie cool wäre es, wenn Künstliche Intelligenz Unterstützung zu beinahe jedem Thema liefern könnte? KI finde ich für die Wissensaneignung super, solange sie nicht missbraucht wird. Es ist wichtig, dass wir Regeln definieren und uns fragen, wie sie uns als Gesellschaft voranbringt.

Vom Studienabgänger zum Unternehmer: wie hat sich dein Alltag nach der Gründung von Ascento verändert?

Als ich an der ETH war, erhielt ich ein regelmässiges Salär. Das war begrenzt aber bot eine gewisse Sicherheit. Das ist heute anders: wir haben neun Vollzeit- und einige Teilzeitstellen. Alle Mitarbeiter wollen Ende Monat ihren Lohn. Dadurch habe ich in meinem Berufsalltag viel mehr Verantwortung – aber auch schnellere Entscheidungswege und grösseren Gestaltungsspielraum als früher.

Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, im Team zu gründen?

Wir haben Ascento zu viert gegründet. Die Zusammensetzung ist ein grosser Vorteil, weil wir alle ganz unterschiedliche Expertisen einbringen. Jeder hat seine Stärken. Das ist enorm wichtig, um Arbeitslast und Verantwortung zu teilen. 

Auf was, das du erreicht hast, bist du besonders stolz?

Es bereitet mir extrem Freude, mit anderen Menschen ein Projekt voranzutreiben. Deshalb plante ich früh, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Wenn ich montags ins Büro komme und alle gut gelaunt an unserer Vision arbeiten, bin ich schon stolz.

In einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde habt ihr rund 4,3 Millionen Dollar Risikokapital erhalten. Das ist sehr viel – auch ein Grund, um stolz zu sein?

Klar. Es half uns, das Wachstum von Ascento weiter zu beschleunigen.

Inwiefern haben die finanziellen Mittel euer Produkt beeinflusst?

Externe Finanzierungen haben Vor- und Nachteile. Der Handlungsspielraum wird grösser – was nicht bedeutet, dass man sich zurücklehnen kann. Damit unser Geschäft langfristig besteht, sind weitere Produkte notwendig. Entwicklung darf man als Unternehmen nie vernachlässigen. Um weitere Finanzierungsrunden zu erhalten, müssen wir extrem effizient sein. Wir sammeln nicht Geld, um Geld zu sammeln – sondern um unser Unternehmen voranzutreiben. Wir glauben an unser Produkt. Die Megatrends sind klar: Die Bevölkerung wird älter, es gibt immer mehr Arbeit. Das Zeitalter von Robotern und Künstlicher Intelligenz steht an – zumindest, wenn wir unseren Lebensstandard aufrecht erhalten wollen. 

Welche Zukunftspläne habt ihr?

2023 haben wir unseren ersten Roboter auf den Markt gebracht. 2024 sollen zahlreiche weitere Roboter im Einsatz stehen. Unser Ziel ist es, der Kundschaft zu zeigen, dass wir wahren Mehrwert generieren. Erst dann haben wir weiteres Wachstumspotenzial.



Saskia Iten Autorin Founded Startup Magazin
Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."

Author: Saskia Iten

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Ascento ist ein Zürcher Startup, das seit Anfang 2023 mit autonomen Robotern und Künstlicher Intelligenz dem Fachkräftemangel in der Sicherheitsbranche entgegenwirkt. Im Interview erzählt CEO Alessandro Mora, wie sich ein Studentenprojekt zu einem innovativen Unternehmen entwickelte, warum KI als nächster Schritt der menschlichen Evolution gilt und was es braucht, um sie gewinnbringend für die Gesellschaft einzusetzen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen Roboter für Sicherheitsdienstleistungen zu konstruieren?

Ascento startete als Studentenprojekt an der ETH Zürich. Unsere Vision war es, einen dynamischen Roboter zu bauen. Daran forschten wir fünf Jahre lang, bis wir bemerkten: diesen Roboter könnte man für Sicherheitslösungen einsetzen. Fachkräftemangel ist in dieser Branche ein grosses Thema. Zukünftig brauchen wir mehr Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technik. Ich nenne dies „den nächsten Schritt der Evolution“. 

Wann hat sich euer Studentenprojekt als lukratives  Geschäftsmodell herausgestellt?

Wir haben während den Entwicklungsarbeiten Social Media Videos erstellt, um zu schauen, ob auf dem Markt Interesse an einer autonomen Sicherheitslösung vorhanden ist. Innert kürzester Zeit erreichten uns über 300 Anfragen. Da war unteranderem ein potenzieller Kunde aus der Sicherheitsbranche dabei. Ich erinnere mich daran, wie er mir sagte, dass ihm das Design des Roboters egal sei. Wenn unser „Ascento Guard“ aber wirklich das halte, was wir versprechen, dann habe er wirklich Potential. Das war das erste Mal, dass jemand den Mehrwert unseres Produktes erkannte. Kurze Zeit später entstand der erste einsatzfähige Prototyp. 

Welche Hürden musstet ihr mit Ascento überwinden?

Von der Ideenfindung hin zum ersten Prototypen, über Produktionsaufbau und Skalierung: es gab unterwegs viele Herausforderungen. Das wichtigste ist eine offene, direkte und ehrliche Kultur zu schaffen, in der alle bereit sind, alles zu geben. Nur so können wir Hürden als Opportunität sehen und das Produkt weiter verbessern. 

Mit welchen Funktionen ist euer Roboter ausgestattet – und was macht ihn erfolgreich?

Unser Roboter übernimmt Sicherheitspatrouillen einer Dienstvorschrift, die Kunden erstellen. Anhand von Fotos ist es möglich, dass er die Umgebung überprüft und Sicherheitslücken meldet. Das Ganze ist an eine Webapplikation gekoppelt. Bei der Entwicklung war es uns wichtig, die technologische Schwierigkeit zu abstrahieren. Unsere Kunden wollen eine Lösung, die benutzerfreundlich ist und einwandfrei funktioniert.

Euer Roboter gleicht mit seinen grossen Auge einer Pixar-Figur. Welche Gedanken habt ihr euch betreffend Design gemacht?

Es gibt zwei Arten von Sicherheitsrobotern: die bösen – und die freundlichen. Wir waren von Anfang an überzeugt, dass wir ein ansprechendes System benötigen. Die Zukunft liegt in der Robotik; das System muss mit Menschen funktionieren. Da brauchen wir kein furchteinflössendes Erscheinungsbild. 

Trotz des menschenähnlichen Aussehens bleibt der „Ascento Guard“ ein Roboter. In welchen Bereichen kann er menschliche Fähigkeiten unterstützen oder gar überragen?

Unser System funktioniert mit Künstlicher Intelligenz. Das bedeutet, es hat die Fähigkeit, zu lernen. Wiederholende Tätigkeiten kann ein Roboter genauer ausführen. Wenn ich beispielsweise zehn Mal hintereinander meinen Namen schreibe, bin ich gelangweilt. Meine Schrift sieht irgendwann nicht mehr so hübsch aus. Diese Langeweile kennt ein Roboter nicht. Umgekehrt ist es für ihn beinahe unmöglich, auf aussergewöhnliche Situationen zu reagieren. Geht es um  Erfahrungswerte, die das System nicht kennt, ist der Mensch deutlich voraus. 

Künstlichen Intelligenz. Die einen lieben sie, die anderen verachten sie. Wie stehst du als Experte dazu?

Es gibt darüber noch so viel zu lernen. Wir brauchen mehr Forschung. Klar ist: Künstliche Intelligenz wendet an, was man ihr beibringt. Das ist vergleichbar mit einem Kind: gibt man ihm schlechtes Lernmaterial, wirkt sich das negativ auf seine Entwicklung aus. Wir haben die Möglichkeit, nur das wirklich gute Material in dieses System einzupflegen. Wie cool wäre es, wenn Künstliche Intelligenz Unterstützung zu beinahe jedem Thema liefern könnte? KI finde ich für die Wissensaneignung super, solange sie nicht missbraucht wird. Es ist wichtig, dass wir Regeln definieren und uns fragen, wie sie uns als Gesellschaft voranbringt.

Vom Studienabgänger zum Unternehmer: wie hat sich dein Alltag nach der Gründung von Ascento verändert?

Als ich an der ETH war, erhielt ich ein regelmässiges Salär. Das war begrenzt aber bot eine gewisse Sicherheit. Das ist heute anders: wir haben neun Vollzeit- und einige Teilzeitstellen. Alle Mitarbeiter wollen Ende Monat ihren Lohn. Dadurch habe ich in meinem Berufsalltag viel mehr Verantwortung – aber auch schnellere Entscheidungswege und grösseren Gestaltungsspielraum als früher.

Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, im Team zu gründen?

Wir haben Ascento zu viert gegründet. Die Zusammensetzung ist ein grosser Vorteil, weil wir alle ganz unterschiedliche Expertisen einbringen. Jeder hat seine Stärken. Das ist enorm wichtig, um Arbeitslast und Verantwortung zu teilen. 

Auf was, das du erreicht hast, bist du besonders stolz?

Es bereitet mir extrem Freude, mit anderen Menschen ein Projekt voranzutreiben. Deshalb plante ich früh, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Wenn ich montags ins Büro komme und alle gut gelaunt an unserer Vision arbeiten, bin ich schon stolz.

In einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde habt ihr rund 4,3 Millionen Dollar Risikokapital erhalten. Das ist sehr viel – auch ein Grund, um stolz zu sein?

Klar. Es half uns, das Wachstum von Ascento weiter zu beschleunigen.

Inwiefern haben die finanziellen Mittel euer Produkt beeinflusst?

Externe Finanzierungen haben Vor- und Nachteile. Der Handlungsspielraum wird grösser – was nicht bedeutet, dass man sich zurücklehnen kann. Damit unser Geschäft langfristig besteht, sind weitere Produkte notwendig. Entwicklung darf man als Unternehmen nie vernachlässigen. Um weitere Finanzierungsrunden zu erhalten, müssen wir extrem effizient sein. Wir sammeln nicht Geld, um Geld zu sammeln – sondern um unser Unternehmen voranzutreiben. Wir glauben an unser Produkt. Die Megatrends sind klar: Die Bevölkerung wird älter, es gibt immer mehr Arbeit. Das Zeitalter von Robotern und Künstlicher Intelligenz steht an – zumindest, wenn wir unseren Lebensstandard aufrecht erhalten wollen. 

Welche Zukunftspläne habt ihr?

2023 haben wir unseren ersten Roboter auf den Markt gebracht. 2024 sollen zahlreiche weitere Roboter im Einsatz stehen. Unser Ziel ist es, der Kundschaft zu zeigen, dass wir wahren Mehrwert generieren. Erst dann haben wir weiteres Wachstumspotenzial.



Saskia Iten Autorin Founded Startup Magazin
Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."

Saskia Iten Autorin Founded Startup Magazin
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"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."