José Amado Blanco war Mitgründer vom Baby- und Kindernahrung-Startup yamo. Im März 2023 verliess er sein eigenes Startup. Im Interview sammeln wir Erfahrungswerte und Tipps aus sieben Jahren im Startup und fragen nach nächsten Startup-Ideen.

Wie bist du auf den Karriereweg „Startup gründen“ aufmerksam geworden?

Ich wusste bis zu meinem Master nicht, was ich machen wollte. Mit dem Studium in Lebensmitteltechnologie war klar, dass ich eine Fachperson werden würde. Ich wollte aber eine Vogelperspektive haben. Im Master habe ich dann zwei Dozenten kennengelernt, die ein Startup gegründet hatten. In dem Moment habe ich begriffen: Das ist es, wonach ich suchte, ich konnte es bisher einfach nicht benennen.

Mit diesem Wunsch im Kopf: Wie kamst du zu deinem eigenen Startup?

Ich habe mit Leuten darüber gesprochen, wie man das macht. Dann habe ich meine Mitgründer kennengerlernt. Sie hatten bereits die Idee, Babynahrung besser zu machen, als das was es auf dem Markt bisher gab. Ich hatte das benötigte Fachwissen vom Studium, weshalb wir uns zusammengetan und yamo gegründet haben. Es wurde so cool, wie ich es mir vorgestellt habe.

Was faszinierte dich an der Baby-Food-Idee?

Zuerst habe ich gezögert. Aber meine übergreifende Vision ist es, die Welt mit dem, was ich mache, besser zu machen. Da Babynahrung sich seit Jahrzehnten nicht mehr verbessert hat, passte die Idee, Babynahrung besser zu machen, sehr gut zu meiner Vision. Schliesslich hatte ich dann auch grossen Spass am Thema und ich weiss nun wohl mehr darüber als jedes Mami und Papi.

Wie hast du dich im Verlauf dieser Startup Journey verändert?

Früher war ich komplett unter Strom, jetzt sehe ich alles gelassener. Und während ich früher mit viel Arbeit alles durchbringen wollte, mache ich das heute mit smarter Arbeit im Sinne von „work smarter not harder“. Ausserdem bin ich deutlich weniger impulsiv, dafür effizienter und effektiver geworden.

Was hast du gelernt, das du in einem nächsten Startup anders machen würdest?

Bevor ich eine neue Geschäftsbeziehung eingehe, würde ich mir viel Zeit nehmen, um zu verstehen, ob Kultur, Mindset und Ziele der anderen Person mit meinen übereinstimmen. Dies hatte ich zu yamo-Zeiten etwas vernachlässigt und ausserdem hatte ich zu wenig auf mein Bauchgefühl gehört. Jetzt weiss ich: Man sollte sich mehrfach treffen, bevor man zusammenarbeitet. Dadurch wird zwar das Startup etwas langsamer, aber es ist gut investierte Zeit. 

Was ist dein Rat an junge Gründerinnen und Gründer?

Wenn ich mit Gründerinnen und Gründern spreche, die in ihrer Startup Journey im ersten oder zweiten Jahr sind, dann stelle ich fest, dass vor allem der Product-Market-Fit zu wenig präsent ist. Ich bin überzeugt, dass die meisten Startups an diesem fehlenden jedoch entscheidenden Baustein scheitern. Oft nehmen sie ein unvollständiges Produkt und versuchen es zu verkaufen. Das ist gut, sofern sie dies tun, um den Markt zu testen, Feedbacks zu sammeln und Learnings in die Produktentwicklung einfliessen zu lassen. Viele investieren jedoch lieber bereits früh sehr viel in den Vertrieb, während das Produkt auf seinem Anfangsniveau stehenbleibt. Ich empfehle, gleich viel Kapital in Sales und Produktentwicklung zu stecken.

Bootstrapped vs. VC-backed: was empfiehlst du?

In der heutigen Zeit sind viele gezwungenermassen bootstrapped, denn es ist enorm schwierig, Risikokapital zu sammeln. Aber viele Gründer haben keine andere Möglichkeit, als Investoren zu suchen, weil beispielsweise der Aufbau einer Produktentwicklung sehr kostenintensiv ist. Als gute Alternative kann man auf Business Angels setzen. Das empfehle ich sogar sehr. Man muss aber die Situation des Startups anschauen. Im Biotech-Bereich zum Beispiel reichen meist auch Business Angels nicht, weil man mehrere Millionen braucht. Grundsätzlich gilt aber: Je länger man ohne Investoren auskommt, desto besser.

Welche Phase des Startups fandest du am spannendsten und warum?

Jede Phase hat schöne und weniger schöne Seiten. In der ersten Phase ist es toll, aus dem Nichts etwas zu kreieren, worüber die Leute dann reden. Dafür muss man alles selbst machen und seinen Lohn beim absoluten Minimum ansetzen. Die zweite Phase ist sehr spannend, weil man schon ein Produkt hat, Verkäufe macht und einflussreiche Entscheidungen trifft, was mir schon immer viel Spass gemacht hat. In der dritten Phase geht es um den Feinschliff und das Skalieren. Plötzlich wurden bei uns die Produktionsmengen in Tonnen und nicht mehr in Kilo angegeben. Ausserdem verändert sich die Rolle des Gründers in dieser Phase sehr und man wird mehr zu einem Manager. Auch wird der Druck noch grösser und man kann sich keine Fehler mehr erlauben.Ich habe alle Phasen genossen, aber wenn ich eine herauspicken müsste, würde ich die letzte als mein Favorit wählen.

Wie bist du mit Druck umgegangen?

Wenn der Druck am höchsten war, habe ich am besten performt. Für einen besseren Umgang mit Druck und um meine Leistung zu verbessern habe ich mich in den letzten Jahren mit Selbstoptimierung auseinandergesetzt. Ich machte zweiundzwanzig Mal pro Monat Sport, trank keinen Alkohol mehr, nahm massiv weniger Zucker zu mir und ging deutlich weniger in den Ausgang. Ohne all das bin ich schärfer geworden im Kopf das führte auch zu einem besseren im Umgang mit Druck.

Warum bist du bei yamo ausgestiegen?

Zu Beginn war yamo sehr innovativ. Wir machten hochdruckpasteurisierte Babynahrung. Herauszufinden, wie wir das machen können, hat mich sehr gereizt. Doch dann wurden die Produktkategorien immer weniger komplex und die Technologie weniger herausfordernd. In der dritten Phase kamen zum Glück wieder spannende Herausforderungen auf uns zu, als es darum ging, auf grosser Skala zu produzieren. Doch danach hat sich die Kultur zu einer Marketingfirma verändert und da sah ich mich nicht mehr als die richtige Person für meine Rolle. Wenn yamo immer noch komplexe Produkte neu entwickeln würde, wäre ich wohl immer noch da.

Wie verlief die Entscheidungsfindung für diesen Schritt?

Als ich spürte, wie die Innovation und Komplexität abnahmen, kam mir erstmals der Gedanke aufzuhören. Das war bereits drei Jahre vor meinem Weggang. Ich sprach über einen längeren Zeitraum immer wieder mit meinen Mitgründern darüber und habe alle wichtigen Personen abgeholt. So gelangen auch der Austritt und die Übergabe ohne Schaden fürs Startup.

Womit wirst du dich in Zukunft beschäftigen?

Die Vision mit guten Lebensmitteln die Welt besser zu machen, wird mich weiterhin begleiten. Im Lebensmittelbereich hat man einen grossen Hebel, um etwas zu bewirken punkto Nachhaltigkeit und Gesundheit. Da will ich meinen Teil dazu beitragen, auf welche Art und Weise auch immer.

Welche Gründungsideen denkst du, werden in den nächsten Monaten und Jahren am meisten Erfolgschancen haben?

Ich warte seit zehn Jahren darauf, dass jemand das Kita-Problem löst. Wegen Subventionierungen ist es vermutlich schwierig, in diesem Umfeld konkurrenzfähig zu sein, aber es gäbe bestimmt eine Lösung. Auch im juristischen und gesundheitlichen Bereich gäbe es nun mit dem Aufkommen von Künstlicher Intelligenz spannende Möglichkeiten die Kosten zu senken.

Und wie sieht es im Food-Tech-Sektor mit Marktlücken aus?

Alles, was die Produktion und die Supply Chain massiv effizienter macht, ist sehr willkommen. Ausserdem glaube ich an die Zukunft von Precision Fermentation und Zellkultivierungstechnologie. Das wird schneller kommen als wir denken. Wir werden vielleicht in weniger als 10 Jahren regelmässig Lebensmittel essen, die mit einer dieser Technologien hergestellt wurden. Dies sehen die meisten wohl nicht kommen. 



Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."
Innovation
Startups
Tipps
Geistiges Eigentum
Startup Ökosystem
Female Entrepreneur
Investoren & Fundraising
Interview

José Amado Blanco war Mitgründer vom Baby- und Kindernahrung-Startup yamo. Im März 2023 verliess er sein eigenes Startup. Im Interview sammeln wir Erfahrungswerte und Tipps aus sieben Jahren im Startup und fragen nach nächsten Startup-Ideen.

Wie bist du auf den Karriereweg „Startup gründen“ aufmerksam geworden?

Ich wusste bis zu meinem Master nicht, was ich machen wollte. Mit dem Studium in Lebensmitteltechnologie war klar, dass ich eine Fachperson werden würde. Ich wollte aber eine Vogelperspektive haben. Im Master habe ich dann zwei Dozenten kennengelernt, die ein Startup gegründet hatten. In dem Moment habe ich begriffen: Das ist es, wonach ich suchte, ich konnte es bisher einfach nicht benennen.

Mit diesem Wunsch im Kopf: Wie kamst du zu deinem eigenen Startup?

Ich habe mit Leuten darüber gesprochen, wie man das macht. Dann habe ich meine Mitgründer kennengerlernt. Sie hatten bereits die Idee, Babynahrung besser zu machen, als das was es auf dem Markt bisher gab. Ich hatte das benötigte Fachwissen vom Studium, weshalb wir uns zusammengetan und yamo gegründet haben. Es wurde so cool, wie ich es mir vorgestellt habe.

Was faszinierte dich an der Baby-Food-Idee?

Zuerst habe ich gezögert. Aber meine übergreifende Vision ist es, die Welt mit dem, was ich mache, besser zu machen. Da Babynahrung sich seit Jahrzehnten nicht mehr verbessert hat, passte die Idee, Babynahrung besser zu machen, sehr gut zu meiner Vision. Schliesslich hatte ich dann auch grossen Spass am Thema und ich weiss nun wohl mehr darüber als jedes Mami und Papi.

Wie hast du dich im Verlauf dieser Startup Journey verändert?

Früher war ich komplett unter Strom, jetzt sehe ich alles gelassener. Und während ich früher mit viel Arbeit alles durchbringen wollte, mache ich das heute mit smarter Arbeit im Sinne von „work smarter not harder“. Ausserdem bin ich deutlich weniger impulsiv, dafür effizienter und effektiver geworden.

Was hast du gelernt, das du in einem nächsten Startup anders machen würdest?

Bevor ich eine neue Geschäftsbeziehung eingehe, würde ich mir viel Zeit nehmen, um zu verstehen, ob Kultur, Mindset und Ziele der anderen Person mit meinen übereinstimmen. Dies hatte ich zu yamo-Zeiten etwas vernachlässigt und ausserdem hatte ich zu wenig auf mein Bauchgefühl gehört. Jetzt weiss ich: Man sollte sich mehrfach treffen, bevor man zusammenarbeitet. Dadurch wird zwar das Startup etwas langsamer, aber es ist gut investierte Zeit. 

Was ist dein Rat an junge Gründerinnen und Gründer?

Wenn ich mit Gründerinnen und Gründern spreche, die in ihrer Startup Journey im ersten oder zweiten Jahr sind, dann stelle ich fest, dass vor allem der Product-Market-Fit zu wenig präsent ist. Ich bin überzeugt, dass die meisten Startups an diesem fehlenden jedoch entscheidenden Baustein scheitern. Oft nehmen sie ein unvollständiges Produkt und versuchen es zu verkaufen. Das ist gut, sofern sie dies tun, um den Markt zu testen, Feedbacks zu sammeln und Learnings in die Produktentwicklung einfliessen zu lassen. Viele investieren jedoch lieber bereits früh sehr viel in den Vertrieb, während das Produkt auf seinem Anfangsniveau stehenbleibt. Ich empfehle, gleich viel Kapital in Sales und Produktentwicklung zu stecken.

Bootstrapped vs. VC-backed: was empfiehlst du?

In der heutigen Zeit sind viele gezwungenermassen bootstrapped, denn es ist enorm schwierig, Risikokapital zu sammeln. Aber viele Gründer haben keine andere Möglichkeit, als Investoren zu suchen, weil beispielsweise der Aufbau einer Produktentwicklung sehr kostenintensiv ist. Als gute Alternative kann man auf Business Angels setzen. Das empfehle ich sogar sehr. Man muss aber die Situation des Startups anschauen. Im Biotech-Bereich zum Beispiel reichen meist auch Business Angels nicht, weil man mehrere Millionen braucht. Grundsätzlich gilt aber: Je länger man ohne Investoren auskommt, desto besser.

Welche Phase des Startups fandest du am spannendsten und warum?

Jede Phase hat schöne und weniger schöne Seiten. In der ersten Phase ist es toll, aus dem Nichts etwas zu kreieren, worüber die Leute dann reden. Dafür muss man alles selbst machen und seinen Lohn beim absoluten Minimum ansetzen. Die zweite Phase ist sehr spannend, weil man schon ein Produkt hat, Verkäufe macht und einflussreiche Entscheidungen trifft, was mir schon immer viel Spass gemacht hat. In der dritten Phase geht es um den Feinschliff und das Skalieren. Plötzlich wurden bei uns die Produktionsmengen in Tonnen und nicht mehr in Kilo angegeben. Ausserdem verändert sich die Rolle des Gründers in dieser Phase sehr und man wird mehr zu einem Manager. Auch wird der Druck noch grösser und man kann sich keine Fehler mehr erlauben.Ich habe alle Phasen genossen, aber wenn ich eine herauspicken müsste, würde ich die letzte als mein Favorit wählen.

Wie bist du mit Druck umgegangen?

Wenn der Druck am höchsten war, habe ich am besten performt. Für einen besseren Umgang mit Druck und um meine Leistung zu verbessern habe ich mich in den letzten Jahren mit Selbstoptimierung auseinandergesetzt. Ich machte zweiundzwanzig Mal pro Monat Sport, trank keinen Alkohol mehr, nahm massiv weniger Zucker zu mir und ging deutlich weniger in den Ausgang. Ohne all das bin ich schärfer geworden im Kopf das führte auch zu einem besseren im Umgang mit Druck.

Warum bist du bei yamo ausgestiegen?

Zu Beginn war yamo sehr innovativ. Wir machten hochdruckpasteurisierte Babynahrung. Herauszufinden, wie wir das machen können, hat mich sehr gereizt. Doch dann wurden die Produktkategorien immer weniger komplex und die Technologie weniger herausfordernd. In der dritten Phase kamen zum Glück wieder spannende Herausforderungen auf uns zu, als es darum ging, auf grosser Skala zu produzieren. Doch danach hat sich die Kultur zu einer Marketingfirma verändert und da sah ich mich nicht mehr als die richtige Person für meine Rolle. Wenn yamo immer noch komplexe Produkte neu entwickeln würde, wäre ich wohl immer noch da.

Wie verlief die Entscheidungsfindung für diesen Schritt?

Als ich spürte, wie die Innovation und Komplexität abnahmen, kam mir erstmals der Gedanke aufzuhören. Das war bereits drei Jahre vor meinem Weggang. Ich sprach über einen längeren Zeitraum immer wieder mit meinen Mitgründern darüber und habe alle wichtigen Personen abgeholt. So gelangen auch der Austritt und die Übergabe ohne Schaden fürs Startup.

Womit wirst du dich in Zukunft beschäftigen?

Die Vision mit guten Lebensmitteln die Welt besser zu machen, wird mich weiterhin begleiten. Im Lebensmittelbereich hat man einen grossen Hebel, um etwas zu bewirken punkto Nachhaltigkeit und Gesundheit. Da will ich meinen Teil dazu beitragen, auf welche Art und Weise auch immer.

Welche Gründungsideen denkst du, werden in den nächsten Monaten und Jahren am meisten Erfolgschancen haben?

Ich warte seit zehn Jahren darauf, dass jemand das Kita-Problem löst. Wegen Subventionierungen ist es vermutlich schwierig, in diesem Umfeld konkurrenzfähig zu sein, aber es gäbe bestimmt eine Lösung. Auch im juristischen und gesundheitlichen Bereich gäbe es nun mit dem Aufkommen von Künstlicher Intelligenz spannende Möglichkeiten die Kosten zu senken.

Und wie sieht es im Food-Tech-Sektor mit Marktlücken aus?

Alles, was die Produktion und die Supply Chain massiv effizienter macht, ist sehr willkommen. Ausserdem glaube ich an die Zukunft von Precision Fermentation und Zellkultivierungstechnologie. Das wird schneller kommen als wir denken. Wir werden vielleicht in weniger als 10 Jahren regelmässig Lebensmittel essen, die mit einer dieser Technologien hergestellt wurden. Dies sehen die meisten wohl nicht kommen. 



Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."

Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."