Adri Blasi ist Gründerin von KIDIS, ein Onlineshop für nachhaltig produzierte Kindermode. Als Mutter zweier Kinder erkannte sie eine Marktlücke und wagte den Schritt in die Selbständigkeit. Mit der Eröffnung des KIDIS Lab in Zürich expandiert sie in die Offlinewelt. Im Interview gibt Adri Blasi Einblick in ihre Gründergeschichte und erzählt, warum Work-Life-Balance und Unterstützung zwei Schlüsselfaktoren für den Erfolg in der Gründerszene sind.

Was hat dich dazu inspiriert, Kidis.ch zu gründen? 

Wie so oft entstand auch meine Geschäftsidee aus Eigengebrauch. Ich bin Mami von zwei Kindern. Nach der Geburt meines zweiten Sohnes besass ich einen Berg an Kleidungsstücken. Mir fiel auf, wie herausfordernd es ist, Kleider selbst zu verkaufen. Aufwand und Ertrag standen nicht im Verhältnis. Das bewog mich dazu, eine Firma zu gründen, die Kleider schnell und unkompliziert wieder in Umlauf bringt. 

Ihr habt als Onlineplattform gestartet, ab März 2024 soll in Zürich der erste Store entstehen. Was hat euch zu diesem Schritt bewogen? 

Wir hatten schon 2021 einen Pop-up-Store in Zürich eröffnet. Sowohl die damalige Erfahrung als auch die Kundenrückmeldungen und der Umsatz waren bombastisch. Dennoch war für mich klar, dass ich nie einen klassischen Laden mit Verkaufspersonal und festen Öffnungszeiten führen will. Mit dem KIDIS Lab stellen wir eine Brücke zwischen Online- und Offlinewelt her. Die Kunden kaufen autonom ein und erhalten nebenbei einen Einblick in unsere Shooting-Zone. Kommt das Konzept an, werden wir es auf weitere Städte ausrollen. 

Du hast zwölf Jahre lang in einem etablierten Konzern gearbeitet. Wie hat dich das beeinflusst? 

Diese Anstellung war eine einzige Lebensschule. Ich hatte unzählige Möglichkeiten, mich weiterzubilden. So habe ich Einblicke in die verschiedensten Bereiche erhalten: von Webhosting über Key Account Management bis hin zu Onlinemarketing. An einem gewissen Punkt wusste ich: Nun ist es Zeit, dieses Nest zu verlassen. Ich wollte den Schritt in die Selbständigkeit wagen. 

Du bist zweifaches Mami. Welche Rolle spielen deine Kinder in deiner unternehmerischen Reise? 

Eine grosse Rolle. Ich habe mich eine Zeit lang zu sehr auf meine Firma konzentriert. Als Gründerin mit Familie ist es nicht einfach, die Work-Life-Balance zu finden. Wenn du 200 Prozent gibst, läuft zwar die Firma, darunter leidet jedoch die Familie und die Freizeit. Mittlerweile plane ich die Zeit mit meiner Familie und meine Freizeit bewusst ein, weil sie mir sehr wichtig ist. 

Wie hast du es geschafft, die Rolle als Mutter mit den Anforderungen und Unsicherheiten der Unternehmensgründung in Einklang zu bringen? 

Nun, es ist auch eine Frage der Persönlichkeit. Ich bin von Natur aus ein sehr verantwortungsbewusster und zielstrebiger Mensch. Die Mutterrolle fällt mir leicht, weil vieles geplant ist und mein Mann und ich uns bei der Familienplanung sehr unterstützen. Die Unsicherheiten im Unternehmen haben mich am Anfang sehr mitgenommen, aber mittlerweile muss ich mit den Höhen und Tiefen des Unternehmertums umgehen, das gehört dazu. Allerdings wäre dies alles nicht möglich gewesen ohne mein Umfeld, die verschiedenen Rollen unter einen Hut zu bringen. Menschen, die einem den Rücken stärken, sind essenziell.

Du hast bei «Die Höhle der Löwen» teilgenommen. Was hast du aus dieser Erfahrung gelernt? 

Das war eine absolut coole Erfahrung! Ich war einfach beeindruckt von der ganzen Organisation und der Authentizität. Die Investoren sind wirklich so, wie man sie aus der Sendung kennt. Für mich war es wichtig zu erfahren, ob ein Investor in mein Unternehmen investieren würde. Dass ich gleich zwei Angebote erhielt, gab mir Zuversicht – auch wenn ich die Chance nicht weiterverfolgte. 

Dafür hast du mit Kidis.ch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne lanciert. Was waren die Ziele und wie war die Resonanz? 

Wir wussten, dass unser Lab nicht kostengünstig wird, deshalb haben wir diese Crowdfunding-Kampagne gestartet. Der grösste Teil des Geldes wird nun in Technik und Infrastruktur fliessen. Viele Kunden haben uns mit kleineren Beträgen unterstützt. Das ist für uns enorm wertvoll, denn jeder Beitrag zählt. Auch über LinkedIn, aus dem privaten Umfeld und von Institutionen erhielten wir grosszügige Spenden. Insgesamt sammelten wir 20´000 Franken. 

Was würdest du heute auf deinem Gründungsweg anders angehen? 

So ziemlich alles! (lacht) Einerseits würde ich zwei bis drei Mitgründer dazuholen und mir für diesen Prozess ausreichend Zeit nehmen. Andererseits würde ich externes Geld suchen, um schneller zu wachsen. Am Anfang der Gründungsphase ist man von Euphorie getrieben. Dann wirst du in die Realität katapultiert: Die Leute haben nicht auf dich und deine Idee gewartet. Krisenmomente lassen sich mit mehreren Gründern und externen finanziellen Mitteln besser bewältigen. Der Druck lastet auf mehreren Schultern. 

Letztes Jahr war der unternehmerische Druck so hoch, dass du überlegt hast, dein Startup zu verkaufen. Was motivierte dich zum Weitermachen?  

Ich hatte nur zwei Möglichkeiten: Ich suche nach einer Lösung oder lasse die Krise über mich ergehen und mache weiter wie bisher. Der zweite Ansatz war nicht zufriedenstellend. Also fragte ich mich, was die Firma braucht und was ich persönlich brauche. Nach einer kurzen Auszeit habe ich für mich die Bedingungen festgelegt, die mit dem Unternehmen vereinbart werden können: starke Mitgründer, eine klare Vertriebsstrategie und ein kompetentes Team. Diese Zielsetzung motivierte mich zum Weitermachen.

Was wünschst du dir als Highlight des Jahres 2024? 

Ich möchte als junges Unternehmen mit dem KIDIS Lab neue Wege für den stationären Handel finden und andere Unternehmen dazu inspirieren, physische und Online-Kanäle zu verbinden, um ein frisches Kundenerlebnis zu schaffen.

Saskia Iten Autorin Founded Startup Magazin
Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."

Author: Saskia Iten

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Adri Blasi ist Gründerin von KIDIS, ein Onlineshop für nachhaltig produzierte Kindermode. Als Mutter zweier Kinder erkannte sie eine Marktlücke und wagte den Schritt in die Selbständigkeit. Mit der Eröffnung des KIDIS Lab in Zürich expandiert sie in die Offlinewelt. Im Interview gibt Adri Blasi Einblick in ihre Gründergeschichte und erzählt, warum Work-Life-Balance und Unterstützung zwei Schlüsselfaktoren für den Erfolg in der Gründerszene sind.

Was hat dich dazu inspiriert, Kidis.ch zu gründen? 

Wie so oft entstand auch meine Geschäftsidee aus Eigengebrauch. Ich bin Mami von zwei Kindern. Nach der Geburt meines zweiten Sohnes besass ich einen Berg an Kleidungsstücken. Mir fiel auf, wie herausfordernd es ist, Kleider selbst zu verkaufen. Aufwand und Ertrag standen nicht im Verhältnis. Das bewog mich dazu, eine Firma zu gründen, die Kleider schnell und unkompliziert wieder in Umlauf bringt. 

Ihr habt als Onlineplattform gestartet, ab März 2024 soll in Zürich der erste Store entstehen. Was hat euch zu diesem Schritt bewogen? 

Wir hatten schon 2021 einen Pop-up-Store in Zürich eröffnet. Sowohl die damalige Erfahrung als auch die Kundenrückmeldungen und der Umsatz waren bombastisch. Dennoch war für mich klar, dass ich nie einen klassischen Laden mit Verkaufspersonal und festen Öffnungszeiten führen will. Mit dem KIDIS Lab stellen wir eine Brücke zwischen Online- und Offlinewelt her. Die Kunden kaufen autonom ein und erhalten nebenbei einen Einblick in unsere Shooting-Zone. Kommt das Konzept an, werden wir es auf weitere Städte ausrollen. 

Du hast zwölf Jahre lang in einem etablierten Konzern gearbeitet. Wie hat dich das beeinflusst? 

Diese Anstellung war eine einzige Lebensschule. Ich hatte unzählige Möglichkeiten, mich weiterzubilden. So habe ich Einblicke in die verschiedensten Bereiche erhalten: von Webhosting über Key Account Management bis hin zu Onlinemarketing. An einem gewissen Punkt wusste ich: Nun ist es Zeit, dieses Nest zu verlassen. Ich wollte den Schritt in die Selbständigkeit wagen. 

Du bist zweifaches Mami. Welche Rolle spielen deine Kinder in deiner unternehmerischen Reise? 

Eine grosse Rolle. Ich habe mich eine Zeit lang zu sehr auf meine Firma konzentriert. Als Gründerin mit Familie ist es nicht einfach, die Work-Life-Balance zu finden. Wenn du 200 Prozent gibst, läuft zwar die Firma, darunter leidet jedoch die Familie und die Freizeit. Mittlerweile plane ich die Zeit mit meiner Familie und meine Freizeit bewusst ein, weil sie mir sehr wichtig ist. 

Wie hast du es geschafft, die Rolle als Mutter mit den Anforderungen und Unsicherheiten der Unternehmensgründung in Einklang zu bringen? 

Nun, es ist auch eine Frage der Persönlichkeit. Ich bin von Natur aus ein sehr verantwortungsbewusster und zielstrebiger Mensch. Die Mutterrolle fällt mir leicht, weil vieles geplant ist und mein Mann und ich uns bei der Familienplanung sehr unterstützen. Die Unsicherheiten im Unternehmen haben mich am Anfang sehr mitgenommen, aber mittlerweile muss ich mit den Höhen und Tiefen des Unternehmertums umgehen, das gehört dazu. Allerdings wäre dies alles nicht möglich gewesen ohne mein Umfeld, die verschiedenen Rollen unter einen Hut zu bringen. Menschen, die einem den Rücken stärken, sind essenziell.

Du hast bei «Die Höhle der Löwen» teilgenommen. Was hast du aus dieser Erfahrung gelernt? 

Das war eine absolut coole Erfahrung! Ich war einfach beeindruckt von der ganzen Organisation und der Authentizität. Die Investoren sind wirklich so, wie man sie aus der Sendung kennt. Für mich war es wichtig zu erfahren, ob ein Investor in mein Unternehmen investieren würde. Dass ich gleich zwei Angebote erhielt, gab mir Zuversicht – auch wenn ich die Chance nicht weiterverfolgte. 

Dafür hast du mit Kidis.ch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne lanciert. Was waren die Ziele und wie war die Resonanz? 

Wir wussten, dass unser Lab nicht kostengünstig wird, deshalb haben wir diese Crowdfunding-Kampagne gestartet. Der grösste Teil des Geldes wird nun in Technik und Infrastruktur fliessen. Viele Kunden haben uns mit kleineren Beträgen unterstützt. Das ist für uns enorm wertvoll, denn jeder Beitrag zählt. Auch über LinkedIn, aus dem privaten Umfeld und von Institutionen erhielten wir grosszügige Spenden. Insgesamt sammelten wir 20´000 Franken. 

Was würdest du heute auf deinem Gründungsweg anders angehen? 

So ziemlich alles! (lacht) Einerseits würde ich zwei bis drei Mitgründer dazuholen und mir für diesen Prozess ausreichend Zeit nehmen. Andererseits würde ich externes Geld suchen, um schneller zu wachsen. Am Anfang der Gründungsphase ist man von Euphorie getrieben. Dann wirst du in die Realität katapultiert: Die Leute haben nicht auf dich und deine Idee gewartet. Krisenmomente lassen sich mit mehreren Gründern und externen finanziellen Mitteln besser bewältigen. Der Druck lastet auf mehreren Schultern. 

Letztes Jahr war der unternehmerische Druck so hoch, dass du überlegt hast, dein Startup zu verkaufen. Was motivierte dich zum Weitermachen?  

Ich hatte nur zwei Möglichkeiten: Ich suche nach einer Lösung oder lasse die Krise über mich ergehen und mache weiter wie bisher. Der zweite Ansatz war nicht zufriedenstellend. Also fragte ich mich, was die Firma braucht und was ich persönlich brauche. Nach einer kurzen Auszeit habe ich für mich die Bedingungen festgelegt, die mit dem Unternehmen vereinbart werden können: starke Mitgründer, eine klare Vertriebsstrategie und ein kompetentes Team. Diese Zielsetzung motivierte mich zum Weitermachen.

Was wünschst du dir als Highlight des Jahres 2024? 

Ich möchte als junges Unternehmen mit dem KIDIS Lab neue Wege für den stationären Handel finden und andere Unternehmen dazu inspirieren, physische und Online-Kanäle zu verbinden, um ein frisches Kundenerlebnis zu schaffen.

Saskia Iten Autorin Founded Startup Magazin
Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."

Saskia Iten Autorin Founded Startup Magazin
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"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."