Auf dem Weg zum Schweizer „Netto-Null-Ziel“ leistet Kohlenkraft einen neuen Beitrag. Auf Basis bestehenden Wissens haben sie etwas Neues geschaffen – ein Material, welches den ökologischen Fussabdruck der Bauindustrie verbessern könnte. 

Die Bauindustrie hinterlässt mit vergleichsweise vielen Emissionen einen grossen CO2- Fussabdruck. Einerseits müssen grosse Materialmassen bewegt werden, andererseits wird auch viel Energie für die Herstellung der Baustoffe verwendet. Hier setzt Kohlenkraft an. Sie will klimaschonende Baustoffe anbieten. Dazu verwendet sie Materialien, die ein Langzeitspeicher für Kohlenstoff sind und so die Luft von CO2 säubern. 

Pflanzenkohle – Bekanntes Fundament mit neuen Ansätzen 

Schon im Rahmen seines Studiums befasste sich Gründer Moritz Keller mit Pflanzenkohle. Alles begann mit der Idee, die positiven Eigenschaften von Pflanzenkohle als Dünger in der Landwirtschaft zu nutzen und diese in den Boden einzuführen. Gleichzeitig könnte auf diese Weise Kohlenstoffe im Boden eingelagert werden. Der Prozess sei jedoch ziemlich aufwändig und habe einige Tücken. 

Moritz suchte nach alternativen Lösungsansätzen: «Unser Ziel war es, Pflanzenkohle dort einzusetzen, wo grosse Volumen an Material verwendet werden. Die Bauindustrie bot sich mit ihrem extrem hohen CO2-Ausstoss sehr an.» Die Idee, etwas verwenden zu können, das im Überfluss vorhanden aber leider schädlich sei, um daraus etwas Nützliches zu machen, trieb den jungen Unternehmer an. Mit seiner Idee nahm Moritz am Sustainability Booster der ZHAW teil und traf dort auf Charles Roberts und Bianka Grosshäuser, mit welchen er das Startup gründete. 

Mittlerweile hat Kohlenkraft sowohl einen Verputz wie auch eine Wärmeisolation geschaffen, wobei der Verputz bereits in Pilotprojekten eingesetzt wird. Zurzeit ist das Startup auf der Suche nach weiteren Pilotkunden, um das Rezept ihrer klimaschonenden Baumaterialien weiter zu verfeinern. 

Pflanzenkohle mit viel grünem Potential

Pflanzenkohle bietet sich als perfektes Material an, wenn es um die Mission von Kohlenkraft geht. Mithilfe dieser Kohle ist es nämlich möglich, Kohlenstoff zu binden und so aus der Luft zu entnehmen. Die Pflanzenkohle wird in die von Kohlenstoff entwickelten Baumaterialien eingearbeitet und übernimmt so viele gute Funktionen. 

Die poröse Oberfläche, welche durch Pflanzenkohle entsteht, könne man sich wie einen klebrigen Schwamm vorstellen. Im von Kohlenkraft entwickelten Verputz bleiben Schadstoffe auf der Oberfläche hängen und halten so die Luft rein. Zudem reguliert die Oberfläche die Luftfeuchtigkeit und vermindert die Schimmelbildung. Treffend erklärt Moritz ihr Produkt: „Das CO2 aus der Luft ist im Verputz gespeichert und der Schwammeffekt, der Schadstoffe aufnimmt, sorgt für bessere Luft im Raum.“ 

Doch wie gelangt nun dieses schädliche Kohlenstoffdioxid in die Pflanzenkohle?  – Wenn eine Pflanze wächst, betreibt sie Photosynthese. Sie nimmt also das Kohlenstoffdioxid aus der Luft auf und wandelt dieses zusammen mit Wasser in Traubenzucker und Sauerstoff um. Aus dem Kohlendioxid (CO2), welches die Pflanze zum Wachsen verwendet, baut sie Teile des Kohlenstoffs in ihr Gewebe ein. Ein Teil dieses Kohlenstoffs, den die Pflanze für ihr Wachstum aufnimmt, ist danach auch in der Pflanzenkohle gebunden. 

In einem sogenannten „Pyrolyse-Verfahren“ wird nun diese Biomasse, wie beispielsweise Abbauholz oder Sägemehl, unter dem Ausschluss von Sauerstoff erhitzt. Dadurch verkohlt die Masse und verbrennt nicht. So wird der enthaltene Kohlenstoff nicht abgegeben, sondern in der entstehenden Pflanzenkohle gespeichert. Im Gegensatz zu verrottendem Holz liegt Kohlenstoff in der Pflanzenkohle in einer praktisch unveränderlichen Form vor. Er wird also dort gespeichert und nicht wieder an die Luft abgegeben.

„Unser Ziel ist es, diese bereits sinnvolle Pflanzenkohle auch noch sinnvoll zu nutzen“, erklärt Moritz. Die poröse Struktur der Pflanzenkohle schafft eine enorm grosse Oberfläche, was viele Vorteile mit sich bringt. 

Ein Prinzip mit Zukunft

Bereits zwei Produkte hat Kohlenkraft als Prototyp getestet: Wärmeisolationen und Verputz. Das Grundprinzip dabei bleibt immer, möglichst viel CO2 einzulagern und dabei den Verwendungszweck für den Hausbau noch ausreichend zu erfüllen. Weitere klimaschonende Baumaterialien sind bereits in Planung. 

Eine grosse finanzielle Hürde stellen die Zertifizierungen dar, welche durch Labortests zuerst noch beantragt werden müssen. 

Dennoch konnte das junge Unternehmen bereits einige Erfolge feiern. Gerade anfangs dieses Jahres konnte Kohlenkraft als Gewinner des Innosuisse Business Concept Course, sowie der Startup Challenge der ZHAW gleich einen kumulierten Erfolg feiern. Mit einer eigenen Produktion will Kohlenkraft mit kohlenbasierten Baumaterialien in der Schweiz eine Pionierrolle übernehmen. „Mit Bauen soll auch etwas Gutes fürs Klima getan werden können. Nicht nur der Nutzen des Gebäudes an sich sollte im Vordergrund stehen“, erklärt Moritz die Zukunft der Bauindustrie.



Dea Sikiric

"Startup-Gründer zu interviewen und damit die neuesten Ideen und Entwicklungen von anderen Pionieren kennen zu lernen, macht mir grossen Spass."

Author: Dea Sikiric

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Auf dem Weg zum Schweizer „Netto-Null-Ziel“ leistet Kohlenkraft einen neuen Beitrag. Auf Basis bestehenden Wissens haben sie etwas Neues geschaffen – ein Material, welches den ökologischen Fussabdruck der Bauindustrie verbessern könnte. 

Die Bauindustrie hinterlässt mit vergleichsweise vielen Emissionen einen grossen CO2- Fussabdruck. Einerseits müssen grosse Materialmassen bewegt werden, andererseits wird auch viel Energie für die Herstellung der Baustoffe verwendet. Hier setzt Kohlenkraft an. Sie will klimaschonende Baustoffe anbieten. Dazu verwendet sie Materialien, die ein Langzeitspeicher für Kohlenstoff sind und so die Luft von CO2 säubern. 

Pflanzenkohle – Bekanntes Fundament mit neuen Ansätzen 

Schon im Rahmen seines Studiums befasste sich Gründer Moritz Keller mit Pflanzenkohle. Alles begann mit der Idee, die positiven Eigenschaften von Pflanzenkohle als Dünger in der Landwirtschaft zu nutzen und diese in den Boden einzuführen. Gleichzeitig könnte auf diese Weise Kohlenstoffe im Boden eingelagert werden. Der Prozess sei jedoch ziemlich aufwändig und habe einige Tücken. 

Moritz suchte nach alternativen Lösungsansätzen: «Unser Ziel war es, Pflanzenkohle dort einzusetzen, wo grosse Volumen an Material verwendet werden. Die Bauindustrie bot sich mit ihrem extrem hohen CO2-Ausstoss sehr an.» Die Idee, etwas verwenden zu können, das im Überfluss vorhanden aber leider schädlich sei, um daraus etwas Nützliches zu machen, trieb den jungen Unternehmer an. Mit seiner Idee nahm Moritz am Sustainability Booster der ZHAW teil und traf dort auf Charles Roberts und Bianka Grosshäuser, mit welchen er das Startup gründete. 

Mittlerweile hat Kohlenkraft sowohl einen Verputz wie auch eine Wärmeisolation geschaffen, wobei der Verputz bereits in Pilotprojekten eingesetzt wird. Zurzeit ist das Startup auf der Suche nach weiteren Pilotkunden, um das Rezept ihrer klimaschonenden Baumaterialien weiter zu verfeinern. 

Pflanzenkohle mit viel grünem Potential

Pflanzenkohle bietet sich als perfektes Material an, wenn es um die Mission von Kohlenkraft geht. Mithilfe dieser Kohle ist es nämlich möglich, Kohlenstoff zu binden und so aus der Luft zu entnehmen. Die Pflanzenkohle wird in die von Kohlenstoff entwickelten Baumaterialien eingearbeitet und übernimmt so viele gute Funktionen. 

Die poröse Oberfläche, welche durch Pflanzenkohle entsteht, könne man sich wie einen klebrigen Schwamm vorstellen. Im von Kohlenkraft entwickelten Verputz bleiben Schadstoffe auf der Oberfläche hängen und halten so die Luft rein. Zudem reguliert die Oberfläche die Luftfeuchtigkeit und vermindert die Schimmelbildung. Treffend erklärt Moritz ihr Produkt: „Das CO2 aus der Luft ist im Verputz gespeichert und der Schwammeffekt, der Schadstoffe aufnimmt, sorgt für bessere Luft im Raum.“ 

Doch wie gelangt nun dieses schädliche Kohlenstoffdioxid in die Pflanzenkohle?  – Wenn eine Pflanze wächst, betreibt sie Photosynthese. Sie nimmt also das Kohlenstoffdioxid aus der Luft auf und wandelt dieses zusammen mit Wasser in Traubenzucker und Sauerstoff um. Aus dem Kohlendioxid (CO2), welches die Pflanze zum Wachsen verwendet, baut sie Teile des Kohlenstoffs in ihr Gewebe ein. Ein Teil dieses Kohlenstoffs, den die Pflanze für ihr Wachstum aufnimmt, ist danach auch in der Pflanzenkohle gebunden. 

In einem sogenannten „Pyrolyse-Verfahren“ wird nun diese Biomasse, wie beispielsweise Abbauholz oder Sägemehl, unter dem Ausschluss von Sauerstoff erhitzt. Dadurch verkohlt die Masse und verbrennt nicht. So wird der enthaltene Kohlenstoff nicht abgegeben, sondern in der entstehenden Pflanzenkohle gespeichert. Im Gegensatz zu verrottendem Holz liegt Kohlenstoff in der Pflanzenkohle in einer praktisch unveränderlichen Form vor. Er wird also dort gespeichert und nicht wieder an die Luft abgegeben.

„Unser Ziel ist es, diese bereits sinnvolle Pflanzenkohle auch noch sinnvoll zu nutzen“, erklärt Moritz. Die poröse Struktur der Pflanzenkohle schafft eine enorm grosse Oberfläche, was viele Vorteile mit sich bringt. 

Ein Prinzip mit Zukunft

Bereits zwei Produkte hat Kohlenkraft als Prototyp getestet: Wärmeisolationen und Verputz. Das Grundprinzip dabei bleibt immer, möglichst viel CO2 einzulagern und dabei den Verwendungszweck für den Hausbau noch ausreichend zu erfüllen. Weitere klimaschonende Baumaterialien sind bereits in Planung. 

Eine grosse finanzielle Hürde stellen die Zertifizierungen dar, welche durch Labortests zuerst noch beantragt werden müssen. 

Dennoch konnte das junge Unternehmen bereits einige Erfolge feiern. Gerade anfangs dieses Jahres konnte Kohlenkraft als Gewinner des Innosuisse Business Concept Course, sowie der Startup Challenge der ZHAW gleich einen kumulierten Erfolg feiern. Mit einer eigenen Produktion will Kohlenkraft mit kohlenbasierten Baumaterialien in der Schweiz eine Pionierrolle übernehmen. „Mit Bauen soll auch etwas Gutes fürs Klima getan werden können. Nicht nur der Nutzen des Gebäudes an sich sollte im Vordergrund stehen“, erklärt Moritz die Zukunft der Bauindustrie.



Dea Sikiric

"Startup-Gründer zu interviewen und damit die neuesten Ideen und Entwicklungen von anderen Pionieren kennen zu lernen, macht mir grossen Spass."

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"Startup-Gründer zu interviewen und damit die neuesten Ideen und Entwicklungen von anderen Pionieren kennen zu lernen, macht mir grossen Spass."