Das «Fleisch aus Pflanzen» von Planted Foods soll stets den Erwartungen der kommenden Generation entsprechen. Wir sprechen mit Pascal Bieri, Mitgründer und Mitglied der Geschäftsleitung, über die Vision, die Forschung und das Erfolgsgeheimnis.

Gibt es noch Begegnungen, bei denen du deinem Gegenüber erklären musst, was Planted ist?

In der Schweiz selten, im Ausland ja. Planted ist eben noch nicht so bekannt wie Coca-Cola. Aber es zeigt sich, dass wir in der Stadt bekannter sind als auf dem Land und in der Startup-Szene sowie in der Branche für alternative Proteinquellen haben uns glücklicherweise inzwischen alle auf dem Radar.

Du sagst, du seist froh, dass es neben Planted auch noch alternative Proteinquellen gibt. Warum?

Wenn wir allein auf weiter Flur wären, dann wären wir nicht so weit, wie wir jetzt sind. Es braucht schon auch andere Player, um eine so grosse Vision voranzutreiben. Dazu muss ich auch sagen, dass mir schlechte Konkurrenten mehr Sorgen bereiten als gute. Denn wenn jemand das erste Mal ein Produkt aus der plant-based-Kategorie probiert und eine schlechte Erfahrung macht, dann hat die gesamte Produktkategorie schlechte Voraussetzungen, um eine zweite Chance von dieser Person zu erhalten.

Aber wer beim ersten Versuch zu Planted greift, hat wohl eine positive Erfahrung garantiert?

Das hoffe ich sehr. Wir sind der Meinung, dass unsere Produkte bereits jetzt auf allen Ebenen überzeugen: bei Geschmack, Nachhaltigkeit und Gesundheit. Aber wir sind noch nicht fertig. Solange wir tierisches Fleisch in diesen Dimensionen übertreffen können, machen wir es besser.

Was kann noch besser werden?

Es soll noch saftiger, noch schmackhafter sowie preiswerter werden. Spätestens dann haben wir tierische Produkte in allen Belangen überboten. Ab dann beginnen wir uns selbst zu überbieten. Wir forschen zum Beispiel stets daran, wie die Rohzutaten, die Formel der Verpackung, die Produktions- und Vertriebsprozesse oder die Herkunft der Zutaten weiter optimiert werden können.

Seht ihr euch denn mehr als ein produzierendes oder ein forschendes Unternehmen?

Wir sind gerne beides und werden es auch in Zukunft sein. Wir haben viele Abnehmer, die mit uns zusammenarbeiten, weil sie wissen, dass wir stets das Produkt für die nächste Generation entwickeln. Also auch solche, die wir zum heutigen Zeitpunkt noch nicht anbieten. Und dazu müssen wir unsere Produkte auch stets weiterentwickeln. Eigentlich fasst der Begriff Food-Tech-Company unser Unternehmen sehr gut zusammen: Es geht um Nahrungsmittel und gleichzeitig um die Entwicklung der Technologien, die es für deren Produktion braucht.

Die Planted-Produkte sind alle vegan und haben eine ähnliche Textur und Saftigkeit wie Fleisch.

Die Planted-Produkte sind alle vegan und haben eine ähnliche Textur und Saftigkeit wie Fleisch.

Was macht Planted so erfolgreich?

Das alles ist vor allem auf ein starkes und leidenschaftliches Team zurückzuführen, wie auch Konsumentinnen und Konsumenten, die uns vertrauen.  Wir haben es geschafft, verschiedene Fähigkeiten und unterschiedliche Persönlichkeiten hinter eine Unternehmensvision zu bringen. Jedem Einzelnen von uns geht es um die Sache. Das Ego wird hintenangestellt.

Wie findet ihr die Leute, die ihr Ego zurückstellen? Karriere machen ist ja sehr vom Ego getrieben?

Wir machen mit Bewerbern einen Reality-Check. Das heisst, wir warnen sie vor der möglichen falschen Vorstellung von der Arbeit in einem Startup. Es ist nicht nur cool, sondern es ist auch chaotisch und alles ist ständig in Veränderung. Oft hat man so viel Arbeit auf dem Tisch, dass man nicht überall so viel Energie reinstecken kann, wie man gerne möchte. 

Aber es lohnt sich, in einem Startup wie Planted zu arbeiten …

Wenn man früh bei einem Startup dazustösst, hat man gute Chancen, früh ganze Verantwortungsbereiche zu übernehmen, sich beteiligen zu lassen und das Unternehmen mitzugestalten. Bei uns pflegen wir auch eine gesunde Fehlerkultur. Wir haben auch einen «Fuckup»-Slack-Channel, in dem wir Fehler zelebrieren. Danach schauen wir sie uns aber datengetrieben und lösungsorientiert an. Denn der gleiche Fehler darf nicht zwei Mal passieren.

Stichwort «Move fast»: Ihr habt ein enormes Tempo drauf. Wie ist das für dich als Mitgründer?

Aufregend! Jeder Tag bringt etwas Neues. Das heisst auch, sich darauf einzustellen, dass sich der eigene Job alle sechs Monate fundamental ändert. Plötzlich sind auch Aufgaben, die du gerne gemacht hast, nicht mehr bei dir, dafür kommen neue Bereiche dazu. Als Leader ist es wichtig, viel Zuversicht zu haben, viel auszuprobieren, früh Verantwortung abzugeben und Vertrauen zu schenken.

Ihr habt bereits sechs europäische Standorte. Wie habt ihr die Produktion daran angepasst?

Wir haben unsere Produktionskapazität von 500 Kilo auf über eine Tonne pro Stunde verdoppelt. Natürlich wurde diese Menge nicht sofort stündlich produziert, denn bei der Kapazität planen wir stets in die Zukunft. So hatten wir es auch gemacht, als wir mit unserer Produktion an der ETH erstmals nach Kemptthal umgezogen sind. Da steigerten wir die Kapazität von 30 Kilo auf über 500 Kilo pro Stunde – zum Glück, denn sonst hätten wir ziemlich bald unsere Kunden nicht mehr beliefern können.

Aus Erbsenprotein, Erbsenfasern, Rapsöl und Wasser entsteht im Extruder das Fleisch aus Pflanzen.

Aus Erbsenprotein, Erbsenfasern, Rapsöl und Wasser entsteht im Extruder das Fleisch aus Pflanzen.

Wie habt ihr eingeschätzt, wie viel Kapazität ihr künftig brauchen werdet?

Die Erhöhung der Produktionskapazität ist ein bisschen ein Blick in die Kristallkugel, ein bisschen mehr Businessplan und viel Vertrauen in das, was wir machen. Ich denke, letzteres ist auch der Grund, warum die Neuigkeit so positiv aufgenommen wurde. Diese Investition in die Kapazitätssteigerung zeigt, dass wir ein grosses Vertrauen haben in unsere Produkte und die Technologien, die wir entwickelt haben und ständig weiterentwickeln.

Was ist das Wichtigste, was neue Gründer als erstes tun müssen?

Gute Mitgründer finden, die einen ergänzen, sich gegenseitig zur Verantwortung zu ziehen, ehrliches Feedback geben und einfach auch gute Macherinnen und Macher sind. Wenn man nicht gleich mit Cousins und alten Freunden gründen kann, empfehle ich, an Startup-Events wie die Startup Nights zu gehen, um Gleichgesinnte anzutreffen.

Die Geschäftsleitung von Planted: Pascal (von links), Judith, Lukas und Christoph (abwesend

Die Geschäftsleitung von Planted: Pascal (von links), Judith, Lukas und Christoph (abwesend)

Welche Hürden gibt es deiner Meinung nach beim Gründen?

Dass noch nicht alles völlig digital ist, ist mir ein grosses Rätsel. In England gründet man ein Unternehmen in 30 Minuten online. Zudem sind teilweise auch die Regularien noch ziemlich nach konservativen Unternehmen ausgerichtet. In unserem Fall ist die Subvention der Fleischproduktion statt der Unterstützung von fundamental nachhaltigen Ansätzen zum Beispiel etwas, was uns gegenüber eingesessenen, traditionellen «Proteinfirmen» benachteiligt. Da müsste die Legislative zukunftsgerichteter sein. Aber ansonsten finde ich das Startup-Ökosystem in der Schweiz bereits sehr aktiv: Die Angebote sind sehr vielfältig, da kann man nichts bemängeln.

Was sollten deiner Meinung nach Bevölkerung und Politik über Startups wissen?

Ich denke, vielen ist nicht bewusst, wie hart gearbeitet wird und wie viele Startup-Mitarbeitende alles dem Erfolg und der Lösung eines grösseren Problems unterordnen.

Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."
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Das «Fleisch aus Pflanzen» von Planted Foods soll stets den Erwartungen der kommenden Generation entsprechen. Wir sprechen mit Pascal Bieri, Mitgründer und Mitglied der Geschäftsleitung, über die Vision, die Forschung und das Erfolgsgeheimnis.

Gibt es noch Begegnungen, bei denen du deinem Gegenüber erklären musst, was Planted ist?

In der Schweiz selten, im Ausland ja. Planted ist eben noch nicht so bekannt wie Coca-Cola. Aber es zeigt sich, dass wir in der Stadt bekannter sind als auf dem Land und in der Startup-Szene sowie in der Branche für alternative Proteinquellen haben uns glücklicherweise inzwischen alle auf dem Radar.

Du sagst, du seist froh, dass es neben Planted auch noch alternative Proteinquellen gibt. Warum?

Wenn wir allein auf weiter Flur wären, dann wären wir nicht so weit, wie wir jetzt sind. Es braucht schon auch andere Player, um eine so grosse Vision voranzutreiben. Dazu muss ich auch sagen, dass mir schlechte Konkurrenten mehr Sorgen bereiten als gute. Denn wenn jemand das erste Mal ein Produkt aus der plant-based-Kategorie probiert und eine schlechte Erfahrung macht, dann hat die gesamte Produktkategorie schlechte Voraussetzungen, um eine zweite Chance von dieser Person zu erhalten.

Aber wer beim ersten Versuch zu Planted greift, hat wohl eine positive Erfahrung garantiert?

Das hoffe ich sehr. Wir sind der Meinung, dass unsere Produkte bereits jetzt auf allen Ebenen überzeugen: bei Geschmack, Nachhaltigkeit und Gesundheit. Aber wir sind noch nicht fertig. Solange wir tierisches Fleisch in diesen Dimensionen übertreffen können, machen wir es besser.

Was kann noch besser werden?

Es soll noch saftiger, noch schmackhafter sowie preiswerter werden. Spätestens dann haben wir tierische Produkte in allen Belangen überboten. Ab dann beginnen wir uns selbst zu überbieten. Wir forschen zum Beispiel stets daran, wie die Rohzutaten, die Formel der Verpackung, die Produktions- und Vertriebsprozesse oder die Herkunft der Zutaten weiter optimiert werden können.

Seht ihr euch denn mehr als ein produzierendes oder ein forschendes Unternehmen?

Wir sind gerne beides und werden es auch in Zukunft sein. Wir haben viele Abnehmer, die mit uns zusammenarbeiten, weil sie wissen, dass wir stets das Produkt für die nächste Generation entwickeln. Also auch solche, die wir zum heutigen Zeitpunkt noch nicht anbieten. Und dazu müssen wir unsere Produkte auch stets weiterentwickeln. Eigentlich fasst der Begriff Food-Tech-Company unser Unternehmen sehr gut zusammen: Es geht um Nahrungsmittel und gleichzeitig um die Entwicklung der Technologien, die es für deren Produktion braucht.

Die Planted-Produkte sind alle vegan und haben eine ähnliche Textur und Saftigkeit wie Fleisch.

Die Planted-Produkte sind alle vegan und haben eine ähnliche Textur und Saftigkeit wie Fleisch.

Was macht Planted so erfolgreich?

Das alles ist vor allem auf ein starkes und leidenschaftliches Team zurückzuführen, wie auch Konsumentinnen und Konsumenten, die uns vertrauen.  Wir haben es geschafft, verschiedene Fähigkeiten und unterschiedliche Persönlichkeiten hinter eine Unternehmensvision zu bringen. Jedem Einzelnen von uns geht es um die Sache. Das Ego wird hintenangestellt.

Wie findet ihr die Leute, die ihr Ego zurückstellen? Karriere machen ist ja sehr vom Ego getrieben?

Wir machen mit Bewerbern einen Reality-Check. Das heisst, wir warnen sie vor der möglichen falschen Vorstellung von der Arbeit in einem Startup. Es ist nicht nur cool, sondern es ist auch chaotisch und alles ist ständig in Veränderung. Oft hat man so viel Arbeit auf dem Tisch, dass man nicht überall so viel Energie reinstecken kann, wie man gerne möchte. 

Aber es lohnt sich, in einem Startup wie Planted zu arbeiten …

Wenn man früh bei einem Startup dazustösst, hat man gute Chancen, früh ganze Verantwortungsbereiche zu übernehmen, sich beteiligen zu lassen und das Unternehmen mitzugestalten. Bei uns pflegen wir auch eine gesunde Fehlerkultur. Wir haben auch einen «Fuckup»-Slack-Channel, in dem wir Fehler zelebrieren. Danach schauen wir sie uns aber datengetrieben und lösungsorientiert an. Denn der gleiche Fehler darf nicht zwei Mal passieren.

Stichwort «Move fast»: Ihr habt ein enormes Tempo drauf. Wie ist das für dich als Mitgründer?

Aufregend! Jeder Tag bringt etwas Neues. Das heisst auch, sich darauf einzustellen, dass sich der eigene Job alle sechs Monate fundamental ändert. Plötzlich sind auch Aufgaben, die du gerne gemacht hast, nicht mehr bei dir, dafür kommen neue Bereiche dazu. Als Leader ist es wichtig, viel Zuversicht zu haben, viel auszuprobieren, früh Verantwortung abzugeben und Vertrauen zu schenken.

Ihr habt bereits sechs europäische Standorte. Wie habt ihr die Produktion daran angepasst?

Wir haben unsere Produktionskapazität von 500 Kilo auf über eine Tonne pro Stunde verdoppelt. Natürlich wurde diese Menge nicht sofort stündlich produziert, denn bei der Kapazität planen wir stets in die Zukunft. So hatten wir es auch gemacht, als wir mit unserer Produktion an der ETH erstmals nach Kemptthal umgezogen sind. Da steigerten wir die Kapazität von 30 Kilo auf über 500 Kilo pro Stunde – zum Glück, denn sonst hätten wir ziemlich bald unsere Kunden nicht mehr beliefern können.

Aus Erbsenprotein, Erbsenfasern, Rapsöl und Wasser entsteht im Extruder das Fleisch aus Pflanzen.

Aus Erbsenprotein, Erbsenfasern, Rapsöl und Wasser entsteht im Extruder das Fleisch aus Pflanzen.

Wie habt ihr eingeschätzt, wie viel Kapazität ihr künftig brauchen werdet?

Die Erhöhung der Produktionskapazität ist ein bisschen ein Blick in die Kristallkugel, ein bisschen mehr Businessplan und viel Vertrauen in das, was wir machen. Ich denke, letzteres ist auch der Grund, warum die Neuigkeit so positiv aufgenommen wurde. Diese Investition in die Kapazitätssteigerung zeigt, dass wir ein grosses Vertrauen haben in unsere Produkte und die Technologien, die wir entwickelt haben und ständig weiterentwickeln.

Was ist das Wichtigste, was neue Gründer als erstes tun müssen?

Gute Mitgründer finden, die einen ergänzen, sich gegenseitig zur Verantwortung zu ziehen, ehrliches Feedback geben und einfach auch gute Macherinnen und Macher sind. Wenn man nicht gleich mit Cousins und alten Freunden gründen kann, empfehle ich, an Startup-Events wie die Startup Nights zu gehen, um Gleichgesinnte anzutreffen.

Die Geschäftsleitung von Planted: Pascal (von links), Judith, Lukas und Christoph (abwesend

Die Geschäftsleitung von Planted: Pascal (von links), Judith, Lukas und Christoph (abwesend)

Welche Hürden gibt es deiner Meinung nach beim Gründen?

Dass noch nicht alles völlig digital ist, ist mir ein grosses Rätsel. In England gründet man ein Unternehmen in 30 Minuten online. Zudem sind teilweise auch die Regularien noch ziemlich nach konservativen Unternehmen ausgerichtet. In unserem Fall ist die Subvention der Fleischproduktion statt der Unterstützung von fundamental nachhaltigen Ansätzen zum Beispiel etwas, was uns gegenüber eingesessenen, traditionellen «Proteinfirmen» benachteiligt. Da müsste die Legislative zukunftsgerichteter sein. Aber ansonsten finde ich das Startup-Ökosystem in der Schweiz bereits sehr aktiv: Die Angebote sind sehr vielfältig, da kann man nichts bemängeln.

Was sollten deiner Meinung nach Bevölkerung und Politik über Startups wissen?

Ich denke, vielen ist nicht bewusst, wie hart gearbeitet wird und wie viele Startup-Mitarbeitende alles dem Erfolg und der Lösung eines grösseren Problems unterordnen.

Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."

Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."