«Da hat es bei mir Klick gemacht»

Personal in der Gastronomie besser einplanen, Food Waste minimieren und die Kundenzufriedenheit maximieren. Das sind die Ziele des Startups Prognolite. Möglich macht es ihre Prognose-App. Dabei arbeiten sie mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und dem Innovationsförderer Innosuisse zusammen.

Ich habe mich immer darüber genervt, dass das Menü meiner Wahl in der Kantine ständig ausverkauft war. Damit fing alles an», erklärt Simon Michel mit einem Lachen in der Stimme. Co-Founder Roman Lickel und er gründeten 2016 das Startup Prognolite und arbeiten seither an ihrer Gäste- und Umsatz-Prognose-App. Diese ermöglicht es Gastronomen, im Voraus zu wissen, wie viele Gäste bei ihnen täglich Platz nehmen werden. Dabei errechnet das Programm im Hintergrund die Zahl mit Berücksichtigung auf diverse Grössen, wie beispielsweise das Wetter. Durch diesen Blick in die Zukunft sparen Gastronomen Kosten im Bereich der Personalplanung sowie Ressourcen im Zusammenhang mit dem Thema Food Waste. Auch die Gäste sind zufriedener, schliesslich hat nun jeder sein Menü auf sicher.

Aber zurück zum Anfang, als das Menü in der Kantine noch ausverkauft war. Simon arbeitete vor Prognolite für das Elektrizitätswerk Zürich und berechnete Strommengen pro Viertelstunde für mehrere Jahre im Voraus. Daher verwunderte es ihn etwas, dass es möglich war, dass die Menüanzahl in der Kantine nie aufging. «Da habe ich meinen Vorgesetzten angefragt, ob wir nicht für unsere Kantine Berechnungen für die Zukunft machen könnten. Doch er meinte, so etwas lohne sich nur im grösseren Rahmen und da hat es bei mir Klick gemacht.»

 

Prognolite-Kunde Martin Jucker mit den Gründern Simon Michel (rechts) und Roman Lickel (links).

 

Unterstützung von Innosuisse klar geregelt

Zwei Jahre später arbeitet das Gründerduo Vollzeit für seine Idee und hat bereits mehrere Kunden und Entwicklungspartner, darunter Juckerfarm, SV-Group, Outback, Nooch und das Roots. Diese Entwicklung möglich gemacht hatte die Klimastiftung Schweiz, welche dem Startup 2017 150 000 Schweizer Franken zusprach. Doch nicht nur die Klimastiftung Schweiz ist überzeugt, auch die öffentlich-rechtliche Innosuisse sieht Potential in der Prognose-App und hat Prognolite in ihr Startup-Coaching-Programm aufgenommen. «Im Programm erhält Prognolite die Hilfe eines erfahrenen Business Coaches. Mit einem solchen Coach arbeiten Startups intensiv an der Geschäftsstrategie, der Organisation des Unternehmens und am Markteintritt», erklärt Marco Peter, Fachspezialist Kommunikation der Innosuisse. Unabhängig vom Coaching fördert die Agentur zudem ein Innovationsprojekt von Prognolite. Die 300 000 Franken Forschungsmittel sind laut Peter jedoch an Bedingungen geknüpft: «Das Startup muss bei einem solchen Projekt genauso viele Mittel in Form von Arbeitsleistung in das Projekt investieren wie wir an finanziellen Mitteln». Der finanzielle Betrag geht dabei direkt an den Forschungspartner des Projekts, in diesem Falle an die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Dr. René Locher, Projektleiter an der ZHAW, erklärt, wie es zu dem Projekt kam: «Ursprünglich wollte Prognolite ihre Prognosen alleine erstellen. Sie merkten aber, dass ihnen das statistische Knowhow noch fehlte. Ein Kollege von mir hat sie auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, Unterstützung für das Projekt bei Innosuisse zu beantragen, inklusiv dem passenden Forschungspartner.» Entscheidend bei dem Prozess zu dritt ist die Kommunikation. «Es ist wichtig, dass man sich gut mit den Partnern abspricht, damit man das gleiche Ziel hat», rät Simon.

 

Die Prognose-App ermöglicht Gastronomen den Blick in die Zukunft, was Gästezahlen anbelangt.

 

Nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch nachhaltiger Gewinn

Bei Prognolite klappt es dank dem gemeinsamen Ziel: «Die bisherige Erfahrung mit der ZHAW im Rahmen des Innosuisse-Projekts ist super.» Auch René Locher ist überzeugt, dass man mit Prognosen durch Statistiken einen Mehrwert schaffen kann: «Generell wird Statistik mit langweiligen Zahlenreihen und Tabellen assoziiert. Das ist aber nur der Ausgangspunkt einer spannenden, mentalen Reise zum Kern des eigentlichen Problems, welche schlussendlich zu neuen Erkenntnissen und neuen Produkten führt.» Ideen, die Förderung erhalten und zu Projekten und Produkten werden möchten, müssen einem Marktbedürfnis entsprechen, wirtschaftlichen Erfolg bieten oder für die Gesellschaft einen Mehrwert versprechen, so die Kriterien von Innosuisse. Bei Prognolite stehen gleich alle drei Aspekte im Vordergrund. Allerdings hat der Mehrwert für die Gesellschaft bei Co-Gründer Simon einen besonderen Stellenwert: «Das Thema Food Waste ist mir persönlich sehr wichtig. Man muss wissen, jedes Kilogramm Food Waste entspricht einer CO2-Emission von 3,3 Kilogramm.» Da sei es ein gutes Gefühl, nicht nur ein wirtschaftlich funktionierendes Produkt zu schaffen, sondern auch ein nachhaltiges.

 

Das Startup Prognolite entwickelt zurzeit eine Gäste- und Umsatz-Prognose-App. Mit dieser können Gastronomen nicht nur effizienter Personal einteilen und Kosten sparen, sondern auch ihren Food Waste minimieren. www.prognolite.ch

 

Innosuisse ist die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung. Im Auftrag der Eidgenossenschaft fördert sie die wissenschaftsbasierte Innovation mit rund CHF 200 Mio. jährlich im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft. www.innosuisse.ch

Jasmina Gloor

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«Da hat es bei mir Klick gemacht»

Personal in der Gastronomie besser einplanen, Food Waste minimieren und die Kundenzufriedenheit maximieren. Das sind die Ziele des Startups Prognolite. Möglich macht es ihre Prognose-App. Dabei arbeiten sie mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und dem Innovationsförderer Innosuisse zusammen.

Ich habe mich immer darüber genervt, dass das Menü meiner Wahl in der Kantine ständig ausverkauft war. Damit fing alles an», erklärt Simon Michel mit einem Lachen in der Stimme. Co-Founder Roman Lickel und er gründeten 2016 das Startup Prognolite und arbeiten seither an ihrer Gäste- und Umsatz-Prognose-App. Diese ermöglicht es Gastronomen, im Voraus zu wissen, wie viele Gäste bei ihnen täglich Platz nehmen werden. Dabei errechnet das Programm im Hintergrund die Zahl mit Berücksichtigung auf diverse Grössen, wie beispielsweise das Wetter. Durch diesen Blick in die Zukunft sparen Gastronomen Kosten im Bereich der Personalplanung sowie Ressourcen im Zusammenhang mit dem Thema Food Waste. Auch die Gäste sind zufriedener, schliesslich hat nun jeder sein Menü auf sicher.

Aber zurück zum Anfang, als das Menü in der Kantine noch ausverkauft war. Simon arbeitete vor Prognolite für das Elektrizitätswerk Zürich und berechnete Strommengen pro Viertelstunde für mehrere Jahre im Voraus. Daher verwunderte es ihn etwas, dass es möglich war, dass die Menüanzahl in der Kantine nie aufging. «Da habe ich meinen Vorgesetzten angefragt, ob wir nicht für unsere Kantine Berechnungen für die Zukunft machen könnten. Doch er meinte, so etwas lohne sich nur im grösseren Rahmen und da hat es bei mir Klick gemacht.»

 

Prognolite-Kunde Martin Jucker mit den Gründern Simon Michel (rechts) und Roman Lickel (links).

 

Unterstützung von Innosuisse klar geregelt

Zwei Jahre später arbeitet das Gründerduo Vollzeit für seine Idee und hat bereits mehrere Kunden und Entwicklungspartner, darunter Juckerfarm, SV-Group, Outback, Nooch und das Roots. Diese Entwicklung möglich gemacht hatte die Klimastiftung Schweiz, welche dem Startup 2017 150 000 Schweizer Franken zusprach. Doch nicht nur die Klimastiftung Schweiz ist überzeugt, auch die öffentlich-rechtliche Innosuisse sieht Potential in der Prognose-App und hat Prognolite in ihr Startup-Coaching-Programm aufgenommen. «Im Programm erhält Prognolite die Hilfe eines erfahrenen Business Coaches. Mit einem solchen Coach arbeiten Startups intensiv an der Geschäftsstrategie, der Organisation des Unternehmens und am Markteintritt», erklärt Marco Peter, Fachspezialist Kommunikation der Innosuisse. Unabhängig vom Coaching fördert die Agentur zudem ein Innovationsprojekt von Prognolite. Die 300 000 Franken Forschungsmittel sind laut Peter jedoch an Bedingungen geknüpft: «Das Startup muss bei einem solchen Projekt genauso viele Mittel in Form von Arbeitsleistung in das Projekt investieren wie wir an finanziellen Mitteln». Der finanzielle Betrag geht dabei direkt an den Forschungspartner des Projekts, in diesem Falle an die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Dr. René Locher, Projektleiter an der ZHAW, erklärt, wie es zu dem Projekt kam: «Ursprünglich wollte Prognolite ihre Prognosen alleine erstellen. Sie merkten aber, dass ihnen das statistische Knowhow noch fehlte. Ein Kollege von mir hat sie auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, Unterstützung für das Projekt bei Innosuisse zu beantragen, inklusiv dem passenden Forschungspartner.» Entscheidend bei dem Prozess zu dritt ist die Kommunikation. «Es ist wichtig, dass man sich gut mit den Partnern abspricht, damit man das gleiche Ziel hat», rät Simon.

 

Die Prognose-App ermöglicht Gastronomen den Blick in die Zukunft, was Gästezahlen anbelangt.

 

Nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch nachhaltiger Gewinn

Bei Prognolite klappt es dank dem gemeinsamen Ziel: «Die bisherige Erfahrung mit der ZHAW im Rahmen des Innosuisse-Projekts ist super.» Auch René Locher ist überzeugt, dass man mit Prognosen durch Statistiken einen Mehrwert schaffen kann: «Generell wird Statistik mit langweiligen Zahlenreihen und Tabellen assoziiert. Das ist aber nur der Ausgangspunkt einer spannenden, mentalen Reise zum Kern des eigentlichen Problems, welche schlussendlich zu neuen Erkenntnissen und neuen Produkten führt.» Ideen, die Förderung erhalten und zu Projekten und Produkten werden möchten, müssen einem Marktbedürfnis entsprechen, wirtschaftlichen Erfolg bieten oder für die Gesellschaft einen Mehrwert versprechen, so die Kriterien von Innosuisse. Bei Prognolite stehen gleich alle drei Aspekte im Vordergrund. Allerdings hat der Mehrwert für die Gesellschaft bei Co-Gründer Simon einen besonderen Stellenwert: «Das Thema Food Waste ist mir persönlich sehr wichtig. Man muss wissen, jedes Kilogramm Food Waste entspricht einer CO2-Emission von 3,3 Kilogramm.» Da sei es ein gutes Gefühl, nicht nur ein wirtschaftlich funktionierendes Produkt zu schaffen, sondern auch ein nachhaltiges.

 

Das Startup Prognolite entwickelt zurzeit eine Gäste- und Umsatz-Prognose-App. Mit dieser können Gastronomen nicht nur effizienter Personal einteilen und Kosten sparen, sondern auch ihren Food Waste minimieren. www.prognolite.ch

 

Innosuisse ist die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung. Im Auftrag der Eidgenossenschaft fördert sie die wissenschaftsbasierte Innovation mit rund CHF 200 Mio. jährlich im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft. www.innosuisse.ch

Jasmina Gloor

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