Das Winterthurer Startup-Ökosystem wächst und wächst. Das fehlende Puzzle-Teil:
Startup-Investoren. Luc Holzach, Raphael Tobler und Samuel Roth erklären, warum es sich lohnt, in Startups zu investieren.

Weshalb seid ihr das perfekte Trio, um einen Investor-Circle für Startups in Winterthur aufzubauen?

Raphael: Wir sind drei Player mit verschiedenen Stärken, die sich ideal ergänzen. Luc Holzach bringt als Mitgründer von PXP Ventures die Investorensicht ein, Samuel Roth vom House of Winterthur ist aus Perspektive der Standortförderung dabei und ich vertrete als Präsident des Entrepreneur Club Winterthur die Startups.

Wieso ist es euch wichtig, dass es in Winterthur mehr Startup-Investoren gibt? Es spielt schliesslich keine Rolle, aus welchem Kanton das Geld kommt, solange das Startup in Winterthur ist?

Raphael: Ja, aber es ist natürlich einfacher, über Beziehungen und sein Netzwerk Investoren für sein Startup zu gewinnen. Da hilft geografische Nähe enorm.

Kennt die Winterthur Startup-Szene wie kein anderer: Raphael Tobler, Präsident des Entrepreneur Club Winterthur. Bilder: Gion Hunziker

Kennt die Winterthur Startup-Szene wie kein anderer: Raphael Tobler, Präsident des Entrepreneur Club Winterthur. Bild: Gion Hunziker

Luc: Die physische Nähe zwischen Investoren und Startups ist im Startup-Ökosystem tatsächlich immer noch recht wichtig. Wir hatten gerade kürzlich einen Fall, wo ein ausländischer Investor in ein Winterthurer Startup investierte mit der Bedingung, dass das Startup in seiner Nähe eine Niederlassung hat. Darauf geht das Startup natürlich ein.

Samuel: Und das ist dann für uns als Standortförderung ein Problem. Denn wir merken, dass es erstklassige Startups hier hat, von denen gewisse abwandern. Den Gründen müssen wir noch genauer nachgehen, damit wir die nötigen Rahmenbedingungen schaffen und dadurch Startups in Winterthur verankern können. Es gibt aber auch solche, die in Winterthur sind und bleiben. Beispielsweise bestsmile, das hier viele Arbeitsplätze geschaffen hat.

Welche Auswirkungen haben Investments in Winterthurer Startups aus volkswirtschaftlicher Sicht für die Stadt Winterthur?

Raphael: Das ist eben etwas, das viele in Winterthur noch nicht verstanden haben: Ein Investment in ein Winterthurer Startup sollte man eigentlich nicht als Investment ins Startup sehen, sondern als Investment in den Standort und die Region. Denn wenn ein Startup eine Finanzierungsrunde erfolgreich abschliesst, investiert dieses in der Regel sehr schnell sehr viel Geld in sein Wachstum. Das bedeutet: Es stellt mehr Leute ein, braucht ein grösseres Büro und zahlt Löhne, die wiederum über private Einkäufe in den Wirtschaftskreislauf weiter gegeben werden. Dann brauchen sie neue oder mehr Büromöbel, einen Anwalt für den neuen Aktionärsbindungsvertrag. Vielleicht organisieren sie zur Feier des Tages einen Apéro, wo der lokale Caterer gebucht wird, der wiederum den lokalen Metzger als Zulieferer hat. Und so geht das weiter.

Aus welchen Gründen lohnt es sich für eine Privatperson, auch in Startups zu investieren?

Samuel: Wenn man in Startups investiert, die entlang der persönlichen Interessen an Innovationen arbeiten, kann das eine Passion auslösen. Man kann direkt mitverfolgen, was mit dem Geld passiert, ist viel näher dran und kann die meist jungen Gründerinnen und Gründer begleiten. So gibt man nicht nur Geld, sondern auch Erfahrung weiter. Wenn man hingegen in eine kotierte Aktie investiert, dann kann man fast nur über die Medien verfolgen, wie sie sich entwickeln.

Raphael: Man kann mit Startup-Investments die Zukunft mitgestalten. Was gibt es Cooleres, als eine Erfolgsgeschichte mitaufzubauen und mit jungen, unternehmerischen Leuten zusammenzuarbeiten?

PXP Ventures ist der Pionier für Startup-Investments in Winterthur. Welche Konditionen habt ihr und was bietet ihr konkret an?

Luc: PXP Ventures ist aus der Marketingagentur Partner & Partner entstanden. Wir hatten viele Startups als Kunden, die unsere Unterstützung brauchten, es sich aber nicht in der Phase leisten konnten, in der es am nötigsten wäre. Deswegen haben wir PXP Ventures gegründet, mit der wir ein Kontingent an Stunden pro Jahr in Startups investieren können. Die Konditionen variieren von Fall zu Fall. Es gibt beispielsweise das «Sweat for Equity» Modell, bei dem Leistungen gegen Aktien vereinbart werden.

Für Startups wurde Luc Holzach innovativ: Die Kommunikationsagentur Partner & Partner lancierte PXP Ventures.

Für Startups wurde Luc Holzach innovativ: Die Kommunikationsagentur Partner & Partner lancierte PXP Ventures. Bild: Gion Hunziker

Ein anderes Modell ist an Ziele gebunden. Das heisst, wir definieren konkrete Ziele und pro Ziel, welches wir erreichen, wird ein Betrag definiert, den wir erhalten. So partizipieren wir am Erfolg, an welchen wir mit unseren Leistungen beitragen wollen, und tragen auch einen Teil des Risikos mit. Bei Startups, die keine Shares abgeben können oder wollen, erfolgt die Auszahlung angelehnt an den Wert einer Aktie, jedoch, ohne dass Beteiligungen oder Stimmrechte geteilt werden. Eines unserer ersten Investments ging an das Startup „Customer Metrics“, einem Spin-off der Hochschule Luzern.

Wie trägt House of Winterthur zum Aufbau eines Netzwerks an Startup-Investoren bei?

Samuel: Wir haben viel Mitglieder aus der Wirtschaft. Wir wollen diese für Startup-Themen sensibilisieren und als potenzielle Startup-Investoren gewinnen. So entsteht eine Vernetzung und gegenseitige Befruchtung zwischen den bestehenden Unternehmen und den Startups. Das ist eine Win-win-Situation. Und auch für die Standortförderung ist es ein Gewinn, denn so entstehen zusätzliche Arbeitsplätze, der Standort stärkt sein innovatives Image und die Wirtschaft in Winterthur floriert.

Auch Samuel Roth vom House of Winterthur weiss die Wichtigkeit von Startups zu schätzen.

Auch Samuel Roth vom House of Winterthur weiss die Wichtigkeit von Startups zu schätzen. Bild: Gion Hunziker

Raphael, du kennst die Startup-Szene Winterthurs am besten. Wie schätzt du die Attraktivität der Winterthurer Startups für Winterthurer Investoren ein?

Raphael: Was meiner Meinung nach attraktiv ist, ist die Diversität der Winterthurer Startups. Jeder Investor findet etwas, das ihn interessiert und das seiner Risikobereitschaft entspricht. Wir haben Startups, die an Hardware arbeiten, andere entwickeln innovative Software, wiederum andere haben ein Social-Impact-Geschäftsmodell oder tüfteln an Medtech. Die Winterthurer Startup-Szene beschränkt sich nicht auf einen Bereich.

Samuel: Die Winterthurer Cluster-Initiative rückt drei Cluster in den Vordergrund. Diese drei Cluster sind «Smart Machines», «Smart Energy» und «Smart Health». Einerseits wäre es sinnvoll, wenn Winterthur vor allem Startups entlang dieser Cluster anziehen würde, andererseits möchten wir Innovationskraft auf keinen Fall thematisch einengen.

Raphael: Strikt auf die Cluster beschränken müssen wir uns auch gar nicht. Denn Startups müssen nicht in einem Cluster drin sein, um für das Cluster wertvoll zu sein. Sie können auch beispielsweise als Zulieferer den entsprechenden Bereich befeuern.

Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."
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Das Winterthurer Startup-Ökosystem wächst und wächst. Das fehlende Puzzle-Teil:
Startup-Investoren. Luc Holzach, Raphael Tobler und Samuel Roth erklären, warum es sich lohnt, in Startups zu investieren.

Weshalb seid ihr das perfekte Trio, um einen Investor-Circle für Startups in Winterthur aufzubauen?

Raphael: Wir sind drei Player mit verschiedenen Stärken, die sich ideal ergänzen. Luc Holzach bringt als Mitgründer von PXP Ventures die Investorensicht ein, Samuel Roth vom House of Winterthur ist aus Perspektive der Standortförderung dabei und ich vertrete als Präsident des Entrepreneur Club Winterthur die Startups.

Wieso ist es euch wichtig, dass es in Winterthur mehr Startup-Investoren gibt? Es spielt schliesslich keine Rolle, aus welchem Kanton das Geld kommt, solange das Startup in Winterthur ist?

Raphael: Ja, aber es ist natürlich einfacher, über Beziehungen und sein Netzwerk Investoren für sein Startup zu gewinnen. Da hilft geografische Nähe enorm.

Kennt die Winterthur Startup-Szene wie kein anderer: Raphael Tobler, Präsident des Entrepreneur Club Winterthur. Bilder: Gion Hunziker

Kennt die Winterthur Startup-Szene wie kein anderer: Raphael Tobler, Präsident des Entrepreneur Club Winterthur. Bild: Gion Hunziker

Luc: Die physische Nähe zwischen Investoren und Startups ist im Startup-Ökosystem tatsächlich immer noch recht wichtig. Wir hatten gerade kürzlich einen Fall, wo ein ausländischer Investor in ein Winterthurer Startup investierte mit der Bedingung, dass das Startup in seiner Nähe eine Niederlassung hat. Darauf geht das Startup natürlich ein.

Samuel: Und das ist dann für uns als Standortförderung ein Problem. Denn wir merken, dass es erstklassige Startups hier hat, von denen gewisse abwandern. Den Gründen müssen wir noch genauer nachgehen, damit wir die nötigen Rahmenbedingungen schaffen und dadurch Startups in Winterthur verankern können. Es gibt aber auch solche, die in Winterthur sind und bleiben. Beispielsweise bestsmile, das hier viele Arbeitsplätze geschaffen hat.

Welche Auswirkungen haben Investments in Winterthurer Startups aus volkswirtschaftlicher Sicht für die Stadt Winterthur?

Raphael: Das ist eben etwas, das viele in Winterthur noch nicht verstanden haben: Ein Investment in ein Winterthurer Startup sollte man eigentlich nicht als Investment ins Startup sehen, sondern als Investment in den Standort und die Region. Denn wenn ein Startup eine Finanzierungsrunde erfolgreich abschliesst, investiert dieses in der Regel sehr schnell sehr viel Geld in sein Wachstum. Das bedeutet: Es stellt mehr Leute ein, braucht ein grösseres Büro und zahlt Löhne, die wiederum über private Einkäufe in den Wirtschaftskreislauf weiter gegeben werden. Dann brauchen sie neue oder mehr Büromöbel, einen Anwalt für den neuen Aktionärsbindungsvertrag. Vielleicht organisieren sie zur Feier des Tages einen Apéro, wo der lokale Caterer gebucht wird, der wiederum den lokalen Metzger als Zulieferer hat. Und so geht das weiter.

Aus welchen Gründen lohnt es sich für eine Privatperson, auch in Startups zu investieren?

Samuel: Wenn man in Startups investiert, die entlang der persönlichen Interessen an Innovationen arbeiten, kann das eine Passion auslösen. Man kann direkt mitverfolgen, was mit dem Geld passiert, ist viel näher dran und kann die meist jungen Gründerinnen und Gründer begleiten. So gibt man nicht nur Geld, sondern auch Erfahrung weiter. Wenn man hingegen in eine kotierte Aktie investiert, dann kann man fast nur über die Medien verfolgen, wie sie sich entwickeln.

Raphael: Man kann mit Startup-Investments die Zukunft mitgestalten. Was gibt es Cooleres, als eine Erfolgsgeschichte mitaufzubauen und mit jungen, unternehmerischen Leuten zusammenzuarbeiten?

PXP Ventures ist der Pionier für Startup-Investments in Winterthur. Welche Konditionen habt ihr und was bietet ihr konkret an?

Luc: PXP Ventures ist aus der Marketingagentur Partner & Partner entstanden. Wir hatten viele Startups als Kunden, die unsere Unterstützung brauchten, es sich aber nicht in der Phase leisten konnten, in der es am nötigsten wäre. Deswegen haben wir PXP Ventures gegründet, mit der wir ein Kontingent an Stunden pro Jahr in Startups investieren können. Die Konditionen variieren von Fall zu Fall. Es gibt beispielsweise das «Sweat for Equity» Modell, bei dem Leistungen gegen Aktien vereinbart werden.

Für Startups wurde Luc Holzach innovativ: Die Kommunikationsagentur Partner & Partner lancierte PXP Ventures.

Für Startups wurde Luc Holzach innovativ: Die Kommunikationsagentur Partner & Partner lancierte PXP Ventures. Bild: Gion Hunziker

Ein anderes Modell ist an Ziele gebunden. Das heisst, wir definieren konkrete Ziele und pro Ziel, welches wir erreichen, wird ein Betrag definiert, den wir erhalten. So partizipieren wir am Erfolg, an welchen wir mit unseren Leistungen beitragen wollen, und tragen auch einen Teil des Risikos mit. Bei Startups, die keine Shares abgeben können oder wollen, erfolgt die Auszahlung angelehnt an den Wert einer Aktie, jedoch, ohne dass Beteiligungen oder Stimmrechte geteilt werden. Eines unserer ersten Investments ging an das Startup „Customer Metrics“, einem Spin-off der Hochschule Luzern.

Wie trägt House of Winterthur zum Aufbau eines Netzwerks an Startup-Investoren bei?

Samuel: Wir haben viel Mitglieder aus der Wirtschaft. Wir wollen diese für Startup-Themen sensibilisieren und als potenzielle Startup-Investoren gewinnen. So entsteht eine Vernetzung und gegenseitige Befruchtung zwischen den bestehenden Unternehmen und den Startups. Das ist eine Win-win-Situation. Und auch für die Standortförderung ist es ein Gewinn, denn so entstehen zusätzliche Arbeitsplätze, der Standort stärkt sein innovatives Image und die Wirtschaft in Winterthur floriert.

Auch Samuel Roth vom House of Winterthur weiss die Wichtigkeit von Startups zu schätzen.

Auch Samuel Roth vom House of Winterthur weiss die Wichtigkeit von Startups zu schätzen. Bild: Gion Hunziker

Raphael, du kennst die Startup-Szene Winterthurs am besten. Wie schätzt du die Attraktivität der Winterthurer Startups für Winterthurer Investoren ein?

Raphael: Was meiner Meinung nach attraktiv ist, ist die Diversität der Winterthurer Startups. Jeder Investor findet etwas, das ihn interessiert und das seiner Risikobereitschaft entspricht. Wir haben Startups, die an Hardware arbeiten, andere entwickeln innovative Software, wiederum andere haben ein Social-Impact-Geschäftsmodell oder tüfteln an Medtech. Die Winterthurer Startup-Szene beschränkt sich nicht auf einen Bereich.

Samuel: Die Winterthurer Cluster-Initiative rückt drei Cluster in den Vordergrund. Diese drei Cluster sind «Smart Machines», «Smart Energy» und «Smart Health». Einerseits wäre es sinnvoll, wenn Winterthur vor allem Startups entlang dieser Cluster anziehen würde, andererseits möchten wir Innovationskraft auf keinen Fall thematisch einengen.

Raphael: Strikt auf die Cluster beschränken müssen wir uns auch gar nicht. Denn Startups müssen nicht in einem Cluster drin sein, um für das Cluster wertvoll zu sein. Sie können auch beispielsweise als Zulieferer den entsprechenden Bereich befeuern.

Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."

Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."