So funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Startups und Fachhochschule

Forscher und Gründer haben neben vielen Unterschieden auch einiges gemeinsam. Diese Schnittmenge deckt die ZHAW mit ihrer Gründerförderung ab. Zwei Startup-Gründer erzählen von ihren Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit der ZHAW.

Nils Reinke schaut an einer Veranstaltung im Jahr 2011 leicht verwundert in die Runde der Unternehmer aus der Lackierbranche. Denn keiner möchte aus seinem Prototypen ein industriereifes Messgerät entwickeln, obwohl er die perfekte Messtechnik für Lackbeschichtungen erforscht hat. Reinke hat es mit seinem Forschungsteam an der ZHAW in Winterthur geschafft, dünnste Beschichtungen schnell, effizient und vor allem exakt zu messen.

So funktioniert das Messsystem Coatmaster.

Es gelang den Wissenschaftlern, einen Prototypen herzustellen, der
mittels thermodynamischer Prozesse diese Aufgabe meistert. Und zwar schneller, effizienter und exakter, als alles, was sonst auf dem Markt ist. Trotz der vielen Vorteile des neuen Messverfahrens lassen sich die Unternehmer nicht überzeugen.

Nils Reinke hat mit seinem Forschungsteam ein Messgerät entwickelt, das die Dicke von Lackbeschichtungen misst.
Das Messgerät heisst „Coatmaster“ und misst Lackbeschichtungen, ohne dass die zu messende Oberfläche zerstört werden muss.

Sollte so viel Arbeit für nichts gewesen sein? Ungeachtet dieser nüchternen Erfahrung macht sich Reinke mit seinem Team selbst daran, aus dem Prototypen ein fertiges Industrieprodukt zu entwickeln. Deshalb gründet er das Spin-off Winterthur Instruments, das sich heute Coatmaster nennt. Ein steiniger Weg, das denkt sich Reinke schon damals. Doch er täuscht sich. Es kommt noch schlimmer: Was in den nächsten sechs Jahren folgt, ist so herausfordernd wie ein Ironman quer durch die Alpen.

Die Gründungsgeschichte von Coatmaster lehrt zwei Dinge:
Erstens: Hinter Innovation steckt mehr, als ein paar gute Ideen von smarten Typen. Wer Probleme richtig lösen will, muss in Ressourcen investieren.
Zweitens: Forschung und unternehmerische Praxis ergänzen sich wie Streusel und Kuchen. Einzeln schmecken sie zwar schon ganz gut, ergeben aber erst zusammen wirklich Sinn.

Das zeigt sich darin, dass Probleme aus der Praxis die Forschung beeinflussen und umgekehrt. Nils Reinke ist bisher in beiden Bereichen tätig. Damit er sich aber künftig vollständig seinem Unternehmen widmen kann, ist er nur noch bis Ende Jahr Dozent und Forscher an der ZHAW in Winterthur. Er ist sich aber bewusst: „Betreibt man längere Zeit keine Forschung, dann wird es schwierig, am Ball zu bleiben.“

Betreibt man längere Zeit keine Forschung, dann wird es schwierig, am Ball zu bleiben

Nils Reinke

Die ZHAW pflegt daher einen engen Kontakt zu Partnern aus der Wirtschaft. Zu diesen Industriepartnern gehören auch Startups wie das Crowdlending-Unternehmen Swisspeers, das ebenfalls aus Winterthur stammt. Die Zusammenarbeit zwischen Forschenden der ZHAW und der jungen Fintech-Plattform Swisspeers ergab sich auf unerwartet simple Art
– durch persönlichen Austausch.

Alwin Meyer, Gründer von Swisspeers und Fabian Danko, Leiter des KMU-Forschungs-Teams für finanzielle Unternehmensführung der ZHAW, haben sich bereits einige Male an Podiumsveranstaltungen getroffen. Die gemeinsamen Themen verbanden sie und die unterschiedlichen Perspektiven machten die Gespräche interessant.

Alwin Meyer ist Gründer des innovativen Crowdlending Startups „Swisspeers“
Fabian Danko ist Leiter des KMU-Forschungsteams für finanzielle Unternehmensführung an der ZHAW.

Fabian Dankos Team forscht zu Themen rund um die Digitalisierung der Unternehmensfinanzierung. Die Zusammenarbeit mit dem innovativen Crowdlending-Startup Swisspeers könnte also passender nicht sein. „Angewandte Forschung funktioniert nur, wenn man am Puls der Zeit ist und die Herausforderungen der Unternehmen kennt. Umgekehrt sollen Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung in die Lehre einfliessen und
den Studierenden eine praxisnahe Ausbildung garantieren“, erklärt Fabian Danko.

Angewandte Forschung funktioniert nur, wenn man am Puls der Zeit ist und die Herausforderungen der Unternehmen kennt.

Fabian Danko

Hochschulen wissen, wo die spannenden Themen der Zukunft liegen“

Alwin Meyer

Die ZHAW bietet also etwas, das in den fordernden Anfangszeiten eines jungen Unternehmens immer knapp ist: Zugang zu Forschungskapazitäten, für deren Aufbau bei Startups sowohl Zeit als auch Geld fehlen. Alwin Meyer glaubt, dass sich gerade deshalb für Enterpreneurs im Anfangsstadium die Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen lohnt. „Hochschulen wissen, wo die spannenden Themen der Zukunft liegen“, sagt Meyer. Und noch besser, sie nutzen ihr Know-how und ihre Möglichkeiten, um Unternehmen auf ihrem Weg in die Zukunft zu unterstützen.

Eine weitere Herausforderung in der Anfangsphase eines neuen Unternehmens ist die Kapitalbeschaffung, um die Wachstumsinitiativen zu finanzieren. Den Startups fehlt häufig der entsprechende Track-Record für eine Bankfinanzierung und die öffentlichen Fördergelder sind beschränkt. Allgemein fragen Schweizer KMUs vergleichsweise geringe Kreditbeträge nach. So liegen 33 Prozent der gewährten KMU-Finanzierungen unter 100’000 Franken. «Aber gerade in diesen Grössenordnungen lohnt sich die Kreditvergabe aufgrund struktureller Gegebenheiten für zahlreiche Banken nicht mehr», führt Fabian Danko aus. Und genau das ist die Nische, die Swisspeers besetzt.

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So funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Startups und Fachhochschule

Forscher und Gründer haben neben vielen Unterschieden auch einiges gemeinsam. Diese Schnittmenge deckt die ZHAW mit ihrer Gründerförderung ab. Zwei Startup-Gründer erzählen von ihren Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit der ZHAW.

Nils Reinke schaut an einer Veranstaltung im Jahr 2011 leicht verwundert in die Runde der Unternehmer aus der Lackierbranche. Denn keiner möchte aus seinem Prototypen ein industriereifes Messgerät entwickeln, obwohl er die perfekte Messtechnik für Lackbeschichtungen erforscht hat. Reinke hat es mit seinem Forschungsteam an der ZHAW in Winterthur geschafft, dünnste Beschichtungen schnell, effizient und vor allem exakt zu messen.

So funktioniert das Messsystem Coatmaster.

Es gelang den Wissenschaftlern, einen Prototypen herzustellen, der
mittels thermodynamischer Prozesse diese Aufgabe meistert. Und zwar schneller, effizienter und exakter, als alles, was sonst auf dem Markt ist. Trotz der vielen Vorteile des neuen Messverfahrens lassen sich die Unternehmer nicht überzeugen.

Nils Reinke hat mit seinem Forschungsteam ein Messgerät entwickelt, das die Dicke von Lackbeschichtungen misst.
Das Messgerät heisst „Coatmaster“ und misst Lackbeschichtungen, ohne dass die zu messende Oberfläche zerstört werden muss.

Sollte so viel Arbeit für nichts gewesen sein? Ungeachtet dieser nüchternen Erfahrung macht sich Reinke mit seinem Team selbst daran, aus dem Prototypen ein fertiges Industrieprodukt zu entwickeln. Deshalb gründet er das Spin-off Winterthur Instruments, das sich heute Coatmaster nennt. Ein steiniger Weg, das denkt sich Reinke schon damals. Doch er täuscht sich. Es kommt noch schlimmer: Was in den nächsten sechs Jahren folgt, ist so herausfordernd wie ein Ironman quer durch die Alpen.

Die Gründungsgeschichte von Coatmaster lehrt zwei Dinge:
Erstens: Hinter Innovation steckt mehr, als ein paar gute Ideen von smarten Typen. Wer Probleme richtig lösen will, muss in Ressourcen investieren.
Zweitens: Forschung und unternehmerische Praxis ergänzen sich wie Streusel und Kuchen. Einzeln schmecken sie zwar schon ganz gut, ergeben aber erst zusammen wirklich Sinn.

Das zeigt sich darin, dass Probleme aus der Praxis die Forschung beeinflussen und umgekehrt. Nils Reinke ist bisher in beiden Bereichen tätig. Damit er sich aber künftig vollständig seinem Unternehmen widmen kann, ist er nur noch bis Ende Jahr Dozent und Forscher an der ZHAW in Winterthur. Er ist sich aber bewusst: „Betreibt man längere Zeit keine Forschung, dann wird es schwierig, am Ball zu bleiben.“

Betreibt man längere Zeit keine Forschung, dann wird es schwierig, am Ball zu bleiben

Nils Reinke

Die ZHAW pflegt daher einen engen Kontakt zu Partnern aus der Wirtschaft. Zu diesen Industriepartnern gehören auch Startups wie das Crowdlending-Unternehmen Swisspeers, das ebenfalls aus Winterthur stammt. Die Zusammenarbeit zwischen Forschenden der ZHAW und der jungen Fintech-Plattform Swisspeers ergab sich auf unerwartet simple Art
– durch persönlichen Austausch.

Alwin Meyer, Gründer von Swisspeers und Fabian Danko, Leiter des KMU-Forschungs-Teams für finanzielle Unternehmensführung der ZHAW, haben sich bereits einige Male an Podiumsveranstaltungen getroffen. Die gemeinsamen Themen verbanden sie und die unterschiedlichen Perspektiven machten die Gespräche interessant.

Alwin Meyer ist Gründer des innovativen Crowdlending Startups „Swisspeers“
Fabian Danko ist Leiter des KMU-Forschungsteams für finanzielle Unternehmensführung an der ZHAW.

Fabian Dankos Team forscht zu Themen rund um die Digitalisierung der Unternehmensfinanzierung. Die Zusammenarbeit mit dem innovativen Crowdlending-Startup Swisspeers könnte also passender nicht sein. „Angewandte Forschung funktioniert nur, wenn man am Puls der Zeit ist und die Herausforderungen der Unternehmen kennt. Umgekehrt sollen Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung in die Lehre einfliessen und
den Studierenden eine praxisnahe Ausbildung garantieren“, erklärt Fabian Danko.

Angewandte Forschung funktioniert nur, wenn man am Puls der Zeit ist und die Herausforderungen der Unternehmen kennt.

Fabian Danko

Hochschulen wissen, wo die spannenden Themen der Zukunft liegen“

Alwin Meyer

Die ZHAW bietet also etwas, das in den fordernden Anfangszeiten eines jungen Unternehmens immer knapp ist: Zugang zu Forschungskapazitäten, für deren Aufbau bei Startups sowohl Zeit als auch Geld fehlen. Alwin Meyer glaubt, dass sich gerade deshalb für Enterpreneurs im Anfangsstadium die Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen lohnt. „Hochschulen wissen, wo die spannenden Themen der Zukunft liegen“, sagt Meyer. Und noch besser, sie nutzen ihr Know-how und ihre Möglichkeiten, um Unternehmen auf ihrem Weg in die Zukunft zu unterstützen.

Eine weitere Herausforderung in der Anfangsphase eines neuen Unternehmens ist die Kapitalbeschaffung, um die Wachstumsinitiativen zu finanzieren. Den Startups fehlt häufig der entsprechende Track-Record für eine Bankfinanzierung und die öffentlichen Fördergelder sind beschränkt. Allgemein fragen Schweizer KMUs vergleichsweise geringe Kreditbeträge nach. So liegen 33 Prozent der gewährten KMU-Finanzierungen unter 100’000 Franken. «Aber gerade in diesen Grössenordnungen lohnt sich die Kreditvergabe aufgrund struktureller Gegebenheiten für zahlreiche Banken nicht mehr», führt Fabian Danko aus. Und genau das ist die Nische, die Swisspeers besetzt.

Redaktion

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