Wenn Kunst, Wissenschaft und Leidenschaft aufeinandertreffen, kann etwas Grosses entstehen: Wie beim Zürcher Startup rrreefs. Es entwickelt einzigartige Riffsysteme aus 3D-gedrucktem Ton – und lässt damit zerstörte Unterwasserwelten weltweit wieder aufblühen.
«Wie kann ich Lebensraumstrukturen für neue Korallenriffen optimieren?» Die Meeresbiologin Ulrike Pfreundt war fest entschlossen, dieser Frage nachzugehen und forschte dazu an der ETH Zürich. Zur gleichen Zeit arbeitete die Künstlerin Marie Griesmar im Rahmen einer Fellowship an neuen Produktionsmethoden mit Ton – auch mit dem Ziel, dem Meer zu helfen. Zusammengefunden haben die beiden durch einen Artikel in den ETH News. Kurz darauf stiess Biologin Hanna Kuhfuss dazu, eine Studienfreundin Ulrikes. Und mit Josephine Graf kam eine strategisch versierte Mitdenkerin ins Team. Gemeinsam gründeten die vier Frauen 2020 den Verein rrreefs – heute eine international tätige AG mit acht Mitarbeitenden.
Rethinking, Rebuilding, Regenerating
rrreefs denkt den Wiederaufbau von Riffen neu. Ihr Ansatz: Bestehende Methoden und auch die eigenen kritisch hinterfragen (Rethinking), technische Innovationen einsetzen um Riffe aufzubauen (Rebuilding) und Lebensräume schaffen, die sich langfristig selbst regenerieren können (Regenerating). «Wir wollen Riffe wieder aufbauen und dabei den grösstmöglichen Effekt auf Ökosystemdienstleistungen erzielen – wie Küstenschutz, Biodiversität oder Fischerei», erklärt Ulrike Pfreundt.
Legosteine fürs Meer
Das Kernstück der rrreefs-Methode ist ein modulares System aus handlichen, per 3D-Druck gefertigten Terrakotta-Elementen. Diese lassen sich wie Legosteine zusammensetzen und schaffen komplexe Lebensräume auf allen Grössenskalen, von winzigen Verstecken für Garnelen bis hin zu Unterschlüpfen für grössere Fische. «Das Besondere an unserer Lösung ist, dass sie für die ganze Bandbreite marinen Lebens funktioniert», sagt Pfreundt. Auch die hydrodynamische Form ist durchdacht: Die Struktur verlangsamt die Strömung, was Korallenlarven das Ansiedeln erleichtert.
Lokale Produktion für globale Wirkung
Nach dem erfolgreichen Start als Verein wurde rrreefs 2023 zur Aktiengesellschaft – mit Projekten in Ecuador, der Karibik, auf den Philippinen und bald auch auf den Malediven. Ein besonderer Meilenstein ist die erste lokale 3D-Druckfarm auf den Philippinen. Betrieben wird sie von Partnerorganisationen vor Ort. rrreefs kauft die Module ab und reduziert damit nicht nur die Kosten um über 50 Prozent, sondern stärkt auch die lokale Wirtschaft. «Die Resonanz ist riesig», so Pfreundt. «Viele Menschen spüren unmittelbar, wie dringend etwas passieren muss. In der Bucht fehlen Fische, die Riffe sind kaputt – und die Menschen sind abhängig vom Meer.»
Diversifizierte Finanzierung
rrreefs finanziert sich breit abgestützt: Ein erfolgreiches Crowdfunding über 70’000 Franken legte 2021 den Grundstein, es folgten Preisgelder, Spenden und ein Wandelkredit über 50’000 Franken und dann eine Pre-Seed Runde von über 420’000 Franken. Heute tragen vor allem Unternehmenspartnerschaften und Projektaufträge zur Finanzierung bei – allein 2023 generierte das Startup rund 400’000 Franken Umsatz, exklusive der Spenden. Dies war aber nicht immer so einfach: «An Kapital zu kommen, war eine Herausforderung und wir waren mehrmals kurz vor knapp, kein Geld mehr zu haben.»
Frauenpower mit Realismus
«No-Bullshit-Philosophie» nennt rrreefs ihre Haltung. Die Gründerinnen machen keine übertriebenen Versprechen. Sie haben eine transparente Kommunikation mit einer offenen Fehlerkultur und wissen genau, wofür sie einstehen. Vorerst lag ihr Fokus auf der ökologischen Wirkung – heute rücken auch technische Herausforderungen wie Sturmstabilität, Kostenreduktion und Skalierung in den Vordergrund. Damit verfolgen sie ein klares Ziel: Bis 2027 will rrreefs Hektar-grosse Flächen Korallenriff wiederherstellen können. Bis 2034 wollen sie mit ihren Systemen ein Prozent der von tropischen Flachwasser-Riffen geschützten Küstenlinie abdecken – das entspricht rund 700 Kilometer weltweit.
FOUNDED
Videoformat
“23 Questions mit…”
In unserem neuen Format stellen wir Gründerinnen, Gründern oder Teammitgliedern 23 Fragen in einem One-Take – während wir durch die Firma gehen. Kein Skript, kein Cut, kein Studio. Nur echtes Startup-Leben.
23 Questions mit Léa Miggiano – Carvolution.
Wenn Kunst, Wissenschaft und Leidenschaft aufeinandertreffen, kann etwas Grosses entstehen: Wie beim Zürcher Startup rrreefs. Es entwickelt einzigartige Riffsysteme aus 3D-gedrucktem Ton – und lässt damit zerstörte Unterwasserwelten weltweit wieder aufblühen.
«Wie kann ich Lebensraumstrukturen für neue Korallenriffen optimieren?» Die Meeresbiologin Ulrike Pfreundt war fest entschlossen, dieser Frage nachzugehen und forschte dazu an der ETH Zürich. Zur gleichen Zeit arbeitete die Künstlerin Marie Griesmar im Rahmen einer Fellowship an neuen Produktionsmethoden mit Ton – auch mit dem Ziel, dem Meer zu helfen. Zusammengefunden haben die beiden durch einen Artikel in den ETH News. Kurz darauf stiess Biologin Hanna Kuhfuss dazu, eine Studienfreundin Ulrikes. Und mit Josephine Graf kam eine strategisch versierte Mitdenkerin ins Team. Gemeinsam gründeten die vier Frauen 2020 den Verein rrreefs – heute eine international tätige AG mit acht Mitarbeitenden.
Rethinking, Rebuilding, Regenerating
rrreefs denkt den Wiederaufbau von Riffen neu. Ihr Ansatz: Bestehende Methoden und auch die eigenen kritisch hinterfragen (Rethinking), technische Innovationen einsetzen um Riffe aufzubauen (Rebuilding) und Lebensräume schaffen, die sich langfristig selbst regenerieren können (Regenerating). «Wir wollen Riffe wieder aufbauen und dabei den grösstmöglichen Effekt auf Ökosystemdienstleistungen erzielen – wie Küstenschutz, Biodiversität oder Fischerei», erklärt Ulrike Pfreundt.
Legosteine fürs Meer
Das Kernstück der rrreefs-Methode ist ein modulares System aus handlichen, per 3D-Druck gefertigten Terrakotta-Elementen. Diese lassen sich wie Legosteine zusammensetzen und schaffen komplexe Lebensräume auf allen Grössenskalen, von winzigen Verstecken für Garnelen bis hin zu Unterschlüpfen für grössere Fische. «Das Besondere an unserer Lösung ist, dass sie für die ganze Bandbreite marinen Lebens funktioniert», sagt Pfreundt. Auch die hydrodynamische Form ist durchdacht: Die Struktur verlangsamt die Strömung, was Korallenlarven das Ansiedeln erleichtert.
Lokale Produktion für globale Wirkung
Nach dem erfolgreichen Start als Verein wurde rrreefs 2023 zur Aktiengesellschaft – mit Projekten in Ecuador, der Karibik, auf den Philippinen und bald auch auf den Malediven. Ein besonderer Meilenstein ist die erste lokale 3D-Druckfarm auf den Philippinen. Betrieben wird sie von Partnerorganisationen vor Ort. rrreefs kauft die Module ab und reduziert damit nicht nur die Kosten um über 50 Prozent, sondern stärkt auch die lokale Wirtschaft. «Die Resonanz ist riesig», so Pfreundt. «Viele Menschen spüren unmittelbar, wie dringend etwas passieren muss. In der Bucht fehlen Fische, die Riffe sind kaputt – und die Menschen sind abhängig vom Meer.»
Diversifizierte Finanzierung
rrreefs finanziert sich breit abgestützt: Ein erfolgreiches Crowdfunding über 70’000 Franken legte 2021 den Grundstein, es folgten Preisgelder, Spenden und ein Wandelkredit über 50’000 Franken und dann eine Pre-Seed Runde von über 420’000 Franken. Heute tragen vor allem Unternehmenspartnerschaften und Projektaufträge zur Finanzierung bei – allein 2023 generierte das Startup rund 400’000 Franken Umsatz, exklusive der Spenden. Dies war aber nicht immer so einfach: «An Kapital zu kommen, war eine Herausforderung und wir waren mehrmals kurz vor knapp, kein Geld mehr zu haben.»
Frauenpower mit Realismus
«No-Bullshit-Philosophie» nennt rrreefs ihre Haltung. Die Gründerinnen machen keine übertriebenen Versprechen. Sie haben eine transparente Kommunikation mit einer offenen Fehlerkultur und wissen genau, wofür sie einstehen. Vorerst lag ihr Fokus auf der ökologischen Wirkung – heute rücken auch technische Herausforderungen wie Sturmstabilität, Kostenreduktion und Skalierung in den Vordergrund. Damit verfolgen sie ein klares Ziel: Bis 2027 will rrreefs Hektar-grosse Flächen Korallenriff wiederherstellen können. Bis 2034 wollen sie mit ihren Systemen ein Prozent der von tropischen Flachwasser-Riffen geschützten Küstenlinie abdecken – das entspricht rund 700 Kilometer weltweit.


