Plastik ist nicht gleich Plastik. Jeannette Morath, Expertin für Umwelttechnik und Abfallmanagement, weiss, dass der Schlüssel zu nachhaltigen Lösungen nicht im Verzicht auf Plastik, sondern in seiner verantwortungsvollen Nutzung liegt. Mit Recircle hat sie ein innovatives System geschaffen, das Einwegverpackungen durch langlebige Mehrweglösungen ersetzt und dabei die Umweltbilanz erheblich verbessert.
Jeannette Morath, du hast einen Master in Umwelttechnik und -management und hast bereits mehrere Jahre in der Abfallentsorgung gearbeitet. Eine Branche, die eher nicht glamourös ist. Was hat dich so an diesem Thema begeistert?
Abfall polarisiert – er scheint unsexy, aber für mich sind es wertvolle Ressourcen. Schon als Teenager habe ich erlebt, wie emotional das Thema ist, als mein Vater die Abfallgebühr in unserer Gemeinde einführte und heftige Reaktionen auslöste. Später, als ich in der Hotel- und Eventindustrie arbeitete und Beach-Partys in Korsika organisierte, war der Strand danach immer zugemüllt. Da wurde mir klar, wie dringend Lösungen zur Müllvermeidung notwendig sind. Mir wurde klar, Abfall ist nicht nur Müll – er weckt Emotionen, hat Potenzial und bietet Chancen für nachhaltige Geschäftsmodelle.
Recircle bietet eine Lösung für alle – Privatkunden, Restaurants, Mensas. Mittlerweile nutzen über 2.000 Restaurants euer Mehrweggeschirr und täglich sind 70.000 Boxen und Becher im Umlauf. Was waren die Schlüsselentscheidungen, die das rasante Wachstum von Recircle ermöglicht haben?
Unser Erfolg basierte von Anfang an auf einer klaren Vision: Ersatz von Einwegverpackung durch hochwertige Mehrweglösungen. Wir wollten Produkte, die die Menschen gern nutzen – fast schon Love-Marketing. Ein wichtiger Bestandteil davon war die Farbwahl der Verpackung. Sie musste auffällig, aber nicht zu aufdringlich sein, gut mit den Essensfarben harmonieren und eine ansprechende visuelle Wirkung haben. Zudem trafen wir den Zeitgeist: Bewegungen wie Fridays for Future sorgten für ein steigendes Umweltbewusstsein. Unser Wachstum war also nicht nur unser Verdienst, sondern auch eine Entwicklung, die perfekt in die Zeit passte.
Wie misst ihr den ökologischen Impact eures Mehrwegsystems?
Durch Umfragen bei Restaurants und Hochrechnungen auf Basis ihrer Nutzung. Es gibt keine festen Zeitlimiten für die Rückgabe, aber wir analysieren, wie viele Produkte im Umlauf sind und zurückkommen. Zusätzlich führen wir Plausibilitätstests durch und berücksichtigen Refill-Daten, um den ökologischen Impact möglichst genau zu erfassen.

Die dezent auffällige Farbe der Recircle-Boxen wurde sorgfältig gewählt, um sowohl ästhetisch als auch funktional mit Essensfarben zu harmonieren. ©Recircle
Wie stellt ihr sicher, dass die Mehrwegverpackungen über hunderte Nutzungen hinweg ihren ökologischen Mehrwert behalten, und welche Rolle spielt das Recycling am Ende des Lebenszyklus der Boxen?
Die Langlebigkeit unserer Boxen hängt stark von der Nutzung ab – ob sie täglich oder nur gelegentlich verwendet werden und wie sie behandelt werden. Die Verpackungen bestehen aus PBT, einem hochwertigen, aufgewerteten PET mit 30 Prozent Glasfaser. Dieses Material ist geruchsneutral, besonders langlebig und hält Speisen dank der Glasfaseranteile länger warm. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass sie im Schnitt mindestens 200 Mal genutzt werden, einige sogar seit der ersten Produktion. Gastronomen haben einenServiceplan, mit dem sie abgenutzte Boxen austauschen können. Recycling ist derzeit für Essensverpackung nur sehr begrenzt erlaubt. Wir arbeiten an einer Recycling-Bewilling. Aktuell laufen Tests im SQTS-Labor, um die gesetzlichen Vorgaben für den erneuten Einsatz als Essensverpackung zu erfüllen. In der Ökobilanz spielt die Art der Entsorgung oder Recycling allerdings eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, die Produkte so lange wie möglich zu nutzen.
Gibt es Kritik daran, dass eure Mehrwegverpackungen aus Plastik bestehen, und wie begegnet ihr solchen Bedenken?
Ja, Plastik hat einen schlechten Ruf. Dabei ist er nur problematisch, wenn es in die Umwelt gelangt oder Schadstoffe abgibt. Unser Material ist gesundheitlich unbedenklich, gibt kein Mikroplastik oder BPA ab und bleibt durch unser Pfandsystem im Kreislauf. Zudem arbeiten wir eng mit Wissenschaftlern und Ökobilanz-Experten zusammen, um sicherzustellen, dass alle unsere Lösungen ökologisch nachhaltig sind. Plastik ist nicht per se schlecht – es kommt darauf an, wie man es nutzt.
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Plastik ist nicht gleich Plastik. Jeannette Morath, Expertin für Umwelttechnik und Abfallmanagement, weiss, dass der Schlüssel zu nachhaltigen Lösungen nicht im Verzicht auf Plastik, sondern in seiner verantwortungsvollen Nutzung liegt. Mit Recircle hat sie ein innovatives System geschaffen, das Einwegverpackungen durch langlebige Mehrweglösungen ersetzt und dabei die Umweltbilanz erheblich verbessert.
Jeannette Morath, du hast einen Master in Umwelttechnik und -management und hast bereits mehrere Jahre in der Abfallentsorgung gearbeitet. Eine Branche, die eher nicht glamourös ist. Was hat dich so an diesem Thema begeistert?
Abfall polarisiert – er scheint unsexy, aber für mich sind es wertvolle Ressourcen. Schon als Teenager habe ich erlebt, wie emotional das Thema ist, als mein Vater die Abfallgebühr in unserer Gemeinde einführte und heftige Reaktionen auslöste. Später, als ich in der Hotel- und Eventindustrie arbeitete und Beach-Partys in Korsika organisierte, war der Strand danach immer zugemüllt. Da wurde mir klar, wie dringend Lösungen zur Müllvermeidung notwendig sind. Mir wurde klar, Abfall ist nicht nur Müll – er weckt Emotionen, hat Potenzial und bietet Chancen für nachhaltige Geschäftsmodelle.
Recircle bietet eine Lösung für alle – Privatkunden, Restaurants, Mensas. Mittlerweile nutzen über 2.000 Restaurants euer Mehrweggeschirr und täglich sind 70.000 Boxen und Becher im Umlauf. Was waren die Schlüsselentscheidungen, die das rasante Wachstum von Recircle ermöglicht haben?
Unser Erfolg basierte von Anfang an auf einer klaren Vision: Ersatz von Einwegverpackung durch hochwertige Mehrweglösungen. Wir wollten Produkte, die die Menschen gern nutzen – fast schon Love-Marketing. Ein wichtiger Bestandteil davon war die Farbwahl der Verpackung. Sie musste auffällig, aber nicht zu aufdringlich sein, gut mit den Essensfarben harmonieren und eine ansprechende visuelle Wirkung haben. Zudem trafen wir den Zeitgeist: Bewegungen wie Fridays for Future sorgten für ein steigendes Umweltbewusstsein. Unser Wachstum war also nicht nur unser Verdienst, sondern auch eine Entwicklung, die perfekt in die Zeit passte.
Wie misst ihr den ökologischen Impact eures Mehrwegsystems?
Durch Umfragen bei Restaurants und Hochrechnungen auf Basis ihrer Nutzung. Es gibt keine festen Zeitlimiten für die Rückgabe, aber wir analysieren, wie viele Produkte im Umlauf sind und zurückkommen. Zusätzlich führen wir Plausibilitätstests durch und berücksichtigen Refill-Daten, um den ökologischen Impact möglichst genau zu erfassen.

Die dezent auffällige Farbe der Recircle-Boxen wurde sorgfältig gewählt, um sowohl ästhetisch als auch funktional mit Essensfarben zu harmonieren. ©Recircle
Wie stellt ihr sicher, dass die Mehrwegverpackungen über hunderte Nutzungen hinweg ihren ökologischen Mehrwert behalten, und welche Rolle spielt das Recycling am Ende des Lebenszyklus der Boxen?
Die Langlebigkeit unserer Boxen hängt stark von der Nutzung ab – ob sie täglich oder nur gelegentlich verwendet werden und wie sie behandelt werden. Die Verpackungen bestehen aus PBT, einem hochwertigen, aufgewerteten PET mit 30 Prozent Glasfaser. Dieses Material ist geruchsneutral, besonders langlebig und hält Speisen dank der Glasfaseranteile länger warm. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass sie im Schnitt mindestens 200 Mal genutzt werden, einige sogar seit der ersten Produktion. Gastronomen haben einenServiceplan, mit dem sie abgenutzte Boxen austauschen können. Recycling ist derzeit für Essensverpackung nur sehr begrenzt erlaubt. Wir arbeiten an einer Recycling-Bewilling. Aktuell laufen Tests im SQTS-Labor, um die gesetzlichen Vorgaben für den erneuten Einsatz als Essensverpackung zu erfüllen. In der Ökobilanz spielt die Art der Entsorgung oder Recycling allerdings eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, die Produkte so lange wie möglich zu nutzen.
Gibt es Kritik daran, dass eure Mehrwegverpackungen aus Plastik bestehen, und wie begegnet ihr solchen Bedenken?
Ja, Plastik hat einen schlechten Ruf. Dabei ist er nur problematisch, wenn es in die Umwelt gelangt oder Schadstoffe abgibt. Unser Material ist gesundheitlich unbedenklich, gibt kein Mikroplastik oder BPA ab und bleibt durch unser Pfandsystem im Kreislauf. Zudem arbeiten wir eng mit Wissenschaftlern und Ökobilanz-Experten zusammen, um sicherzustellen, dass alle unsere Lösungen ökologisch nachhaltig sind. Plastik ist nicht per se schlecht – es kommt darauf an, wie man es nutzt.
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