Papier, Stift und Postweg? Gehören der Vergangenheit an. Roni Oeschger und seine Co-Founder gründeten Skribble, um das Unterschreiben zu digitalisieren – einfach, rechtsgültig und sicher. Ein Gespräch über Innovation, Hürden und Bauchgefühl.
Roni, kannst du Skribble in einem Satz erklären?
Mit Skribble kann man in der Schweiz und Europa Dokumente rechtsgültig digital unterschreiben – einfach, zertifiziert und mit persönlichem Support.
Wie ist die Idee zu Skribble entstanden?
Wir haben vor über sieben Jahren gemerkt, dass zwar vieles digital läuft – aber nicht das Unterschreiben. In unseren Augen war das sehr ineffizient, zeitaufwändig und frustrierend. Auch persönliche Gründe spielten eine Rolle. Ich hatte keinen Drucker, häufig nicht den passenden Stift und für Kuvert und Versand musste ich zur Postfiliale – es nervte einfach.
Aber das Problem war ja nicht neu, oder?
Stimmt. Die zugrunde liegende Technologie gibt es bereits seit über 40 Jahren. Auch das Schweizer Recht erlaubte die E-Signatur schon. Dies war im Markt aber nicht wirklich bekannt und der bestehende Prozess wurde selten hinterfragt. Genau das haben wir getan: Wir sahen ein riesiges Potenzial in einem Bereich, den viele als gegeben hinnahmen, obwohl er offensichtlich nicht mehr zeitgemäss war.
Welche Hürden musstet ihr am Anfang überwinden?
Anders als in den USA und in den nordischen Ländern war der Schweizer Markt hinsichtlich E-Signatur noch nicht dort, wo wir wollten. Wir sind in einem Markt gestartet, der noch gar nicht wusste, was eine E-Signatur ist – erst recht nicht als SaaS-Lösung. Wir mussten harte Pionierarbeit leisten und zeigen, dass E-Signaturen sicherer und effizienter sind. Unterschätzt haben wir die emotionale Bedeutung des Unterschreibens. Viele Menschen hängen an der handschriftlichen Unterschrift – sie empfinden sie als etwas Persönliches, fast schon Symbolisches. Auch wenn die visuelle Darstellung rechtlich keine Rolle spielt, ist sie für die Nutzerinnen und Nutzer oft sehr wichtig. Das merken wir bis heute: Jede kleinste Änderung im visuellen Ablauf ruft Feedback hervor. Dieses Thema verlangt viel Fingerspitzengefühl.
Gab es Momente, in denen du ans Aufgeben dachtest? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Nein. Klar gab’s Tiefpunkte – aber Aufgeben stand nie zur Debatte. Wir sind ein Gründerteam und tauschen uns offen aus. Wir gehen gemeinsam durch die Höhen und Tiefen. Das ist sehr wertvoll – und auch die Tatsache, dass nicht immer alle die gleichen Tiefs haben. Das hilft sehr, wenn einer mal zweifelt.
Eine Gründung bringt oft eine steile Lernkurve mit sich. Gibt es Entscheidungen, die du rückblickend anders treffen würdest?
Da gibt es viele – ein Unternehmen zu gründen ist ein Prozess des Lernens. Rückblickend würde ich mich stärker mit den Themen meiner Mitgründer beschäftigen. Nicht wegen mangelndem Vertrauen, sondern wegen zusätzlichen Blickwinkeln. In einem Startup laufen Dinge gern mal schnell. Mir war nicht bewusst, wie wertvoll es ist, öfter mal innezuhalten und einen Check zu machen. Und: mehr auf mein Bauchgefühl hören. Gerade bei zwischenmenschlichen Entscheidungen.
Nur drei Jahre nach dem Go-live wurden bereits eine Million E-Signaturen geskribblet. Wie ist es euch gelungen, aus Skribble das zu machen, was es heute ist?
Unsere grösste Konkurrenz war der Stift und die analoge Unterschrift – die hatte 100 Prozent Marktanteil. Also war unsere wichtigste Aufgabe, die Einfachheit sicherzustellen. Das ist die beste User Experience, die wir bieten können. Einfachheit ist entsprechend tief in unserer DNA verankert. Das zieht sich durch unser Produkt, unsere Kommunikation und den Support. Was uns hilft: Unsere Verkaufsprozesse sind eher beratender Natur. Weniger sales-orientiert. Wir holen die Kundinnen und Kunden früh im Prozess ab und begleiten sie.
Wer profitiert am meisten von der E-Signatur – und warum?
Grundsätzlich alle. Besonders aber HR, Einkauf und Compliance – dort wird viel unterschrieben. In den Branchen wie Bau, Finanzen, Versicherungen oder Behörden ist die Nutzung der E-Signatur jedoch besonders hoch.
Wodurch unterscheidet ihr euch von anderen E-Signatur – Anbietern?
Unser Fokus liegt ausschliesslich auf E-Signaturen. Andere haben sie als Teilangebot. Wir sind tief spezialisiert, bieten starke User Experience, halten die Daten unserer Kundinnen und Kunden komplett lokal und begleiten sowie beraten sehr intensiv. Wir teilen unser Wissen und sind persönlich.
Was war euer bisher grösster Erfolg?
Ich bin sehr stolz auf das Tempo, mit dem wir unsere namhafte Kundenbasis aufgebaut haben. Zu den frühen Skribble-Usern gehörten unter anderem einige Schweizer Kantone, die SBB, Wincasa und die Mobiliar. Unser Brand ist etabliert – und Vertrauen ist im E-Signatur-Bereich alles.
Welches sind aktuell eure grössten Herausforderungen?
Wir sehen sehr viel Potenzial in Deutschland. Ein riesiger Markt mit wenig etablierten Anbietern. In letzter Zeit bemerken wir mehr Interesse und sehen politische und geopolitische Veränderungen. Nun geht es darum, unseren Erfolg in der Schweiz im deutschen Markt zu replizieren. Was wir derzeit ausserdem beobachten, ist der Slow-Down-Effekt. Aufgrund der erhöhten globalen Unsicherheit entscheiden sich Unternehmen langsamer. Sie warten lieber mal noch ab.
Eure Dienstleistung bewegt sich in einem sensiblen Bereich. Wie stellt ihr sicher, dass Datenschutz und rechtliche Anforderungen jederzeit erfüllt werden – sowohl technisch als auch organisatorisch?
Skribble ist eine vollständige Lösung für die Schweiz und Europa mit klarem Fokus auf Datenschutz und Sicherheit. Wir betreiben ein Datenzentrum in der Schweiz und eines in Deutschland, sind ISO-zertifiziert und führen regelmässig sowohl automatisierte wie auch durch Externe vorgenommene, manuelle Sicherheitschecks durch. Unsere Mitarbeitenden werden regelmässig geschult. Alle unsere Prozesse sind auf Sicherheit ausgelegt – das ist für uns keine Option, sondern Pflicht.
Du bist Co-Gründer und CEO – welche persönlichen Eigenschaften waren auf deinem bisherigen Weg besonders wertvoll?
Meine Neugier und Lernbereitschaft haben mir in den letzten sieben Jahren bei Skribble enorm geholfen. In dieser Zeit hat sich vieles verändert: der Markt, das Team, die Anforderungen. Wer ein Startup aufbaut, muss flexibel bleiben, sich schnell auf neue Situationen einstellen und bereit sein, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Gerade in einem hoch technologischen und stark regulierten Umfeld wie unserem ist es essenziell, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und sich rasch neues Wissen anzueignen. Mein technisches Studium an der ETH und meine Begeisterung für Technologie helfen mir dabei sehr. Diese Kombination aus fundiertem Fachwissen und echter Leidenschaft für technische Lösungen ist ein grosser Vorteil – sowohl im strategischen Denken als auch im operativen Alltag.
Gib uns einen Einblick in deine Werte. Welche grundlegenden Überzeugungen und Prinzipien treiben dich als Gründer an?
Teamarbeit, Hilfsbereitschaft, Fehlerkultur. Ich mag das Zitat «If you want to go fast, go alone. But if you want to go far, go together». Hier kommen Teamaspekt und Zusammenhalt sehr schön rüber. Und: Dinge ausprobieren, wiederholen, lernen. Nur wer etwas macht, kann erfolgreich sein. Ganz nach dem Motto «You miss 100 percent of the shots you are not taking». Fehler sind wichtige Learnings.
Wenn du Gründerinnen und Gründern einen einzigen Tipp mit auf den Weg geben könntest,welcher wäre das und warum gerade dieser?
Gründet nicht allein. Es wird eine emotionale Achterbahnfahrt. Mit einem starken Team trägt man Höhen und Tiefen besser. Hört auf euer Bauchgefühl. Achtet nicht nur auf die Expertise, sondern auch auf das Zwischenmenschliche – das ist entscheidend.
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Roni, kannst du Skribble in einem Satz erklären?
Mit Skribble kann man in der Schweiz und Europa Dokumente rechtsgültig digital unterschreiben – einfach, zertifiziert und mit persönlichem Support.
Wie ist die Idee zu Skribble entstanden?
Wir haben vor über sieben Jahren gemerkt, dass zwar vieles digital läuft – aber nicht das Unterschreiben. In unseren Augen war das sehr ineffizient, zeitaufwändig und frustrierend. Auch persönliche Gründe spielten eine Rolle. Ich hatte keinen Drucker, häufig nicht den passenden Stift und für Kuvert und Versand musste ich zur Postfiliale – es nervte einfach.
Aber das Problem war ja nicht neu, oder?
Stimmt. Die zugrunde liegende Technologie gibt es bereits seit über 40 Jahren. Auch das Schweizer Recht erlaubte die E-Signatur schon. Dies war im Markt aber nicht wirklich bekannt und der bestehende Prozess wurde selten hinterfragt. Genau das haben wir getan: Wir sahen ein riesiges Potenzial in einem Bereich, den viele als gegeben hinnahmen, obwohl er offensichtlich nicht mehr zeitgemäss war.
Welche Hürden musstet ihr am Anfang überwinden?
Anders als in den USA und in den nordischen Ländern war der Schweizer Markt hinsichtlich E-Signatur noch nicht dort, wo wir wollten. Wir sind in einem Markt gestartet, der noch gar nicht wusste, was eine E-Signatur ist – erst recht nicht als SaaS-Lösung. Wir mussten harte Pionierarbeit leisten und zeigen, dass E-Signaturen sicherer und effizienter sind. Unterschätzt haben wir die emotionale Bedeutung des Unterschreibens. Viele Menschen hängen an der handschriftlichen Unterschrift – sie empfinden sie als etwas Persönliches, fast schon Symbolisches. Auch wenn die visuelle Darstellung rechtlich keine Rolle spielt, ist sie für die Nutzerinnen und Nutzer oft sehr wichtig. Das merken wir bis heute: Jede kleinste Änderung im visuellen Ablauf ruft Feedback hervor. Dieses Thema verlangt viel Fingerspitzengefühl.
Gab es Momente, in denen du ans Aufgeben dachtest? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Nein. Klar gab’s Tiefpunkte – aber Aufgeben stand nie zur Debatte. Wir sind ein Gründerteam und tauschen uns offen aus. Wir gehen gemeinsam durch die Höhen und Tiefen. Das ist sehr wertvoll – und auch die Tatsache, dass nicht immer alle die gleichen Tiefs haben. Das hilft sehr, wenn einer mal zweifelt.
Eine Gründung bringt oft eine steile Lernkurve mit sich. Gibt es Entscheidungen, die du rückblickend anders treffen würdest?
Da gibt es viele – ein Unternehmen zu gründen ist ein Prozess des Lernens. Rückblickend würde ich mich stärker mit den Themen meiner Mitgründer beschäftigen. Nicht wegen mangelndem Vertrauen, sondern wegen zusätzlichen Blickwinkeln. In einem Startup laufen Dinge gern mal schnell. Mir war nicht bewusst, wie wertvoll es ist, öfter mal innezuhalten und einen Check zu machen. Und: mehr auf mein Bauchgefühl hören. Gerade bei zwischenmenschlichen Entscheidungen.
Nur drei Jahre nach dem Go-live wurden bereits eine Million E-Signaturen geskribblet. Wie ist es euch gelungen, aus Skribble das zu machen, was es heute ist?
Unsere grösste Konkurrenz war der Stift und die analoge Unterschrift – die hatte 100 Prozent Marktanteil. Also war unsere wichtigste Aufgabe, die Einfachheit sicherzustellen. Das ist die beste User Experience, die wir bieten können. Einfachheit ist entsprechend tief in unserer DNA verankert. Das zieht sich durch unser Produkt, unsere Kommunikation und den Support. Was uns hilft: Unsere Verkaufsprozesse sind eher beratender Natur. Weniger sales-orientiert. Wir holen die Kundinnen und Kunden früh im Prozess ab und begleiten sie.
Wer profitiert am meisten von der E-Signatur – und warum?
Grundsätzlich alle. Besonders aber HR, Einkauf und Compliance – dort wird viel unterschrieben. In den Branchen wie Bau, Finanzen, Versicherungen oder Behörden ist die Nutzung der E-Signatur jedoch besonders hoch.
Wodurch unterscheidet ihr euch von anderen E-Signatur – Anbietern?
Unser Fokus liegt ausschliesslich auf E-Signaturen. Andere haben sie als Teilangebot. Wir sind tief spezialisiert, bieten starke User Experience, halten die Daten unserer Kundinnen und Kunden komplett lokal und begleiten sowie beraten sehr intensiv. Wir teilen unser Wissen und sind persönlich.
Was war euer bisher grösster Erfolg?
Ich bin sehr stolz auf das Tempo, mit dem wir unsere namhafte Kundenbasis aufgebaut haben. Zu den frühen Skribble-Usern gehörten unter anderem einige Schweizer Kantone, die SBB, Wincasa und die Mobiliar. Unser Brand ist etabliert – und Vertrauen ist im E-Signatur-Bereich alles.
Welches sind aktuell eure grössten Herausforderungen?
Wir sehen sehr viel Potenzial in Deutschland. Ein riesiger Markt mit wenig etablierten Anbietern. In letzter Zeit bemerken wir mehr Interesse und sehen politische und geopolitische Veränderungen. Nun geht es darum, unseren Erfolg in der Schweiz im deutschen Markt zu replizieren. Was wir derzeit ausserdem beobachten, ist der Slow-Down-Effekt. Aufgrund der erhöhten globalen Unsicherheit entscheiden sich Unternehmen langsamer. Sie warten lieber mal noch ab.
Eure Dienstleistung bewegt sich in einem sensiblen Bereich. Wie stellt ihr sicher, dass Datenschutz und rechtliche Anforderungen jederzeit erfüllt werden – sowohl technisch als auch organisatorisch?
Skribble ist eine vollständige Lösung für die Schweiz und Europa mit klarem Fokus auf Datenschutz und Sicherheit. Wir betreiben ein Datenzentrum in der Schweiz und eines in Deutschland, sind ISO-zertifiziert und führen regelmässig sowohl automatisierte wie auch durch Externe vorgenommene, manuelle Sicherheitschecks durch. Unsere Mitarbeitenden werden regelmässig geschult. Alle unsere Prozesse sind auf Sicherheit ausgelegt – das ist für uns keine Option, sondern Pflicht.
Du bist Co-Gründer und CEO – welche persönlichen Eigenschaften waren auf deinem bisherigen Weg besonders wertvoll?
Meine Neugier und Lernbereitschaft haben mir in den letzten sieben Jahren bei Skribble enorm geholfen. In dieser Zeit hat sich vieles verändert: der Markt, das Team, die Anforderungen. Wer ein Startup aufbaut, muss flexibel bleiben, sich schnell auf neue Situationen einstellen und bereit sein, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Gerade in einem hoch technologischen und stark regulierten Umfeld wie unserem ist es essenziell, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und sich rasch neues Wissen anzueignen. Mein technisches Studium an der ETH und meine Begeisterung für Technologie helfen mir dabei sehr. Diese Kombination aus fundiertem Fachwissen und echter Leidenschaft für technische Lösungen ist ein grosser Vorteil – sowohl im strategischen Denken als auch im operativen Alltag.
Gib uns einen Einblick in deine Werte. Welche grundlegenden Überzeugungen und Prinzipien treiben dich als Gründer an?
Teamarbeit, Hilfsbereitschaft, Fehlerkultur. Ich mag das Zitat «If you want to go fast, go alone. But if you want to go far, go together». Hier kommen Teamaspekt und Zusammenhalt sehr schön rüber. Und: Dinge ausprobieren, wiederholen, lernen. Nur wer etwas macht, kann erfolgreich sein. Ganz nach dem Motto «You miss 100 percent of the shots you are not taking». Fehler sind wichtige Learnings.
Wenn du Gründerinnen und Gründern einen einzigen Tipp mit auf den Weg geben könntest,welcher wäre das und warum gerade dieser?
Gründet nicht allein. Es wird eine emotionale Achterbahnfahrt. Mit einem starken Team trägt man Höhen und Tiefen besser. Hört auf euer Bauchgefühl. Achtet nicht nur auf die Expertise, sondern auch auf das Zwischenmenschliche – das ist entscheidend.
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