Im Interview mit Péter Fankhauser, CEO von ANYbotics, sprechen wir über die gesamte Journey des Schweizer Deeptech Scale-ups. Von der Idee, und der Skalierung bis zu den Zukunftsplänen.
Wie hat deine Journey mit ANYbotics begonnen?
Unsere Idee entstand am Autonomous Systems Lab der ETH Zürich. Dort haben wir autonome Systeme entwickelt und wollten sie in verschiedene Industrien bringen. Wir starteten mit vierbeinigen Robotern und testeten, wie weit wir damit kommen. Es war eine explorative Wissenschaft – eine konkrete Anwendung gab es damals noch nicht.
Wie habt ihr danach die passende Anwendung gefunden?
Wir testeten unsere Roboter in realen Umgebungen, wie in Städten oder Wäldern. Dabei wurde uns klar: Industriebetriebe müssen ihre Anlagen inspizieren und brauchen dafür “Augen und Ohren” an Orten, an denen Menschen nicht immer sein können. Sensoren allein reichen nicht aus, und Inspektionen sind oft gefährlich oder teuer. Also wollten wir Rundgänge automatisieren und repetitive Aufgaben durch Roboter erledigen lassen.
Das war also der Zeitpunkt, als ihr gegründet habt?
Mit dieser Erkenntnis haben 2016 ANYbotics gegründet und die ersten Proof of Concept (PoC) durchgeführt. Nach meiner Promotion habe ich mich persönlich auf die Marktentwicklung und Kunden konzentriert, damit diese Lösung auf den Markt kommen konnte.
Welche Herausforderungen waren als CEO schwieriger als erwartet?
Der Start mit einem Team von ETH-Studierenden war herausfordernd. Alle Co-Founder sind weiterhin im Team, aber wir mussten externe C-Level-Führungskräfte hinzuholen, ohne dabei die Unternehmenskultur zu gefährden. Zudem musste ich lernen, was ich delegieren kann und wo ich als CEO den grössten Mehrwert bringe. Jedes Jahr ändert sich der Anspruch an meine Rolle und ich arbeite mit Feedback und Coaching, um meine Zeit bestmöglich einzusetzen.

Bild: Péter Fankhauser, CEO von ANYbotics.
Was machst du, wenn es nicht nach Plan läuft?
Beispielsweise bei grösseren technischen Problemen ist es entscheidend, proaktiv zu kommunizieren und sich auf das zu konzentrieren, was man beeinflussen kann. Diese Denkweise hat mir geholfen, immer wieder neue Motivation zu finden.
Vermisst du das Engineering oder das Programmieren in deiner CEO Rolle nicht?
Ich liebte das Programmieren. Aber ich bin glücklicherweise immer noch stark an den Schnittstellen zwischen Technologie, Produkt und Business involviert. Wenn wir nur geforscht und entwickelt hätten, wäre nichts daraus geworden. Ich wollte die Herausforderung annehmen, das Unternehmen zu skalieren, und es hat funktioniert.
Wo steht ihr mit der Firma denn aktuell?
Nachdem wir 2020 das Team auf 50 Mitarbeitende erweitert hatten, wechselten wir von der Testphase in die Serienproduktion. Mittlerweile haben wir über 200 Roboter produziert. Aktuell ist es das Ziel, auf 1000 Roboter zu skalieren, dies mit 200 Mitarbeitenden und bisher 130 Millionen Franken an Venture-Capital-Finanzierung.
Was sind die Erwartungen eurer Investoren? Spürt ihr Druck?
Jede Finanzierungsphase bringt andere Investoren an Bord. Es ist wichtig, dass alle in die gleiche Richtung ziehen. Keiner unserer Investoren drängt auf einen schnellen Exit. Auch Transparenz und ein starkes Netzwerk sind entscheidend.
Euer Geschäftsmodell basiert auf “Robot as a Service”. Wie funktioniert das genau?
Wir fokussieren uns auf die Dienstleistung, welche unsere Roboter erbringen. Unsere Kunden zahlen für den Einsatz der Roboter, so wie man für eine Person zahlt, die für eine Inspektion vorbei kommt. Sie zahlen auch für die Wartung der Roboter, Software-Updates und Schulungen – vergleichbar mit der Weiterbildung von den Inspekteuren. Manchmal witzeln wir darüber, dass wir die Roboter als Arbeitskräfte zählen könnten. Dann hätten wir eigentlich 400 Mitarbeitende.
Was macht ihr in der Unternehmensführung besser als andere Startups?
Wir bauen nicht einfach Technologie um der Technologie willen. Customer Success Stories sind uns sehr wichtig, sowohl extern als auch intern. Zudem setzen wir von Anfang an auf skalierbare Strukturen, um Chaos zu vermeiden. Ausserdem machen wir alle Mitarbeitenden zu Miteigentümern, indem Aktien ein fester Bestandteil ihres Lohns sind. Dadurch identifizieren sie sich stark mit dem Unternehmen und fällen gute, unternehmerische Entscheidungen.
Die Schweiz ist ein kleiner Markt und ihr musstet früh global denken. Wie seid ihr an die Internationalisierung herangegangen?
Wir haben viele Videos produziert, um herauszufinden, wo unser Produkt Anklang findet. Wir haben darin auch von Anfang an sehr transparent kommuniziert, was unsere Roboter können und was nicht. Durch die Resonanz konnten wir seriöse Interessenten identifizieren. Unsere Pilotprojekte waren nie kostenlos, damit wir sicherstellen konnten, dass die Partner es ernst meinten und die Roboter nicht für Spielereien ausgenutzt würden. Eine Herausforderung bei der globalen Aufstellung war die Zertifizierung, weil jedes Land andere Richtlinien hat.
Wie haltet ihr eure “Pole-Position” im Bereich autonomer Inspektionsroboter?
Wir bieten eine End-to-End-Lösung an. Der Roboter ist wie ein Server: Entscheidend sind die Sensoren, die Datenanalyse und die Integration in bestehende Systeme. Konkurrenz gibt es aus den USA und China, aber unsere Stärken liegen in Sicherheit, Zuverlässigkeit und einer ganzheitlichen Lösung.
Andere B2B-Robotikfirmen sind in der Öffentlichkeit kaum präsent. Warum setzt ihr auf PR und Storytelling?
Wir müssen die Marktaufklärung selbst übernehmen. Unser Produkt ist nicht nur ein Roboter, sondern eine Lösung für ein Daten- und Inspektionsproblem. Um diese Botschaft zu transportieren, braucht es starke PR und Storytelling.
Welche unerwarteten Entwicklungen haben sich als positiv herausgestellt?
Unsere Offshore-Roboter waren ein Meilenstein. Wir haben eine Lösung für die Öl- und Gasindustrie entwickelt und damit ein sehr konkretes Problem gelöst. Das hat auch unsere Wahrnehmung am Markt stark verändert.
Wie geht es weiter?
Unser Fokus liegt nun auf Skalierung: Wir wollen von mehreren Hundert auf 1000 Roboter wachsen. Unsere Kunden haben oft 10-15 Roboter im Einsatz, könnten aber Hunderte brauchen.
Was macht dich besonders stolz in Bezug auf deine Journey mit ANYbotics?
Wir sind dankbar, dass wir unsere Forschung an der ETH mit Unterstützung von Stiftungen und Steuergeldern beginnen konnten. Wir fühlen uns verpflichtet, dieses Unternehmen nachhaltig und erfolgreich weiterzuentwickeln – und werden unseren Hauptsitz in der Schweiz behalten.
FOUNDED
Videoformat
“23 Questions mit…”
In unserem neuen Format stellen wir Gründerinnen, Gründern oder Teammitgliedern 23 Fragen in einem One-Take – während wir durch die Firma gehen. Kein Skript, kein Cut, kein Studio. Nur echtes Startup-Leben.
23 Questions mit Franz Bittmann – namuk.
Im Interview mit Péter Fankhauser, CEO von ANYbotics, sprechen wir über die gesamte Journey des Schweizer Deeptech Scale-ups. Von der Idee, und der Skalierung bis zu den Zukunftsplänen.
Wie hat deine Journey mit ANYbotics begonnen?
Unsere Idee entstand am Autonomous Systems Lab der ETH Zürich. Dort haben wir autonome Systeme entwickelt und wollten sie in verschiedene Industrien bringen. Wir starteten mit vierbeinigen Robotern und testeten, wie weit wir damit kommen. Es war eine explorative Wissenschaft – eine konkrete Anwendung gab es damals noch nicht.
Wie habt ihr danach die passende Anwendung gefunden?
Wir testeten unsere Roboter in realen Umgebungen, wie in Städten oder Wäldern. Dabei wurde uns klar: Industriebetriebe müssen ihre Anlagen inspizieren und brauchen dafür “Augen und Ohren” an Orten, an denen Menschen nicht immer sein können. Sensoren allein reichen nicht aus, und Inspektionen sind oft gefährlich oder teuer. Also wollten wir Rundgänge automatisieren und repetitive Aufgaben durch Roboter erledigen lassen.
Das war also der Zeitpunkt, als ihr gegründet habt?
Mit dieser Erkenntnis haben 2016 ANYbotics gegründet und die ersten Proof of Concept (PoC) durchgeführt. Nach meiner Promotion habe ich mich persönlich auf die Marktentwicklung und Kunden konzentriert, damit diese Lösung auf den Markt kommen konnte.
Welche Herausforderungen waren als CEO schwieriger als erwartet?
Der Start mit einem Team von ETH-Studierenden war herausfordernd. Alle Co-Founder sind weiterhin im Team, aber wir mussten externe C-Level-Führungskräfte hinzuholen, ohne dabei die Unternehmenskultur zu gefährden. Zudem musste ich lernen, was ich delegieren kann und wo ich als CEO den grössten Mehrwert bringe. Jedes Jahr ändert sich der Anspruch an meine Rolle und ich arbeite mit Feedback und Coaching, um meine Zeit bestmöglich einzusetzen.

Bild: Péter Fankhauser, CEO von ANYbotics.
Was machst du, wenn es nicht nach Plan läuft?
Beispielsweise bei grösseren technischen Problemen ist es entscheidend, proaktiv zu kommunizieren und sich auf das zu konzentrieren, was man beeinflussen kann. Diese Denkweise hat mir geholfen, immer wieder neue Motivation zu finden.
Vermisst du das Engineering oder das Programmieren in deiner CEO Rolle nicht?
Ich liebte das Programmieren. Aber ich bin glücklicherweise immer noch stark an den Schnittstellen zwischen Technologie, Produkt und Business involviert. Wenn wir nur geforscht und entwickelt hätten, wäre nichts daraus geworden. Ich wollte die Herausforderung annehmen, das Unternehmen zu skalieren, und es hat funktioniert.
Wo steht ihr mit der Firma denn aktuell?
Nachdem wir 2020 das Team auf 50 Mitarbeitende erweitert hatten, wechselten wir von der Testphase in die Serienproduktion. Mittlerweile haben wir über 200 Roboter produziert. Aktuell ist es das Ziel, auf 1000 Roboter zu skalieren, dies mit 200 Mitarbeitenden und bisher 130 Millionen Franken an Venture-Capital-Finanzierung.
Was sind die Erwartungen eurer Investoren? Spürt ihr Druck?
Jede Finanzierungsphase bringt andere Investoren an Bord. Es ist wichtig, dass alle in die gleiche Richtung ziehen. Keiner unserer Investoren drängt auf einen schnellen Exit. Auch Transparenz und ein starkes Netzwerk sind entscheidend.
Euer Geschäftsmodell basiert auf “Robot as a Service”. Wie funktioniert das genau?
Wir fokussieren uns auf die Dienstleistung, welche unsere Roboter erbringen. Unsere Kunden zahlen für den Einsatz der Roboter, so wie man für eine Person zahlt, die für eine Inspektion vorbei kommt. Sie zahlen auch für die Wartung der Roboter, Software-Updates und Schulungen – vergleichbar mit der Weiterbildung von den Inspekteuren. Manchmal witzeln wir darüber, dass wir die Roboter als Arbeitskräfte zählen könnten. Dann hätten wir eigentlich 400 Mitarbeitende.
Was macht ihr in der Unternehmensführung besser als andere Startups?
Wir bauen nicht einfach Technologie um der Technologie willen. Customer Success Stories sind uns sehr wichtig, sowohl extern als auch intern. Zudem setzen wir von Anfang an auf skalierbare Strukturen, um Chaos zu vermeiden. Ausserdem machen wir alle Mitarbeitenden zu Miteigentümern, indem Aktien ein fester Bestandteil ihres Lohns sind. Dadurch identifizieren sie sich stark mit dem Unternehmen und fällen gute, unternehmerische Entscheidungen.
Die Schweiz ist ein kleiner Markt und ihr musstet früh global denken. Wie seid ihr an die Internationalisierung herangegangen?
Wir haben viele Videos produziert, um herauszufinden, wo unser Produkt Anklang findet. Wir haben darin auch von Anfang an sehr transparent kommuniziert, was unsere Roboter können und was nicht. Durch die Resonanz konnten wir seriöse Interessenten identifizieren. Unsere Pilotprojekte waren nie kostenlos, damit wir sicherstellen konnten, dass die Partner es ernst meinten und die Roboter nicht für Spielereien ausgenutzt würden. Eine Herausforderung bei der globalen Aufstellung war die Zertifizierung, weil jedes Land andere Richtlinien hat.
Wie haltet ihr eure “Pole-Position” im Bereich autonomer Inspektionsroboter?
Wir bieten eine End-to-End-Lösung an. Der Roboter ist wie ein Server: Entscheidend sind die Sensoren, die Datenanalyse und die Integration in bestehende Systeme. Konkurrenz gibt es aus den USA und China, aber unsere Stärken liegen in Sicherheit, Zuverlässigkeit und einer ganzheitlichen Lösung.
Andere B2B-Robotikfirmen sind in der Öffentlichkeit kaum präsent. Warum setzt ihr auf PR und Storytelling?
Wir müssen die Marktaufklärung selbst übernehmen. Unser Produkt ist nicht nur ein Roboter, sondern eine Lösung für ein Daten- und Inspektionsproblem. Um diese Botschaft zu transportieren, braucht es starke PR und Storytelling.
Welche unerwarteten Entwicklungen haben sich als positiv herausgestellt?
Unsere Offshore-Roboter waren ein Meilenstein. Wir haben eine Lösung für die Öl- und Gasindustrie entwickelt und damit ein sehr konkretes Problem gelöst. Das hat auch unsere Wahrnehmung am Markt stark verändert.
Wie geht es weiter?
Unser Fokus liegt nun auf Skalierung: Wir wollen von mehreren Hundert auf 1000 Roboter wachsen. Unsere Kunden haben oft 10-15 Roboter im Einsatz, könnten aber Hunderte brauchen.
Was macht dich besonders stolz in Bezug auf deine Journey mit ANYbotics?
Wir sind dankbar, dass wir unsere Forschung an der ETH mit Unterstützung von Stiftungen und Steuergeldern beginnen konnten. Wir fühlen uns verpflichtet, dieses Unternehmen nachhaltig und erfolgreich weiterzuentwickeln – und werden unseren Hauptsitz in der Schweiz behalten.