«Solarmodule allein retten das Klima nicht – aber die richtige Technologie kann die Energiewende beschleunigen.» Im Gespräch erklärt Co-Founder Manuel Gantner von Solarstream, wie das Unternehmen die Solarbranche digitalisiert und sie effizienter denn je macht.
Wie sieht das Geschäftsmodell von Solarstream in der Schweiz aus?
Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihr Haus mit einer Solaranlage ausstatten – wie so viele andere auch. Klingt erst einmal simpel, oder? Doch hinter den Kulissen beginnt für Installateurinnen und Installateure ein bürokratischer Marathon: Anträge, Fördergesuche, Netzanschlussdokumente – teils auf Papier, teils digital, aber nie wirklich vernetzt. Kaum ein Unternehmen kümmert sich bisher um eine durchgängig digitale Infrastruktur dahinter. Genau hier setzen wir mit Solarstream an. Unsere Software ist der digitale Backbone für die Schweizer Solarbranche. Wir helfen kleinen und mittleren Installationsbetrieben (50 bis 250 Projekte pro Jahr), sich nicht mehr mit endlosen Excel-Tabellen und doppelten Dateneingaben aufzuhalten, sondern sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Ausbau erneuerbarer Energien.
Warum ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um Euer Startup zu gründen?
Die Schweiz hat sich mit dem Netto-Null-Ziel bis 2050 und dem neuen Stromversorgungsgesetz von 2024 ehrgeizige Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt. Diese Massnahmen fördern Solarenergie, unter anderem durch eine Solarpflicht für grössere Neubauten. Das Schöne daran ist, dass wir direkt an der Energiewende mitarbeiten können und die Branche viel Potenzial für Automatisierung bietet, da gerade bei Solaranlagen der administrative Aufwand mit Gesuchen und Förderungen enorm hoch ist. Hier können wir mit Technologie einen echten Unterschied machen. Digitalisierung bedeutet in diesem Kontext nicht einfach, ein paar Abläufe zu optimieren – sie kann die Geschwindigkeit des gesamten Solarausbaus erheblich steigern. Doch das ist keine Zukunftsvision, sondern eine Notwendigkeit, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Woher kommt das Interesse für den Solarmarkt in der Breite des Energiemarktes?
Mein Interesse für nachhaltige Technologien und die Solarbranche entwickelte sich während meiner Tätigkeit bei Sparrow Ventures, dem ehemaligen Venture Builder der Migros-Gruppe. Zu diesem Zeitpunkt gab es dort bereits ein Venture im Solarbereich (Rayo), und meine Aufgabe war es, mit einer Kollegin ebenfalls den Wärmepumpenmarkt genauer unter die Lupe zu nehmen. In explorativen Interviews mit Verbänden und Installateurinnen und Installateuren stiess ich immer wieder auf dieselben Herausforderungen: hoher administrativer Aufwand, wiederholte Dateneingaben und fehlende Vernetzung der Systeme. Als Migros im Oktober 2023 entschied, die Venture-Building-Aktivitäten von Sparrow Ventures einzustellen, war ich bereits tief in die Thematik eingetaucht und entschloss mich, das Thema eigenständig weiterzuführen.
Könnten KI und Automatisierung den Planungsaufwand für Installateure radikal reduzieren? Wo sehen Sie die grössten Potenziale anzusetzen?
Künstliche Intelligenz spielt natürlich auch in der Solarbranche bereits eine Rolle. Erste Unternehmen bieten nun KI-gestützte Auslegungssoftware an, und auch wir setzen auf KI, um den Arbeitsalltag der Installateurinnen und Installateure und Installateurinnen zu vereinfachen. Wir sehen dabei das grösste Potenzial in der Automatisierung von Dokumenten und Unterlagen.
Perspektivisch wollen wir weitere Phasen und Aufgaben von Solarprojekten automatisieren. Ich muss allerdings betonen, dass es in dieser Branche keinen Sinn ergibt, KI als eine «Gefahr für Arbeitsplätze» zu betrachten. Künstliche Intelligenz hilft lediglich dabei, mit bestehenden Teams effizienter zu arbeiten und so mehr Projekte in besserer Qualität umzusetzen.

Alle Aufgaben im Blick – Das Dashboard der Projektmanagement Software Solarstream. Bild: Solarstream AG
Oft werden digitale Lösungen von Startups als Kostenfaktor gesehen. Wie überzeugt man Handwerker, dass Digitalisierung keine Ausgabe, sondern eine Investition ist?
Bei der Durchführung unserer Betaphase in 2024 haben wir viel positiven Zuspruch erhalten. Die Testnutzerinnen und Testnutzer schätzten besonders, dass es endlich eine Software gibt, die gezielt auf die Bedürfnisse der Solarbranche zugeschnitten ist. Vor allem die automatisierte Kundenkommunikation sowie die übersichtliche Projektstruktur überzeugten so sehr, dass viele der Teilnehmenden seit Januar als zahlende Kunden an Bord sind.
Aktuell haben wir das Glück, dass die Schweizer Solarteure tatsächlich sehr offen für neue Softwarelösungen sind. Dennoch sind nicht alle Verkaufsgespräche einfach – insbesondere, wenn es um die Preisbewertung geht. Häufig wird der Kosten-Nutzen-Faktor unserer Lösung direkt mit der eingesparten Zeit verglichen. Unsere Aufgabe ist es, klar aufzuzeigen, an welchen Stellen und in welchem Umfang Effizienzgewinne erzielt werden.
Wie hat euch euer erstes Kundenfeedback geholfen, euer Produkt zu verbessern?
Wir haben ab Tag Null direkt mit den Kundinnen und Kunden zusammengearbeitet, deshalb haben wir auch schon sehr früh immer wieder Input und Feedback bekommen. Die Idee zu Solarstream als Produkt ist aus sehr offenen, explorativen Interviews entstanden, und diese enge Zusammenarbeit haben wir die ganze Zeit aufrechterhalten. Aus unserer Beta-Testphase im letzten Jahr haben wir beispielsweise viel darüber gelernt, welche Dokumente ausschliesslich in einigen Kantonen erledigt werden müssen. Dieses Feedback arbeiten wir aktuell in eine neue Funktion ein. Ab dann wird Solarstream in einzelnen Arbeitsschritten automatisch die richtigen Dokumente vorschlagen, was die Bearbeitung natürlich ungemein erleichtert.
Mal angenommen, alle Solarbetriebe würden von heute auf morgen 100 Prozent digital arbeiten – welche Veränderung würde das für den Solarausbau bewirken?
Ein sehr schöner Gedanke. Das wäre eine echte Revolution für den Solarausbau. Wenn alle Solarbetriebe von heute auf morgen 100 Prozent digital arbeiten würden, könnte die Geschwindigkeit der Energiewende drastisch erhöht werden.
Für die Endkundinnen und Endkunden hätte dies gleich zwei Vorteile: Zum einen wären sie während des Bauprojekts immer automatisch über den aktuellen Stand informiert, zum anderen könnten durch effizientere Prozesse die Anlagen noch günstiger angeboten werden. Sämtliche Projektdaten wären jederzeit und überall abrufbar. Dies würde auch im Bereich Wartung und Service nach der Installation zu erheblich schnelleren Abläufen führen, wodurch Ausfälle reduziert und die Stromproduktion maximiert werden könnte.
«Solarmodule allein retten das Klima nicht – aber die richtige Technologie kann die Energiewende beschleunigen.» Im Gespräch erklärt Co-Founder Manuel Gantner von Solarstream, wie das Unternehmen die Solarbranche digitalisiert und sie effizienter denn je macht.
Wie sieht das Geschäftsmodell von Solarstream in der Schweiz aus?
Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihr Haus mit einer Solaranlage ausstatten – wie so viele andere auch. Klingt erst einmal simpel, oder? Doch hinter den Kulissen beginnt für Installateurinnen und Installateure ein bürokratischer Marathon: Anträge, Fördergesuche, Netzanschlussdokumente – teils auf Papier, teils digital, aber nie wirklich vernetzt. Kaum ein Unternehmen kümmert sich bisher um eine durchgängig digitale Infrastruktur dahinter. Genau hier setzen wir mit Solarstream an. Unsere Software ist der digitale Backbone für die Schweizer Solarbranche. Wir helfen kleinen und mittleren Installationsbetrieben (50 bis 250 Projekte pro Jahr), sich nicht mehr mit endlosen Excel-Tabellen und doppelten Dateneingaben aufzuhalten, sondern sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Ausbau erneuerbarer Energien.
Warum ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um Euer Startup zu gründen?
Die Schweiz hat sich mit dem Netto-Null-Ziel bis 2050 und dem neuen Stromversorgungsgesetz von 2024 ehrgeizige Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt. Diese Massnahmen fördern Solarenergie, unter anderem durch eine Solarpflicht für grössere Neubauten. Das Schöne daran ist, dass wir direkt an der Energiewende mitarbeiten können und die Branche viel Potenzial für Automatisierung bietet, da gerade bei Solaranlagen der administrative Aufwand mit Gesuchen und Förderungen enorm hoch ist. Hier können wir mit Technologie einen echten Unterschied machen. Digitalisierung bedeutet in diesem Kontext nicht einfach, ein paar Abläufe zu optimieren – sie kann die Geschwindigkeit des gesamten Solarausbaus erheblich steigern. Doch das ist keine Zukunftsvision, sondern eine Notwendigkeit, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Woher kommt das Interesse für den Solarmarkt in der Breite des Energiemarktes?
Mein Interesse für nachhaltige Technologien und die Solarbranche entwickelte sich während meiner Tätigkeit bei Sparrow Ventures, dem ehemaligen Venture Builder der Migros-Gruppe. Zu diesem Zeitpunkt gab es dort bereits ein Venture im Solarbereich (Rayo), und meine Aufgabe war es, mit einer Kollegin ebenfalls den Wärmepumpenmarkt genauer unter die Lupe zu nehmen. In explorativen Interviews mit Verbänden und Installateurinnen und Installateuren stiess ich immer wieder auf dieselben Herausforderungen: hoher administrativer Aufwand, wiederholte Dateneingaben und fehlende Vernetzung der Systeme. Als Migros im Oktober 2023 entschied, die Venture-Building-Aktivitäten von Sparrow Ventures einzustellen, war ich bereits tief in die Thematik eingetaucht und entschloss mich, das Thema eigenständig weiterzuführen.
Könnten KI und Automatisierung den Planungsaufwand für Installateure radikal reduzieren? Wo sehen Sie die grössten Potenziale anzusetzen?
Künstliche Intelligenz spielt natürlich auch in der Solarbranche bereits eine Rolle. Erste Unternehmen bieten nun KI-gestützte Auslegungssoftware an, und auch wir setzen auf KI, um den Arbeitsalltag der Installateurinnen und Installateure und Installateurinnen zu vereinfachen. Wir sehen dabei das grösste Potenzial in der Automatisierung von Dokumenten und Unterlagen.
Perspektivisch wollen wir weitere Phasen und Aufgaben von Solarprojekten automatisieren. Ich muss allerdings betonen, dass es in dieser Branche keinen Sinn ergibt, KI als eine «Gefahr für Arbeitsplätze» zu betrachten. Künstliche Intelligenz hilft lediglich dabei, mit bestehenden Teams effizienter zu arbeiten und so mehr Projekte in besserer Qualität umzusetzen.

Alle Aufgaben im Blick – Das Dashboard der Projektmanagement Software Solarstream. Bild: Solarstream AG
Oft werden digitale Lösungen von Startups als Kostenfaktor gesehen. Wie überzeugt man Handwerker, dass Digitalisierung keine Ausgabe, sondern eine Investition ist?
Bei der Durchführung unserer Betaphase in 2024 haben wir viel positiven Zuspruch erhalten. Die Testnutzerinnen und Testnutzer schätzten besonders, dass es endlich eine Software gibt, die gezielt auf die Bedürfnisse der Solarbranche zugeschnitten ist. Vor allem die automatisierte Kundenkommunikation sowie die übersichtliche Projektstruktur überzeugten so sehr, dass viele der Teilnehmenden seit Januar als zahlende Kunden an Bord sind.
Aktuell haben wir das Glück, dass die Schweizer Solarteure tatsächlich sehr offen für neue Softwarelösungen sind. Dennoch sind nicht alle Verkaufsgespräche einfach – insbesondere, wenn es um die Preisbewertung geht. Häufig wird der Kosten-Nutzen-Faktor unserer Lösung direkt mit der eingesparten Zeit verglichen. Unsere Aufgabe ist es, klar aufzuzeigen, an welchen Stellen und in welchem Umfang Effizienzgewinne erzielt werden.
Wie hat euch euer erstes Kundenfeedback geholfen, euer Produkt zu verbessern?
Wir haben ab Tag Null direkt mit den Kundinnen und Kunden zusammengearbeitet, deshalb haben wir auch schon sehr früh immer wieder Input und Feedback bekommen. Die Idee zu Solarstream als Produkt ist aus sehr offenen, explorativen Interviews entstanden, und diese enge Zusammenarbeit haben wir die ganze Zeit aufrechterhalten. Aus unserer Beta-Testphase im letzten Jahr haben wir beispielsweise viel darüber gelernt, welche Dokumente ausschliesslich in einigen Kantonen erledigt werden müssen. Dieses Feedback arbeiten wir aktuell in eine neue Funktion ein. Ab dann wird Solarstream in einzelnen Arbeitsschritten automatisch die richtigen Dokumente vorschlagen, was die Bearbeitung natürlich ungemein erleichtert.
Mal angenommen, alle Solarbetriebe würden von heute auf morgen 100 Prozent digital arbeiten – welche Veränderung würde das für den Solarausbau bewirken?
Ein sehr schöner Gedanke. Das wäre eine echte Revolution für den Solarausbau. Wenn alle Solarbetriebe von heute auf morgen 100 Prozent digital arbeiten würden, könnte die Geschwindigkeit der Energiewende drastisch erhöht werden.
Für die Endkundinnen und Endkunden hätte dies gleich zwei Vorteile: Zum einen wären sie während des Bauprojekts immer automatisch über den aktuellen Stand informiert, zum anderen könnten durch effizientere Prozesse die Anlagen noch günstiger angeboten werden. Sämtliche Projektdaten wären jederzeit und überall abrufbar. Dies würde auch im Bereich Wartung und Service nach der Installation zu erheblich schnelleren Abläufen führen, wodurch Ausfälle reduziert und die Stromproduktion maximiert werden könnte.