Manuel Jungen Gründer und CEO von MIGELINO sorgt derzeit für Aufsehen, indem er hochwertige Markenhörgeräte deutlich günstiger als die Konkurrenz anbietet. Wie kam es dazu und welche Herausforderungen musste er meistern? Ein Einblick in die inspirierende Geschichte hinter MIGELINO im Gespräch mit Manuel.

Manuel, MIGELINO erregt derzeit mächtig Aufsehen. Ihr verkauft Markenhörgeräte deutlich günstiger als die Konkurrenz, weshalb euch mit rechtlichen Schritten gedroht wurde. Wie kam es dazu? 

Jedes innovative Geschäftskonzept stösst auf Widerstand das gehört dazu. Spannend an unserem Fall ist, dass die etablierten Anbieter in ihrem Erfolg gefangen sind. Theoretisch könnten auch sie qualitativ hochwertige Hörgeräte inkl. Fernanpassungen zu günstigen Preisen anbieten. Faktisch aber müssen sie die hohen Ladenmieten an teuren Lagen in der Innenstadt finanzieren. Ein Einstieg ins Online-Geschäft würde deshalb ihre bestehenden Geschäfte kannibalisieren. Dazu sind sie nicht bereit. Einzelne Hersteller haben deshalb versucht, ihren Zwischenhändlern die Zusammenarbeit mit uns zu untersagen oder uns mit rechtlichen Schritten gedroht jedoch erfolglos. In der Sendung vom 4. April 2023 hat Kassensturz über MIGELINO berichtet. Auch die WEKO wurde involviert.

Hat dies den Markt nachhaltig erschüttert? 

Den Hörgeräteketten ist bewusst, dass sich die zu hohen Preise nicht ewig durchsetzen lassen. Der Markteintritt von MIGELINO und die Berichterstattung des Kassensturz waren deutliche Warnsignale, dass ein neuer Wind weht. Die etablierten Anbieter werden aber so lange wie möglich an ihren Geschäftsmodellen mit hohen Preisen festhalten. Unsere Aufgabe ist es nun, potenziellen Hörgeräte-Trägern die gute Nachricht zu überbringen, dass auch die besten Markenhörgeräte bereits für CHF 3’000 bis 4’000 pro Paar erhältlich sind. Möglich machen dies hohe Volumen, kleinere Margen und unser Online-Modell.

MIGELINO kauft Marken-Hörgeräte in grossen Mengen im In- und Ausland. Dank Online-Modell fallen teure Ladenmieten weg. Dies ermöglicht stark günstigere Preise für die gleichen Hörgeräte.

Was hat dich als Jurist dazu inspiriert, Entrepreneur in der Hörgerätebranche zu werden?

Während meiner Studienzeit hatte ich die Möglichkeit, einen kleinen Webshop für Hörgerätebatterien zu übernehmen, welcher mein älterer Bruder ins Leben gerufen hatte. Das Businessmodell war einfach: In der Migros kostete das 6er-Pack Batterien damals CHF 15. In Deutschland konnte man die gleichen Batterien für CHF 1.50 kaufen. In meinem Webshop habe ich die Batterien dann für wenige Franken weiterverkauft. Mit dem Profit von einigen hundert Franken pro Monat konnte ich mir meine Studienzeit finanzieren.

Was musstest du für den Aufbau der Firma von Grund auf erlernen?

Nach Abschluss des Gymnasiums habe ich mich intensiv mit Poker und Pokerstrategien beschäftigt. Von den weltweit besten Spielern lernte ich das Denken in Wahrscheinlichkeiten und Szenarien. Dies hilft mir bis heute, Möglichkeiten und Herausforderungen mehrdimensional zu betrachten. 

Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ich spezifisch für MIGELINO erlernen musste und nach wie vor von grosser Bedeutung ist, ist der Umgang mit Online-Werbung und Marketing. Suchmaschinen dominieren den Online-Handel. Firmen, welche diesen Bereich erfolgreich bewirtschaften, haben einen wichtigen Teil der Wertschöpfung in der eigenen Hand.

Was waren bisher die grössten Herausforderungen?

Für unseren Einstieg in den Hörgerätemarkt mussten wir Geräte aus der ganzen Welt importieren. Nachdem wir den Herausforderungen des Online-Hörgeräteverkaufs endlich Herr geworden waren, begannen einige Hersteller, ihren Zwischenhändlern die Zusammenarbeit mit uns zu verbieten. In diesem Moment war auf einmal alles, was über die letzten Jahre aufgebaut wurde, im Begriff zusammenzufallen. Dies sind keine einfachen Momente, da man die aufkeimenden Sorgen und Unsicherheiten beiseitelegen und mit ruhigem Kopf schnell nach neuen Wegen suchen muss.

Die grössten Erfolge, die du bisher erreicht hast?

Zu sehen, wie das Unternehmen, welches man über Jahre hinweg durch viel Ausprobieren und Fehler machen aufbaute, endlich an Fahrt gewinnt, ist ein belohnender Moment. Die Realisation, dass das, was man sich erhoffte, wirklich funktioniert, ist ein grossartiges Gefühl.

Wie hat sich dein Leben nach der Gründung verändert?

Es war weniger die Gründung als viel eher die Zeit nach meinem Studienabschluss, welche die grössten Veränderungen zeigte. Während meine Studienkollegen gutbezahlte Praktika in Anwaltskanzleien nachgingen, lebte und arbeitete ich in einem WG-Zimmer, das gleichzeitig als Lager diente. Da gab es durchaus Zeiten, wo man sich inmitten all der Kartonschachteln fragte, ob sich die Mühe wohl eines Tages auszahlen würde.

Mittlerweile ist MIGELINO aber an einem Punkt, wo ich mich mehr auf die strategische Ebene fokussieren kann. Dort sind die spannenden Hebel, welche das Unternehmen in grossen Schritten weiterführen können. Aber durch diese erste, etwas mühsame Phase muss man wohl einfach durch – vor allem, wenn man kein externes Kapital aufnehmen möchte.

Ein Blick in die Zukunft was steht bei deinem Startup in den nächsten paar Monaten oder auch zukünftig in den nächsten Jahren an?

Zurzeit sind wir daran, unser Geschäftsmodell in die USA zu expandieren. Dieser Prozess fühlt sich an wie die Gründung eines neuen Unternehmens, da man viele Dinge von Grund auf neu recherchieren und lernen muss. Des weiteren sind wir in der Übergangsphase vom Nischenplayer zum etablierten Unternehmen, womit Dinge wie Marketing, Personalführung und Lagermanagement neu gedacht werden dürfen.

Was sind deine wertvollsten Tipps für die Gründung eines Unternehmens?

Meta CEO Mark Zuckerberg sagte einmal: «Ideen kommen nicht vollständig ausgearbeitet daher. Sie werden nur klarer, wenn man an ihnen arbeitet. Man muss einfach anfangen.» Oftmals sehen wir grosse Unternehmen oder erfolgreiche Produkte und es scheint uns unmöglich, etwas ähnliches zu erreichen. Der Schlüssel ist aber, dass man mit dem kleinstmöglichen Schritt anfängt. Kann ich eine Webseite erstellen? Dann mache ich das. Kann ich ein YouTube Video über Google Werbung anschauen. Dann mache ich das. Wenn wir kleine Schritte machen, bleiben wir sicher nicht stehen.

Facts & Figures:

Name des Startups: MIGELINO GmbH

Gründungsjahr: 2017

Namen der Gründer: Manuel Jungen, Simon Jungen, Pascal Gloor

Link zur Website des Startups: www.migelino.ch

Lysanna Schumann

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Manuel Jungen Gründer und CEO von MIGELINO sorgt derzeit für Aufsehen, indem er hochwertige Markenhörgeräte deutlich günstiger als die Konkurrenz anbietet. Wie kam es dazu und welche Herausforderungen musste er meistern? Ein Einblick in die inspirierende Geschichte hinter MIGELINO im Gespräch mit Manuel.

Manuel, MIGELINO erregt derzeit mächtig Aufsehen. Ihr verkauft Markenhörgeräte deutlich günstiger als die Konkurrenz, weshalb euch mit rechtlichen Schritten gedroht wurde. Wie kam es dazu? 

Jedes innovative Geschäftskonzept stösst auf Widerstand das gehört dazu. Spannend an unserem Fall ist, dass die etablierten Anbieter in ihrem Erfolg gefangen sind. Theoretisch könnten auch sie qualitativ hochwertige Hörgeräte inkl. Fernanpassungen zu günstigen Preisen anbieten. Faktisch aber müssen sie die hohen Ladenmieten an teuren Lagen in der Innenstadt finanzieren. Ein Einstieg ins Online-Geschäft würde deshalb ihre bestehenden Geschäfte kannibalisieren. Dazu sind sie nicht bereit. Einzelne Hersteller haben deshalb versucht, ihren Zwischenhändlern die Zusammenarbeit mit uns zu untersagen oder uns mit rechtlichen Schritten gedroht jedoch erfolglos. In der Sendung vom 4. April 2023 hat Kassensturz über MIGELINO berichtet. Auch die WEKO wurde involviert.

Hat dies den Markt nachhaltig erschüttert? 

Den Hörgeräteketten ist bewusst, dass sich die zu hohen Preise nicht ewig durchsetzen lassen. Der Markteintritt von MIGELINO und die Berichterstattung des Kassensturz waren deutliche Warnsignale, dass ein neuer Wind weht. Die etablierten Anbieter werden aber so lange wie möglich an ihren Geschäftsmodellen mit hohen Preisen festhalten. Unsere Aufgabe ist es nun, potenziellen Hörgeräte-Trägern die gute Nachricht zu überbringen, dass auch die besten Markenhörgeräte bereits für CHF 3’000 bis 4’000 pro Paar erhältlich sind. Möglich machen dies hohe Volumen, kleinere Margen und unser Online-Modell.

MIGELINO kauft Marken-Hörgeräte in grossen Mengen im In- und Ausland. Dank Online-Modell fallen teure Ladenmieten weg. Dies ermöglicht stark günstigere Preise für die gleichen Hörgeräte.

Was hat dich als Jurist dazu inspiriert, Entrepreneur in der Hörgerätebranche zu werden?

Während meiner Studienzeit hatte ich die Möglichkeit, einen kleinen Webshop für Hörgerätebatterien zu übernehmen, welcher mein älterer Bruder ins Leben gerufen hatte. Das Businessmodell war einfach: In der Migros kostete das 6er-Pack Batterien damals CHF 15. In Deutschland konnte man die gleichen Batterien für CHF 1.50 kaufen. In meinem Webshop habe ich die Batterien dann für wenige Franken weiterverkauft. Mit dem Profit von einigen hundert Franken pro Monat konnte ich mir meine Studienzeit finanzieren.

Was musstest du für den Aufbau der Firma von Grund auf erlernen?

Nach Abschluss des Gymnasiums habe ich mich intensiv mit Poker und Pokerstrategien beschäftigt. Von den weltweit besten Spielern lernte ich das Denken in Wahrscheinlichkeiten und Szenarien. Dies hilft mir bis heute, Möglichkeiten und Herausforderungen mehrdimensional zu betrachten. 

Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ich spezifisch für MIGELINO erlernen musste und nach wie vor von grosser Bedeutung ist, ist der Umgang mit Online-Werbung und Marketing. Suchmaschinen dominieren den Online-Handel. Firmen, welche diesen Bereich erfolgreich bewirtschaften, haben einen wichtigen Teil der Wertschöpfung in der eigenen Hand.

Was waren bisher die grössten Herausforderungen?

Für unseren Einstieg in den Hörgerätemarkt mussten wir Geräte aus der ganzen Welt importieren. Nachdem wir den Herausforderungen des Online-Hörgeräteverkaufs endlich Herr geworden waren, begannen einige Hersteller, ihren Zwischenhändlern die Zusammenarbeit mit uns zu verbieten. In diesem Moment war auf einmal alles, was über die letzten Jahre aufgebaut wurde, im Begriff zusammenzufallen. Dies sind keine einfachen Momente, da man die aufkeimenden Sorgen und Unsicherheiten beiseitelegen und mit ruhigem Kopf schnell nach neuen Wegen suchen muss.

Die grössten Erfolge, die du bisher erreicht hast?

Zu sehen, wie das Unternehmen, welches man über Jahre hinweg durch viel Ausprobieren und Fehler machen aufbaute, endlich an Fahrt gewinnt, ist ein belohnender Moment. Die Realisation, dass das, was man sich erhoffte, wirklich funktioniert, ist ein grossartiges Gefühl.

Wie hat sich dein Leben nach der Gründung verändert?

Es war weniger die Gründung als viel eher die Zeit nach meinem Studienabschluss, welche die grössten Veränderungen zeigte. Während meine Studienkollegen gutbezahlte Praktika in Anwaltskanzleien nachgingen, lebte und arbeitete ich in einem WG-Zimmer, das gleichzeitig als Lager diente. Da gab es durchaus Zeiten, wo man sich inmitten all der Kartonschachteln fragte, ob sich die Mühe wohl eines Tages auszahlen würde.

Mittlerweile ist MIGELINO aber an einem Punkt, wo ich mich mehr auf die strategische Ebene fokussieren kann. Dort sind die spannenden Hebel, welche das Unternehmen in grossen Schritten weiterführen können. Aber durch diese erste, etwas mühsame Phase muss man wohl einfach durch – vor allem, wenn man kein externes Kapital aufnehmen möchte.

Ein Blick in die Zukunft was steht bei deinem Startup in den nächsten paar Monaten oder auch zukünftig in den nächsten Jahren an?

Zurzeit sind wir daran, unser Geschäftsmodell in die USA zu expandieren. Dieser Prozess fühlt sich an wie die Gründung eines neuen Unternehmens, da man viele Dinge von Grund auf neu recherchieren und lernen muss. Des weiteren sind wir in der Übergangsphase vom Nischenplayer zum etablierten Unternehmen, womit Dinge wie Marketing, Personalführung und Lagermanagement neu gedacht werden dürfen.

Was sind deine wertvollsten Tipps für die Gründung eines Unternehmens?

Meta CEO Mark Zuckerberg sagte einmal: «Ideen kommen nicht vollständig ausgearbeitet daher. Sie werden nur klarer, wenn man an ihnen arbeitet. Man muss einfach anfangen.» Oftmals sehen wir grosse Unternehmen oder erfolgreiche Produkte und es scheint uns unmöglich, etwas ähnliches zu erreichen. Der Schlüssel ist aber, dass man mit dem kleinstmöglichen Schritt anfängt. Kann ich eine Webseite erstellen? Dann mache ich das. Kann ich ein YouTube Video über Google Werbung anschauen. Dann mache ich das. Wenn wir kleine Schritte machen, bleiben wir sicher nicht stehen.

Facts & Figures:

Name des Startups: MIGELINO GmbH

Gründungsjahr: 2017

Namen der Gründer: Manuel Jungen, Simon Jungen, Pascal Gloor

Link zur Website des Startups: www.migelino.ch

Lysanna Schumann

Lysanna Schumann