Andreas Göldi investiert bei b2venture in europäische Startups mit Tech-Fokus. Im Interview spricht er über Pitch-Fehler, Denkfallen beim Skalieren und warum ein Investment wie eine langfristige Beziehung funktioniert.

Andreas, du warst selbst mehrfach Gründer. Heute bist du Partner bei b2venture und investiert in Startups. Was treibt dich an?

Ich habe vor meiner Zeit als Investor drei eigene Startups aufgebaut – in der Schweiz und in den USA. Die Erfahrung prägt mich bis heute. Ich finde es faszinierend, wie sich Technologie und Kreativität verbinden lassen. Genau das leitet mich auch bei b2venture, wo ich vor allem für Early-Stage-Investments im Bereich KI und Deep-Tech zuständig bin. 

Wie steht die Schweizer VC-Szene im europäischen Vergleich da?

Die Schweiz hat sicherlich ein reifes Ökosystem, steht aber nicht ganz an der Spitze. London, Berlin oder Paris sind uns noch etwas voraus. Das grösste Manko in der Schweiz: Es fehlt an Wachstumskapital. Wer Series A oder mehr braucht, muss fast immer ins Ausland. Das lässt sich in einem kleinen Markt wie unserem aber kaum vermeiden. Was wir auch zu wenig haben, ist das Schwungrad über Generationen hinweg – also Gründerinnen und Gründer, die nach einem Exit zurückinvestieren und Know-how weitergeben. Das passiert in den USA viel häufiger und stärkt das System enorm.

Und auf die Schweizer Gründerinnen und Gründer selbst bezogen: Wo gibt es da noch Potenzial?

Oft fehlt es an Ambition und Risikobereitschaft. Viele denken eher klein, besonders Spinoffs von Hochschulen. Sie haben eine brillante Technologie, aber keine Vorstellung davon, wie man daraus eine grosse, skalierbare Firma baut. Was ich auch immer wieder sehe: Gründungen ohne persönlichen Bezug zum Thema, sogenannte «synthetische» Startups. Da werden 150 Ideen ins Spreadsheet geschrieben und dann irgendetwas gegründet, ohne dass die Gründerinnen und Gründer wirklich für das Thema brennen. Das funktioniert meiner Meinung nach selten. 

Du siehst jede Woche zahlreiche Pitch-Decks. Welche typischen Fehler beobachtest du immer wieder?

Oft fehlt es an Klarheit. Viele Gründerinnen und Gründer kommen nicht schnell genug auf den Punkt. Statt präzise zu erklären, was sie tun, starten sie mit langen, emotionalen Einleitungen. Das mag bei einem öffentlichen Pitch-Wettbewerb funktionieren, bei einem professionellen Investoren-Pitch ist es allerdings Zeitverschwendung. Get to the point und sagt mir, was ihr macht und welches Problem ihr löst. 

Dann sehe ich immer wieder Startups, die sagen, sie hätten keine Konkurrenz. Das stimmt nicht, alle haben Wettbewerber. Je präziser ihr darstellen könnt, wie ihr euch von dem direkten und indirekten Wettbewerb abhebt, desto besser. 

Und schliesslich fehlt manchmal die Balance zwischen grosser Vision und konkretem Plan. Wer gleich die Welt revolutionieren will, aber keine ersten Kunden nennen kann, überzeugt genauso wenig wie jemand, der in einem engen Markt steckt, aber nicht weiss, wie daraus mehr werden soll.

Was ist neben einem überzeugenden Pitch wichtig, wenn ich als Startup auf einen Investoren zugehen will? Hast du da Tipps?

Fundraising ist ein Prozess, der Zeit und Ausdauer braucht. Ich empfehle, früh damit anzufangen – nicht erst dann, wenn das Geld knapp wird. Der erste Eindruck zählt. Deshalb: Klare Kommunikation. Kein Marketing-Sprech, sondern konkret sagen, was ihr macht und wo ihr hinwollt. Und: Nicht nur erzählen, was ihr braucht, sondern auch zeigen, dass ihr verstanden habt, was ein Investor mitbringt. Wer den Austausch ernst nimmt, signalisiert, dass er oder sie auf Augenhöhe denkt – das macht einen grossen Unterschied.

Noch mehr Tipps gefällig?

Auf resources.b2venture.vc finden Gründer eine Auswahl an praktischen Tools, Erfahrungsberichten und Best Practices zu diversen Themen rund um den Startup-Alltag.

Wann passt ein Startup wirklich zu einem Investor und umgekehrt?

Wenn man Venture Capital aufnimmt, holt man sich einen Geschäftspartner für mehrere Jahre an Bord. Diese Person sitzt im Verwaltungsrat, hat Mitspracherecht und kann im Zweifel mitentscheiden, wohin sich das Unternehmen entwickelt. Da muss man sich gut überlegen, ob das passt, sowohl fachlich als auch menschlich. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen: Wer ist die Person? Passt die zu mir? Hat sie die Fachkompetenz, die ich brauche? Ich finde es immer seltsam, wenn Gründer völlig unvorbereitet in den Call kommen und keine Ahnung haben, wer wir sind. Zwei Minuten auf LinkedIn reichen, um zu sehen, ob es passen könnte und ob es sich lohnt, überhaupt zu sprechen.

Wie geht ihr bei b2venture vor, wenn ihr entscheidet, ob ihr in ein Startup investiert?

Wir schauen uns jede Woche sehr viele Pitch-Decks an und da müssen wir, wie ich vorhin schon sagte, schnell erkennen können, worum es geht. Besonders wichtig ist auch: Wie realistisch ist der Weg von der ersten Kundschaft bis zum skalierten Geschäftsmodell? Es geht um Ambition, aber auch um Umsetzbarkeit. Und schliesslich prüfen wir, ob das Team das richtige ist. Nicht im Sinne eines perfekten Lebenslaufs, sondern ob sie das Thema wirklich verstanden haben und etwas daraus machen können.

Du hast die Umsetzbarkeit angesprochen. Gibt es typische Denkfehler bei Gründern, wenn es um Skalierung geht?

Ja, ein häufiger Irrtum ist die Vorstellung, dass nach dem Product-Market-Fit alles linear aufwärts geht. Die Realität sieht anders aus: Skalierung ist meistens ungleichmässig, voller Rückschläge und Anpassungen. Das wird oft unterschätzt. Viele verstehen nicht, dass Wachstum meist in S-Kurven passiert – mit Phasen, in denen lange scheinbar wenig geht, bevor der nächste Sprung kommt. Man braucht Resilienz und die Fähigkeit, unterwegs dazuzulernen, nicht nur einen Plan A.

b2venture arbeitet mit einer grossen Angel-Community. Was steckt dahinter  und wie baut ihr die weiter aus?

Unsere Community umfasst über 300 aktive Angel-Investoren, viele davon sind selbst erfahrene Gründer. Sie bringen Kapital, Know-how und ein gutes Gespür für Teams mit. Diese Menschen holen wir sehr bewusst ins Auswahlverfahren rein. Sie helfen uns, fundierte Entscheidungen zu treffen, und sind auch später oft als Sparring-Partner für die Startups da. Unser Ziel ist es, genau ein solches Schwungrad aufzubauen, wie man es in den USA sieht: Leute, die selbst gegründet haben, investieren in die nächste Generation. So entsteht ein echtes Ökosystem.



Author: Laura Maeder

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Andreas Göldi investiert bei b2venture in europäische Startups mit Tech-Fokus. Im Interview spricht er über Pitch-Fehler, Denkfallen beim Skalieren und warum ein Investment wie eine langfristige Beziehung funktioniert.

Andreas, du warst selbst mehrfach Gründer. Heute bist du Partner bei b2venture und investiert in Startups. Was treibt dich an?

Ich habe vor meiner Zeit als Investor drei eigene Startups aufgebaut – in der Schweiz und in den USA. Die Erfahrung prägt mich bis heute. Ich finde es faszinierend, wie sich Technologie und Kreativität verbinden lassen. Genau das leitet mich auch bei b2venture, wo ich vor allem für Early-Stage-Investments im Bereich KI und Deep-Tech zuständig bin. 

Wie steht die Schweizer VC-Szene im europäischen Vergleich da?

Die Schweiz hat sicherlich ein reifes Ökosystem, steht aber nicht ganz an der Spitze. London, Berlin oder Paris sind uns noch etwas voraus. Das grösste Manko in der Schweiz: Es fehlt an Wachstumskapital. Wer Series A oder mehr braucht, muss fast immer ins Ausland. Das lässt sich in einem kleinen Markt wie unserem aber kaum vermeiden. Was wir auch zu wenig haben, ist das Schwungrad über Generationen hinweg – also Gründerinnen und Gründer, die nach einem Exit zurückinvestieren und Know-how weitergeben. Das passiert in den USA viel häufiger und stärkt das System enorm.

Und auf die Schweizer Gründerinnen und Gründer selbst bezogen: Wo gibt es da noch Potenzial?

Oft fehlt es an Ambition und Risikobereitschaft. Viele denken eher klein, besonders Spinoffs von Hochschulen. Sie haben eine brillante Technologie, aber keine Vorstellung davon, wie man daraus eine grosse, skalierbare Firma baut. Was ich auch immer wieder sehe: Gründungen ohne persönlichen Bezug zum Thema, sogenannte «synthetische» Startups. Da werden 150 Ideen ins Spreadsheet geschrieben und dann irgendetwas gegründet, ohne dass die Gründerinnen und Gründer wirklich für das Thema brennen. Das funktioniert meiner Meinung nach selten. 

Du siehst jede Woche zahlreiche Pitch-Decks. Welche typischen Fehler beobachtest du immer wieder?

Oft fehlt es an Klarheit. Viele Gründerinnen und Gründer kommen nicht schnell genug auf den Punkt. Statt präzise zu erklären, was sie tun, starten sie mit langen, emotionalen Einleitungen. Das mag bei einem öffentlichen Pitch-Wettbewerb funktionieren, bei einem professionellen Investoren-Pitch ist es allerdings Zeitverschwendung. Get to the point und sagt mir, was ihr macht und welches Problem ihr löst. 

Dann sehe ich immer wieder Startups, die sagen, sie hätten keine Konkurrenz. Das stimmt nicht, alle haben Wettbewerber. Je präziser ihr darstellen könnt, wie ihr euch von dem direkten und indirekten Wettbewerb abhebt, desto besser. 

Und schliesslich fehlt manchmal die Balance zwischen grosser Vision und konkretem Plan. Wer gleich die Welt revolutionieren will, aber keine ersten Kunden nennen kann, überzeugt genauso wenig wie jemand, der in einem engen Markt steckt, aber nicht weiss, wie daraus mehr werden soll.

Was ist neben einem überzeugenden Pitch wichtig, wenn ich als Startup auf einen Investoren zugehen will? Hast du da Tipps?

Fundraising ist ein Prozess, der Zeit und Ausdauer braucht. Ich empfehle, früh damit anzufangen – nicht erst dann, wenn das Geld knapp wird. Der erste Eindruck zählt. Deshalb: Klare Kommunikation. Kein Marketing-Sprech, sondern konkret sagen, was ihr macht und wo ihr hinwollt. Und: Nicht nur erzählen, was ihr braucht, sondern auch zeigen, dass ihr verstanden habt, was ein Investor mitbringt. Wer den Austausch ernst nimmt, signalisiert, dass er oder sie auf Augenhöhe denkt – das macht einen grossen Unterschied.

Noch mehr Tipps gefällig?

Auf resources.b2venture.vc finden Gründer eine Auswahl an praktischen Tools, Erfahrungsberichten und Best Practices zu diversen Themen rund um den Startup-Alltag.

Wann passt ein Startup wirklich zu einem Investor und umgekehrt?

Wenn man Venture Capital aufnimmt, holt man sich einen Geschäftspartner für mehrere Jahre an Bord. Diese Person sitzt im Verwaltungsrat, hat Mitspracherecht und kann im Zweifel mitentscheiden, wohin sich das Unternehmen entwickelt. Da muss man sich gut überlegen, ob das passt, sowohl fachlich als auch menschlich. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen: Wer ist die Person? Passt die zu mir? Hat sie die Fachkompetenz, die ich brauche? Ich finde es immer seltsam, wenn Gründer völlig unvorbereitet in den Call kommen und keine Ahnung haben, wer wir sind. Zwei Minuten auf LinkedIn reichen, um zu sehen, ob es passen könnte und ob es sich lohnt, überhaupt zu sprechen.

Wie geht ihr bei b2venture vor, wenn ihr entscheidet, ob ihr in ein Startup investiert?

Wir schauen uns jede Woche sehr viele Pitch-Decks an und da müssen wir, wie ich vorhin schon sagte, schnell erkennen können, worum es geht. Besonders wichtig ist auch: Wie realistisch ist der Weg von der ersten Kundschaft bis zum skalierten Geschäftsmodell? Es geht um Ambition, aber auch um Umsetzbarkeit. Und schliesslich prüfen wir, ob das Team das richtige ist. Nicht im Sinne eines perfekten Lebenslaufs, sondern ob sie das Thema wirklich verstanden haben und etwas daraus machen können.

Du hast die Umsetzbarkeit angesprochen. Gibt es typische Denkfehler bei Gründern, wenn es um Skalierung geht?

Ja, ein häufiger Irrtum ist die Vorstellung, dass nach dem Product-Market-Fit alles linear aufwärts geht. Die Realität sieht anders aus: Skalierung ist meistens ungleichmässig, voller Rückschläge und Anpassungen. Das wird oft unterschätzt. Viele verstehen nicht, dass Wachstum meist in S-Kurven passiert – mit Phasen, in denen lange scheinbar wenig geht, bevor der nächste Sprung kommt. Man braucht Resilienz und die Fähigkeit, unterwegs dazuzulernen, nicht nur einen Plan A.

b2venture arbeitet mit einer grossen Angel-Community. Was steckt dahinter  und wie baut ihr die weiter aus?

Unsere Community umfasst über 300 aktive Angel-Investoren, viele davon sind selbst erfahrene Gründer. Sie bringen Kapital, Know-how und ein gutes Gespür für Teams mit. Diese Menschen holen wir sehr bewusst ins Auswahlverfahren rein. Sie helfen uns, fundierte Entscheidungen zu treffen, und sind auch später oft als Sparring-Partner für die Startups da. Unser Ziel ist es, genau ein solches Schwungrad aufzubauen, wie man es in den USA sieht: Leute, die selbst gegründet haben, investieren in die nächste Generation. So entsteht ein echtes Ökosystem.