Was Pflanzen nicht brauchen, wird zu Energie: Mit dieser einfachen Idee revolutioniert das Startup Voltiris die Gewächshausbranche. Ihre patentierte Technologie filtert ungenutztes Licht und wandelt es in Strom um. Eine Schweizer Innovation mit globalem Potenzial.
Während die meisten Menschen Chaos vermeiden, liebt Nicolas Weber genau das: «Zu viel Sicherheit macht mich nervös», sagt der Gründer von Voltiris und lacht. Diese Einstellung half ihm auch, als er mit seinen zwei Mitgründern eine Technologie entwickelte, die die Gewächshausbranche revolutionieren könnte: Ein System, das ungenutztes Lichtspektrum in Energie umwandelt – ohne das Pflanzenwachstum zu beeinträchtigen.
Von der Schulbank zum Startup
Die Geschichte beginnt im Physikunterricht, wo sich Nicolas Weber und Jonas Roch als Teenager kennenlernten. «Jonas war schon damals ein Genie in Physik», erinnert sich Nicolas. «Er überzeugte mich auch, lieber Wirtschaft zu studieren – weil es in der Physik immer Leute geben würde, die schlauer sind als ich.» Die Freundschaft blieb, ebenso wie der gemeinsame Traum: Eines Tages wollten sie zusammen etwas Sinnvolles aufbauen.
Die Chance dazu kam Ende der Corona-Zeit bei einer Bergwanderung. Jonas, mittlerweile promovierter Physiker, hatte die zündende Idee: Pflanzen nutzen für die Photosynthese nur bestimmte Wellenlängen des Lichts. Warum also nicht die ungenutzten Wellenlängen in Energie umwandeln? Nicolas, zu dieser Zeit noch Strategieberater bei BCG, war sofort Feuer und Flamme. Kurz darauf bauten die beiden erste, kleine Testgewächshäuser im Garten von Jonas‘ Eltern.
Ein steiniger Weg zur Innovation
Der Weg zum Erfolg war allerdings alles andere als geradlinig. Die erste Version ihrer Lösung sah noch ganz anders aus. «Wir gingen Anfang 2021 zu Gewächshausbetreibern in der Region Genf mit der Idee, das Dach mit Parabolspiegeln auszustatten», erinnert sich Nicolas. «Die Betreiber meinten freundlich, dass sie oft von unausgereiften Ideen hören, aber unser Ansatz sei vielversprechend, auch wenn er noch überarbeitet werden müsse», erinnert sich Nicolas. Diese konstruktive Rückmeldung bestärkte sie darin, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Mit Dominik Blaser holten sie einen Maschinenbau-Experten als dritten Mitgründer ins Team, um die technische Umsetzung zu optimieren.
Das Ergebnis ihrer Neuausrichtung ist das heutige System aus dichroitischen Spiegeln, das das Licht präzise filtert: Die für die Photosynthese wichtigen Wellenlängen erreichen die Pflanzen, der Rest wird auf Solarzellen gelenkt und in Strom umgewandelt. «Wir sind die Ersten, die diese Art der Spektralfilterung mit Energieerzeugung kombinieren», erklärt Nicolas. Diese Innovation haben sie sich patentieren lassen.
Bewusst starteten sie mit der grössten Herausforderung: Tomaten in den Niederlanden. «Tomaten sind die lichtempfindlichsten Pflanzen unter den gängigen Gewächshauskulturen», sagt Nicolas. «Wenn es bei Tomaten in den lichtarmen Niederlanden funktioniert, funktioniert es auch bei Salat in Südfrankreich.» Die Strategie ging auf: Erste Tests zeigen nicht nur, dass das Pflanzenwachstum nicht beeinträchtigt wird – die Technologie bringt sogar unerwartete Vorteile. Die gefilterte Lichteinstrahlung senkt die Blatttemperatur, wodurch die Pflanzen weniger Wasser brauchen. Die gewonnene Energie kann zudem für die Kühlung der Gewächshäuser eingesetzt werden – ein doppelter Vorteil gerade in wärmeren Regionen. Das macht die Technologie besonders interessant für den mediterranen Raum.
Wachstum mit System und Purpose
Heute, mehr als zwei Jahre nach der Gründung, hat Voltiris bereits die ersten kommerziellen Anlagen in der Schweiz in Betrieb. Elf Testprojekte laufen in fünf Ländern, eine Niederlassung in den Niederlanden wurde eröffnet. Mitte November startet das erste Projekt mit der grössten Tomatenanbau-Kooperative Frankreichs, Anfang 2025 folgen Anlagen in Belgien.
Für Nicolas ist das Thema auch persönlich ein grossen Anliegen. Im März 2022, dem Gründungsmonat von Voltiris, wurde er Vater. «Die Geburt meines Sohnes hat mich noch stärker darin bestärkt, dass wir etwas für die Zukunft tun müssen», sagt er. «Es geht darum, eine Welt zu schaffen, in der die nächste Generation gedeihen kann – ohne kollabierende Ökosysteme.»
Die Vision geht daher weit über Gewächshäuser hinaus. «Landwirtschaft ist einer der grössten Landnutzer», sagt Nicolas. «Wenn wir es schaffen, dass jede landwirtschaftliche Fläche zu einem potenziellen Solarkraftwerk wird, ohne die Produktion zu beeinträchtigen – das wäre revolutionär.» Ein ambitioniertes Ziel, aber für jemanden, der Chaos liebt, genau die richtige Herausforderung.
Facts & Figures
Gründung: März 2022
Website: voltiris.com
Was Pflanzen nicht brauchen, wird zu Energie: Mit dieser einfachen Idee revolutioniert das Startup Voltiris die Gewächshausbranche. Ihre patentierte Technologie filtert ungenutztes Licht und wandelt es in Strom um. Eine Schweizer Innovation mit globalem Potenzial.
Während die meisten Menschen Chaos vermeiden, liebt Nicolas Weber genau das: «Zu viel Sicherheit macht mich nervös», sagt der Gründer von Voltiris und lacht. Diese Einstellung half ihm auch, als er mit seinen zwei Mitgründern eine Technologie entwickelte, die die Gewächshausbranche revolutionieren könnte: Ein System, das ungenutztes Lichtspektrum in Energie umwandelt – ohne das Pflanzenwachstum zu beeinträchtigen.
Von der Schulbank zum Startup
Die Geschichte beginnt im Physikunterricht, wo sich Nicolas Weber und Jonas Roch als Teenager kennenlernten. «Jonas war schon damals ein Genie in Physik», erinnert sich Nicolas. «Er überzeugte mich auch, lieber Wirtschaft zu studieren – weil es in der Physik immer Leute geben würde, die schlauer sind als ich.» Die Freundschaft blieb, ebenso wie der gemeinsame Traum: Eines Tages wollten sie zusammen etwas Sinnvolles aufbauen.
Die Chance dazu kam Ende der Corona-Zeit bei einer Bergwanderung. Jonas, mittlerweile promovierter Physiker, hatte die zündende Idee: Pflanzen nutzen für die Photosynthese nur bestimmte Wellenlängen des Lichts. Warum also nicht die ungenutzten Wellenlängen in Energie umwandeln? Nicolas, zu dieser Zeit noch Strategieberater bei BCG, war sofort Feuer und Flamme. Kurz darauf bauten die beiden erste, kleine Testgewächshäuser im Garten von Jonas‘ Eltern.
Ein steiniger Weg zur Innovation
Der Weg zum Erfolg war allerdings alles andere als geradlinig. Die erste Version ihrer Lösung sah noch ganz anders aus. «Wir gingen Anfang 2021 zu Gewächshausbetreibern in der Region Genf mit der Idee, das Dach mit Parabolspiegeln auszustatten», erinnert sich Nicolas. «Die Betreiber meinten freundlich, dass sie oft von unausgereiften Ideen hören, aber unser Ansatz sei vielversprechend, auch wenn er noch überarbeitet werden müsse», erinnert sich Nicolas. Diese konstruktive Rückmeldung bestärkte sie darin, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Mit Dominik Blaser holten sie einen Maschinenbau-Experten als dritten Mitgründer ins Team, um die technische Umsetzung zu optimieren.
Das Ergebnis ihrer Neuausrichtung ist das heutige System aus dichroitischen Spiegeln, das das Licht präzise filtert: Die für die Photosynthese wichtigen Wellenlängen erreichen die Pflanzen, der Rest wird auf Solarzellen gelenkt und in Strom umgewandelt. «Wir sind die Ersten, die diese Art der Spektralfilterung mit Energieerzeugung kombinieren», erklärt Nicolas. Diese Innovation haben sie sich patentieren lassen.
Bewusst starteten sie mit der grössten Herausforderung: Tomaten in den Niederlanden. «Tomaten sind die lichtempfindlichsten Pflanzen unter den gängigen Gewächshauskulturen», sagt Nicolas. «Wenn es bei Tomaten in den lichtarmen Niederlanden funktioniert, funktioniert es auch bei Salat in Südfrankreich.» Die Strategie ging auf: Erste Tests zeigen nicht nur, dass das Pflanzenwachstum nicht beeinträchtigt wird – die Technologie bringt sogar unerwartete Vorteile. Die gefilterte Lichteinstrahlung senkt die Blatttemperatur, wodurch die Pflanzen weniger Wasser brauchen. Die gewonnene Energie kann zudem für die Kühlung der Gewächshäuser eingesetzt werden – ein doppelter Vorteil gerade in wärmeren Regionen. Das macht die Technologie besonders interessant für den mediterranen Raum.
Wachstum mit System und Purpose
Heute, mehr als zwei Jahre nach der Gründung, hat Voltiris bereits die ersten kommerziellen Anlagen in der Schweiz in Betrieb. Elf Testprojekte laufen in fünf Ländern, eine Niederlassung in den Niederlanden wurde eröffnet. Mitte November startet das erste Projekt mit der grössten Tomatenanbau-Kooperative Frankreichs, Anfang 2025 folgen Anlagen in Belgien.
Für Nicolas ist das Thema auch persönlich ein grossen Anliegen. Im März 2022, dem Gründungsmonat von Voltiris, wurde er Vater. «Die Geburt meines Sohnes hat mich noch stärker darin bestärkt, dass wir etwas für die Zukunft tun müssen», sagt er. «Es geht darum, eine Welt zu schaffen, in der die nächste Generation gedeihen kann – ohne kollabierende Ökosysteme.»
Die Vision geht daher weit über Gewächshäuser hinaus. «Landwirtschaft ist einer der grössten Landnutzer», sagt Nicolas. «Wenn wir es schaffen, dass jede landwirtschaftliche Fläche zu einem potenziellen Solarkraftwerk wird, ohne die Produktion zu beeinträchtigen – das wäre revolutionär.» Ein ambitioniertes Ziel, aber für jemanden, der Chaos liebt, genau die richtige Herausforderung.
Facts & Figures
Gründung: März 2022
Website: voltiris.com