Julian Liniger ist Mitgründer und CEO von Relai. Mit seiner App will er Investitionen in Bitcoin vereinfachen. Was vor fünf Jahren mit der Teilnahme an einem Hackathon begann, ist mittlerweile zu einem Unternehmen mit 25 Mitarbeitenden herangewachsen.

Wie würdest du einem Kind erklären, was ihr macht?

Zuerst würde ich erklären, was Bitcoin ist: einfaches, gutes Geld. Es handelt sich um eine weltweit einheitliche Währung, von der es nur 21 Millionen gibt und die
sich nicht nachdrucken lässt. Das Geld ist digital und lässt sich einfach verschieben. Dafür sind weder Banken noch Regierungen notwendig – nur unsere App.

Heisst, dass wirklich jeder in Bitcoin investieren kann?

Das ist das Ziel von Relai. Wir wollen die Einstiegshürde tief halten. Man kann mit 25 Franken starten und braucht wenig Vorwissen. Jeder, der ein Smartphone bedienen kann, kann mit unserer App Bitcoin kaufen.

Die Volatilität im Kryptomarkt ist nichts für schwache Nerven. Eignen sich Krypto-Investments für sicherheitsbedürftige Anleger?

Es ist wichtig, zwischen Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu unterscheiden. Es gibt momentan über 2,4 Millionen davon! Bitcoin ist die erste und grösste Währung. Die einzige, die sich meiner Meinung nach für langfristige Geldanlagen eignet. Alles andere ist spekulativ, volatil und risikobehaftet. Auch Bitcoin ist volatil, führt nicht zum schnellem Reichtum und ist nicht für Trading geeignet. Es ist nicht ratsam, das halbe Vermögen in Bitcoin zu investieren.

Wie siehst du denn die Rolle von Bitcoin in einem diversifizierten Anlageportfolio?

Ich würde zwischen ein und zehn Prozent meines Vermögens investieren. Aber investiere nie mehr, als du es dir leisten kannst! Bitcoin hat gute Eigenschaften: Wie Gold kann es nicht inflationiert oder nachgedruckt werden. Das heisst, während Bankenkrisen oder Inflation bleibt der Bitcoin stabil. Grundsätzlich ist Bitcoin vergleichbar mit einem Startup Investment: Es hat viel Potenzial für Wertsteigerungen. Wahr ist auch, dass sich die Anlage noch nicht kategorisieren lässt. Wenn du ein Prozent in Bitcoin investierst und er an Wert verliert, dann hast du nicht viel verloren. Wenn es sich um die Währung der Zukunft handelt,
dann hat sich das Investment gelohnt. Das ist eine Risikoabwägung. 2015 war ein Bitcoin noch 500 Franken wert. Ich bin überzeugt, dass er auf 100ʼ000 Franken ansteigen wird.

Welche Herausforderungen führten zu deinem Bedarf an einer einfachen Bitcoin-Anwendung?

Ich beschäftige mich seit 2015 mit Bitcoin. Damals war es noch keine grosse Sache. Plötzlich wollte jeder Bitcoin kaufen. Freunde und Bekannte kamen auf mich zu und fragten, wie das funktioniere. Man musste digitale Wallets herunterladen und sich registrieren. Wahrscheinlich sind bei dieser Einstiegshürde schon neun von zehn Leuten ausgestiegen. Ich wollte deshalb eine App kreieren, die den Zugang zu Bitcoin vereinfacht. Das zweite Problem, welches ich lösen wollte: Ich suchte nach einer Möglichkeit, wöchentlich ohne Aufwand in Bitcoin zu investieren. Mir war klar, dass ich eine solche Lösung anbieten wollte, nur fehlte mir das technische Verständnis. Also suchte ich nach einem Mitgründer. 2019 nahmen wir an einem Hackathon teil und erarbeiteten den ersten Prototypen. Die Rückmeldungen zu unserer App waren überraschend gut und so wurde aus unserem Hobby ein Startup. 2020 nahmen wir erstmals externes Geld von Angel Investoren auf und stellten die App live.

Weshalb hast du dich entschieden, im Kryptomarkt zu gründen?

Ich habe Psychologie und BWL studiert. Während des Studiums habe ich zwei Jahre lang bei einer Bank im Bereich Management Consulting gearbeitet. Schon damals war mir klar, dass ich lieber selbst Unternehmer sein möchte. Ich habe damals eine sehr coole Vorlesung zum Thema «Being an Entrepreneur» mit dem Schwerpunkt Unternehmensgründung besucht. Nach dieser Vorlesung habe ich mich für ein Auslandssemester im Silicon Valley entschieden. Ich war inmitten
der Startup-Szene, umgeben von Innovation und Technologie. Das war so inspirierend! Als ich zurückkam, wusste ich, dass ich im Bereich Krypto gründen will.

Was fasziniert dich an Bitcoin?

Ich finde es spannend, dass wir ein völlig neues Geldsystem aufbauen. Und ich bin überzeugt, dass es viel besser ist als alles, was wir bisher hatten. Geld kann von traditionellen Banken aus dem Nichts gedruckt werden. Ich finde es absurd, dass Geld auf dem Sparkonto an Wert verliert. Bei Bitcoin ist das anders: Ich glaube daran, dass er langfristig an Wert gewinnt – und die Handhabung ist super einfach. Geld ist das grundlegendste System, um als Gesellschaft zu funktionieren.
Aber das ‹übliche› Geldsystem ist meiner Ansicht nach kaputt.

2022 wurdest du in der Forbes-Liste «30 Under 30» gelistet. Wie hat dich diese Anerkennung beeinflusst?

Ich bin kein Fan von Auszeichnungen, aber das war eine coole Anerkennung! Die Platzierung ist Imagepflege. Sie hat uns Türen geöffnet, unter anderem zu Investoren und Medien. Das brauche ich für mich persönlich nicht, doch für Relai ist Sichtbarkeit wichtig. Das hat unseren Unternehmenserfolg positiv beeinflusst.

Mit der Zulassung des Bitcoin-ETFs in der Schweiz gibt es mehr Aufmerksamkeit für Kryptowährungen. Was verändert sich dadurch?

Das ist eine Bestätigung für die ganze Bitcoin-Industrie. Fortan gilt Bitcoin als regulierte Anlageklasse und wird nicht mehr mit Kriminalität verbunden. In den nächsten Jahren wird dieser Bitcoin-ETF für alle Bankkundinnen und -kunden zugänglich gemacht. Neben Immobilien und Aktien kann das Portfolio nun auch mit Bitcoin ergänzt werden. Für grosse Investoren wie Hedgefonds und Pensionskassen ist die Entwicklung vielversprechend. Die Nachfrage ist aktuell hoch, das Angebot begrenzt. Das führt langfristig zu einem Preisanstieg. Der Wert des Bitcoins hat sich in den letzten Monaten mehr als verdoppelt!

Welche regulatorischen Herausforderungen habt ihr erlebt, und wie habt ihr diese überwunden?

Wir sind mit einer App gestartet und haben uns anfangs keine Gedanken über Regulierungen gemacht. Als wir grösser wurden, haben wir gemerkt, dass es für die Weiterentwicklung unumgänglich ist, selbst Broker zu sein und somit reguliert zu werden. Wir haben eine entsprechende Lizenz erworben und Fachkräfte mit Erfahrung im Bereich Finanzen und Compliance eingestellt. Der Weg zum regulierten Finanzdienstleister war ein Grossprojekt und sehr kostspielig. Wir arbeiten gerade daran, eine Lizenz für EU-Länder zu bekommen.

Welche langfristigen Ziele und Visionen hast du für dich persönlich und für Relai als Unternehmen im Finanzsektor?

Ich will so lange wie möglich CEO von Relai bleiben. Die Aufgabe macht mir Spass: Es ist grossartig, ein Unternehmen aufzubauen. Wir sind 25 Personen und wollen das Team bis Ende Jahr auf 30 erweitern. Wir wollen das Produkt, das Team und die Kundenbasis verbessern. Dann sind wir bereit für die Expansion: erst nach Europa und dann über Europa hinaus. Wir verfolgen die Mission, immer mehr Leuten das Thema Bitcoin näherzubringen. Aktuell halten nur fünf Prozent der weltweiten Bevölkerung Bitcoin. Wir denken, dass sich diese Zahl in den nächsten zehn Jahren auf 50 Prozent vervielfachen wird. Als Startup wollen wir schnell wachsen, global agieren und weitere Investoren dazuholen. Das hilft uns, noch grösser zu denken und schneller zu wachsen – bis hin zum Börsengang.

Author: Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."
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Julian Liniger ist Mitgründer und CEO von Relai. Mit seiner App will er Investitionen in Bitcoin vereinfachen. Was vor fünf Jahren mit der Teilnahme an einem Hackathon begann, ist mittlerweile zu einem Unternehmen mit 25 Mitarbeitenden herangewachsen.

Wie würdest du einem Kind erklären, was ihr macht?

Zuerst würde ich erklären, was Bitcoin ist: einfaches, gutes Geld. Es handelt sich um eine weltweit einheitliche Währung, von der es nur 21 Millionen gibt und die
sich nicht nachdrucken lässt. Das Geld ist digital und lässt sich einfach verschieben. Dafür sind weder Banken noch Regierungen notwendig – nur unsere App.

Heisst, dass wirklich jeder in Bitcoin investieren kann?

Das ist das Ziel von Relai. Wir wollen die Einstiegshürde tief halten. Man kann mit 25 Franken starten und braucht wenig Vorwissen. Jeder, der ein Smartphone bedienen kann, kann mit unserer App Bitcoin kaufen.

Die Volatilität im Kryptomarkt ist nichts für schwache Nerven. Eignen sich Krypto-Investments für sicherheitsbedürftige Anleger?

Es ist wichtig, zwischen Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu unterscheiden. Es gibt momentan über 2,4 Millionen davon! Bitcoin ist die erste und grösste Währung. Die einzige, die sich meiner Meinung nach für langfristige Geldanlagen eignet. Alles andere ist spekulativ, volatil und risikobehaftet. Auch Bitcoin ist volatil, führt nicht zum schnellem Reichtum und ist nicht für Trading geeignet. Es ist nicht ratsam, das halbe Vermögen in Bitcoin zu investieren.

Wie siehst du denn die Rolle von Bitcoin in einem diversifizierten Anlageportfolio?

Ich würde zwischen ein und zehn Prozent meines Vermögens investieren. Aber investiere nie mehr, als du es dir leisten kannst! Bitcoin hat gute Eigenschaften: Wie Gold kann es nicht inflationiert oder nachgedruckt werden. Das heisst, während Bankenkrisen oder Inflation bleibt der Bitcoin stabil. Grundsätzlich ist Bitcoin vergleichbar mit einem Startup Investment: Es hat viel Potenzial für Wertsteigerungen. Wahr ist auch, dass sich die Anlage noch nicht kategorisieren lässt. Wenn du ein Prozent in Bitcoin investierst und er an Wert verliert, dann hast du nicht viel verloren. Wenn es sich um die Währung der Zukunft handelt,
dann hat sich das Investment gelohnt. Das ist eine Risikoabwägung. 2015 war ein Bitcoin noch 500 Franken wert. Ich bin überzeugt, dass er auf 100ʼ000 Franken ansteigen wird.

Welche Herausforderungen führten zu deinem Bedarf an einer einfachen Bitcoin-Anwendung?

Ich beschäftige mich seit 2015 mit Bitcoin. Damals war es noch keine grosse Sache. Plötzlich wollte jeder Bitcoin kaufen. Freunde und Bekannte kamen auf mich zu und fragten, wie das funktioniere. Man musste digitale Wallets herunterladen und sich registrieren. Wahrscheinlich sind bei dieser Einstiegshürde schon neun von zehn Leuten ausgestiegen. Ich wollte deshalb eine App kreieren, die den Zugang zu Bitcoin vereinfacht. Das zweite Problem, welches ich lösen wollte: Ich suchte nach einer Möglichkeit, wöchentlich ohne Aufwand in Bitcoin zu investieren. Mir war klar, dass ich eine solche Lösung anbieten wollte, nur fehlte mir das technische Verständnis. Also suchte ich nach einem Mitgründer. 2019 nahmen wir an einem Hackathon teil und erarbeiteten den ersten Prototypen. Die Rückmeldungen zu unserer App waren überraschend gut und so wurde aus unserem Hobby ein Startup. 2020 nahmen wir erstmals externes Geld von Angel Investoren auf und stellten die App live.

Weshalb hast du dich entschieden, im Kryptomarkt zu gründen?

Ich habe Psychologie und BWL studiert. Während des Studiums habe ich zwei Jahre lang bei einer Bank im Bereich Management Consulting gearbeitet. Schon damals war mir klar, dass ich lieber selbst Unternehmer sein möchte. Ich habe damals eine sehr coole Vorlesung zum Thema «Being an Entrepreneur» mit dem Schwerpunkt Unternehmensgründung besucht. Nach dieser Vorlesung habe ich mich für ein Auslandssemester im Silicon Valley entschieden. Ich war inmitten
der Startup-Szene, umgeben von Innovation und Technologie. Das war so inspirierend! Als ich zurückkam, wusste ich, dass ich im Bereich Krypto gründen will.

Was fasziniert dich an Bitcoin?

Ich finde es spannend, dass wir ein völlig neues Geldsystem aufbauen. Und ich bin überzeugt, dass es viel besser ist als alles, was wir bisher hatten. Geld kann von traditionellen Banken aus dem Nichts gedruckt werden. Ich finde es absurd, dass Geld auf dem Sparkonto an Wert verliert. Bei Bitcoin ist das anders: Ich glaube daran, dass er langfristig an Wert gewinnt – und die Handhabung ist super einfach. Geld ist das grundlegendste System, um als Gesellschaft zu funktionieren.
Aber das ‹übliche› Geldsystem ist meiner Ansicht nach kaputt.

2022 wurdest du in der Forbes-Liste «30 Under 30» gelistet. Wie hat dich diese Anerkennung beeinflusst?

Ich bin kein Fan von Auszeichnungen, aber das war eine coole Anerkennung! Die Platzierung ist Imagepflege. Sie hat uns Türen geöffnet, unter anderem zu Investoren und Medien. Das brauche ich für mich persönlich nicht, doch für Relai ist Sichtbarkeit wichtig. Das hat unseren Unternehmenserfolg positiv beeinflusst.

Mit der Zulassung des Bitcoin-ETFs in der Schweiz gibt es mehr Aufmerksamkeit für Kryptowährungen. Was verändert sich dadurch?

Das ist eine Bestätigung für die ganze Bitcoin-Industrie. Fortan gilt Bitcoin als regulierte Anlageklasse und wird nicht mehr mit Kriminalität verbunden. In den nächsten Jahren wird dieser Bitcoin-ETF für alle Bankkundinnen und -kunden zugänglich gemacht. Neben Immobilien und Aktien kann das Portfolio nun auch mit Bitcoin ergänzt werden. Für grosse Investoren wie Hedgefonds und Pensionskassen ist die Entwicklung vielversprechend. Die Nachfrage ist aktuell hoch, das Angebot begrenzt. Das führt langfristig zu einem Preisanstieg. Der Wert des Bitcoins hat sich in den letzten Monaten mehr als verdoppelt!

Welche regulatorischen Herausforderungen habt ihr erlebt, und wie habt ihr diese überwunden?

Wir sind mit einer App gestartet und haben uns anfangs keine Gedanken über Regulierungen gemacht. Als wir grösser wurden, haben wir gemerkt, dass es für die Weiterentwicklung unumgänglich ist, selbst Broker zu sein und somit reguliert zu werden. Wir haben eine entsprechende Lizenz erworben und Fachkräfte mit Erfahrung im Bereich Finanzen und Compliance eingestellt. Der Weg zum regulierten Finanzdienstleister war ein Grossprojekt und sehr kostspielig. Wir arbeiten gerade daran, eine Lizenz für EU-Länder zu bekommen.

Welche langfristigen Ziele und Visionen hast du für dich persönlich und für Relai als Unternehmen im Finanzsektor?

Ich will so lange wie möglich CEO von Relai bleiben. Die Aufgabe macht mir Spass: Es ist grossartig, ein Unternehmen aufzubauen. Wir sind 25 Personen und wollen das Team bis Ende Jahr auf 30 erweitern. Wir wollen das Produkt, das Team und die Kundenbasis verbessern. Dann sind wir bereit für die Expansion: erst nach Europa und dann über Europa hinaus. Wir verfolgen die Mission, immer mehr Leuten das Thema Bitcoin näherzubringen. Aktuell halten nur fünf Prozent der weltweiten Bevölkerung Bitcoin. Wir denken, dass sich diese Zahl in den nächsten zehn Jahren auf 50 Prozent vervielfachen wird. Als Startup wollen wir schnell wachsen, global agieren und weitere Investoren dazuholen. Das hilft uns, noch grösser zu denken und schneller zu wachsen – bis hin zum Börsengang.