Als ehemalige Chief Strategy Officer (CSO) von Wefox, einem der wenigen Schweizer Unicorns (Stand 2022), und heutige Startup-Coach kennt Maren Schlieper beide Seiten: den Aufbau eines Milliarden-Startups und die Herausforderungen junger Gründerteams. Im Interview teilt sie ihre wichtigsten Erkenntnisse darüber, was es braucht, um ein erfolgreiches Startup zu skalieren.
Du warst bei Wefox von Anfang an dabei und hast das Wachstum von unter 100 auf mehr als 1’500 Mitarbeitende miterlebt. Was hat diese intensive Zeit mit dir gemacht?
Es war eine prägende Erfahrung, für die ich unglaublich dankbar bin. Mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Narben, aber vor allem mit den wertvollen Learnings und den Menschen, die ich kennenlernen durfte. Viele von ihnen sind auch heute noch wichtige Mentoren und Gleichgesinnte an meiner Seite – Menschen, die wirklich etwas bewegen wollen. Ein Unicorn von innen aufzubauen ist eine einzigartige Chance. Diese intensive Zeit hat mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich stark geprägt.
Ein Unicorn aufzubauen ist auch der Traum vieler Gründerinnen und Gründer. Was braucht es wirklich dafür, jenseits der oft zitierten «guten Idee»?
Vor allem braucht es Resilienz. Man muss bereit sein für die ständigen Herausforderungen, denn man läuft immer und immer wieder in den nächsten Sturm. Es gibt keine ruhigen Momente. Wenn man denkt, jetzt haben wir es geschafft, kommt entweder die nächste grosse Chance oder die nächste Krise um die Ecke. Entscheidend ist dabei eine klare Vision, die wirklich im ganzen Unternehmen gelebt wird. Alle Mitarbeitenden müssen nicht nur den griffigen Slogan kennen, sondern wirklich verstehen: Was bedeutet er konkret? Was heisst das für unsere Strategie? Und wie kann jeder Einzelne seinen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten? Dabei ist es besonders wichtig, dass alle Mitarbeitenden im Detail verstehen, was sie konkret beitragen können – und zwar nicht nur bei bestehenden Aufgaben, sondern auch wenn sich etwas verändert. Hier ist Wiederholung der Schlüssel, und dafür muss das Management befähigt werden, diese Botschaft in die Organisation zu tragen.
In deinen Vorträgen sprichst du vom «Valley of Death» als entscheidende Phase. Was macht diese Zeit so herausfordernd?
Die grösste Herausforderung ist der Spagat zwischen operativem Geschäft und Innovation. Das Unternehmen stabil und profitabel zu führen, ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Skalieren. Gleichzeitig müssen wir zu jedem Zeitpunkt die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Das Tagesgeschäft am Laufen zu halten, braucht enorme Ressourcen – von Kundenservice über Technik und Infrastruktur bis hin zu den Kernbereichen. Die wahre Kunst ist es dann, trotzdem Vorreiter zu bleiben und neue Wege zu gehen. Denn zu einem Milliarden-Startup wird man nur, wenn man nach der ersten Erfolgsphase nicht in der Masse verschwindet, sondern sich weiter durch Innovation abhebt.
Wie wichtig ist Kommunikation in dieser schnellen Wachstumsphase?
Das ist einer der kritischsten Faktoren. Am Anfang entwickelt ein kleines Team alles gemeinsam, jeder versteht jede Entscheidung, weil alle mitdiskutiert haben. Aber mit jedem Wachstumsschritt – neue Hierarchiestufen, neue Länder, neue Sprachen und Kulturen – wird es schwieriger, diesen engen Zusammenhalt zu bewahren. Ein Disconnect zwischen Teams und Ebenen kann ein Scale-up schnell zu einem schwierigen Arbeitsumfeld machen. Deshalb muss Kommunikation, sowohl nach innen als auch nach aussen, absolute Priorität haben.
Heute coachst du selbst Startups. Was hat dich zu diesem Schritt bewogen?
Die Startup-Welt ist meine Heimat geworden, da war der Weg nach Wefox schnell klar. Ich frage mich bei allem, was ich tue: Welchen echten Mehrwert kann ich schaffen? Als Coach bei Innosuisse zum Beispiel erlebe ich ein unglaubliches Netzwerk. Nach meinem ersten Meeting mit allen Coaches dachte ich nur: Hätten wir damals bei unseren Anfängen Zugang zu so einem Netzwerk gehabt – das hätte einen gewaltigen Unterschied gemacht. Dabei wird mir immer wieder bewusst, wie viele Startups und Scaleups in der Schweiz gar nicht wissen, welche Unterstützungsmöglichkeiten es durch Innosuisse und andere Organisationen gibt.
Neben dem Coaching berate ich Startups und Scaleups bei HudsonGoodman gezielt in strategischen Fragen. Dort geht es darum, Ideen weiterzuentwickeln und durch evidenzbasierte Entscheidungen die richtigen Weichen zu stellen. Manchmal bedeutet das auch, bestehende Ansätze komplett neu zu denken. Diese verschiedenen Perspektiven ermöglichen es mir, Startups umfassend zu unterstützen. Das treibt mich heute an und macht mir vor allem sehr viel Spass.
Welche Entwicklungen in der Startup-Szene beobachtest du aktuell mit besonderem Interesse?
Besonders spannend finde ich den HealthTech- und MedTech-Bereich. Hier sehe ich extrem viele motivierte Gründerinnen und Gründer mit wirklich innovativen Ideen. Auch die Möglichkeiten von KI sind faszinierend – wenn sie gezielt dort eingesetzt wird, wo sie wirklich Mehrwert schafft.
Allerdings beobachte ich auch einen Trend, der mich nachdenklich macht: Immer mehr Menschen gründen ohne klaren Plan, einfach weil Geld da ist. Aus meiner Sicht ist das der falsche Ansatz. Ein erfolgreiches Startup braucht eine klare Vision, ein echtes Problem, das es löst, und einen durchdachten Weg zum Erfolg.
Was möchtest du Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?
Viele entscheidende Weichen werden ganz am Anfang gestellt. Natürlich fehlt in der Frühphase oft die Zeit für perfekte Strukturen und Prozesse. Aber bestimmte Grundlagen, die man früh richtig aufsetzt, machen das Leben in der Skalierungsphase um ein Vielfaches einfacher. Einen weiteren Tipp, den ich Gründerinnen und Gründern gerne mitgeben möchte: Fangt früh an, Beziehungen zu potenziellen Investoren aufzubauen und wartet nicht, bis ihr das Geld braucht.
Als ehemalige Chief Strategy Officer (CSO) von Wefox, einem der wenigen Schweizer Unicorns (Stand 2022), und heutige Startup-Coach kennt Maren Schlieper beide Seiten: den Aufbau eines Milliarden-Startups und die Herausforderungen junger Gründerteams. Im Interview teilt sie ihre wichtigsten Erkenntnisse darüber, was es braucht, um ein erfolgreiches Startup zu skalieren.
Du warst bei Wefox von Anfang an dabei und hast das Wachstum von unter 100 auf mehr als 1’500 Mitarbeitende miterlebt. Was hat diese intensive Zeit mit dir gemacht?
Es war eine prägende Erfahrung, für die ich unglaublich dankbar bin. Mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Narben, aber vor allem mit den wertvollen Learnings und den Menschen, die ich kennenlernen durfte. Viele von ihnen sind auch heute noch wichtige Mentoren und Gleichgesinnte an meiner Seite – Menschen, die wirklich etwas bewegen wollen. Ein Unicorn von innen aufzubauen ist eine einzigartige Chance. Diese intensive Zeit hat mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich stark geprägt.
Ein Unicorn aufzubauen ist auch der Traum vieler Gründerinnen und Gründer. Was braucht es wirklich dafür, jenseits der oft zitierten «guten Idee»?
Vor allem braucht es Resilienz. Man muss bereit sein für die ständigen Herausforderungen, denn man läuft immer und immer wieder in den nächsten Sturm. Es gibt keine ruhigen Momente. Wenn man denkt, jetzt haben wir es geschafft, kommt entweder die nächste grosse Chance oder die nächste Krise um die Ecke. Entscheidend ist dabei eine klare Vision, die wirklich im ganzen Unternehmen gelebt wird. Alle Mitarbeitenden müssen nicht nur den griffigen Slogan kennen, sondern wirklich verstehen: Was bedeutet er konkret? Was heisst das für unsere Strategie? Und wie kann jeder Einzelne seinen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten? Dabei ist es besonders wichtig, dass alle Mitarbeitenden im Detail verstehen, was sie konkret beitragen können – und zwar nicht nur bei bestehenden Aufgaben, sondern auch wenn sich etwas verändert. Hier ist Wiederholung der Schlüssel, und dafür muss das Management befähigt werden, diese Botschaft in die Organisation zu tragen.
In deinen Vorträgen sprichst du vom «Valley of Death» als entscheidende Phase. Was macht diese Zeit so herausfordernd?
Die grösste Herausforderung ist der Spagat zwischen operativem Geschäft und Innovation. Das Unternehmen stabil und profitabel zu führen, ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Skalieren. Gleichzeitig müssen wir zu jedem Zeitpunkt die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Das Tagesgeschäft am Laufen zu halten, braucht enorme Ressourcen – von Kundenservice über Technik und Infrastruktur bis hin zu den Kernbereichen. Die wahre Kunst ist es dann, trotzdem Vorreiter zu bleiben und neue Wege zu gehen. Denn zu einem Milliarden-Startup wird man nur, wenn man nach der ersten Erfolgsphase nicht in der Masse verschwindet, sondern sich weiter durch Innovation abhebt.
Wie wichtig ist Kommunikation in dieser schnellen Wachstumsphase?
Das ist einer der kritischsten Faktoren. Am Anfang entwickelt ein kleines Team alles gemeinsam, jeder versteht jede Entscheidung, weil alle mitdiskutiert haben. Aber mit jedem Wachstumsschritt – neue Hierarchiestufen, neue Länder, neue Sprachen und Kulturen – wird es schwieriger, diesen engen Zusammenhalt zu bewahren. Ein Disconnect zwischen Teams und Ebenen kann ein Scale-up schnell zu einem schwierigen Arbeitsumfeld machen. Deshalb muss Kommunikation, sowohl nach innen als auch nach aussen, absolute Priorität haben.
Heute coachst du selbst Startups. Was hat dich zu diesem Schritt bewogen?
Die Startup-Welt ist meine Heimat geworden, da war der Weg nach Wefox schnell klar. Ich frage mich bei allem, was ich tue: Welchen echten Mehrwert kann ich schaffen? Als Coach bei Innosuisse zum Beispiel erlebe ich ein unglaubliches Netzwerk. Nach meinem ersten Meeting mit allen Coaches dachte ich nur: Hätten wir damals bei unseren Anfängen Zugang zu so einem Netzwerk gehabt – das hätte einen gewaltigen Unterschied gemacht. Dabei wird mir immer wieder bewusst, wie viele Startups und Scaleups in der Schweiz gar nicht wissen, welche Unterstützungsmöglichkeiten es durch Innosuisse und andere Organisationen gibt.
Neben dem Coaching berate ich Startups und Scaleups bei HudsonGoodman gezielt in strategischen Fragen. Dort geht es darum, Ideen weiterzuentwickeln und durch evidenzbasierte Entscheidungen die richtigen Weichen zu stellen. Manchmal bedeutet das auch, bestehende Ansätze komplett neu zu denken. Diese verschiedenen Perspektiven ermöglichen es mir, Startups umfassend zu unterstützen. Das treibt mich heute an und macht mir vor allem sehr viel Spass.
Welche Entwicklungen in der Startup-Szene beobachtest du aktuell mit besonderem Interesse?
Besonders spannend finde ich den HealthTech- und MedTech-Bereich. Hier sehe ich extrem viele motivierte Gründerinnen und Gründer mit wirklich innovativen Ideen. Auch die Möglichkeiten von KI sind faszinierend – wenn sie gezielt dort eingesetzt wird, wo sie wirklich Mehrwert schafft.
Allerdings beobachte ich auch einen Trend, der mich nachdenklich macht: Immer mehr Menschen gründen ohne klaren Plan, einfach weil Geld da ist. Aus meiner Sicht ist das der falsche Ansatz. Ein erfolgreiches Startup braucht eine klare Vision, ein echtes Problem, das es löst, und einen durchdachten Weg zum Erfolg.
Was möchtest du Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?
Viele entscheidende Weichen werden ganz am Anfang gestellt. Natürlich fehlt in der Frühphase oft die Zeit für perfekte Strukturen und Prozesse. Aber bestimmte Grundlagen, die man früh richtig aufsetzt, machen das Leben in der Skalierungsphase um ein Vielfaches einfacher. Einen weiteren Tipp, den ich Gründerinnen und Gründern gerne mitgeben möchte: Fangt früh an, Beziehungen zu potenziellen Investoren aufzubauen und wartet nicht, bis ihr das Geld braucht.