ETH Zürich und EPFL sind Spin-off-Schmieden von Weltrang. Doch an anderen Hochschulen entstehen erst wenige Ausgründungen – obwohl dort riesiges Potenzial liegt. Jetzt braucht es in den Hochschulen mehr Mut, Strukturen und den klaren Willen zur Förderung.

Wenn es um Spin-offs geht, sind ETH Zürich und EPFL Lausanne echte Schwergewichte. 2023 verzeichnete die ETH mit 43 neuen Spin-offs einen Rekord – so viele Ausgründungen wie nie zuvor. Die EPFL überschritt kürzlich die Marke von 500 Spin-offs insgesamt. Beide Hochschulen haben internationale Erfolge hervorgebracht: Climeworks filtert CO₂ aus der Luft, Scandit digitalisiert mit Computer Vision den Handel, Logitech wurde schon in den 1980ern zum globalen Technologieplayer. Diese Beispiele zeigen: Spitzenforschung kann zu globalen Unternehmen reifen – und Arbeitsplätze, Wohlstand und Strahlkraft für die Schweiz schaffen.

Ganz anders sieht es aktuell noch an vielen anderen Hochschulen aus. Zwar entstehen auch dort Spin-offs, doch die Zahl ist gemessen an den tausenden Studierenden und Dozierenden im Vergleich noch klein. Das heisst: Das Potenzial liegt noch weitgehend brach.

Warum auch Fachhochschulen entscheidend sind

Fachhochschulen sind nah an der Praxis, sie arbeiten eng mit Unternehmen zusammen und bilden einen grossen Teil der Schweizer Talente aus. Genau hier könnten hunderte neue Spin-offs entstehen – praxisnah, marktnah, mit direktem Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft. Erste positive Beispiele zeigen, was möglich ist: KUORI, ein Spin-off aus der FHNW, entwickelt biologisch abbaubare Materialien aus organischen Abfällen. An der HSLU entstand mit Cowa Thermal ein Energiespeicher-Startup, das international Aufmerksamkeit erregt. Und die ZHAW brachte mit RWAI eine KI-Lösung für den IT-Support hervor. Diese Geschichten machen Mut – und zeigen, dass Hochschulen das Zeug dazu haben, Spin-offs zu generieren.

Was noch fehlt

Anders als ETH und EPFL verfügen viele andere (Fach-)Hochschulen bislang über weniger eigene Förderinstrumente oder Strukturen für Ausgründungen. Das liegt nicht am fehlenden Potenzial – im Gegenteil: Wenn Fachhochschulen stärker auf Entrepreneurship setzen, gezielt Anreize schaffen und interne Ressourcen in den Aufbau einer Spin-off-Kultur investieren, könnten sie einen entscheidenden Beitrag leisten. Das Wissen und die Talente sind vorhanden – es braucht vor allem den Willen und die Priorität, Unternehmertum rundum Innovation systematisch zu fördern.

Wenn wir über die Zukunft unserer Innovationsnation sprechen, dürfen wir nicht nur auf die beiden Elitehochschulen schauen. Wir brauchen die Deep Tech Power der ETH und EPFL – aber wir brauchen auch die praxisnahe Innovationskraft aller weiteren (Fach-)Hochschulen. Nur zusammen können wir das volle Potenzial ausschöpfen.

Dabei sollten wir nicht vergessen: Schweizer Hochschulen werden wesentlich durch Steuergelder finanziert. Als Gesellschaft haben wir ein berechtigtes Interesse daran, dass Forschung und Wissen nicht nur in Publikationen münden, sondern auch in Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Wohlstand für die Schweiz übersetzt werden. Spin-offs sind dafür ein sehr wirksames Instrument.

Als Präsident der Swiss Startup Association fordere ich deshalb: Wir müssen alle Hochschulen gezielt zu Startup-Schmieden machen. Mit klaren und transparenten Strukturen, besseren Fördermöglichkeiten und mehr Sichtbarkeit für Gründungserfolge. Denn jeder zusätzliche Spin-off ist nicht nur ein Startup – er ist ein Stück Zukunft für die Schweiz.

Raphael Tobler

Präsident Swiss Startup Association

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Raphael Tobler
Raphael Tobler ist Unternehmer und Netzwerker. Als CEO von eduwo und Präsident der Swiss Startup Association gestaltet er das Schweizer Startup-Ökosystem aktiv mit.

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ETH Zürich und EPFL sind Spin-off-Schmieden von Weltrang. Doch an anderen Hochschulen entstehen erst wenige Ausgründungen – obwohl dort riesiges Potenzial liegt. Jetzt braucht es in den Hochschulen mehr Mut, Strukturen und den klaren Willen zur Förderung.

Wenn es um Spin-offs geht, sind ETH Zürich und EPFL Lausanne echte Schwergewichte. 2023 verzeichnete die ETH mit 43 neuen Spin-offs einen Rekord – so viele Ausgründungen wie nie zuvor. Die EPFL überschritt kürzlich die Marke von 500 Spin-offs insgesamt. Beide Hochschulen haben internationale Erfolge hervorgebracht: Climeworks filtert CO₂ aus der Luft, Scandit digitalisiert mit Computer Vision den Handel, Logitech wurde schon in den 1980ern zum globalen Technologieplayer. Diese Beispiele zeigen: Spitzenforschung kann zu globalen Unternehmen reifen – und Arbeitsplätze, Wohlstand und Strahlkraft für die Schweiz schaffen.

Ganz anders sieht es aktuell noch an vielen anderen Hochschulen aus. Zwar entstehen auch dort Spin-offs, doch die Zahl ist gemessen an den tausenden Studierenden und Dozierenden im Vergleich noch klein. Das heisst: Das Potenzial liegt noch weitgehend brach.

Warum auch Fachhochschulen entscheidend sind

Fachhochschulen sind nah an der Praxis, sie arbeiten eng mit Unternehmen zusammen und bilden einen grossen Teil der Schweizer Talente aus. Genau hier könnten hunderte neue Spin-offs entstehen – praxisnah, marktnah, mit direktem Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft. Erste positive Beispiele zeigen, was möglich ist: KUORI, ein Spin-off aus der FHNW, entwickelt biologisch abbaubare Materialien aus organischen Abfällen. An der HSLU entstand mit Cowa Thermal ein Energiespeicher-Startup, das international Aufmerksamkeit erregt. Und die ZHAW brachte mit RWAI eine KI-Lösung für den IT-Support hervor. Diese Geschichten machen Mut – und zeigen, dass Hochschulen das Zeug dazu haben, Spin-offs zu generieren.

Was noch fehlt

Anders als ETH und EPFL verfügen viele andere (Fach-)Hochschulen bislang über weniger eigene Förderinstrumente oder Strukturen für Ausgründungen. Das liegt nicht am fehlenden Potenzial – im Gegenteil: Wenn Fachhochschulen stärker auf Entrepreneurship setzen, gezielt Anreize schaffen und interne Ressourcen in den Aufbau einer Spin-off-Kultur investieren, könnten sie einen entscheidenden Beitrag leisten. Das Wissen und die Talente sind vorhanden – es braucht vor allem den Willen und die Priorität, Unternehmertum rundum Innovation systematisch zu fördern.

Wenn wir über die Zukunft unserer Innovationsnation sprechen, dürfen wir nicht nur auf die beiden Elitehochschulen schauen. Wir brauchen die Deep Tech Power der ETH und EPFL – aber wir brauchen auch die praxisnahe Innovationskraft aller weiteren (Fach-)Hochschulen. Nur zusammen können wir das volle Potenzial ausschöpfen.

Dabei sollten wir nicht vergessen: Schweizer Hochschulen werden wesentlich durch Steuergelder finanziert. Als Gesellschaft haben wir ein berechtigtes Interesse daran, dass Forschung und Wissen nicht nur in Publikationen münden, sondern auch in Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Wohlstand für die Schweiz übersetzt werden. Spin-offs sind dafür ein sehr wirksames Instrument.

Als Präsident der Swiss Startup Association fordere ich deshalb: Wir müssen alle Hochschulen gezielt zu Startup-Schmieden machen. Mit klaren und transparenten Strukturen, besseren Fördermöglichkeiten und mehr Sichtbarkeit für Gründungserfolge. Denn jeder zusätzliche Spin-off ist nicht nur ein Startup – er ist ein Stück Zukunft für die Schweiz.

Raphael Tobler

Präsident Swiss Startup Association

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