Als Reaktion auf Verpackungsmüll und leere Nachhaltigkeitsversprechen gründete Sandro Küng gemeinsam mit zwei Kollegen das Startup SendMeBag und entwickelte eine wiederverwendbare Versandtasche als nachhaltige Alternative.

Wie ist die Idee zu SendMeBag entstanden?


Ich hatte online ein Kletterseil bestellt, einen kleinen Artikel, der in einem riesigen Karton geliefert wurde. Das Seil füllte vielleicht 10 Prozent des Volumens. Einerseits störte mich der Verpackungsabfall aus Füllmaterial und Karton, andererseits der Gedanke, dass täglich unzählige, schlecht ausgelastete Lieferwagen unterwegs sind, die durch effizientere Verpackung deutlich mehr Pakete transportieren könnten. Also griff ich das Thema im Rahmen eines Studienmoduls auf, das Studierende zur Entwicklung eigener Geschäftsideen ermutigte. Mit dem Abschluss-Pitch gewann ich die Zulassung zum einjährigen Startup-Programm „Zünder“.  Da holte ich zwei Freunde aus dem Studium ins Boot – und seither bestreiten wir den Weg zu Dritt. 

Warum ist euer Ansatz nachhaltiger als herkömmliche Versandlösungen?


In der Schweiz glauben nur 12 Prozent der Bevölkerung den Nachhaltigkeitsversprechen von Firmen. „Greenwashing“ ist ein grosses Thema. Unsere Lösung sendet ein sichtbares Zeichen, dass ein Unternehmen wirklich handelt. Wir bieten eine wiederverwendbare Versandtasche mit Rücksendeoption an – damit können 83 Prozent CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Einwegverpackungen eingespart werden. Dabei helfen wir Unternehmen, Ressourcen zu schonen und ihr Nachhaltigkeits-Engagement glaubwürdig zu kommunizieren.

Wie funktioniert das SendMeBag-System?


Wir liefern die Versandtaschen fixfertig, inklusive Rücksendeetikett. Versender:innen packen ihre Ware in die Taschen, versenden sie wie gewohnt – und nach Erhalt werden die Taschen von den Empfänger:innen zurückgeschickt. Unsere Taschen haben eine Lebensdauer von rund 30 Zyklen.

Wer sind eure Zielgruppen und wie fällt das Feedback bisher aus?


Unser Fokus liegt klar auf Geschäftskunden, insbesondere im E-Commerce-Bereich. Aber auch Privatpersonen können die Taschen nutzen. Anfangs sind viele skeptisch, doch sobald sie es ausprobieren, sind die Rückmeldungen positiv.

Was unterscheidet euch von anderen Anbietern wiederverwendbarer Verpackungen?


Damit Mehrweg wirklich eine echte Alternative zu Einwegverpackungen sein kann, darf ein Wechsel keine grosse Hürden mit sich bringen. Unsere Taschen sind als einzige in der Schweiz im kleinsten Briefformat rücksendbar, wodurch Retourenkosten gesenkt werden. Eine separate Versiegelung ist nicht nötig, denn das Etikett dient auch als Siegel. Die vormontierte Retourenetikette bleibt stets am Produkt, spart Arbeit und verhindert Verlust.

Wie gross ist euer Team?


Wir sind ein kleines, engagiertes Gründerteam mit Hintergrund im Wirtschaftsingenieurwesen. Das Studium war breit gefächert: Von Technik über Wirtschaft bis hin zu User Centred Design. Das hilft uns heute enorm, weil wir gelernt haben, die Welt durch die Brille der Konsument:innen zu sehen.

Was war bisher eure grösste Herausforderung?


Definitiv der Realitätscheck. Wir dachten im Studium, Nachhaltigkeit sei ein entscheidendes Kriterium für den Kauf eines Produktes. Aber viele Unternehmen sehen Nachhaltigkeit eher als „nice to have“: Preis und Wirtschaftlichkeit stehen im Vordergrund. Gerade nach Corona, mit Inflation und geopolitischen Krisen, ist das Thema wieder in den Hintergrund gerückt.

Wie habt ihr euer Produkt entwickelt?


Anfangs haben wir uns selbst durch den Material-Dschungel gewühlt. Wir haben Blachen gekauft, sie zugeschnitten, vernäht und verklebt. Wie oft haben wir getestet, verworfen, verbessert… und zwischendurch immer wieder mit potenziellen Nutzer:innen gesprochen.

Was sind eure nächsten Meilensteine?


Langfristig wünschen wir uns, dass jede:r Einwohner:in der Schweiz schon einmal eine SendMeBag-Tasche im Briefkasten hatte – und dass man sich irgendwann fragt: „Warum eigentlich noch Einwegverpackungen, wenn es wiederverwendbare gibt?“

Was treibt dich persönlich an?


Die Vorstellung, wirklich etwas bewirken zu können – nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern für ein ganzes System. Verpackungsabfall ist ein riesiges Problem. Zudem liebe ich es, selbst etwas aufzubauen. Die Lernkurve ist enorm und wenn ich später einmal zurückschaue, möchte ich sagen können: Ich habe es gemacht, statt nur darüber nachzudenken. Das würde ich sonst mein Leben lang bereuen.

Welchen Rat würdest du anderen Gründer:innen geben?


Mach nur das, wofür du wirklich brennst, sonst hältst du die vielen Rückschläge und Hürden nicht durch. Nachhaltige Ideen brauchen oft einen langen Atem. Und teste dein Produkt so früh wie möglich an echten Nutzende. Es zählt nicht, was du gut findest, sondern was deine Zielgruppe versteht und braucht.

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Author: Saskia Iten

Saskia Iten
"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."

FOUNDED

Videoformat

“23 Questions mit…”

In unserem neuen Format stellen wir Gründerinnen, Gründern oder Teammitgliedern 23 Fragen in einem One-Take – während wir durch die Firma gehen. Kein Skript, kein Cut, kein Studio. Nur echtes Startup-Leben.

23 Questions mit Léa Miggiano – Carvolution.

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Als Reaktion auf Verpackungsmüll und leere Nachhaltigkeitsversprechen gründete Sandro Küng gemeinsam mit zwei Kollegen das Startup SendMeBag und entwickelte eine wiederverwendbare Versandtasche als nachhaltige Alternative.

Wie ist die Idee zu SendMeBag entstanden?


Ich hatte online ein Kletterseil bestellt, einen kleinen Artikel, der in einem riesigen Karton geliefert wurde. Das Seil füllte vielleicht 10 Prozent des Volumens. Einerseits störte mich der Verpackungsabfall aus Füllmaterial und Karton, andererseits der Gedanke, dass täglich unzählige, schlecht ausgelastete Lieferwagen unterwegs sind, die durch effizientere Verpackung deutlich mehr Pakete transportieren könnten. Also griff ich das Thema im Rahmen eines Studienmoduls auf, das Studierende zur Entwicklung eigener Geschäftsideen ermutigte. Mit dem Abschluss-Pitch gewann ich die Zulassung zum einjährigen Startup-Programm „Zünder“.  Da holte ich zwei Freunde aus dem Studium ins Boot – und seither bestreiten wir den Weg zu Dritt. 

Warum ist euer Ansatz nachhaltiger als herkömmliche Versandlösungen?


In der Schweiz glauben nur 12 Prozent der Bevölkerung den Nachhaltigkeitsversprechen von Firmen. „Greenwashing“ ist ein grosses Thema. Unsere Lösung sendet ein sichtbares Zeichen, dass ein Unternehmen wirklich handelt. Wir bieten eine wiederverwendbare Versandtasche mit Rücksendeoption an – damit können 83 Prozent CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Einwegverpackungen eingespart werden. Dabei helfen wir Unternehmen, Ressourcen zu schonen und ihr Nachhaltigkeits-Engagement glaubwürdig zu kommunizieren.

Wie funktioniert das SendMeBag-System?


Wir liefern die Versandtaschen fixfertig, inklusive Rücksendeetikett. Versender:innen packen ihre Ware in die Taschen, versenden sie wie gewohnt – und nach Erhalt werden die Taschen von den Empfänger:innen zurückgeschickt. Unsere Taschen haben eine Lebensdauer von rund 30 Zyklen.

Wer sind eure Zielgruppen und wie fällt das Feedback bisher aus?


Unser Fokus liegt klar auf Geschäftskunden, insbesondere im E-Commerce-Bereich. Aber auch Privatpersonen können die Taschen nutzen. Anfangs sind viele skeptisch, doch sobald sie es ausprobieren, sind die Rückmeldungen positiv.

Was unterscheidet euch von anderen Anbietern wiederverwendbarer Verpackungen?


Damit Mehrweg wirklich eine echte Alternative zu Einwegverpackungen sein kann, darf ein Wechsel keine grosse Hürden mit sich bringen. Unsere Taschen sind als einzige in der Schweiz im kleinsten Briefformat rücksendbar, wodurch Retourenkosten gesenkt werden. Eine separate Versiegelung ist nicht nötig, denn das Etikett dient auch als Siegel. Die vormontierte Retourenetikette bleibt stets am Produkt, spart Arbeit und verhindert Verlust.

Wie gross ist euer Team?


Wir sind ein kleines, engagiertes Gründerteam mit Hintergrund im Wirtschaftsingenieurwesen. Das Studium war breit gefächert: Von Technik über Wirtschaft bis hin zu User Centred Design. Das hilft uns heute enorm, weil wir gelernt haben, die Welt durch die Brille der Konsument:innen zu sehen.

Was war bisher eure grösste Herausforderung?


Definitiv der Realitätscheck. Wir dachten im Studium, Nachhaltigkeit sei ein entscheidendes Kriterium für den Kauf eines Produktes. Aber viele Unternehmen sehen Nachhaltigkeit eher als „nice to have“: Preis und Wirtschaftlichkeit stehen im Vordergrund. Gerade nach Corona, mit Inflation und geopolitischen Krisen, ist das Thema wieder in den Hintergrund gerückt.

Wie habt ihr euer Produkt entwickelt?


Anfangs haben wir uns selbst durch den Material-Dschungel gewühlt. Wir haben Blachen gekauft, sie zugeschnitten, vernäht und verklebt. Wie oft haben wir getestet, verworfen, verbessert… und zwischendurch immer wieder mit potenziellen Nutzer:innen gesprochen.

Was sind eure nächsten Meilensteine?


Langfristig wünschen wir uns, dass jede:r Einwohner:in der Schweiz schon einmal eine SendMeBag-Tasche im Briefkasten hatte – und dass man sich irgendwann fragt: „Warum eigentlich noch Einwegverpackungen, wenn es wiederverwendbare gibt?“

Was treibt dich persönlich an?


Die Vorstellung, wirklich etwas bewirken zu können – nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern für ein ganzes System. Verpackungsabfall ist ein riesiges Problem. Zudem liebe ich es, selbst etwas aufzubauen. Die Lernkurve ist enorm und wenn ich später einmal zurückschaue, möchte ich sagen können: Ich habe es gemacht, statt nur darüber nachzudenken. Das würde ich sonst mein Leben lang bereuen.

Welchen Rat würdest du anderen Gründer:innen geben?


Mach nur das, wofür du wirklich brennst, sonst hältst du die vielen Rückschläge und Hürden nicht durch. Nachhaltige Ideen brauchen oft einen langen Atem. Und teste dein Produkt so früh wie möglich an echten Nutzende. Es zählt nicht, was du gut findest, sondern was deine Zielgruppe versteht und braucht.

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