Synhelion hat weltweit erstmals Solartreibstoff für die Betankung eines Linienflugzeugs geliefert. Mitgründer Dr. Philipp Furler spricht darüber, wie aus seiner Doktorarbeit ein einflussreiches Geschäftsmodell wurde.
Eure erste Lieferung von Solartreibstoff an SWISS wird als historischer Moment bezeichnet. Wie fühlt sich das an?
Das war ein cooler Moment – und der Höhepunkt jahrelanger Arbeit. Konkret stellen wir ein nachhaltiges, synthetisches Rohöl her, das in bestehende Raffinerien eingespeist werden kann. Daraus entsteht nachhaltiger Treibstoff. Damit wir das erreichen konnten, mussten wir viele Nachweise erbringen, das war extrem aufwändig. Als wir das erste Fass in die Raffinerie einspeisen konnten, war das ein emotionaler Moment. Es geht nicht nur um eine technische Demonstration, sondern um eine kommerzielle. Wir wollen eine Wertschöpfungskette aufbauen, die Millionen Tonnen nachhaltiger Treibstoffe auf den Markt bringt.
Ihr verwandelt Sonnenenergie in flüssigen Treibstoff. Wann wurde dir klar, dass das eine bahnbrechende Idee ist?
Ich habe Maschinenbau an der ETH studiert und war fasziniert davon, dass man mit Sonnenenergie chemische Reaktionen antreiben kann. Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen und so habe ich es zum Schwerpunkt meiner Dissertation gemacht.
Wie gelang euch der Sprung von der Forschung zur Startup-Gründung?
Im Labor entwickelten wir ein neues Verfahren, das ein Vorprodukt für Treibstoff liefert. Daraus entstanden wissenschaftliche Publikationen. Irgendwann war aber klar: Forschung allein reicht nicht, wir wollen Wirkung.
Wusstest du immer, dass du Unternehmer wirst?
Ich fand es immer ein Privileg, an gesellschaftlich relevanten Themen arbeiten zu dürfen. Ich wollte auf dem Fundament der Forschungsresultate aufbauen, um etwas Positives in der Welt zu bewirken – das hätte durchaus auch in einem Unternehmen sein können.
Warum hast du dann die Startup-Gründung gewagt?
Es war ein jetzt oder nie Moment – wir mussten den Schritt wagen. Ausschlaggebend waren auch Kontakte zu den richtigen Menschen. Im Forschungsumfeld hatte ich das lange vermisst, bis ich meine Mitgründer Gianluca und Francesco kennenlernte. Gemeinsam fanden wir schnell Investoren, die den Mut hatten, unsere Vision zu unterstützen.
Weshalb braucht die Welt eure Technologie?
Weil wir an eine globalisierte Welt glauben und beitragen wollen, dass die Welt weiterhin verbunden bleibt: mit dem Schiff, dem Auto, dem Flugzeug. Der Transport trägt aber stark zu den globalen Emissionen bei. Deshalb brauchen wir nachhaltige Treibstoffe – nicht nur für den Personen-, sondern auch für den Güterverkehr.
Was muss passieren, damit die Nachfrage nach nachhaltigem Treibstoff steigt?
Der Gesetzgeber macht bereits gute Arbeit. In Europa gibt es Vorschriften für die Beimischung von nachhaltigen Treibstoffen, bald auch in der Schweiz. Ab 2025 müssen beispielsweise mindestens zwei Prozent des Kerosins nachhaltig sein, bis 2030 dann sechs Prozent, bis 2050 sogar 70 Prozent. Für uns ist diese Planungssicherheit enorm wichtig.
Es gibt verschiedene nachhaltige Treibstoffe. Was unterscheidet eure Lösung?
Es gibt bereits nachhaltige Treibstoffe der ersten Generation aus Altöl und Tierfett. Diese Stoffe sind aber nur begrenzt verfügbar. Wir arbeiten daher mit erneuerbarer Energie und biogenen Kohlenstoffquellen. Mit unserem Produktionspfad könnte man theoretisch den gesamten Treibstoffbedarf des weltweiten Transportsektors abdecken. Im Gegensatz zur ersten Generation nachhaltiger Treibstoffe ist unsere Technologie viel skalierbarer.
Gab es Momente, in denen euch alle sagten: «Das klappt nie»?
Zweifel gibt es immer. Ein solches Unternehmen aufzubauen ist eine Achterbahnfahrt. Zur Zeit gibt es so viele Paradigmenwechsel: Krieg, Pandemie, Rückschritte bei der Energiewende. Was hilft, ist unsere Mission und das Team. Wir haben Spass an dem, was wir tun – das trägt durch schwierige Phasen.
Wie ist es, ein Milliardenprojekt zu führen, das Jahre braucht, bis es rentabel wird?
Was viel Potenzial hat, birgt auch Risiken. Ich schlafe gut, weil wir transparent und ehrlich kommunizieren. Natürlich gibt es Phasen, in denen man Strategien anpassen muss. Das ist belastender, als Meilensteine zu feiern. Aber wir sind über 60 Leute in unserem Team. Die Last ist verteilt – das hilft.
Fliegen im Jahr 2070 alle Flugzeuge mit Synhelion-Treibstoff?
Ich glaube nicht. Aber wir wollen einen wesentlichen Beitrag leisten. Ich schaue lieber auf greifbare Zeithorizonte: Bis 2030 wollen wir unsere Technologie zur vollen Grösse skaliert und unsere erste kommerzielle Grossanlage in Betrieb genommen haben.
Welchen Rat gibst du Gründenden, deren Technologie «zu gross» wirkt für ihre Zeit?
Just do it! Holt euch Mitgründer oder Leute, die euch begleiten. Und verliebt euch nicht zu sehr in die eigene Technologie. Anfangs dachte ich oft, die Welt wartet auf uns und unsere Lösung. Dann habe ich gelernt, wie pragmatisch man sein muss, um wirklich zu skalieren.
Wie findet man überhaupt eine gute Idee?
Indem man schaut, was es schon gibt und wie man es einfacher machen kann. Oft reicht es, Innovationen mit bestehenden Technologien zu verbinden, um schneller Wirkung zu entfalten.
Was war ein wichtiges Learning während eurer Anfangszeit?
Wir sind technologisch hoch komplex gestartet und haben unterschätzt, wie lange es dauert, bis industrielle Prozesse im Öl- und Gas-Bereich skaliert werden können. Daher haben wir unsere Prozesse mit pragmatischen Entscheidungen vereinfacht, ganz nach dem Motto: So einfach wie möglich und so kompliziert wie nötig.
Was ist dein Erfolgsrezept?
Unser Team und die gemeinsame Vision, etwas in der Welt zu bewegen. Wir konnten beeindruckende Menschen anziehen, die mit uns Synhelion aufbauen und zum Erfolg treiben. Ebenfalls spielen unsere visionären Investoren, Partner und Kunden eine zentrale Rolle. Ohne sie wäre das alles nicht möglich.
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23 Questions mit Léa Miggiano – Carvolution.
Synhelion hat weltweit erstmals Solartreibstoff für die Betankung eines Linienflugzeugs geliefert. Mitgründer Dr. Philipp Furler spricht darüber, wie aus seiner Doktorarbeit ein einflussreiches Geschäftsmodell wurde.
Eure erste Lieferung von Solartreibstoff an SWISS wird als historischer Moment bezeichnet. Wie fühlt sich das an?
Das war ein cooler Moment – und der Höhepunkt jahrelanger Arbeit. Konkret stellen wir ein nachhaltiges, synthetisches Rohöl her, das in bestehende Raffinerien eingespeist werden kann. Daraus entsteht nachhaltiger Treibstoff. Damit wir das erreichen konnten, mussten wir viele Nachweise erbringen, das war extrem aufwändig. Als wir das erste Fass in die Raffinerie einspeisen konnten, war das ein emotionaler Moment. Es geht nicht nur um eine technische Demonstration, sondern um eine kommerzielle. Wir wollen eine Wertschöpfungskette aufbauen, die Millionen Tonnen nachhaltiger Treibstoffe auf den Markt bringt.
Ihr verwandelt Sonnenenergie in flüssigen Treibstoff. Wann wurde dir klar, dass das eine bahnbrechende Idee ist?
Ich habe Maschinenbau an der ETH studiert und war fasziniert davon, dass man mit Sonnenenergie chemische Reaktionen antreiben kann. Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen und so habe ich es zum Schwerpunkt meiner Dissertation gemacht.
Wie gelang euch der Sprung von der Forschung zur Startup-Gründung?
Im Labor entwickelten wir ein neues Verfahren, das ein Vorprodukt für Treibstoff liefert. Daraus entstanden wissenschaftliche Publikationen. Irgendwann war aber klar: Forschung allein reicht nicht, wir wollen Wirkung.
Wusstest du immer, dass du Unternehmer wirst?
Ich fand es immer ein Privileg, an gesellschaftlich relevanten Themen arbeiten zu dürfen. Ich wollte auf dem Fundament der Forschungsresultate aufbauen, um etwas Positives in der Welt zu bewirken – das hätte durchaus auch in einem Unternehmen sein können.
Warum hast du dann die Startup-Gründung gewagt?
Es war ein jetzt oder nie Moment – wir mussten den Schritt wagen. Ausschlaggebend waren auch Kontakte zu den richtigen Menschen. Im Forschungsumfeld hatte ich das lange vermisst, bis ich meine Mitgründer Gianluca und Francesco kennenlernte. Gemeinsam fanden wir schnell Investoren, die den Mut hatten, unsere Vision zu unterstützen.
Weshalb braucht die Welt eure Technologie?
Weil wir an eine globalisierte Welt glauben und beitragen wollen, dass die Welt weiterhin verbunden bleibt: mit dem Schiff, dem Auto, dem Flugzeug. Der Transport trägt aber stark zu den globalen Emissionen bei. Deshalb brauchen wir nachhaltige Treibstoffe – nicht nur für den Personen-, sondern auch für den Güterverkehr.
Was muss passieren, damit die Nachfrage nach nachhaltigem Treibstoff steigt?
Der Gesetzgeber macht bereits gute Arbeit. In Europa gibt es Vorschriften für die Beimischung von nachhaltigen Treibstoffen, bald auch in der Schweiz. Ab 2025 müssen beispielsweise mindestens zwei Prozent des Kerosins nachhaltig sein, bis 2030 dann sechs Prozent, bis 2050 sogar 70 Prozent. Für uns ist diese Planungssicherheit enorm wichtig.
Es gibt verschiedene nachhaltige Treibstoffe. Was unterscheidet eure Lösung?
Es gibt bereits nachhaltige Treibstoffe der ersten Generation aus Altöl und Tierfett. Diese Stoffe sind aber nur begrenzt verfügbar. Wir arbeiten daher mit erneuerbarer Energie und biogenen Kohlenstoffquellen. Mit unserem Produktionspfad könnte man theoretisch den gesamten Treibstoffbedarf des weltweiten Transportsektors abdecken. Im Gegensatz zur ersten Generation nachhaltiger Treibstoffe ist unsere Technologie viel skalierbarer.
Gab es Momente, in denen euch alle sagten: «Das klappt nie»?
Zweifel gibt es immer. Ein solches Unternehmen aufzubauen ist eine Achterbahnfahrt. Zur Zeit gibt es so viele Paradigmenwechsel: Krieg, Pandemie, Rückschritte bei der Energiewende. Was hilft, ist unsere Mission und das Team. Wir haben Spass an dem, was wir tun – das trägt durch schwierige Phasen.
Wie ist es, ein Milliardenprojekt zu führen, das Jahre braucht, bis es rentabel wird?
Was viel Potenzial hat, birgt auch Risiken. Ich schlafe gut, weil wir transparent und ehrlich kommunizieren. Natürlich gibt es Phasen, in denen man Strategien anpassen muss. Das ist belastender, als Meilensteine zu feiern. Aber wir sind über 60 Leute in unserem Team. Die Last ist verteilt – das hilft.
Fliegen im Jahr 2070 alle Flugzeuge mit Synhelion-Treibstoff?
Ich glaube nicht. Aber wir wollen einen wesentlichen Beitrag leisten. Ich schaue lieber auf greifbare Zeithorizonte: Bis 2030 wollen wir unsere Technologie zur vollen Grösse skaliert und unsere erste kommerzielle Grossanlage in Betrieb genommen haben.
Welchen Rat gibst du Gründenden, deren Technologie «zu gross» wirkt für ihre Zeit?
Just do it! Holt euch Mitgründer oder Leute, die euch begleiten. Und verliebt euch nicht zu sehr in die eigene Technologie. Anfangs dachte ich oft, die Welt wartet auf uns und unsere Lösung. Dann habe ich gelernt, wie pragmatisch man sein muss, um wirklich zu skalieren.
Wie findet man überhaupt eine gute Idee?
Indem man schaut, was es schon gibt und wie man es einfacher machen kann. Oft reicht es, Innovationen mit bestehenden Technologien zu verbinden, um schneller Wirkung zu entfalten.
Was war ein wichtiges Learning während eurer Anfangszeit?
Wir sind technologisch hoch komplex gestartet und haben unterschätzt, wie lange es dauert, bis industrielle Prozesse im Öl- und Gas-Bereich skaliert werden können. Daher haben wir unsere Prozesse mit pragmatischen Entscheidungen vereinfacht, ganz nach dem Motto: So einfach wie möglich und so kompliziert wie nötig.
Was ist dein Erfolgsrezept?
Unser Team und die gemeinsame Vision, etwas in der Welt zu bewegen. Wir konnten beeindruckende Menschen anziehen, die mit uns Synhelion aufbauen und zum Erfolg treiben. Ebenfalls spielen unsere visionären Investoren, Partner und Kunden eine zentrale Rolle. Ohne sie wäre das alles nicht möglich.
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