EMBARK.LAW ist eine auf Startups spezialisierte Anwaltskanzlei. Von Finanzierungsrunden bis hin zu Mitarbeiterbeteiligungen, sorgt das Team und Mitgründer Michel Kertai für Rechtssicherheit bei Startup-Gründern. Ein Gespräch über typische Fehler, die Auswirkungen künstlicher Intelligenz und die Dynamik in der Startup-Szene.

Michel, wie würdest du in drei Sätzen erklären, was EMBARK.LAW tut?

Wir sind eine auf Startups spezialisierte Anwaltskanzlei. Unser Ziel ist es, der beste Partner für Gründer zu sein – mit Lösungen, die ihre speziellen Herausforderungen adressieren. In der Schweiz sind wir die einzige Kanzlei mit diesem klaren Fokus.

Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag in eurer Kanzlei aus?

Das ist unterschiedlich. Einerseits arbeiten wir an rechtlichen Aufgaben für Gründer und antizipieren damit zusammenhängende Herausforderungen. Das reicht von Produktlancierungen über Kundenverträge bis hin zu Mitarbeiterbeteiligungen. Andererseits geht es darum, Partnerschaften zu pflegen und uns ins Startup-Ökosystem einzubringen. Unsere dritte Aufgabe ist es, das eigene Geschäft weiterzuentwickeln. 

Schliesslich bin ich ja auch selber Gründer.

Angenommen, es gäbe eine Anwaltsserie über EMBARK.LAW – welche Szenen würden Zuschauer sehen?

Viele Telefonate und E-Mails, in denen es um entscheidende Weichenstellungen für Startups geht. Aber auch persönliche Meetings, in denen wir gemeinsam mit Gründern pragmatische Lösungen erarbeiten. Anders als klassische Kanzleien setzen wir stark auf technologische Innovation- Künstliche Intelligenz wird künftig wohl einen grossen Teil unserer Arbeit übernehmen.

Wie beeinflusst das Schweizer Recht die Attraktivität als Startup-Standort?

Ich schätze die Rahmenbedingungen in der Schweiz als einfacher ein als beispielsweise in unserem Nachbarland Deutschland. Das hängt aber davon ab, in welchem Bereich ein Startup tätig ist. Steuerlich ist die Schweiz im europäischen Umfeld sehr attraktiv: Es gibt keine Kapitalgewinnsteuer und nur moderate Einkommenssteuern. Gleichzeitig schrecken Verrechnungssteuern auf Dividenden ausländischer Investoren je nach Situation ab. Der Markt ist klein und bietet wenig Wachstumsmöglichkeiten. Um IPO-fähige Unternehmen zu halten, müsste die Schweiz noch attraktiver werden.

Was macht die Arbeit in der Startup-Szene einzigartig?

Die Energie und die Geschwindigkeit! In Startups ändert sich praktisch alles im Monatstakt. Gründer sind Visionäre – sie wollen gestalten und vorankommen, und das ist ansteckend. Wenn du einmal in der Gründerszene gearbeitet hast, kannst du dir schwer etwas anderes vorstellen.

Welche rechtlichen Fehler siehst du bei Startups häufig?

Bei frühphasigen Startups gibt es drei grosse Fehler. Erstens- Es mangelt an einer sinnvollen Gründervereinbarung. Was passiert, wenn ein Mitgründer aussteigt? Viele denken darüber erst nach, wenn es schon zu spät ist. Zweitens: geistiges Eigentum. Ohne klare Verträge gehören entwickelte Produkte dem jeweiligen Mitarbeiter, nicht oder nicht vollständig dem Unternehmen. Und Drittens: Mitarbeiterbeteiligungen müssen sauber aufgesetzt sein. Solche Fehler können ein Startup bis in den Ruin treiben. 

Gibt es ein Startup, dessen Erfolg du besonders intensiv begleitet hast?

Ohne Namen zu nennen: Wir haben zahlreiche Startups auf ihrem Weg begleitet – von der Gründung bis zum Exit. Was ich gelernt habe? Juristische Lösungen müssen solide, aber auch pragmatisch sein. Gründer haben nicht immer alles perfekt organisiert. Unsere Aufgabe ist es, ihnen den richtigen Rahmen zu geben und ihr Startup frühzeitig auf einen möglichen Exit vorzubereiten. Das ist eine Kunst. 

Welche Entwicklungen beeinflussen die rechtliche Betreuung von Startups derzeit am meisten?

Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeit radikal. Datenschutz wird immer wichtiger, genauso wie die Frage, wie KI rechtskonform genutzt werden darf. Viele haben kein realistisches Gefühl dafür, wie – und vor allem für was – man Künstliche Intelligenz nutzen darf. 

Was war deine grösste Herausforderung als Mitgründer von EMBARK.LAW?

Ein starkes Team aufzubauen. Mitarbeiterführung ist für fast jeden Gründer eine Herausforderung – aber sie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Wir betreuen mit acht Leuten rund 50 Startups und wollen weiter wachsen.

Was macht dich stolz, wenn du auf die Entwicklung von Embark.Law seit 2018 zurückblickst?

Auf unser Team – jeder gibt sein Bestes und identifiziert sich mit unserer Mission. Auch die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden macht mich stolz. Die Beziehung zwischen Anwalt und Gründer ist oft sehr persönlich. Am Ende muss es menschlich passen. 

Serien wie „Suits“ zeigen Anwaltskanzleien als glamouröse Orte mit perfekten Abläufen. Was ist in der Realität anders?

Der grösste Unterschied? Wir arbeiten nicht konfrontativ, sondern als Vermittler. „Dress to impress“ ist zwar ein Grundsatz, denn Anwälte sollen Kompetenz und Autorität ausstrahlen. Aber während Harvey Specter in „Suits“ mit der Brechstange agiert, setzen wir auf mittel- bis langfristige Beziehungen und pragmatische Lösungen.

Fast 95 % eurer Arbeit läuft mittlerweile digital ab – wie wichtig sind persönliche Treffen mit Gründern?

Persönliche Treffen sind seltener, aber wertvoll. Die meisten Gründer setzen andere Prioritäten als rechtliche Themen – sie fokussieren sich auf Kundenakquise, Mitarbeitende und Wachstum. Unsere Aufgabe ist es, den Gründern zu zeigen, wenn etwas wirklich brennt und wichtig ist.



Author: Saskia Iten

"Ich finde es eine wunderbare Aufgabe, mutige Gründer und ihre Ideen sichtbar zu machen."
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EMBARK.LAW ist eine auf Startups spezialisierte Anwaltskanzlei. Von Finanzierungsrunden bis hin zu Mitarbeiterbeteiligungen, sorgt das Team und Mitgründer Michel Kertai für Rechtssicherheit bei Startup-Gründern. Ein Gespräch über typische Fehler, die Auswirkungen künstlicher Intelligenz und die Dynamik in der Startup-Szene.

Michel, wie würdest du in drei Sätzen erklären, was EMBARK.LAW tut?

Wir sind eine auf Startups spezialisierte Anwaltskanzlei. Unser Ziel ist es, der beste Partner für Gründer zu sein – mit Lösungen, die ihre speziellen Herausforderungen adressieren. In der Schweiz sind wir die einzige Kanzlei mit diesem klaren Fokus.

Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag in eurer Kanzlei aus?

Das ist unterschiedlich. Einerseits arbeiten wir an rechtlichen Aufgaben für Gründer und antizipieren damit zusammenhängende Herausforderungen. Das reicht von Produktlancierungen über Kundenverträge bis hin zu Mitarbeiterbeteiligungen. Andererseits geht es darum, Partnerschaften zu pflegen und uns ins Startup-Ökosystem einzubringen. Unsere dritte Aufgabe ist es, das eigene Geschäft weiterzuentwickeln. 

Schliesslich bin ich ja auch selber Gründer.

Angenommen, es gäbe eine Anwaltsserie über EMBARK.LAW – welche Szenen würden Zuschauer sehen?

Viele Telefonate und E-Mails, in denen es um entscheidende Weichenstellungen für Startups geht. Aber auch persönliche Meetings, in denen wir gemeinsam mit Gründern pragmatische Lösungen erarbeiten. Anders als klassische Kanzleien setzen wir stark auf technologische Innovation- Künstliche Intelligenz wird künftig wohl einen grossen Teil unserer Arbeit übernehmen.

Wie beeinflusst das Schweizer Recht die Attraktivität als Startup-Standort?

Ich schätze die Rahmenbedingungen in der Schweiz als einfacher ein als beispielsweise in unserem Nachbarland Deutschland. Das hängt aber davon ab, in welchem Bereich ein Startup tätig ist. Steuerlich ist die Schweiz im europäischen Umfeld sehr attraktiv: Es gibt keine Kapitalgewinnsteuer und nur moderate Einkommenssteuern. Gleichzeitig schrecken Verrechnungssteuern auf Dividenden ausländischer Investoren je nach Situation ab. Der Markt ist klein und bietet wenig Wachstumsmöglichkeiten. Um IPO-fähige Unternehmen zu halten, müsste die Schweiz noch attraktiver werden.

Was macht die Arbeit in der Startup-Szene einzigartig?

Die Energie und die Geschwindigkeit! In Startups ändert sich praktisch alles im Monatstakt. Gründer sind Visionäre – sie wollen gestalten und vorankommen, und das ist ansteckend. Wenn du einmal in der Gründerszene gearbeitet hast, kannst du dir schwer etwas anderes vorstellen.

Welche rechtlichen Fehler siehst du bei Startups häufig?

Bei frühphasigen Startups gibt es drei grosse Fehler. Erstens- Es mangelt an einer sinnvollen Gründervereinbarung. Was passiert, wenn ein Mitgründer aussteigt? Viele denken darüber erst nach, wenn es schon zu spät ist. Zweitens: geistiges Eigentum. Ohne klare Verträge gehören entwickelte Produkte dem jeweiligen Mitarbeiter, nicht oder nicht vollständig dem Unternehmen. Und Drittens: Mitarbeiterbeteiligungen müssen sauber aufgesetzt sein. Solche Fehler können ein Startup bis in den Ruin treiben. 

Gibt es ein Startup, dessen Erfolg du besonders intensiv begleitet hast?

Ohne Namen zu nennen: Wir haben zahlreiche Startups auf ihrem Weg begleitet – von der Gründung bis zum Exit. Was ich gelernt habe? Juristische Lösungen müssen solide, aber auch pragmatisch sein. Gründer haben nicht immer alles perfekt organisiert. Unsere Aufgabe ist es, ihnen den richtigen Rahmen zu geben und ihr Startup frühzeitig auf einen möglichen Exit vorzubereiten. Das ist eine Kunst. 

Welche Entwicklungen beeinflussen die rechtliche Betreuung von Startups derzeit am meisten?

Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeit radikal. Datenschutz wird immer wichtiger, genauso wie die Frage, wie KI rechtskonform genutzt werden darf. Viele haben kein realistisches Gefühl dafür, wie – und vor allem für was – man Künstliche Intelligenz nutzen darf. 

Was war deine grösste Herausforderung als Mitgründer von EMBARK.LAW?

Ein starkes Team aufzubauen. Mitarbeiterführung ist für fast jeden Gründer eine Herausforderung – aber sie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Wir betreuen mit acht Leuten rund 50 Startups und wollen weiter wachsen.

Was macht dich stolz, wenn du auf die Entwicklung von Embark.Law seit 2018 zurückblickst?

Auf unser Team – jeder gibt sein Bestes und identifiziert sich mit unserer Mission. Auch die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden macht mich stolz. Die Beziehung zwischen Anwalt und Gründer ist oft sehr persönlich. Am Ende muss es menschlich passen. 

Serien wie „Suits“ zeigen Anwaltskanzleien als glamouröse Orte mit perfekten Abläufen. Was ist in der Realität anders?

Der grösste Unterschied? Wir arbeiten nicht konfrontativ, sondern als Vermittler. „Dress to impress“ ist zwar ein Grundsatz, denn Anwälte sollen Kompetenz und Autorität ausstrahlen. Aber während Harvey Specter in „Suits“ mit der Brechstange agiert, setzen wir auf mittel- bis langfristige Beziehungen und pragmatische Lösungen.

Fast 95 % eurer Arbeit läuft mittlerweile digital ab – wie wichtig sind persönliche Treffen mit Gründern?

Persönliche Treffen sind seltener, aber wertvoll. Die meisten Gründer setzen andere Prioritäten als rechtliche Themen – sie fokussieren sich auf Kundenakquise, Mitarbeitende und Wachstum. Unsere Aufgabe ist es, den Gründern zu zeigen, wenn etwas wirklich brennt und wichtig ist.