Neustark revolutioniert die Bauindustrie mit einer innovativen Lösung zur CO₂-Speicherung. Im Interview spricht Mitgründer Johannes Tiefenthaler über die Motivation hinter der Gründung, die Herausforderungen beim Übergang von Forschung zu Business und den Weg zu einer Million Tonnen CO₂-Speicherung bis 2030.

Welche Motivation steckt hinter der Gründung von neustark?

Durch das Pariser Klimaabkommen wurde Valentin, meinem Co-Founder, und mir klar, dass es eine Lösung braucht, um CO₂ binden zu können. Ein Unternehmen für die Kommerzialisierung von CO₂-Speicherung war uns allerdings nicht bekannt. Daher wollten wir eine wirtschaftlich attraktive Lösung bereitstellen und gründeten daraus neustark. Unser Zwischenziel ist es, eine Million Tonnen CO₂ bis 2030 zu speichern und 100 Millionen Tonnen bis 2050. Uns motiviert der innere Antrieb, für ein reales Problem eine Lösung zu schaffen.

Welche Phasen hat neustark seit dem Start durchlaufen?

Zu Beginn arbeitete Valentin bei Climeworks, und ich bin in einer Vorlesung auf das Thema gestossen. Da wir die gleiche Vision teilen, haben sich schliesslich unsere Wege gekreuzt.

In der Frühphase entwickelten wir eine erste Technologie für den Industriemassstab, da es keinen Markt für technische CO₂-Entfernungzertifikate gab. Climeworks hat dazu beigetragen, diesen Markt aufzubauen. Das Know-how ist komplementär: Wir speichern das CO₂, während Climeworks es aus der Luft filtert. Die Ansätze unterscheiden sich, erzeugen jedoch die gleiche Qualität.

In der zweiten Phase entstand dieser Markt, die Skalierung begann, und wir konnten auf einen Business Case umstellen. Dank der Zertifikate sind wir heute deutlich skalierbarer. Aktuell betreiben wir 20 Anlagen, und 40 weitere befinden sich im Bau. Wir kennen viele bei Climeworks, arbeiten auf verschiedenen Ebenen zusammen und teilen dasselbe Ökosystem.

Wie war der Übergang von Forschung zu Business?

Der Übergang verlief fliessend, und wir hatten eine klare Aufgabenteilung. Bei der Rekrutierung legten wir grossen Wert darauf, Personen mit komplementärem Know-how einzustellen.

Die Entwicklung war stets eng mit den Kunden abgestimmt. Wir entwickelten Konzepte gemeinsam mit ihnen, um das Produkt nah an ihren Bedürfnissen zu halten. So vermieden wir, am Ziel vorbeizuschiessen. Zudem holten wir kontinuierlich Feedback ein.

In der Frühphase suchten wir Kunden, die neugierig waren und bereit, unkonventionelle Wege zu gehen. Kunden waren mehr Entwicklungspartner als klassische Abnehmer. Solch ein Pioniergeist war entscheidend. Später erhielten wir öffentliche Aufmerksamkeit, etwa durch den Besuch von Simonetta Sommaruga.

Welche Ereignisse bleiben dir in Erinnerung, positiv oder negativ, und wie gehst du damit um?

Es gibt viele prägende Momente. Einer war die erste Durchführung von Materialtests mit karbonatisiertem Beton. Überraschenderweise erhöhte sich die Druckfestigkeit, was für Betonproduzenten sehr attraktiv ist.

Ein weiterer Erfolg war der Durchbruch in Zürich: Ein Kunde, der uns unterstützte, überzeugte Bauherren, Beton mit CO₂-Speicherung zu nutzen. Das brachte den Stein ins Rollen, und die Nachfrage stieg bei immer mehr Zürcher Bauherren. Es ist schön, wenn der Klimanutzen dort entsteht, wo sonst der Schaden wäre.

Auf welche Meilensteine seid ihr besonders stolz?

Nach weniger als einem Jahr konnten wir erste Anlagen in Betrieb nehmen, die CO₂ speichern. Was theoretisch war, haben wir greifbar gemacht und bewiesen, dass es funktioniert.

30 Kunden testeten unser Produkt, was das Vertrauen in uns stärkte. Auch die erste Versorgung von Baustellen mit unseren Produkten war ein bedeutender Meilenstein.

Was muss euch gelingen, damit ihr eure Vision erreichen könnt?

Unsere Lösung steht – jetzt geht es um das Roll-out. Wir konzentrieren uns auf Cluster mit hohem Betonbauaufkommen. Dort gehen wir Partnerschaften mit Biogasanlagen und Betonrecyclern ein, um die Skalierung voranzutreiben. Zudem möchten wir das, was wir in der Schweiz aufgebaut haben, replizieren und weiter skalieren.

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."
Scaleups
Startups
Tipps
Geistiges Eigentum
Startup Ökosystem
Female Entrepreneur
Investoren & Fundraising
Interview

Neustark revolutioniert die Bauindustrie mit einer innovativen Lösung zur CO₂-Speicherung. Im Interview spricht Mitgründer Johannes Tiefenthaler über die Motivation hinter der Gründung, die Herausforderungen beim Übergang von Forschung zu Business und den Weg zu einer Million Tonnen CO₂-Speicherung bis 2030.

Welche Motivation steckt hinter der Gründung von neustark?

Durch das Pariser Klimaabkommen wurde Valentin, meinem Co-Founder, und mir klar, dass es eine Lösung braucht, um CO₂ binden zu können. Ein Unternehmen für die Kommerzialisierung von CO₂-Speicherung war uns allerdings nicht bekannt. Daher wollten wir eine wirtschaftlich attraktive Lösung bereitstellen und gründeten daraus neustark. Unser Zwischenziel ist es, eine Million Tonnen CO₂ bis 2030 zu speichern und 100 Millionen Tonnen bis 2050. Uns motiviert der innere Antrieb, für ein reales Problem eine Lösung zu schaffen.

Welche Phasen hat neustark seit dem Start durchlaufen?

Zu Beginn arbeitete Valentin bei Climeworks, und ich bin in einer Vorlesung auf das Thema gestossen. Da wir die gleiche Vision teilen, haben sich schliesslich unsere Wege gekreuzt.

In der Frühphase entwickelten wir eine erste Technologie für den Industriemassstab, da es keinen Markt für technische CO₂-Entfernungzertifikate gab. Climeworks hat dazu beigetragen, diesen Markt aufzubauen. Das Know-how ist komplementär: Wir speichern das CO₂, während Climeworks es aus der Luft filtert. Die Ansätze unterscheiden sich, erzeugen jedoch die gleiche Qualität.

In der zweiten Phase entstand dieser Markt, die Skalierung begann, und wir konnten auf einen Business Case umstellen. Dank der Zertifikate sind wir heute deutlich skalierbarer. Aktuell betreiben wir 20 Anlagen, und 40 weitere befinden sich im Bau. Wir kennen viele bei Climeworks, arbeiten auf verschiedenen Ebenen zusammen und teilen dasselbe Ökosystem.

Wie war der Übergang von Forschung zu Business?

Der Übergang verlief fliessend, und wir hatten eine klare Aufgabenteilung. Bei der Rekrutierung legten wir grossen Wert darauf, Personen mit komplementärem Know-how einzustellen.

Die Entwicklung war stets eng mit den Kunden abgestimmt. Wir entwickelten Konzepte gemeinsam mit ihnen, um das Produkt nah an ihren Bedürfnissen zu halten. So vermieden wir, am Ziel vorbeizuschiessen. Zudem holten wir kontinuierlich Feedback ein.

In der Frühphase suchten wir Kunden, die neugierig waren und bereit, unkonventionelle Wege zu gehen. Kunden waren mehr Entwicklungspartner als klassische Abnehmer. Solch ein Pioniergeist war entscheidend. Später erhielten wir öffentliche Aufmerksamkeit, etwa durch den Besuch von Simonetta Sommaruga.

Welche Ereignisse bleiben dir in Erinnerung, positiv oder negativ, und wie gehst du damit um?

Es gibt viele prägende Momente. Einer war die erste Durchführung von Materialtests mit karbonatisiertem Beton. Überraschenderweise erhöhte sich die Druckfestigkeit, was für Betonproduzenten sehr attraktiv ist.

Ein weiterer Erfolg war der Durchbruch in Zürich: Ein Kunde, der uns unterstützte, überzeugte Bauherren, Beton mit CO₂-Speicherung zu nutzen. Das brachte den Stein ins Rollen, und die Nachfrage stieg bei immer mehr Zürcher Bauherren. Es ist schön, wenn der Klimanutzen dort entsteht, wo sonst der Schaden wäre.

Auf welche Meilensteine seid ihr besonders stolz?

Nach weniger als einem Jahr konnten wir erste Anlagen in Betrieb nehmen, die CO₂ speichern. Was theoretisch war, haben wir greifbar gemacht und bewiesen, dass es funktioniert.

30 Kunden testeten unser Produkt, was das Vertrauen in uns stärkte. Auch die erste Versorgung von Baustellen mit unseren Produkten war ein bedeutender Meilenstein.

Was muss euch gelingen, damit ihr eure Vision erreichen könnt?

Unsere Lösung steht – jetzt geht es um das Roll-out. Wir konzentrieren uns auf Cluster mit hohem Betonbauaufkommen. Dort gehen wir Partnerschaften mit Biogasanlagen und Betonrecyclern ein, um die Skalierung voranzutreiben. Zudem möchten wir das, was wir in der Schweiz aufgebaut haben, replizieren und weiter skalieren.