Roland Brack ist der Schweizer Pionier im E-Commerce und Startup-Investor beim TV-Format «Höhle der Löwen Schweiz». Im Interview gibt er Tipps für junge Gründende und nimmt humorvoll Stellung zu seiner Popularität.

Roland Brack, wenn Sie ein Restaurant besuchen, wie reagieren das Personal oder andere Gäste?

(lacht) Beim Reservieren per Telefon muss ich meinen Namen immer noch meistens buchstabieren. Und im Lokal kann es schon vorkommen, dass mich Menschen ansprechen und fragen, ob ich «der» Brack sei. Aber dann widmen sie sich wieder ihrem Tisch und ich meinem. Ich bin ja kein Popstar, und das ist gut so.

Wieso haben Sie die E-Commerce-Plattform brack.ch nach Ihnen benannt und haben Sie je an dieser Namensgebung gezweifelt?

Ich habe als Einzelfirma angefangen. Dabei muss der Nachname Teil des Firmennamens sein. Da brack-consulting.ch nicht gerade sexy zum Eintippen war, bot sich eine Verkürzung auf den Nachnamen an. Klar hätten wir auch irgendeinen sprechenden Namen wie computer-shop.ch oder eine klangvolle Fantasieschöpfung nehmen können. Beides hätte seine Vorteile gehabt, aber bereut habe ich es nie. Heute stehe ich mit meinem Namen für die Leistungen unserer Firma. Das Schnörkellose verleiht uns eine gewisse Bodenhaftung, was von unseren Kundinnen und Kunden ebenfalls sehr geschätzt wird.

Welcher Charakterzug hat massgeblich dazu beigetragen, dass Sie mit brack.ch Erfolg hatten?

Ein gesundes Mass an Pragmatismus. Chancen zu nutzen und zu tun, was in der jeweiligen Situation das Angemessenste ist, ohne zu viel Zeit mit Theorien zur Lösungsfindung zu verschwenden.

Was raten Sie einem jungen Gründerteam, das heute startet?

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es schwierig ist, eine Erstfinanzierung zu erhalten. Habe Mut, etwas auszuprobieren, aus der Komfortzone auszubrechen. Je jünger, desto besser. Beginne wenn möglich als Hobby, dann ist die aufgewendete Zeit noch kostenlos. Und: sei schnell darin, deine Geschäftsidee umzusetzen. Setze Strategien wie Crowdfunding und Growth Hacking ein, um mit limitierten finanziellen Mitteln erstes Kapital und Aufmerksamkeit über Social Media zu erlangen. Recherchiere und nutze die Angebote der kantonalen Wirtschafts- und Standortförderung. Nimm an Veranstaltungen teil, an denen du mit erfahrenen Investoren in Berührung kommst. Oder triff mich in der nächsten Staffel von «Die Höhle der Löwen Schweiz».

Was war das grösste Learning aus Ihrer Zeit im Startup-Dasein?

Dass ich irgendwann nicht mehr alles selber machen konnte und lernen musste, Aufgaben an Leute zu delegieren, die diese ebenso gut oder besser als ich erledigen konnten.

Welche Ziele verfolgen Sie beim Investieren in Startups?

Zwar gilt es, vor einer Investition das Geschäftsmodell zu verstehen und den Businessplan einzuschätzen. Doch letztlich investiere ich in Menschen. Deshalb messe ich den «Return on Investment» nicht nur an der finanziellen Rendite, sondern empfinde die Arbeit mit jungen Menschen als Bereicherung fürs eigene Geschäft. Ausserdem befreie ich mich von Erwartungen, wie etwa, dass die Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer alles perfekt machen und immer derselben Meinung wie ich zu sein haben. Grundsätzlich verstehe ich mich nicht als Geldgeber, sondern als Unterstützer, der die Geschicke der Gründerinnen und Gründer mit seiner Erfahrung und seinem Netzwerk anfangs in die richtigen Bahnen lenkt.

Welche Initiativen wären wünschenswert, um Entrepreneurship in der Schweiz als Karriereweg zu positionieren?

Meiner Meinung nach lagen die Hürden, Unternehmer zu werden, früher höher als heute. Durch die Digitalisierung fallen anfänglich die Betriebsinvestitionen geringer aus als früher. Es gibt inzwischen auch entsprechende Kurse, Netzwerkanlässe und so viel Förderbeiträge wie noch nie. Vielleicht wäre es jedoch sinnvoll, Schülerinnen und Schüler bereits im Lauf der obligatorischen Schulzeit noch intensiver im Rahmen von Projekten unternehmerisch tätig werden zu lassen.

Im November 2020 stellten Sie in einem Interview fest, dass Sie in unseren Breitengraden keine Startups sehen, die künftig im Bereich IT eine führende Rolle übernehmen könnten. Sind Sie weiterhin dieser Meinung?

Ich bin weiterhin dieser Meinung. Zwar besteht kein Zweifel an der Kreativität und am Innovationsgeist von Schweizer Startups. Es gibt auch immer wieder Schweizer «Unicorns». Doch um die Welt in den ganz grossen Themen zu erobern, findet man in der Schweiz einfach zu wenig Risikobereitschaft und Risikokapital.

Wenn Sie heute ein Startup gründen würden, in welche Richtung würde das gehen?

Vielleicht eines, das moderne Technologie dazu nutzt, den Verbrauch natürlicher Ressourcen zu reduzieren. Dies könnte die Welt in ähnlichem Masse verändern wie die Einführung von Computern und der damit verbundenen Digitalisierung.

Das Wirtschaftsmagazin Bilanz schrieb über Sie: «Die USA haben Amazon-Gründer Jeff Bezos, China hat Alibaba-Gründer Jack Ma, und die Schweiz hat Roland Brack.» Wie fühlen Sie sich da?

Geehrt und irritiert zugleich. Einerseits ist es vermutlich anerkennend gemeint, mich mit den erfolgreichen Unternehmern dieser internationalen Handelsimperien zu vergleichen. Andererseits stehen beide Unternehmen auch in der Kritik, zum Beispiel wegen Ausbeutung der Mitarbeitenden oder wegen Ausnutzung ihrer Quasi-Monopolstellung. Da backe ich in der Schweiz lieber etwas kleinere Brötchen.

Klicke hier um auf die Seite von Brack.ch zu gelangen

Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."

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Roland Brack ist der Schweizer Pionier im E-Commerce und Startup-Investor beim TV-Format «Höhle der Löwen Schweiz». Im Interview gibt er Tipps für junge Gründende und nimmt humorvoll Stellung zu seiner Popularität.

Roland Brack, wenn Sie ein Restaurant besuchen, wie reagieren das Personal oder andere Gäste?

(lacht) Beim Reservieren per Telefon muss ich meinen Namen immer noch meistens buchstabieren. Und im Lokal kann es schon vorkommen, dass mich Menschen ansprechen und fragen, ob ich «der» Brack sei. Aber dann widmen sie sich wieder ihrem Tisch und ich meinem. Ich bin ja kein Popstar, und das ist gut so.

Wieso haben Sie die E-Commerce-Plattform brack.ch nach Ihnen benannt und haben Sie je an dieser Namensgebung gezweifelt?

Ich habe als Einzelfirma angefangen. Dabei muss der Nachname Teil des Firmennamens sein. Da brack-consulting.ch nicht gerade sexy zum Eintippen war, bot sich eine Verkürzung auf den Nachnamen an. Klar hätten wir auch irgendeinen sprechenden Namen wie computer-shop.ch oder eine klangvolle Fantasieschöpfung nehmen können. Beides hätte seine Vorteile gehabt, aber bereut habe ich es nie. Heute stehe ich mit meinem Namen für die Leistungen unserer Firma. Das Schnörkellose verleiht uns eine gewisse Bodenhaftung, was von unseren Kundinnen und Kunden ebenfalls sehr geschätzt wird.

Welcher Charakterzug hat massgeblich dazu beigetragen, dass Sie mit brack.ch Erfolg hatten?

Ein gesundes Mass an Pragmatismus. Chancen zu nutzen und zu tun, was in der jeweiligen Situation das Angemessenste ist, ohne zu viel Zeit mit Theorien zur Lösungsfindung zu verschwenden.

Was raten Sie einem jungen Gründerteam, das heute startet?

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es schwierig ist, eine Erstfinanzierung zu erhalten. Habe Mut, etwas auszuprobieren, aus der Komfortzone auszubrechen. Je jünger, desto besser. Beginne wenn möglich als Hobby, dann ist die aufgewendete Zeit noch kostenlos. Und: sei schnell darin, deine Geschäftsidee umzusetzen. Setze Strategien wie Crowdfunding und Growth Hacking ein, um mit limitierten finanziellen Mitteln erstes Kapital und Aufmerksamkeit über Social Media zu erlangen. Recherchiere und nutze die Angebote der kantonalen Wirtschafts- und Standortförderung. Nimm an Veranstaltungen teil, an denen du mit erfahrenen Investoren in Berührung kommst. Oder triff mich in der nächsten Staffel von «Die Höhle der Löwen Schweiz».

Was war das grösste Learning aus Ihrer Zeit im Startup-Dasein?

Dass ich irgendwann nicht mehr alles selber machen konnte und lernen musste, Aufgaben an Leute zu delegieren, die diese ebenso gut oder besser als ich erledigen konnten.

Welche Ziele verfolgen Sie beim Investieren in Startups?

Zwar gilt es, vor einer Investition das Geschäftsmodell zu verstehen und den Businessplan einzuschätzen. Doch letztlich investiere ich in Menschen. Deshalb messe ich den «Return on Investment» nicht nur an der finanziellen Rendite, sondern empfinde die Arbeit mit jungen Menschen als Bereicherung fürs eigene Geschäft. Ausserdem befreie ich mich von Erwartungen, wie etwa, dass die Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer alles perfekt machen und immer derselben Meinung wie ich zu sein haben. Grundsätzlich verstehe ich mich nicht als Geldgeber, sondern als Unterstützer, der die Geschicke der Gründerinnen und Gründer mit seiner Erfahrung und seinem Netzwerk anfangs in die richtigen Bahnen lenkt.

Welche Initiativen wären wünschenswert, um Entrepreneurship in der Schweiz als Karriereweg zu positionieren?

Meiner Meinung nach lagen die Hürden, Unternehmer zu werden, früher höher als heute. Durch die Digitalisierung fallen anfänglich die Betriebsinvestitionen geringer aus als früher. Es gibt inzwischen auch entsprechende Kurse, Netzwerkanlässe und so viel Förderbeiträge wie noch nie. Vielleicht wäre es jedoch sinnvoll, Schülerinnen und Schüler bereits im Lauf der obligatorischen Schulzeit noch intensiver im Rahmen von Projekten unternehmerisch tätig werden zu lassen.

Im November 2020 stellten Sie in einem Interview fest, dass Sie in unseren Breitengraden keine Startups sehen, die künftig im Bereich IT eine führende Rolle übernehmen könnten. Sind Sie weiterhin dieser Meinung?

Ich bin weiterhin dieser Meinung. Zwar besteht kein Zweifel an der Kreativität und am Innovationsgeist von Schweizer Startups. Es gibt auch immer wieder Schweizer «Unicorns». Doch um die Welt in den ganz grossen Themen zu erobern, findet man in der Schweiz einfach zu wenig Risikobereitschaft und Risikokapital.

Wenn Sie heute ein Startup gründen würden, in welche Richtung würde das gehen?

Vielleicht eines, das moderne Technologie dazu nutzt, den Verbrauch natürlicher Ressourcen zu reduzieren. Dies könnte die Welt in ähnlichem Masse verändern wie die Einführung von Computern und der damit verbundenen Digitalisierung.

Das Wirtschaftsmagazin Bilanz schrieb über Sie: «Die USA haben Amazon-Gründer Jeff Bezos, China hat Alibaba-Gründer Jack Ma, und die Schweiz hat Roland Brack.» Wie fühlen Sie sich da?

Geehrt und irritiert zugleich. Einerseits ist es vermutlich anerkennend gemeint, mich mit den erfolgreichen Unternehmern dieser internationalen Handelsimperien zu vergleichen. Andererseits stehen beide Unternehmen auch in der Kritik, zum Beispiel wegen Ausbeutung der Mitarbeitenden oder wegen Ausnutzung ihrer Quasi-Monopolstellung. Da backe ich in der Schweiz lieber etwas kleinere Brötchen.

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Alyssia Kugler

"Interviews mit Startups zu führen, ermöglicht es mir unserer Leserschaft Inspiration, Erfahrungswerte und authentische Einblicke ins Gründerleben und den Unternehmensaufbau zu geben."

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